Datum: 14.08.2021 | Zeit: 12:29:09 UTC | Lokation: 18.36 N ; 73.48 W | Tiefe: 10 km | Mw 7,2
3 Tage nach dem verheerenden Erdbeben, das den Südwesten von Haiti erschütterte, wird die Schadensbilanz immer klarer: Es wurden mehrere Ortschaften zerstört und die Opferzahlen steigen und steigen. Bisher wurden mehr als 1300 Todesfälle bestätigt. Außerdem sind einige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten, da Straßen zerstört wurde. Erschwerend hinzu kommt, dass noch passierbare Hauptverkehrswege von kriminelle Banden kontrolliert werden, die Wegegeld erpressen.
Haiti-Erdbeben an der Enriquillo-Plantain-Garden Verwerfungszone
Das Erdbeben der Magnitude 7,2 manifestierte sich am Samstag auf der Tiburon-Halbinsel. Dort verläuft die Enriquillo-Plantain-Garden Verwerfungszone (EPGV). Sie ist als Blattverschiebung ausgelegt und ähnelt der bekannten San Andreas Fault in den USA. Die EPGV steht in Verbindung mit den Störungszonen, welche die kontinentale Naht zwischen der Karibischen Platte und Nordamerika markieren. Weiter östlich münden die Störung bei Haiti in die Karibische Subduktionszone, die auch für den Vulkanismus der Kleinen Antillen verantwortlich sind. Apropos Vulkanismus: am Samstag stiegen auch Asche-Dampfwolken aus dem Krater des Vulkans La Soufriere auf. Doch die dortigen Vulkanologen gaben Entwarnung: die Eruptionswolke stand nicht im Zusammenhang mit dem ca. 1350 km entfernten Erdbeben auf Haiti, sondern wurde durch starke Regenfälle ausgelöst. Das Wasser traf auf heißes Gestein und löste offenbar phreatische Eruptionen aus.
Doch zurück zum Erdbeben. Der Erdstoß vom Samstag ereignete sich auf der gleichen Verwerfung, wie der Erdstoß von 2010. Das Erdbeben damals forderte über 220.000 Menschenleben. Die hohe Opferzahl kam dadurch zustande, dass man die Hauptstadt Port-au-Prince praktisch genau über die Verwerfungszone errichtete. Zudem ist die Bausubstanz marode und alles andere als Erdbebensicher. Daher stürzen dort die Gebäude wie Kartenhäuser zusammen. Das Epizentrum befand sich damals nur 15 km südwestlich der Hauptstadt. Das aktuelle Beben ereignete sich 135 km südwestlich von Port-au-Prince. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in den nächsten Jahren zu weiteren Starkbeben in der Region kommen wird, denn weitere Segmente der EPVG könnten noch unter Spannung stehen. Vermutlich würden sich die Beben weiter in Richtung Jamaika fortsetzen.