Nach dem Chaos im Flugverkehr, das vor einem Jahr durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull ausgelöst wurde, probt die europäische Flugsicherung nun den Ernstfall: ein Szenario lässt den Grimsvötn-Vulkan ausbrechen, der ebenfalls unter einem isländischen Gletscher liegt. Die Experten simulieren eine Aschewolke die über den Nordatlantik Richtung Europa zieht. Ziel der Simulation ist es, zu testen, ob die neuen Krisenpläne funktionieren, die nach dem Aschewolken-Desaster im letzten Frühjahr aufgestellt wurden. Damals wurde der Luftraum über Europa tagelang gesperrt. Viele Reisende saßen lange Zeit auf Flughäfen fest, der wirtschaftliche Schaden für die Fluggesellschaften war enorm.
Die Simulation wird von der ICAO durchgeführt. Teilnehmer sind Eurocontrol, die Europäische Flugsicherheitsagentur und das Vulkanasche-Beratungscenter in London, sowie 70 Fluggesellschaften.Was nach wie vor nicht geklärt zu sein scheint, ist, inwiefern Vulkanasche tatsächlich Schäden an Flugzeugmotoren hervorrufen. Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Luft gibt es nach wie vor nicht.Das Szenario zumindest beruht auf eine reale Annahme. Einige Wissenschaftler sagen, dass ein Ausbruch des Grimsvötn-Vulkans bereits überfällig sei. Die letzten Ausbrüche ereigneten sich an diesem Vulkan 1996 und 2004. Damals zogen Aschewolken Richtung Skandinavien, erreichten aber bei weitem nicht die Dimensionen der Eyjafjallajökull-Eruption im Jahr 2010. Anfang 2011 gab es am Grimsvötn bereits zahlreiche Erdbeben, die auf ein Magmenaufstieg hindeuteten.
Weiterhin ungelöst scheint die Frage nach dem Krisenmanagement des Katastrophenschutzes in Deutschland zu sein, sollte es tatsächlich in Mitteleuropa zu einem Vulkanausbruch kommen. Ich habe schon mehrfach erlebt, wie selbst geringe Mengen Ascheniederschlag das öffentliche Leben lahmlegen können. Der Sandsturm, der letzte Woche für eine Massenkarambolage auf der A19 führte, verdeutlicht die Auswirkungen solch eines Szenarios. In Deutschland könnten die Eifelvulkane ausbrechen, im Cheb-Becken an der Grenze zur Tschechei gibt es deutliche Anzeichen magmatischer Aktivität im Untergrund. Die Vulkane der Auvergne sind ebenso potenzielle Kandidaten für eine Eruption, wie die Vulkane der Toscana. Bei Neapel schlummert nicht nur der Vesuv einen unruhigen Schlaf, sondern auch die Campi Flegrei. Dieses Vulkanfeld bildete sich in einer Caldera, die im Verdacht steht für eine Eruption mit einem VEI 7 verantwortlich zu sein. Ein Vulkanausbruch dieser Größenordnung würde nicht nur den Flugverkehr ins Chaos stürzen. Die Folgen wären eine globale Katastrophe im Kernland Europas.