Am Gunung Agung hat sich in den letzten 24 Stunden nicht viel verändert: Eine Dampfwolke steigt bis zu 2 km über den Krater auf. Nachts war schwache Rotglut zu erkennen, welche vom wachsenden Lavadom ausgeht. Es wurden weiterhin Erdbeben registriert, wobei die Anzahl der langperiodischen Beben (Niedrigfrequenz-Erdbeben) in den letzten Tagen stieg.
Heute Morgen (Nachmittag auf Bali) gab es wieder eine Episode mit starkem Tremor. In unserer facebookgruppe „volcanoes and volcanism“ kam die Überlegung auf, dass dieser starke Tremor doch von Unwettern, oder Lahare verursacht werden könnte, da hier oft eine Korrelation zwischen den Signalen und heftigen Wind/Unwetter zu beobachten ist. In der Tat können Unwetter falsche Tremorsignale verursachen, die nur der Fachmann (oft im Zusammenhang mit anderen Daten, oder dem Vergleich mehrere Seismogramme) unterscheiden kann. Die Interpretation dieser Daten obliegt den Vulkanologen des VSI. Bisher wurden die im Live-Seismogramm beobachteten Signale als Tremor mit Amplituden zwischen 1-24 mm bestätigt.
In den sozialen Netzwerken wurde in den vergangenen Tagen bereits über den partiellen Kollaps einer Kraterwand spekuliert, welcher bisher nicht bestätigt wurde. Dennoch droht hier eine weitere potenzielle Gefahr: der zunehmende Druck des wachsenden Lavadoms und die von ihm ausgehende Hitze, könnten eine Kraterwand einstürzen lassen. Dies würde einen Hangrutsch mit Steinlawine auslösen. Die plötzliche Druckentlastung könnte bewirken, dass das Gas in der Lava expandiert und es zu einer Explosion des Lavadoms kommt. Die Folgen wären eine seitwärts gerichtete Druckwelle und pyroklastische Ströme. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, das dies nur ein theoretisches „worst case scenario“ ist und dass es dafür bisher keine Anzeichen gibt! Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert ist gering, dennoch liegt es im Bereich des Möglichen. Ebenfalls unbestätigt blieb bisher die vermeintliche Inflation unter der SSW-Flanke des Agung. Sollte sich etwas Besorgniserregendes am Vulkan tun, werden die Behörden die Bevölkerung bestimmt rechtzeitig warnen. Die potenzielle Gefahr einer Eruption mit katastrophalen Folgen besteht nach wie vor, doch niemand kann tatsächlich abschätzen, ob so etwas eintreten wird. Grund zur Panik besteht nicht.