Schwarmbeben am Reykjanes-Ridge mit hohen Magnituden
Datum: 29.09.22 | Zeit: 15:32:3 UTC | Lokation: 53.80 N ; 35.21 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,7
Am Reykjanes-Ridge hält seit Tagen ein Schwarmbeben an, dessen einzelnen Erschütterungen moderate bis hohe Magnituden im 4er und 5er Bereich aufweisen. Der Schwarm wurde am 26. September durch ein Erdbeben der Magnitude 5,7 ausgelöst. Seitdem gab es 93 Beben, die in den Listen des EMSCs angezeigt werden. Die Hypozentren liegen in 10 km Tiefe. Gestern ereignete sich ein zweiter starker Erdstoß Mw 5,7. Wer jetzt aber denkt, dass die Beben mit der Aktivität auf Island assoziiert sind, den muss ich leider enttäuschen: sie ereignen sich an einem Punkt des Mittelatlantischen Rückens, der 1374 km von der isländischen Hauptstadt Reykjavík entfernt liegt. Orte auf Grönland, oder in Neufundland liegen wesentlich näher.
Bei dem Schwarm wird es sich um tektonisch bedingte Erdbeben handeln. Dafür spricht nicht nur die Tiefe der Hypozentren, sondern auch der Umstand, dass es zuvor keine Beben in größeren Tiefen gegeben hat, die auf Magmenaufstieg hindeuteten.
Beim Mittelatlantischen-Rücken handelt es sich um die kontinentale Naht zwischen Nordamerika und Europa. Der Reykjanes-Rücken ist ein Teil des Mittelatlantischen-Rückens. Er beginnt an der isländischen Reykjanes-Halbinsel und verläuft am Grund des Atlantiks in südwestlicher Richtung. Der Rücken trennt das Islandbecken vom Irminger Becken vor der grönländischen Küste. Jenseits der Südspitze Grönlands und schon recht nahe beim kanadischen Neufundland, stößt der Reykjanes-Rücken auf das Charlie Gibbs Risssystem, dass in West-Ost Richtung streicht. Hierbei handelt es sich um 2 parallel verlaufende Transformstörungen (Blattverschiebungen) von mehr als 2000 km Länge, die den Mittelatlantischen Rücken unterbrechen und versetzen. Das Schwarmbeben manifestiert sich nahe des Kreuzungspunkte zwischen dem Reykjanes-Rücken und dem Charlie Gibbs Risssystem. Beide Störungszonen sind im Bodenrelief der Karte vom EMSC zu erkennen.