Island: Ein Vulkansystem im Westen könnte erwachen

Erdbebenserie im Westen Islands schürt Befürchtungen zum Erwachen des Vulkansystems Ljósufjöll

Im Zuge meiner Berichterstattung über die erhöhte Erdbebentätigkeit auf Island, die wir am Wochenende beobachten konnten, erwähnte ich eine Erdbebenserie im Westen der Insel, etwa dort, wo die Snæfellsnes-Halbinsel beginnt. Nicht nur mir sind diese Erdbeben aufgefallen, sondern auch anderen Journalisten und Geowissenschaftlern auf Island. Die isländische Medienseite RUV veröffentlichte daraufhin einen Artikel, der die Vorgänge auf der Snæfellsnes-Halbinsel genauer beleuchtet und den ich als Grundlage für weitere Recherchen nutzte.

Seit Samstag wurden in der Region Grjótárvatn nördlich von Borgarnes 14 Erdbeben mit einer Magnitude über 1 registriert. Das stärkste dieser Beben ereignete sich gestern Nachmittag mit einer Magnitude von 2,6. Die Beben traten im Bereich des Vulkansystems Ljósufjöll auf, das sich im Schatten der gleichnamigen Bergkette auf Snæfellsnes erstreckt und sich über viele Kilometer in Ost-West-Richtung ausdehnt.

Die Vulkansysteme in Westisland und auf der Snæfellsnes-Halbinsel, darunter Ljósufjöll, Helgrindur und Snæfellsjökull, waren in den letzten 10.000 Jahren aktiv und gelten somit nicht als erloschen. Auch nach der Eiszeit kam es in diesen Gebieten zu kleineren und mittelgroßen Lavaausbrüchen, zum Beispiel bei Eldborg in Hnappadalur und Grábrók in Bifröst.

In der Neuzeit ist das Vulkansystem Ljósufjöll insgesamt 23 Mal ausgebrochen, wobei die meisten Eruptionen in den Tälern Hnappadalur und Hítardalur stattfanden.

Die aktuelle Erdbebenserie ist kein Einzelfall, denn seit Beginn der Eruptionen im Gebiet der Reykjanes-Halbinsel kommt es auch auf Snæfellsnes vermehrt zu Erdbeben. Daher werden nun Spekulationen laut, dass das Vulkansystem Ljósufjöll zum Leben erwachen könnte. Jóhanna Malen Skúladóttir, eine Expertin für Naturgefahren beim isländischen Wetterdienst, kommentierte jedoch, dass bisher keine Bodendeformationen wie auf Reykjanes festgestellt werden konnten.

Fokus liegt weiter auf Reykjanes-Halbinsel

Es scheint zwar möglich, dass das Vulkansystem Ljósufjöll erwacht ist, doch bevor es zu Eruptionen kommt, würde man noch weitaus stärkere Erdbebenschwärme und eine Bodenhebung erwarten. Der Fokus bleibt daher weiterhin auf die Reykjanes-Halbinsel gerichtet, wo es heute Vormittag einen Erdbebenschwarm bei Reykjanestá gab. Die Zahl der Erdbeben im Bereich der Reykjanes-Halbinsel stieg auf 153, ausgenommen sind die Beben 20 Kilometer westlich von Eldey, wo es zu 6 weiteren Erschütterungen kam. Das stärkste Beben hier brachte es auf eine Magnitude von 3,05.