Island: Neuer Ausbruch wird wahrscheinlicher

Bestehende Eruption fast aus – Neuer Vulkanausbruch wird immer wahrscheinlicher

Seit Tagen schwächelt die Eruption am neu gebildeten Sundhnukur-Krater, und es sieht fast so aus, als würde sie bald erlöschen, zumindest was die sichtbare Aktivität betrifft. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Eruption in absehbarer Zeit, anstatt dass sich die bestehende verstärkt. In einem MBL-Interview bestätigte Magnús Tumi Guðmundsson, Professor für Geophysik an der Universität Reykjavik, diese Hypothese.

Die bestehende Eruption zeigt nur noch nachts eine schwache Rotglut in Form von angeleuchteten Gaswolken, die aus dem Hornito im Krater entweichen. Währenddessen hält die Bodenerhebung unter Svartsengi an und zeigt nur geringe Schwankungen: Zwar schien es in den letzten Tagen eine minimale Beschleunigung der Bodenhebung zu geben, doch die letzten Werte verzeichneten wieder einen Rückgang. Es stellt sich erneut die Frage, ob es sich lediglich um ein messtechnisches Phänomen handelt oder ob dies Anzeichen dafür sind, dass die Aufnahmekapazität des Magmenkörpers erschöpft ist und der steigende Druck im Magmenkörper den Aufstieg weiterer Schmelze behindert.

Laut Magnús Tumi Guðmundsson sollen sich seit dem 16. März im Magmenkörper inzwischen 13 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, wobei zu berücksichtigen ist, dass während der Initialphase der jüngsten Eruption wahrscheinlich nur ein Teil des Magmas ausgestoßen wurde, das seit letztem Herbst aufgestiegen war.

Der Professor warnt eindringlich davor, sich der Sundhnukur-Kraterreihe zu nähern, da er mit einem neuen gewaltigen Spaltenausbruch rechnet, anstatt nur mit einer Verstärkung der Eruption, die scheinbar nach und nach zu ihrem Ende kommt. Ein neuer Spaltenausbruch könnte 1000 Mal mehr Energie entfalten als die Aktivität, die wir in den letzten Wochen am Krater beobachten konnten. Ein solcher Ausbruch könnte ohne lange Vorwarnzeit beginnen, und es ist unklar, ob Schaulustige im Eruptionsgebiet dann noch sicher fliehen können.

Dennoch meint Magnús Tumi, dass erfahrungsgemäß genügend Zeit zur Evakuierung von Grindavík und der Blauen Lagune vorhanden sein sollte, doch niemand dürfe sich vor Ort aufhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in einem solchen Szenario keine Einsatzkräfte mehr hingehen würden, um Vulkanspotter zu evakuieren.