Bodenhebung stoppte fast – Vulkanologen rechnen mit Vulkanausbruch
Aus Island kommen scheinbar widersprüchliche Daten herein. IMO meldete, dass seit Mitternacht 240 Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gangs registriert wurden. Deutlich mehr als es in den letzten Wochen im vergleichbaren Zeitraum der Fall gewesen war. Einzug in die IMO-Shakemap erhielten diese Beben bis jetzt allerdings nicht. Daher möchte ich nicht ausschließen, dass das IMO-Update sich auf die Erdbeben seit der Silvesternacht bezieht. Zeitgleich stoppte die Bodenhebung in Svartsengi fast vollständig, genauso wie es sich einige Tage vor der letzten Eruption verhielt. Die isländischen Vulkanologen interpretieren diesen Stopp der Bodenhebung nun damit, dass die Elastizitätsgrenze der Deckschicht über dem Magmenkörper erreicht ist und nun der Druck im Magmenkörper steigt, weil trotzdem noch Magma aufsteigt, nur ohne dass sich der Boden hebt, wodurch die Schmelze komprimiert wird. Überschreitet der Druck einen gewissen Schwellenwert, dann kommt es wahrscheinlich zu einem neuen Ausbruchsversuch des Magmas, was entweder in der Bildung eines Magmagangs endet oder in einer Eruption gipfelt. So scheint es nur auf den ersten Blick paradox zu sein, dass das Ausbruchsrisiko mit dem Rückgang der Bodenhebung steigt. Dennoch könnte es der Fall sein, dass wir in 2 bis 3 Tagen den nächsten Vulkanausbruch auf Island erleben werden. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort wird wieder die Region zwischen der Sundhnúka-Kraterreihe und Stóra-Scógfell genannt.
Die Vulkanologen erwarten kurz vor dem Ausbruch dann wieder ein Schwarmbeben, ähnlich wie es vor den beiden letzten Ereignissen am 10. November und 18. Dezember der Fall gewesen war. Der Erdbebenschwarm vor dem letzten Ausbruch setzte ca. 90 Minuten vor der Eruption ein. Die aktuelle Gefahrenkarte gilt noch bis zum 5. Januar. Spätestens dann wird eine neue Lageeinschätzung herausgegeben. Zuvor kommt es zu einer Konferenz der Wissenschaftler mit dem Zivilschutz und Regierungsvertretern.
Während die Bodenhebung nun auf der Reykjaneshalbinsel weitestgehend ins Stocken kam, geht sie am Grimsvötn weiter. Seit Anfang Dezember hob sich der Boden um gut 4 cm, wobei es Schwankungen gibt. Die Erdbebentätigkeit zeigte sich in den letzten Stunden davon allerdings unbeeindruckt.