Island: Erdbeben M 4,3 am Grimsvötn

Gletschervulkan Grimsvötn wird von stärkstem Erdbeben seit Aufzeichnungsbeginn erschüttert – Gletscherlauf möglich

Datum 11.01.2024 | Zeit: 06:53:1 UTC | Lokation: 64.421 ;  -17.256 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,3

Heute Morgen manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe detektiert. Das Epizentrum lag 2.0 km nordnordöstlich von Grímsfjall. Laut IMO handelte es sich um den stärksten Erdstoß am Grimsvötn seitdem die Messungen begonnen wurden.

Die Bodenhebung ist seit einigen Tagen rückläufig und im Zusammenhang mit den Erdbeben meinen die IMO-Forscher, dass ein Gletscherlauf begonnen haben könnte. Unter dem Eis am Vulkan gibt es mindestens 2 Kavernen, in denen sich geothermal verursachtes Schmelzwasser sammelt. Wenn die Kavernen kein Wasser mehr fassen können und der Druck in ihnen zu groß ist, fließt das Wasser plötzlich ab und es kommt zu einem Gletscherlauf. Die plötzliche Druckentlastung auf den Boden könnte dann einen Ausbruch des Vulkans triggern. Tatsächlich sieht der Tremorgraph (sieh Artikel unten) so aus, als würde schwacher Tremor registriert werden.

Die Forscher beobachten den Vulkan genau und suchen nach weiteren Hinweisen für einen Gletscherlauf. Das Wasser in den abführenden Flüssen fängt an zu steigen und ändert seine elektrische Leitfähigkeit. Das gilt als Frühindikator, bevor die eigentliche Flut die Gletscherfront erreicht hat. Gletscherläufe (Jökulhlaup) sind auf Island gefürchtet, da sie großes zerstörerisches Potenzial haben. Selbst wenn sich meistens keine Orte im Bereich der gefährdeten Flüsse befinden, zerstören Jökulhlaups regelmäßig Straßen und Brücken. Besonders gefährdet ist ein Teil der östlichen Ringstraße im Bereich des Vatnajökulls.

Aber auch andere Vulkane können Gletscherläufe erzeugen, besonders wenn es zu einem subglazialen Vulkanausbruch kommt. Ein Kandidat ist die Katla. Der Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull war heute ebenfalls Schauplatz einiger Erdbeben.

Seismizität auf Reykjanes hat wieder zugenommen

Die Seismizität zog auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel wieder an. Die Bodenhebung geht weiter, auch wenn manche Datenanalysten meinen, sie hätte nachgelassen. Diskutiert wird insbesondere ein Negativsprung des letzten Messwerts bei Eldvörp: Da sowohl vor dem Rifting-Event am 10. November als auch vor dem Ausbruch am 18. Dezember ein vergleichbares Muster wie jetzt auftrat, könnte der erwartete Ausbruch wieder einmal bevorstehen. Nur leider scheint sich auch dieser Vulkan nicht unbedingt an wiederkehrende Muster zu halten.