Während Erdbeben und Bodenhebung auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weitergehen, gibt es unterschiedliche Prognosen für den weiteren Verlauf der Aktivität. Bei so vielen unterschiedlichen Meinungen wird letztendlich eine zutreffen.
Isländischer Geowissenschaftler prognostiziert eine Verlagerung der magmatischen Aktivität auf Reykjanes nach Westen
Vulkanologieprofessor Ármann Höskuldsson sprach mit MBL und sieht eine Verlagerung der Inflation in Richtung Westen. Er prognostiziert, dass es im Herbst wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch bei der Eldvörp-Kraterreihe kommen wird. Diese befindet sich gut 8 Kilometer südwestlich der bis jetzt aktiven Sundhnúka-Kraterreihe, die wiederum gut 2600 m östlich des Magma-Hauptaufstiegsgebiets bei Svartsengi liegt. Dort kommt das Magma offenbar nicht direkt zur Oberfläche durch, da es eine stabile Deckschicht gibt und es für das Magma bis jetzt einfacher zu sein scheint, zur Seite auszuweichen. Sollte das Magma wirklich bei Eldvörp durchbrechen, dann rechnet der Vulkanologe mit einer länger anhaltenden Eruption, ähnlich wie jene, die wir am Fagradalsfjall sahen.
Mit neuen Eruptionen am Fagradalsfjall rechnet Höskuldsson momentan nicht, da in diesem Gebiet die Inflation zu klein sei. Dass es dort zu Eruptionen gekommen ist, soll den anfänglichen Spannungen am Rand zwischen der amerikanischen und eurasischen Erdkrustenplatte geschuldet sein.
Eruptionsserie könnte im Herbst enden
Während Ármann einen Shift in der Ausbruchslokalität sieht, sagen zwei andere isländische Forscher voraus, dass es nun immer länger dauert, bis es zu Eruptionen kommt. Haraldar Sigurðsson und Grím Björnsson sehen eine lineare Abnahme des Magmenaufstiegs und gehen davon aus, dass die Aktivität im Spätsommer oder Herbst enden wird. Diese Prognosen diskutierten die Forscher im isländischen Fernsehen und wurden vom Onlinemagazin VISIR aufgegriffen.
Natürlich gibt es auch noch eine dritte Stimme, die meint, dass wir in den nächsten Tagen eine neue Eruption im Svartsengi-Gebiet erleben werden, so Böðvar Sveinsson gegenüber MBL. Die Anzeichen dafür sind durchaus gegeben: Gestern meldete IMO gut 70 Erschütterungen im Rift bei Svartsengi und der Boden hebt sich weiter an.
Darüber hinaus wurde auch ein Beben M 3,2 am Westrand der Bardarbunga-Caldera registriert, die sich unter dem Vatnajökull befindet. Doch hier rechnet man nicht mit einem bevorstehenden Vulkanausbruch.