Schwarmbeben im Krysúvik-System nahe Thermalgebiet Setlun – Über 100 Beben detektiert
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel war gestern aus seismischer Sicht einiges los, denn es gab eine erhöhte Seismizität im Krysúvik-Spaltensystem, in deren Folge mehr als 100 Beben registriert wurden. Die meisten Erschütterungen manifestierten sich westlich des Thermalgebiets Setlun, das ich bei meinem Islandbesuch im letzten Jahr besichtigen konnte. Während die meisten Beben Magnituden kleiner 1 hatten und somit in den Bereich der Mikroseismizität fielen, brachte es der stärkste Erdstoß auf eine Magnitude von 3,0. Das Hypozentrum lag in 5 Kilometern Tiefe. In diesem Tiefenbereich ereigneten sich auch die meisten anderen Beben. Dieser ist typisch für magmatisch bedingte Erschütterungen infolge einer Magmenakkumulation, obgleich in dem Areal in den letzten Monaten keine Bodenhebung detektiert wurde, sondern sogar eine Absenkung. Eine mögliche Trendwende setzte im Februar ein, wobei unklar ist, ob eine vermeintliche Bodenhebung nicht mit der Aktivität bei Svartsengi zusammenhängt.
Im Sommer 2023 hatte sich der Boden bei Krysúvik deutlich gehoben und Vulkanologen rechneten sogar damit, dass sich die Aktivität vom damals noch aktiven Fagradalsfjall-Bereich ins benachbarte Krysúvik-System verlagern würde. Doch wie wir wissen, kam es anders und die Aktivität wanderte ins westlich gelegene Svartsengi-Gebiet, anstatt nach Osten. Gestern bebte es auch im Bereich Fagradalsfjall-Keilir, wo die Eruptionsserie auf Reykjanes 2021 begann.
Einige Erdstöße wurden auch im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe verzeichnet. Die Bebentätigkeit hier lag in etwa auf dem Niveau der Vortage. Das gleiche gilt für die Bodenhebung, die nach einem sehr wahrscheinlich messtechnisch bedingten Rücksetzer weiter anhält. Nach Einschätzung des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson könnte sich eine Eruption um den 20. März ereignen, wobei es natürlich immer sein kann, dass die unterirdische Aktivität stoppt, ohne dass es zu einer weiteren Eruption kommen kann.
Þorvaldur spekuliert in einem MBL-Interview darüber, dass die vulkanische Aktivität auf Reykjanes sogar 200 bis 300 Jahre anhalten könnte – ein Garant dafür, dass es uns Vulkanspottern nicht langweilig wird, insbesondere, da es auch an anderen Stellen auf Island zu Vulkanausbrüchen kommen wird. Ziemlich weit oben auf der Liste möglicher Vulkanausbrüche stehen die Vulkane unter dem Vatnajökull einschließlich der Askja nördlich des Gletschers.