Erhöhte Seismizität und steigendes Ausbruchsrisiko auf Reykjaneshalbinsel in Island
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist die Seismizität erhöht, was zum einen das Gebiet um die vulkanische Erhebung Blafjöll als auch das Svartsengigebiet betrifft. Während der starke Erdbebenschwarm bei den Blauen Bergen langsam abebbt, nimmt die Erdbebenhäufigkeit bei Svartsengi zu. Allerdings handelt es sich dort bislang noch nicht um einen Erdbebenschwarm, sondern um vereinzelt auftretende Erdbeben. Würde man nicht bereits eine leichte Steigerung der Seismizität als Indikator eines bevorstehenden Ausbruchs ansehen, wären die Beben keine Meldung wert, doch da die einen einer Eruption entgegenfiebern und die anderen sich vor dieser fürchten, verhält es sich momentan anders. Konkret manifestierten sich entlang der Sundhnukur-Kraterreihe innerhalb von 24 Stunden 5 schwache Erschütterungen, bei vermutlich anhaltender Bodenhebung. Vermutlich deshalb, weil der Graph der GNNS-Messwerte ein wenig Achterbahn fährt und kein klares Bild der Situation liefert.
Die Modellberechnungen der Forscher von IMO deuten darauf hin, dass das aufgestiegene Magmavolumen mittlerweile dem Volumenverlust des letzten Eruptionsereignisses entspricht. Basierend auf früheren Eruptionsmustern steigt damit die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Gangbildung und möglicherweise eines Vulkanausbruchs.
Ein weiteres Merkmal dieser Entwicklung ist, dass vor dem nächsten Ausbruch möglicherweise keine signifikante seismische Aktivität auftreten wird, weshalb man auf die einzelnen Erdbeben genau achtet. Vor den letzten Eruptionen setzte erst wenige Minuten vor der Spaltenöffnung eine seismische Krise ein, was die Vorwarnzeit minimierte. Eine Vorwarnung ist für die Arbeiter des Geothermalkraftwerks und für Angestellte und Besucher des Thermalresorts Blaue Lagune aber wichtig, um sich ggf. in Sicherheit bringen zu können. Auch Grindavik ist für Anwohner und Besucher wieder offen und ist im Falle einer Eruption gefährdet.
Wetterbedingungen könnten Überwachung erschweren
Für die kommenden Tage wird ab dem 30. Januar mit stürmischem Wetter gerechnet. Insbesondere im Süden und Westen Islands werden starke Winde, Regen und ein Temperaturanstieg erwartet. Diese ungünstigen Wetterbedingungen könnten die Empfindlichkeit des Überwachungsnetzes beeinträchtigen und damit die Reaktionszeit auf einen möglichen Ausbruch verzögern.
Übrigens ereigneten sich in den letzten 48 Stunden auf ganz Island 328 Erschütterungen. Die meisten dieser Beben standen mit dem Schwarm nordwestlich von Blafjöll im Zusammenhang, der von IMO bei Litla Kaffistofan verortet wurde. Es gab aber auch Erdbeben abseits von Reykjanes, etwa beim Grjotarvatn, dem Herdubreid, im Vatnajökull-Gebiet und bei Torfajökull.
Besondere Aufmerksamkeit genießt der Bardarbunga. Hier fordert ein weiterer isländischer Vulkanologe, dass dieser Vulkan sehr sorgfältig überwacht wird. Als Grund hierfür führt er an, dass von diesem Vulkan die mächtigsten Eruptionen des Postglazials ausgingen.