Ein aktiver Hornito spattert Lava und speist einen verzweigten Lavastrom in der Erta-Alé-Caldera zum äthiopischen Neujahr
Nein, der Szeglat hat sich nicht im Datum geirrt, denn obwohl wir erst September haben, feierte man gestern in Äthiopien Neujahr: Zu Enkutatash bescherte der Erta Alé einer Gruppe Touristen unter Leitung einheimischer Führer ein wahres Feuerwerk in Form von intensivem Lavaspattering aus einem Hornito, der sich im Bereich des früheren Pitkraters gebildet hat. Der Pitkrater ist Geschichte: er wurde im Laufe des letzten Jahres vollständig mit Lava aufgefüllt. Geschichte ist auch der Lavasee, der über Jahrzehnte hinweg zuverlässig wie eine Schweizer Uhr im Krater brodelte. Jetzt kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen, wie oben beschrieben. Der letzte größere Lavastrom bildete sich Mitte August. Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen ließ sich seine Glutspur im Infrarotbereich verfolgen. Eine Aufnahme entstand zum Ende der Eruption, und auf dem Satellitenbild erkennt man die Lavafront, die das Südende der Caldera erreicht hatte. So große Lavaströme sind am Erta Alé nicht alltäglich, dennoch gehen manche Quellen gehen davon aus, dass Erta Alé seit gut 130 Jahren permanent aktiv ist, sieht man einmal von kurzen Pausen ab.
Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan, dessen Basis unter dem Meeresspiegel liegt und der sich vom Grund eines trockengefallenen Meeres erhebt. Sollte sich die Tektonik der Region signifikant ändern oder der Meeresspiegel deutlich ansteigen, wird die Danakil-Depression, in der sich der Erta Alé befindet, ein Teil des Roten Meeres sein. Tatsächlich war das in den letzten Jahrtausenden bereits öfter der Fall, denn in der Nähe des zweiten faszinierenden Vulkans der Danakil habe ich auf einer meiner ersten Expeditionen dort Korallenbruchstücke gefunden. Wo heute Salzseen auf Touristen warten, lauerten einst vielleicht Riffhaie auf Beute.
Offenbar hat sich die politische Situation in Äthiopien soweit stabilisiert, das Reisen in den Danakil vom Sicherheitsaspekt aus gesehen wieder einigermaßen sicher sind. Ein Restrisiko in Unruhen zu geraten besteht allerdings nach wie vor.
Aktive Hornitos im Krater des Ol Doinyo Lengai
Folgt man dem Ostafrikanischen Riftvalley ein paar Tausend Kilometer in südlicher Richtung, gelangt man zum Ol Doinyo Lengai in Tansania. Auf Sentinelfotos erkennt man im Infrarotbereich zwei kleine Hotspots, die von Lavaaktivität in den Hornitos zeugen. Vereinsmitglied Jochen Felkl steht in Kontakt zu einem lokalen Guide, der ihm ein Handyfoto zuschickte, auf dem zu erkennen ist, dass die zuvor offenen Hornitos gewachsen sind und Spitzen bekommen haben. Das erschwert natürlich den Blick auf die Lavaponds, die in den Hornitos köcheln. Doch der nächste Hornito-Kollaps ist bestimmt nicht fern.