Mehrere Erdbeben im Bereich vom Vatnajökull – Auch Askja betroffen
Datum 27.11.24 | Zeit: 03:16:05 UTC | Koordinaten: 64.664; -17.444 | Tiefe: 1,9 km | Mb 3,6
Während alle Augen auf die Geschehnisse auf der Reykjanes-Halbinsel gerichtet sind, geht die Erdbebenaktivität im Bereich des Vatnajökulls weiter: In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 42 Erschütterungen im Areal des größten europäischen Gletschers. Viele der Beben manifestierten sich im Bereich von Bardarbunga. Dort gab es gestern – wie bereits kurz erwähnt – ein Erdbeben der Magnitude 3,6, mit einem Hypozentrum in 1,9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km ost-nordöstlich des Zentrums der Bárðarbunga-Caldera verortet. Heute gab es dort einen Erdstoß Mb 2,4. Auch im Bereich von Grimsvötn bebte es. Die Bodendeformation dort, über die ich im letzten Monat berichtete, hat sich wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Anders sieht es mit der Bodenhebung an der Askja aus, die zwar in ihrer Geschwindigkeit deutlich nachgelassen hat, aber immer noch zugegen ist. Erdbeben gibt es dort auch, wobei sich die Mehrzahl der Erschütterungen in der Nähe des Tafelvulkans Herðubreið abspielte.
In diesem Kontext erschien Mitte Oktober bei Reuters ein interessanter Artikel, der die seismische Aktivität der Askja zum zentralen Thema hatte, die durch Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation unter dem Vulkan zustande kommt. IMO-Forscher gehen davon aus, dass sich unter dem Vulkan gut 43 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Das Magma soll bis auf 3 Kilometer unter der Oberfläche vorgedrungen sein. Dennoch kann kein Forscher den Zeitpunkt einer möglichen Eruption festlegen. Tatsächlich lässt sich bis jetzt nicht sagen, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird.
In diesem Kontext wurde diskutiert, ob das beschleunigte Abschmelzen der isländischen Gletscher zu einer verstärkten eruptiven Tätigkeit führen könnte. Während des Rückgangs der Gletscher und Eiskappen am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 bis 10.000 Jahren stieg die vulkanische Aktivität dramatisch an, mit Eruptionsraten, die 30- bis 50-mal höher waren als zuvor. Lavaströme formten die Insel um und Asche regnete auf die Umgebung. Heute schmelzen Islands Gletscher erneut rapide aufgrund des Klimawandels. Mit einem Verlust von 16 % des Gletschervolumens in den letzten 130 Jahren und weiteren prognostizierten Rückgängen bis zum Jahrhundertende könnten ähnliche vulkanische Reaktionen ausgelöst werden, denn bis heute sind viele der isländischen Zentralvulkane von Gletschern bedeckt, die unter einem massiven Masseverlust leiden. Die Theorie hinter diesen Befürchtungen ist, dass die Auflast des Gletschergewichts Magma im Untergrund hindert, final aufzusteigen und zu entgasen, was letztendlich Eruptionen verhindert. Schmilzt das Eis, kommt es zu einer Druckentlastung, wodurch das im Magma gelöste Gas schlagartig entweichen kann, mit dem Resultat, dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. So könnte der Klimawandel zu einem Anstieg der eruptiven Tätigkeit führen. So könnte der Klimawandel zu einer erhöhten Vulkanaktivität führen. Leute, lasst uns die Gletscher schneller schmelzen!
Die aktuelle Eruptionsphase auf der weitestgehend eisfreien Reykjaneshalbinsel sollte hiervon allerdings unabhängig sein.