Seismizität hat nachgelassen – Neue Gefahrenkarte
Heute Nacht wurden die wenigen Erdbeben entlang des magmatischen Gangs detektiert, seitdem dieser in den Erdboden eindrang. Ob dies auf einen tatschlichen Rückgang der Seismizität zurückzuführen ist oder ob wegen des starken Windes nicht alle Erdbeben detektiert werden konnten, bleibt ungeklärt. Obwohl Letzteres wahrscheinlich einen Einfluss hat, werden wir Gewissheit erst haben, wenn der Wind nachgelassen hat. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des Gangs, und man kann zwei Bereiche ausmachen, an denen sich die Beben knubbeln: beim Hagafell und entlang der alten Kraterreihe Sundhnúkur. Diese führt nahe am Fagradalsfjall vorbei und in den IMO-Tabellen wird dieser als Bezugspunkt zur Verortung der Beben angegeben. Die letzten GPS-Messungen zeigten eine anhaltende, starke Bodenhebung im Bereich von Svartsengi.
Das Geothermalkraftwerk steht weiter im Zentrum der Bemühungen, die sensible Infrastruktur zu schützen. Es werden nicht nur Schutzwälle um das Kraftwerk erreichtet, sondern auch Strommasten umgesetzt und Umspannwerke geschützt. Das Kraftwerk versorgt nicht nur Zehntausende Menschen mit Strom, sondern liefert auch für gut 25.000 Menschen Trinkwasser. Der Brunnen liegt in einem besonders gefährdeten Gebiet, und daher soll in den nächsten Tagen damit begonnen werden, an sicherere Stelle einen neuen Trinkwasserbrunnen zu bohren. Die Arbeiten sollen gut 3 Wochen dauern. Das verdeutlich, wie empfindlich die Errungenschaften der Zivilisation sind und wie wir Menschen doch von den Naturgewalten in Schach gehalten werden können.
Die neue Gefahrenkarte von IMO weist nun ein etwas differenzierteres Bild auf und unterteilt die Region entlang des magmatischen Gangs in 3 Gebiete mit unterschiedlichen Gefährdungsstufen. Das gelb eingezeichnete Areal umfasst die Zone mit erhöhter Erdbebengefahr. Die rote Zone weist die Gegend aus, in der das Ausbruchsrisiko als hoch eingeschätzt wird. Die zentrale, lilane Zone weit die Stelle mit der größten Wahrscheinlichkeit einer Spaltenöffnung aus. Svartsengi liegt am Rand dieser Zone. Offenbar geht man weiter von einem 15 km langen Dyke aus und nicht, wie am Sonntag berichtet, von einem Gang, der mittlerweile 5 km länger geworden sein sollte.