Rotglut an einigen Stellen – Bodenhebung hält an
Heute sieht man auf den Livecams noch einige Stellen entlang der Eruptionsspalte, an denen Rotglut vorhanden ist. Aus Fumarolen treten zudem brennende Gase aus. Es ist also noch heiß im Untergrund. Tatsächlich bieten die Livecams nur Fernblicke, aus der Nähe betrachtet könnte die Aktivität stärker sein, als es den Anschein hat. Anhand der geophysikalischen Parameter, insbesondere des rückläufigen Tremors, lässt sich das aber nicht bestätigen.
Eine Sattelitenaufnahme von vorgestern zeigt, dass bereits wenige Stunden nach Eruptionsbeginn nur noch zwei Stellen entlang der Spalte aktiv waren. Der größte Teil des 3,7 Quadratkilometer großen Lavafelds war bis dahin schon generiert worden. Nachmittags war noch ein Lavastrom aktiv, der sich einige hundert Meter vom Schlot entfernte. Insgesamt war es schon erstaunlich, wie kurzlebig die eruptive Hauptphase des Ausbruchs war und wie schnell der Ausbruch an Schwung verloren hat.
Heute scheint die Erdbebenaktivität entlang des magmatischen Gangs gering zu sein, wobei unklar ist, ob IMO bereits alle Beben in seiner Shakemap anzeigt. Dafür kristallisiert sich allerdings immer mehr heraus, dass die Bodenhebung weitergeht, und zwar nicht nur bei Svartsengi, sondern auch an Messstationen entlang des magmatischen Gangs. Magma steigt also aus der Tiefe weiterhin im gleichen Tempo auf wie vor der Eruption und verteilt sich entsprechend im Fördersystem.
Die isländischen Forscher rücken nun mehr und mehr von der Vorstellung eines Sills unter Svartsengi ab. An seiner Stelle tritt das Bild eines größeren Magmenkörpers, der ein deutlich größeres Volumen an Schmelze fassen kann als ein flacher Sill. Eigentlich eine klare Vorstellung, denn seit 2020 kam es in der Region immer wieder zu Phasen mit Bodenhebung. Die aktuell eruptierte Lava war weiter differenziert als die meisten Laven, die am Fagradalsfjall gefördert wurden. Ein Indiz dafür, dass es sich länger in der Erdkruste befand und Zeit zur Reifung hatte. Denkbar wäre auch, dass sich der Sill oberhalb eine größeren Magmenkörpers bildete, der vielleicht 2-3 Kilometer tiefer als der Sill liegt.
Heute wurde wieder eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht. Das Eruptionsrisiko für Grindavik wurde herabgestuft und den Anwohnern soll heute tagsüber wieder das Betreten der Stadt gestattet werden.