Weitere Beben erschüttern Calderavulkan Katla auf Island
Datum 27.06.23 | Zeit: 07:42:31 UTC | 63.635 ; -19.181 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,6
Unter der großen subglazialen Caldera Katla, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, finden weiterhin viele Erdbeben statt: innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 62 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera. Das stärkste Einzelbeben hatte heute eine Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 0,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.4 km östlich von Goðabunga lokalisiert. Zuerst wurde eine Magnitude von 2,7 angegeben, der der Wert wurde gerade korrigiert.
Generell liegen die Erdbebenherde der meisten Erschütterungen recht flach und werden oftmals nur wenige hundert Meter unter dem Meeresspiegelniveau ausgemacht. Spekulativ ist, dass die Beben mit Eisbruch des Gletschers in Verbindung stehen. Obwohl Eisbruch erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen kann, würde ich vermuten, dass solche Beben oberhalb des eisbedeckten Erdbodens stattfinden und dass die Tiefenangaben dann negative Vorzeichen hätten, so wie es z.B. bei Tiefenangaben der Erdrutschungen in den Alpen der Fall ist. Außerdem bricht typischerweise meistens das Eis am Rand von Gletschern und nicht in deren Mitte, die Beben konzentrieren sich allerdings im Bereich der Caldera, im Zentrum des Gletschers. Wenn es hier Eisbewegungen gibt, dann stehen sie wahrscheinlich mit Schmelzprozessen im Zusammenhang, die von der Hitze subglazialer Fumarolen erzeugt werden. Generell können die Erdbeben infolge von magmatischen Fluidbewegungen entstehen. Darüber hinaus gibt es auch Erdbeben in größeren Tiefen, die in Regionen stattfinden, die für vulkanotektonische Erdbeben typisch sind. Eine signifikante Bodendeformation erfassen die Messinstrumente z.Z. nicht.
Die Katla-Caldera ist ca. 13.000 Jahre alt und entstand infolge einer gewaltigen plinianischen Eruption, bei der sich die Magmakammer entleerte und einsackte. Der jüngste Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1918. Damals kam es zu Gletscherläufen, die große Zerstörungen in den umliegenden Siedlungen verursachten. Statistisch gesehen ist die nächste Eruption überfällig. Insbesondere seit dem Flugchaos, das 2010 durch den benachbarten Gletschervulkan Eyjafjallajökull verursacht wurde, zeigt man sich auch im fernen Europa besorgt und achtet auf jede Regung der Katla.
Schwarmbeben bei Reykjanes
Nicht nur unter der Katla bebte es in den letzten Tagen, sondern auch vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es einen Erdbebenschwarm in mittleren Tiefen, der sich bei Reykjanestá manifestierte. Im gesamten Gebiet der Halbinsel wurden innerhalb von 2 Tagen 100 Erschütterungen registriert. Zahlreiche Beben wurden auch im Bereich vom Fagradalsfjall ausgemacht.