In den letzten Tagen erhöhte der Gunug Agung auf Bali seine Eruptionsfrequenz deutlich. Im Vergleich zu früheren Eruptionen steigen die ausgestoßenen Aschewolken fast so hoch auf, wie während der Initialphase der Ausbrüche im Herbst 2017. Das Heimtückische an den Eruptionen ist, dass man sich mittlerweile praktisch an sie gewöhnt hat. Trotzdem ist es möglich, dass sich irgendwann eine deutlich stärkere Eruption ereignen wird.
In den letzten Monaten gab es nur minimales Domwachstum. Auf dem linken Bild vom 08. Mai erkennt man einen schwachen hot spot am Nordostrand des Kraters. Die aktuellen Explosionen erfolgten allerdings aus einem zentralen Schlotbereich im Dom. Von diesem Areal geht eine erhöhte Wärmestrahlung aus, die auf dem rechten Sentinel-Schiebebild gut sichtbar ist. Die Bilder wurden im Infraroten-Spektrum aufgenommen.
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Was geschieht derzeit am Gunung Agung?
Viele Anwohner des Vulkans, aber auch Touristen, die nach Bali reisen wollen, dürften sich die Frage stellen, was derzeit am Vulkan abgeht? Es ist eines der Szenarien eingetreten, über die auf vnet bereits zu Beginn der Eruptionen am Agung geschrieben wurde: Das Magma in der Magmakammer wurde nicht in einer gewaltigen Eruption ausgestoßen, sondern sammelte sich im Untergrund, wo es sich weiter entwickelt. Es differenziert chemisch. Bei diesem Prozess entstehen in der Schmelze Kristalle und die Temperatur des Magmas nimmt langsam ab. Dadurch wird es zäher und es werden Gase frei. Wenn der Gasdruck im Magmenkörper zu groß wird, kommt es zu einer der Ascheeruptionen. Der Schlot ist mit erkalteter Tephra gefüllt, die mit ausgeblasen wird. Es sieht so aus, als wäre diese Schlotfüllung locker und nicht wie ein fester Pfropf aus verschweißtem Material. So kann sich der entstehende Druck relativ leicht abbauen. Diese Form der Eruption könnte nun Jahre anhalten. Die Frage ist, was passiert, wenn die chemische Differentiation des Magmas weit fortgeschritten ist, oder wenn die Schlotfüllung einen festen Pfropf bildet? Dann drohen weitaus stärkere Explosionen! Doch bisher lässt sich nicht sagen, ob (oder wann) eine Verstärkung des Ausbruchs eintreten wird. Es gibt mehrere Vulkane, bei denen es seit Jahren frequente Ascheeruptionen gibt, ohne dass sich mittelfristig ein großer Vulkanausbruch ereignete. Solche Vulkane können Touristen nicht nur vertreiben, sondern auch anlocken. Vulkanreisen erfreuen sich wachsender Beliebtheit.