Island: Schwarmbeben bei Blafjöll

Schwarmbeben bei Blafjöll – Unterschiedliche Angaben zur Erdbebenanzahl

Bei den Blauen Bergen südwestlich der isländischen Hauptstadt Reykjavik manifestierte sich letzte Nacht ein Erdbebenschwarm. Die Angaben über die Anzahl der Erdbeben weichen leicht voneinander ab: Während das Isländische Wetteramt (IMO) etwa zwei Dutzend Erschütterungen registrierte, verzeichnete Vafir.is fast doppelt so viele. Bláfjöll ist eine Ansammlung vulkanischer Erhebungen am Rand einer Eruptionsspalte, die zum Brennisteinsfjöll-System gehört und sich in der Nähe des Geothermalgebiets Hveradalir befindet. Dieses Geothermalgebiet stand in den letzten Monaten wiederholt in den Schlagzeilen, da eine Zunahme geothermischer Aktivität beobachtet wurde. Auch die Beben bei Bláfjöll sind kein neues Phänomen; hier traten bereits in der Vergangenheit Schwarmbeben auf, was Spekulationen weckte, ob auch das Brennisteinsfjöll-System im Zuge der erhöhten vulkanischen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel wieder aktiv werden könnte. Der letzte Ausbruch in diesem System datiert auf das Jahr 1341. Er war zugleich der letzte auf der Reykjaneshalbinsel, bevor 2021 der Fagradalsfjall aktiv wurde. Im Areal der aktuellen Erdbeben kam es um das Jahr 1000 zu einer Eruption.

Der Ausbruch von 1341 verursachte starke Schwefeldioxid-Emissionen, und laut einem Wikipedia-Eintrag gibt es Spekulationen, dass dieser Ausbruch ein Jahr später, also 1342, zum Magdalenenhochwasser in Mitteleuropa beigetragen haben könnte. Im Juli desselben Jahres kam es zu einer Serie schwerer Überflutungen in mehreren Flussgebieten, bei denen vielerorts historische Höchstwasserstände erreicht wurden. Dieses Hochwasser gilt möglicherweise als das verheerendste des gesamten 2. Jahrtausends im mitteleuropäischen Binnenland. Interessant, ob es nicht auch eine Parallele zu den ungewöhnlichen Hochwasserereignissen gibt, die wir in letzter Zeit erleben? Seit 2021 gab es auf Island ja einige Vulkanausbrüche mit hohen Schwefeldioxid-Emissionen. Auch der Hunga-Tonga-Ha’apai-Ausbruch Anfang 2022 hatte globale Auswirkungen auf das Klima.

Doch zurück zu Bláfjöll: Westlich der vulkanischen Bergkette liegt das Geothermalkraftwerk Hellisheiði, das im Verdacht steht, durch die Verpressung von Wasser in Bohrlöchern Erdbeben auszulösen. Allerdings befinden sich im aktuellen Erdbebengebiet keine Bohrungen.