Gletscherlauf im isländischen Fluss Skaftá hat begonnen
Heute Nacht begannen im isländischen Fluss Skaftá Wasserpegel und elektrische Leitfähigkeit zu steigen. Die Wissenschaflter vom IMO nehmen das als Indiz, dass ein Gletscherlauf begonnen hat. Die Skaftá entwässert den Gletscher Vatnajökull und das zusätzliche Wasser stammt aus zwei subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn sammelt. Durch die Erdwärme, die unter Grimsvötn überwiegend an Fumarolen entweicht, wird das Eis geschmolzen. Ob beide Kavernen entwässern, oder ob nur eine den Gletscherlauf verursacht, ist bis jetzt unklar und Gegenstand weiterer IMO-Untersuchungen. Die Frage ist nicht nur von akademischer Bedeutung, denn durch Druckentlastung des abfließenden Schmelzwassers könnte ein Ausbruch des Vulkans Grimsvötn getriggert werden. Dabei ist das Ausbruchsrisiko größer, wenn die östlich gelegene Kaverne Eystri-Skaftárkatl entwässert, da sie näher am Vulkan als die westliche Kaverne Vestari liegt.
Der Wasserdurchfluss betrug gestern Abend 600 Kubikmeter pro Sekunde und zeigte eine steigende Tendenz. Bei großen Gletscherläufen geht nicht nur eine Gefahr von einem drohenden Vulkanausbruch aus, sondern das Wasser selbst kann Zerstörungen anrichten. Neben Überflutung der Ringstraße könnten im Extremfall auch Dämme und Brücken zerstört werden.
Der letzte große Gletschelauf, bei dem beide Kavernen entwässerten, war vor gut 2 Jahren. Damals hielt ich mich wegen der ersten Fagradalsfjall-Eruption auf Island auf und konnte den Gletscherlauf fotografieren. Ein Ausbruch des Grimsvötn blieb aber aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas jetzt passiert, halte ich für vergleichsweise gering: Eine Eruption des Vulkans ist zwar genauso überfällig wie Eruptionen von Katla und Hekla, allerdings war Grimsvötn in den letzten Monaten vergleichsweise ruhig. Dennoch könnte sich Magma im Untergrund befinden, denn in den letzten Jahren gab es vor der aktuellen Ruhephase inflationsbedingte Bodenhebung.