Ab heute leben wir in Deutschland auf Kredit: Für 2022 haben wir schon so viele natürliche Ressourcen verbraucht, wie in einem Jahr neu gebildet werden können. Der frühe Termin des Erdüberlastungstages in Deutschland sollte Jedem zu denken geben. Im letzten Jahr wurde er einen Tag später zelebriert. Damit liegt Deutschland im Spitzenfeld der Ressourcen-Verbraucher. Der Globale Erdüberlastungstag war letztes Jahr am 29. Juli. Würden alle Staaten so viele Ressourcen verbrauchen, wie Deutschland, dann bräuchten wir fast 3 Erden, um unseren Hunger an Nahrung, Rohstoffen und Energie zu stillen. So sind es global betrachtet 1,8 Erden. Doch da sich der Trend zum Wohlstand in vielen Drittländern verstärkt, und die Weltbevölkerung weiter rasant wächst, ist es nur eine Frage von Jahren, bis die anderen Staaten uns in Punkto Konsum und Umweltzerstörung eingeholt haben. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Deutschland ein Exportland ist. Viele der hier hergestellten Güter werden von Menschen anderer Länder konsumiert, was die Deutschland-Bilanz vielleicht ein wenig abmildert.
Hoher Konsum trotz Krisen
Dramatischerweise scheint unser Konsum trotz der Krisen der letzten Jahre nicht dauerhaft nachzulassen. Man muss sich auch die Frage stellen, wie viele der viel zitierten Lieferengpässe durch eine krisenbedingte Störung der Lieferketten hervorgerufen wird, und wie hoch der Anteil der Lieferengpässe ist, die durch Ressourcen-Knappheit und Umverteilung hervorgerufen wird. Schließlich verbrauchen bevölkerungsreiche Schwellenländer wie China und Indien selbst immer mehr Rohstoffe und Produkte. Der Krieg in der Ukraine verdeutlicht aber, wie eng die globalen Verflechtungen sind und wie empfindlich das ökologische/ökonomische Gleichgewicht ist.
Die Erde kann den Raubbau eine Zeitlang verkraften, bis es durch Überentnahme und der damit einhergehenden Umweltzerstörung zum Kollaps kommen wird. Dieser ist allerdings vorprogrammiert und unabwendbar. Wie die Welt danach aussehen wird, wissen wir nicht, doch wahrscheinlich wird dann ein neues Zeitalter eingeläutet werden. Abwenden lässt sich die Katastrophe kaum. Bereits jetzt erleben wir dramatische Preissteigerungen, ohne dass sich das Konsumverhalten maßgeblich ändert, obwohl die Preise für Fleisch, Butter, Energie um mehr als 15% gestiegen sind. Und dass, obwohl es noch zu keiner nennenswerten Verknappung gekommen ist. Interessant ist es in diesem Zusammenhang die Börsendaten und Geschäftsbilanzen der Unternehmen zu beobachten: Trotz Lieferengpässe und Schiffsstau in Shanghai, konnte die Reederei Hapag Lloyd einen Gewinnsprung verzeichnen. Das Gleiche gilt für die großen Ölkonzerne. Sogar Autobauer VW verdoppelte seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr. Preissteigerungen und Coronahilfen sei dank. Schön, wenn der Staat einen Teil der Lohnkosten übernimmt, obwohl die Konzerne noch verdienen! Daran erkennt man, dass Krisen und Verknappungen von den Mächtigen der Welt ausgenutzt werden und auf Kosten der Bürger satte Gewinne eingefahren werden. Die Instrumente der Politik versagen, wenn es um Umweltschutz geht. Politiker und Verbände, die den Umweltschutz auf ihre Agenda geschrieben haben spielen das Spiel der Gewinnoptimierung der Konzerne mit und versuchen den Bürger zu entlasten, damit er seine Kaufkraft nicht ganz verliert. Eine nachhaltige Änderung des Systems ist nicht in Sicht und so ist der Erdüberlastungstag ein schönes Symbol, aber eines, das nichts bewirkt. Es macht aber klar, dass Strategien wie Verteuerung nur sehr bedingt wirken, letztendlich will ja kein Konzernchef, dass weniger konsumiert wird. Auch die Strategie, den Individualverkehr unattraktiver zu machen, um Öffentliche Verkehrsmittel zu fördern, geht nicht auf. Stattdessen müsste die Attraktivität der Öffentlichen Verkehrsmittel gesteigert und gleichzeitig verbilligt werden.