Eruption auf Island hält an – Geoforscher widersprechen sich in Zeitungsinterviews
Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält an und weiterhin strömt Lava aus dem größten Krater, der sich im Laufe der letzten beiden Eruptionen auf der Sundhnukar-Kraterreiche gebildet hat. Der Kraterkegel hat eine respektable Höhe erreicht, und es spritzt nur selten glühende Tephra über den Kraterrand. Dafür quillt an der Basis des Kegels Lava heraus, die überwiegend in Richtung Norden fließt und ungefähr bis zum Hügel Sýlingafell strömt. Dort akkumuliert sich die Lava und es bildet sich ein neuer Lavateich. Das Lavafeld in Kraternähe wird immer mächtiger.
Die seit letzter Woche zu beobachtende Bodenhebung bei Svartsengi tritt in den Verlaufskurven der GPS-Messungen immer weiter hervor. Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson meinte in einem MBL-Interview, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass sich der Zustrom vom Schmelze in das flach gelegene Reservoire unter Svartsengi seit Eruptionsbeginn verlangsamt hätte. Damit widerspricht er den Aussagen des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, der am Vortag in einem Interview gesagt hatte, dass er berechnet hätte, dass der Magmenszustrom beständig schwächer werde und vermutlich Ende August/Anfang September zum Erliegen käme und damit die Eruptionen im Svartsengigebiet aufhören würden. Dafür sieht Magnús Tumi keine Anzeichen. Er schließt zwar nicht aus, dass die Eruption Ende des Somemrs enden könnte, meint aber auch, dass sie auch im nächsten Jahr noch anhalten könnte. Er vergleicht die aktuellen Vorgänge auf Reykjanes mit den letzten historischen Eruptionen im 13. Jahrhundert. Damals kam es zu eruptiven Phasen an drei Spaltensystemen, und wenn man die geförderte Lavamenge mit jener der aktuellen Eruptionen und Intrusionen am Fagradalsfjall und Svartsengi vergleicht, wurde etwa die Hälfte der Magmenmenge von damals eruptiert.
Konkret wurden bei der aktuellen Eruptionsphase innerhalb von 7 Monaten 70 bis 80 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert. Bei der größten Intrusion am 10. November drangen 100 Millionen Kubikmeter Magma in den Untergrund ein und sorgten zur bekannten Riftingepisode nebst Gangbildung. Auf die Größe der anderen Gangbildungen geht Magnús Tumi nicht näher ein. Konsens scheint darin zu bestehen, dass beide Wissenschaftler die aktuelle Eruption für die stärkste bei Sundhnukur halten, und dass jede bisherige Eruption immer etwas stärker war als die vorangegangene. Mal sehen, ob sich dieser Trend fortsetzen wird.
Übrigens forschen beide hier genannte Geowissenschaftler an der Universität von Reykjavik.