Bodenhebung und Erdbeben halten an – Neuer Vulkanausbruch wird immer wahrscheinlicher
Bodenhebung und Erdbebentätigkeit sind auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weiterhin erhöht. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 188 Erschütterungen. Die meisten davon manifestierten sich entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. So ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auch am höchsten: Seit der Gangbildung vom 10. November hob sich der Boden an der Messstation SENG um mehr als 600 mm an! Seit der letzten Eruption am 8. Februar waren es 120 mm. Das entsprechen fast 10 Millionen Kubikmeter Magma, die sich im Untergrund akkumuliert haben. Die letzten Events (Gangbildung oder Eruption) starteten bei einer Magmenansammlung zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmetern. So muss man nun jederzeit mit einem vergleichbaren Ereignis rechnen. Aber natürlich stecken wir alle nicht selbst im Erdboden fest und wissen nicht genau, was da unten vor sich geht. So könnte sich auch noch über längere Zeit Magma ansammeln, bevor es raus will, oder der Magmenaufstieg versiegt, was ich aber für weniger Wahrscheinlich halte. Nach allem, was die Experten an Wissen zusammengetragen haben, sieht es so aus, als würde man sich auf Island auf eine lang anhaltende Tätigkeitsphase einstellen müssen. Sie könnte mehrere Jahrzehnte andauern und auch auf andere Spaltensysteme übergreifen. Momentan halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass wieder das Fagradalsfjallsystem in die Eruptionen einstimmen wird, denn hier gab es in den letzten Tagen wieder einen Anstieg der Seismizität und auch eine leichte Bodendeformation.
In den letzten Stunden ereigneten sich einige Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla. Hier wurden 10 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9. Am Grimsvötn gab es zwei Beben mit den Magnituden 2,7 und 2,6.
Bodenhebung am Vatnajökull infolge von Eisschwund
Der gesamte Bereich des Vatnajökulls, unter dem mehrere große Zentralvulkane liegen, hebt sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 Millimeter, worüber ich bereits am Montag geschrieben hatte. Nun ist in den sozialen Medien das zugehörige Interferogramm aufgetaucht. Vulkanologe Thorvaldur Þórðarson hält es für gut möglich, dass die Bodenhebung durch eine gesteigerte Tätigkeit des Islandmantelplumes verursacht wird. Dem widersprach nun ein anderer Forscher: Sigurjón Jónsson meint, dass die großflächige Landhebung eher durch eine Verringerung der Eislast des Gletschers verursacht wird.
Thorvaldur Þórðarson war es übrigens auch, der in einem Interview meinte, dass heute mit einem neuen Vulkanausbruch bei Svartsengi zu rechnen sein soll. Nun, ein paar Stunden haben wir noch, um die Prognose wahr werden zu lassen.