Die Fotos dieser Galerie entstanden zwischen dem 20. und 22. November 2010. Im Anschluss an unserem Aufstieg zum Gipfel des Merapi, machten Chris Weber und ich uns auf den Weg zum Krakatau. Dieser war parallel zum Merapi Anfang des Monats in eine neue Aktivitätsphase eingetreten. Unser indonesischer Freund und Guide Andi begleitete uns auf den Trip.
In Charita charterten wir ein Speedboot und zusammen mit dem Koch Epoi, der uns schon auf mehreren Reisen zum Krakatau bekochte, machten wir uns auf den Weg zum Inselvulkan in der Sundastraße zwischen Java und Sumatra. Schon die Annäherung an den geschichtsträchtigen Vulkan ist spannend. Krakatau ist eigentlich ein kleines Archipel, das aus 4 Inseln besteht. Rakata ist der Rest des alten Vulkans Krakatau, der sich 1883 in einer gewaltigen Explosionsserie selbst vernichtete. Verlaten Island und Lang Island sind Relikte früherer Eruptionen. In der Mitte zwischen diesen 3 Inseln liegt der neue Vulkan: Anak Krakatau. Aus seinem Krater stiegen im Minutentakt kleine Aschewolken auf, die uns begrüßten, als wir Rakata passierten. Wir dümpelten eine Zeitlang in ca. 200 m Entfernung zum Strand von Anak Krakatau. 3 – 4 Mal pro Stunde gab es heftigere Explosionen, deren ohrenbetäubender Knall uns jedes Mal zusammenzucken ließ. Bei einer dieser Gelegenheiten flogen Vulkanbomben weit über die Küste hinweg und klatschen unweit des Bootes ins Wasser. Erschrocken warf der Schiffsführer den Motor an und suchte unser Heil in der Flucht.
Wenig später landeten wir am Strand von Anak Krakatau, dort, wo ein kleiner Wald bis an die Küste reicht. Von hier sind es gut 1 km Luftlinie bis zum Kraterrand. Wirklich sicher war diese Distanz diesmal nicht. Der Wald war in einem schlimmen Zustand. Ascheablagerungen hatten zahlreiche Bäume flachgelegt. Und Bombeneinschläge waren zwischen den Bäumen zu erkennen. Diese Eruptionsphase schien weitaus stärker zu sein, als die letzten beiden.
Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen hatten machten wir uns auf den Weg zu dem Teil der Küste, der direkt an den Kraterkegel grenzt. Um einen guten Fotostandpunkt zu erreichen, mussten wir gut 1 km über die erstarrten Lavaströme gehen. Diese sind ziemlich unwegsam und nur mit Vorsicht zu begehen. Nach einer relativ ruhigen Phase folgten 3 größere Eruptionen hintereinander. Die größte von ihnen schepperte beängstigend und schickte Lavabomben in unsere Richtung. Gebannt starrten wir nach oben und fixierten die heran sausenden Geschosse, die uns nur um wenige Meter verfehlten. Zischend flogen einige kopfgroße Bomben über uns hinweg und klatschten hinter uns ins Wasser. Andi, der sich bereits auf dem Rückweg über den Lavastrom befand wurde von einem großen Brocken nur um 2 m verfehlt. Als es wieder ruhiger wurde, machten sich auch Chris und ich auf den Rückweg zum Camp. Hier ging es wenig ruhiger zu. Nachts gab es einige Phasen mit starken Explosionen, die uns nicht schlafen ließen. Einige Bomben krachten beängstigend nahe in den Wald und lösten kleine Brände aus. 3 Mal platschten die Bomben ins Wasser. Da Boot ankerte weiter draußen und war außer Gefahr. Gegen Morgen begann es zu Regnen. Das Wasser mischte sich mit Asche und bedeckte alles mit einer Schlammschicht. Der Regen war sauer und brannte in den Augen.
Am Nachmittag ging es wieder auf Beobachtungsposten. Um den Lavastrom zu erreichen, musste man ein Stück Steilküste passieren. Dummerweise war Flut und wir mussten durchs Wasser waten. Wieder erwiesen sich die Eruptionen als zu stark, um lange auf Beobachtungsposten zu verweilen. Auf dem Rückweg entlang der Steilküste hatten wir schon ein ungutes Gefühl, da hier eine Passage lauert, die besonders nahe am Krater vorbeiführt. Es kam wie es kommen musste: eine besonders starke Eruption schickte Lavabomben in unsere Richtung. Durch die Steile Klippe über uns konnte wir sie nicht sehen, hörten nur das bedrohliche Zischen naher Projektile. Sekunden später zischten Bomben nur wenige Meter neben uns ins Meer.
Die zweite Nacht war wenig ruhiger als die erste. Morgens gingen Chris und ich dann zum Waldrand und standen vor dem eigentlichen Aufstieg zum Krater. Auch hier war es zu gefährlich um länger auszuharren. Kaum waren wir dabei die Kameras auszupacken, schlugen schon die ersten Vulkanbomben vor unseren Füssen ein.
Gegen Mittag räumten wir das Lager und machten uns Aschebedeckt auf den Rückweg nach Charita.