Heute schreibe ich zuerst über einige interessante Erdbeben, die sich in Vulkangebieten zugetragen haben. Diese Erdbeben waren zwar von geringen Magnituden, könnten aber im Zusammenhang mit Fluidbewegungen im Untergrund stehen, weshalb sie in einem besonderen Kontext stehen.
Kanarische Inseln: Erdbeben bei den Vulkanen Teide und Enmedio
Datum: 16.06.22 | Zeit: 23:19:23 UTC | Lokation: 28.05 N ; 16.25 W | Tiefe: 20 km | Mb 2,1
In den letzten Wochen ist es um die Kanarischen Inseln recht ruhig geworden, obwohl es aus seismologischer Sicht durchaus unruhig ist. Immer noch gibt es Erdbeben im Bereich von La Palma, auch wenn die Seismizität hier stark zurückgegangen ist. Aktuell liegt der Fokus allerdings nicht bei La Palma, sondern bei Teneriffa. Hier gibt es 2 Erdbeben-Cluster. Der eine liegt am Vulkan Pico del Teide, der einen Großteil des Inselsüden einnimmt. Dort ereigneten sich in den letzten Stunden 5 Erdbeben mit Magnituden um 1,6. Die Hypozentren schwanken um 20 km Tiefe. Beides, also die Magnitude und Tiefe sprechen dafür, dass sich magmatische Fluide in der Asthenosphäre bewegen und Richtung Erdkruste aufsteigen.
Ähnlich verhält es sich am 2. Bebencluster, der sich unter dem Meeresboden, zwischen den Inseln Teneriffa und Grand Canaria befindet. Das stärkste Beben hier brachte es auf Mb 2,1. Das Hypozentrum lag 30 km tief. Insgesamt wurden hier in den letzten Tagen 9 Beben festgestellt, wobei die Hypozentren streuen. Die Vulkanologen der Kanarischen Inseln schrieben bereits im letzten Jahr, dass die Erdbeben dort mit Fluidbewegungen im Bereich des submarinen Vulkans Enmedio zusammenhängen könnten. Der Vulkan liegt 25 Kilometer von Teneriffa und 36 Kilometer von Gran Canaria entfernt und erhebt sich 470 Meter über dem Boden des Atlantischen Ozeans. Der Meeresboden ist hier 2100 m tief. Die Basis des Vulkans wird als groß beschrieben und soll ein Fläche bedecken, die so groß wie 539 Fußballfelder ist. In den vergangenen Jahren gab es im Bereich des Vulkans mehrere stärkere Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 5,0 und ereignete sich 1989. Im Februar 2022 manifestierte sich ein Erdstoß M 3,7. Vergleichsweise oft kommt es zu Schwarmbeben. In der Nähe von Enmedio verläuft allerdings auch eine Störungszone, so dass eine eindeutige Zuordnung der Beben nicht immer möglich ist, doch Vulkanologen sind sich einig, dass mindestens ein Teil der Beben im Zusammenhang mit Fluidbewegungen stehen, so dass es zu einer submarinen Eruption kommen könnte. Aufgrund der großen Tiefe des Meeres, würde sich eine Eruption an der Oberfläche allerdings kaum auswirken. Da neuste Untersuchungen vom März dieses Jahres zeigten, dass es am Enmedio eine thermische Anomalie gibt, gehen Wissenschaftler von hydrothermal Aktivität aus. Diese soll im nächsten Jahr genauer untersucht werden.
Update: Das IGP bestätigte, dass die Beben unter dem Teide mit einem Schwarm aus Hybriderdbeben einherging, des Magnituden im Bereich der Mirkoseismizität lagen. Es ist von mehr als 300 Erschütterungen die Rede. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt, dass die Beben im Zusammenhang mit Fluidbewegungen standen.
Frankreich: Erdbeben Mb 2,2 in der Auvergne
Datum: 17.06.22 | Zeit: 06:49:14 UTC | Lokation: 45.61 N ; 2.85 E | Tiefe: 12 km | Mb 2,2
Die französische Vulkanregion der Auvergne wurde von einem Erdbeben der Magnitude 2,2 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums lag bei 12 km. Das Epizentrum wurde 9 km östlich von La Bourboule lokalisiert. Bekannter ist der Ort Clermont-Ferrand, der sich 26 km nordöstlich des Epizentrums befindet. Bereits in den letzten Tagen gab es ein ähnliches Erdbeben in der Region. Seit einigen Monaten ist eine Zunahme der Seismizität im Bereich der Auvergne festzustellen. Wodurch sie hervorgerufen wird ist unklar. Auf den INSAR-Aufnahmen des EDMS lassen sich keine Bodendeformationen erkennen, so dass die Erdbeben sehr wahrscheinlich tektonischer Art sind. Natürlich könnten sich magmatische Fluide auch horizontal bewegen und dabei Erdbeben erzeugen, ohne dass es zu einer Bodenhebung kommt, doch das ist ein rein spekulativer Gedankengang. Anders sieht es hingegen in der Vulkaneifel aus. Hier wurde nachgewiesen, dass die sporadischen Erdbeben im Zusammenhang mit einer Bodenhebung stehen, doch dazu später mehr.
USA: Erdbeben in der Long-Valley Caldera
Datum: 17.06.22 | Zeit: 05:39:38 UTC | Lokation: 37.64 N ; 118.88 W | Tiefe: -1 km | Md 2,3
In der US-amerikanischen Long-Valley Caldera kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 2,3. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit -1 km angegeben, was dadurch zustande kam, dass sich der Erdstoß oberhalb des Meeresspiegels zutrug. Das Epizentrum wurde 8 km östlich der Mammoth Lakes lokalisiert. Bei der Long-Valley Caldera handelt es sich um einen weiteren Caldera-Vulkan in den USA, der theoretisch zu Supervulkanausbrüchen in der Lage ist. Dennoch ist er weit weniger bekannt, als die Yellowstone-Caldera, die in den letzten Tagen in den News stand, weil dort große Areale überflutet wurden. Das aktuelle Erdbeben bedeutet nicht, dass der Long-Valley-Vulkan nun vor dem Ausbruch steht, sondern zeigt nur, dass es im Untergrund Bewegung gibt.