Jupitersonde Juno detektierte größten Vulkanausbruch des Sonnensystems auf Mond Io
Was auf der Erde das MODIS-Satellitennetzwerk mit den künstlichen Trabanten Terra und Aqua ist, entspricht für den Jupiter und seine Monde der Sonde Juno. Wie die NASA nun in einer Presseerklärung bekannt gab, stellte Juno auf dem Jupitermond Io eine gewaltige Wärmeanomalie fest, wie sie bislang noch nie beobachtet wurde: Ein riesiger Hotspot mit einer Fläche von 100.000 Quadratkilometern emittiert eine Wärmestrahlung von 80 Billionen Watt bzw. 80.000.000 Megawatt (MW). Die größten Vulkanausbrüche auf der Erde emittieren selten Wärmestrahlung im fünfstelligen MW-Bereich, und nur in Extremfällen wird die 100.000-MW-Marke überschritten.
Die Werte von Io wurden Ende Dezember erfasst und deuten darauf hin, dass sich in einem Areal nahe des Südpols des Mondes ein riesiger Lavasee mit der Fläche des Lake Superior gebildet haben könnte. Der Lake Superior ist einer der Großen Seen im Nordosten der USA.
Die Entdeckung gelang mit dem Infrarotinstrument Jovian Infrared Auroral Mapper (JIRAM), das von der italienischen Raumfahrtagentur stammt. Während der erweiterten Mission von Juno ermöglichte das Instrument detaillierte Messungen der vulkanischen Prozesse auf Io. Besonders der Vorbeiflug am 27. Dezember 2024, bei dem sich die Raumsonde bis auf 74.400 Kilometer näherte, lieferte entscheidende Daten.
Sichtbare Veränderungen auf der Oberfläche von Io
Die von der JunoCam aufgenommenen Bilder zeigen deutliche Veränderungen in der Oberflächenfärbung um das Gebiet, was auf eine großflächige geologische Umgestaltung hindeutet. Möglich ist auch, dass sich anstelle eines Lavasees eine Flutbasaltprovinz entwickelt – ähnlich den Ereignissen, die auf der Erde zur Entstehung des Dekkan-Trapp führten.
Die von Lava bedeckte Fläche übertrifft den bisher größten bekannten Lavasee auf Io, Loki Patera, um ein Vielfaches. Ein erneuter Vorbeiflug von Juno am 3. März soll weitere Erkenntnisse liefern und mögliche Veränderungen in der Struktur des Hotspots erfassen. Auch erdgestützte Teleskope könnten zusätzliche Daten zu diesem außergewöhnlichen Ereignis liefern.
Die Untersuchung dieser extremen vulkanischen Aktivität trägt nicht nur zum besseren Verständnis von Io bei, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse über geologisch aktive Himmelskörper im gesamten Sonnensystem.
Gezeitenkräfte als treibende Ursache
Die extreme vulkanische Aktivität auf Io ist das Ergebnis starker Gezeitenkräfte durch Jupiter. Der Mond, etwa so groß wie der Erdmond, wird durch die gewaltige Anziehungskraft des Gasriesen kontinuierlich deformiert, wodurch im Inneren enorme Reibungswärme entsteht. Diese Prozesse führen zur Bildung zahlreicher Vulkane, von denen schätzungsweise 400 aktiv sind. Die aktuellen Messungen deuten darauf hin, dass ein komplexes Magmakammersystem unter der Oberfläche für die außergewöhnliche Intensität des Hotspots verantwortlich sein könnte.
Io gilt als der wohl vulkanisch aktivste Himmelskörper des Sonnensystems. Zwar sind die Vulkane hier kleiner als die gewaltigen Feuerberge auf dem Mars, doch während die Marsvulkane längst erloschen oder nur noch selten aktiv sind, zeigt Io eine nahezu unaufhörliche vulkanische Aktivität. (Quelle NASA)