Island: Lavaüberlauf aus neuem Krater am 7. April

Verstärkter Schub ließ Lava aus dem Krater überlaufen – Parallelen zur Fagradalsfjall-Eruption

Gestern Nachmittag begann gegen 15:00 Uhr Lava über den Rand des neuen Kraters auf der Sundhnúkar-Spalte überzulaufen. Außerdem nahm die Höhe des Lavaauswurfs deutlich zu. In den Tagen zuvor schloss sich die offene Südwestflanke des Kegels, durch die zuvor die Lava abfließen konnte. Dadurch nahm der Gegendruck durch die Auflast der Lavasäule im Förderschlot zu, so dass die Aktivität nachließ. Da aber weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt, überschreitet der Druck im Fördersystem nach einiger Zeit die Auflast, so dass vermehrt Magma aufsteigen kann und es zum Überlauf kommt. Dieser Prozess kann sich nun stetig widerholen.

Das Seismogramm zeigte während des Lavaüberlaufs eine Zunahme schwacher Erdstöße und eine kleine Tremorspitze. Große Fluktuationen blieben aber aus. Gegen 21:45 Uhr endete der Lavaüberlauf. Danach sah man auf der Livecam, dass ein Lavastrom in Richtung Norden floss. Bislang bahnte sich die Schmelze ihren Weg in südlicher Richtung.

Dieses Verhalten erinnert an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, als es im weiteren Verlauf Pulse gab, die mehrere Hundert Meter hohe Lavajets erzeugten. Einige Wochen später reichte der Gasdruck nicht mehr aus, um solche Jets zu generieren, aber dann kam es zu einem intervallartigen Verlauf der Eruption, bei dem sich Pausen mit Lavaüberläufen abwechselten. Es ist zwar nicht gesagt, dass es sich diesmal genauso verhalten wird, doch eine Tendenz dazu ist gegeben. Die aktuelle Eruption ähnelt der ersten Fagradalsfjall-Eruption dahingehend, dass nach der Initialphase, bei der der magmatische Gang leerlief, die Schmelze direkt aus einem tiefen Magmenreservoir in der Asthenosphäre aufsteigt und am Vulkan austritt.

Interessant ist die widersprüchliche Aussage zweier isländischer Vulkanologen, die bei MBL nachzulesen ist. Ármann Höskuldsson sagte, dass die Veränderung ein Zeichen dafür sei, dass die Kraft des Ausbruchs nachgelassen habe. Er sagt das Ende des Ausbruchs in dieser Woche voraus. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, der Ausbruch könne noch mehrere Wochen andauern. Die beiden populären Vulkanologen lagen in den letzten Wochen mit ihren Prognosen häufig daneben. Ármann war es, der bereits vor Ostern meinte, dass die Eruption die Feiertage nicht überleben würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Þorvaldur Recht behalten könnte. Wissenschaftlich zu belegen sind beide Prognosen allerdings nicht. Sie basieren bestenfalls auf Erfahrungswerten.