Island: Magma-Art änderte sich

Vulkan Sundhnukur bleibt aktiv – Eruptionsverhalten und Magma-Art änderten sich

In den letzten zwei Tagen war das Wetter auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel schlecht: Wolken und Nebel zogen über das Land hinweg und gaben nur kurze Blicke auf die Eruption an der Sundhnúkur-Spalte frei, sodass eine genaue Einschätzung der Lage schwierig war. Tatsächlich kann man bei besserem Wetter nun beobachten, dass die Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert, wenigstens in Bezug auf das, was wir auf den Livecams sehen können. An der Basis des aktiven Kraterkegels hat sich im Bereich des Ablaufkanals ein Lavapool gebildet, dessen Pegel im Zeitverlauf um mehrere Dezimeter schwankt. Der Lavaspiegel steigt bis zur Oberkante des Beckenrands und versucht sich manchmal an einem Überlauf, was nicht so richtig klappt. Dann fällt der Pegel wieder und es kommt zeitweise zu Lavaspattering aus mehreren Öffnungen, wenn die Lava in einem Tunnel verschwindet. Ob hier aktiv Lava aufsteigt oder ob es nur zu starken Entgasungen kommt, die das Lavaspattering auslösen, ist nicht eindeutig zu erkennen. Generell scheint die Schmelze zäher zu sein als zuvor und fließt nicht mehr so schnell ab. Das ist ein Indiz dafür, dass nicht nur weniger Lava gefördert wird, sondern dass sich auch ihr Chemismus geändert hat.



Neue chemische Analyse von Lavaproben deuten veränderte Magma-Art an

Diese Hypothese wird durch neue Untersuchungen von Lavaproben bestätigt, die gestern Abend von der Universität Reykjavik veröffentlicht wurden. Demnach hat sich das Verhältnis der Konzentrationen von Kaliumdioxid zu Titandioxid verschoben und generell wurde eine geringere Konzentration dieser Oxide nachgewiesen, als es noch bei der letzten Analyse der Fall war. Geowissenschaftler Ol­geir Sig­mar­sson vom Institut für Geowissenschaften an der Universität von Island erklärte gegenüber der Zeitung MBL, dass der Chemismus der Lava nun näher an dem liegt, was während der ersten Eruptionsphase des Fagradalsfjall-Vulkans im Jahr 2021 gefördert wurde. Das zugrunde liegende Magma war älter als die Schmelze späterer Eruptionen und verweilte länger in einem Speicherreservoir als andere Magmen. Mit anderen Worten wird jetzt sehr wahrscheinlich Lava gefördert, deren Magma älter ist als zuvor. Es könnte sich also um eine Restschmelze handeln, die darauf hindeutet, dass sich etwas im Untergrund geändert hat. Hier gibt es zwei Szenarien: Der flache Magmenkörper unter Svartsengi ist fast leer und pumpt alte Restschmelze vom Boden des Reservoirs nach oben, oder der Aufstiegskanal von diesem Reservoir ist abgeschnitten und es läuft Schmelze aus einem anderen Speichersystem aus. Hier könnte ich mir vorstellen, dass Schmelze aus älteren Gangbildungen abfließt. Ähnliches wurde ja bereits während der Endphase der März-Eruption vermutet.

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson ist der Meinung, dass die veränderte Schmelzzusammensetzung anzeigt, dass sich die Eruptionsphase an der Sundhnúkur-Kraterreihe ihrem Ende zuneigt. Er erklärt, dass zu Beginn der Eruption am Fagradalsfjall altes Magma gefördert wurde, das sich schon vor Beginn der Hebungsphase im Jahr 2020 dort angesammelt haben könnte. Als der Ausbruch dann losging, wurde die alte Schmelze vor der neuen hergetrieben, wobei wohl ein Teil der alten Schmelze im Reservoir verblieb. Diese Restschmelze tritt nun aus.

Allerdings geht der Forscher nicht darauf ein, dass wir wieder Bodenhebung unter Svartsengi sehen und offenbar weiterhin Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper in den kleineren und flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi aufsteigt. Die Hebungsrate ist aber noch geringer als wir es im April gesehen haben.