Lavastrom umfließt Grindavik entlang der Barrieren – Schutzwälle halten
Die heute Mittag begonnene Eruption auf Island hält an, hat sich nach einer sehr starken Initialphase inzwischen aber deutlich abgeschwächt. Trotzdem ist noch eine große Menge Lava unterwegs, die im Nordosten von Grindavik auf die Schutzwälle getroffen ist. Sie haben den schnell fließenden Lavastrom umgeleitet, so dass er die Stadt entlang der Befestigungsanlage aus Erdwällen, die Grindavik in einem Halbkreis umgeben, umfloss. Die Lava erreichte den westlichen Stadtrand, wo sich die Antennenanlage befindet. Diese ist ebenfalls durch einen Erdwall geschützt. Der Lavastrom befindet sich in relativer Nähe zur Küste, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Ocean Entry kommen wird. Der Lavastrom überquerte zwischen Thorbjörn und Grindavik die Hauptstraße und unterbrach sie zum dritten Mal. Es ist der fünfte Vulkanausbruch der Serie.
Das IMO veröffentlichte mittlerweile erste Daten zum Geschehen. Demnach betrug die Gesamtlänge der Hauptspalte 3,4 Kilometer. Ihr Südende reichte bis ca. 1 Kilometer an die Schutzwälle im Nordosten von Grindavik heran. Die Förderrate betrug zu Anfangs ca. 2000 Kubikmeter pro Sekunde. Westlich des zuletzt aktiven Kraters der Eruption vom 16. März öffnete sich ein weiteres Spaltensegment. Hier soll die Förderrate ca. 1000 Kubikmeter pro Sekunde betragen haben. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass es die stärkste Anfangsphase der Eruptionen dieser Serie war.
Das Südende der Hauptspalte hat seine Aktivität inzwischen fast eingestellt. In der Schlussphase kam es zu einer Serie von Explosionen, die hellbraun gefärbte Asche aus fragmentierter Lava älteren Datums ausgeblasen haben, aber auch frische Tephra und Wasserdampf. Hier könnte es zur Bildung von Gaspistons gekommen sein, als der magmatische Gang leer lief. Es ist auch möglich, dass Grundwasser in Kontakt mit Lava kam und die Explosionen so entstanden sind.
Auch der nördliche Spaltenteil hat seine Aktivität schnell reduziert. Ich schätze die Länge des noch aktiven Spaltensegments auf ca. 800 m. Die höchsten Lavafontänen gibt es nördlich des größten Kraters der März-Eruption. Der Krater selbst ist aber nicht mehr aktiv.
Die Seismizität hat ebenfalls schnell nachgelassen. Das Gleiche gilt für den Tremor, der sich im Sturzflug befindet. Man kann damit rechnen, dass die Aktivität weiter abnimmt. Unklar ist, ob es eine kurzlebige Eruption wird, wie es bei den ersten Ausbrüchen der Fall war, oder ob sich die Aktivität auf niedrigem Niveau stabilisieren wird, so wie es beim März-Ausbruch der Fall war, der ja erst am 9. Mai endete.