Erdbeben-News 15.04.22: Sizilien

Seismisch betrachtet ist in und um Sizilien einiges los: Vor der Ostküste gab es ein Erdbeben Mb 4,5. Am Ätna zog die Seismizität etwas an und auf der Lipareninsel Vulcano gab es weitere Beben.

  • Erdbeben Mb 4,5 vor der Ostküste
  • Beben am Ätna
  • Vulcano mit weiteren Erdbeben

Sizilien: Erdbeben Mb 4,5

Datum: 15.04.22 | Zeit: 01:34:39 UTC | Lokation: 37.28 N ; 15.80 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Vor der Ostküste Siziliens bebte es mit einer Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 51 km nordöstlich von Syrakus verortet. Catania liegt 69 km vom Epizentrum entfernt. Es handelte sich um ein moderates tektonisches Beben und stellte keine Gefahr für die Bevölkerung dar. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Eine Person schreibt, dass der Erdstoß sie weckte und aus dem Bett holte. Eine weitere Person meldete, dass das Beben unerheblich sei. Also wurde die Erschütterung unterschiedlich wahrgenommen, obwohl sich die Melder ähnlich nahe am Epizentrum befanden.

Das Beben ereignete sich an einer Subduktionszone am Rand des Ionischen Beckens. Hier taucht die Ionische Platte unter die Tyrrhenische Platte ab. Der Prozess steht im Zusammenhang mit der Kollision der Kontinente Afrika und Europa, in dessen Zuge sich bereits mehrere katastrophale Erdbeben an der Küste Siziliens ereigneten. Die Gefahr von Starkbeben ist in der Region latent und nun nicht höher als sonst, dennoch dürfte der Erdstoß die Menschen daran erinnert haben, dass sie in einem Erdbebengebiet wohnen.

Die schwerste Erdbebenkatastrophe Siziliens ereignete sich 1908, als ein Erdbeben der Magnitude 7,5 große Teile der Hafenstadt Messina zerstörte. In Bezug auf die Todesopfer war es sogar die folgenreichste Naturkatastrophe, die sich im 20. Jahrhundert in Europa ereignete. Je nach Quelle waren zwischen 72.000 und 110.00 Opfer zu beklagen gewesen. Das große Messina-Beben war aber nicht das einzige Beben mit katastrophalen Folgen. So wurden Beben im Osten Siziliens bereits aus den Jahren 1086 (Syrakus), 1137, 1169, 1693 (Catania) überliefert. Auffällig ist, dass die ersten 3 Beben zeitlich und räumlich betrachtet vergleichsweise eng beieinander lagen. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Erdbebensequenz.

Ätna mit leichter Zunahme der Seismizität

Die Erdbebentätigkeit am Ätna war in den vergangenen Wochen sehr gering. In den letzten Tagen ist eine leichte Zunahme der Seismizität festzustellen. Die Shakemap des INGVs zeigt 19 schwache Erschütterungen an, die sich in den letzten 10 Tagen manifestierten. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7. Im April gab es insgesamt 34 schwache Erdbeben am Ätna. Die Beben spiegeln die normale seismische Aktivität eines aktiven Vulkans wider und geben keinen Hinweis auf eine Steigerung der vulkanischen Aktivität.

Vulcano: Noch mehr Beben

Vergleicht man die Erdbeben unter Vulcano mit jenen am Ätna, dann stellt man fest, dass die Aktivität unter Vulcano fast doppelt so stark ist, wie unter dem Ätna. In diesem Monat wurden insgesamt 61 Beben detektiert. Von ihnen werden in der Erdbebenkarte aktuell 31 dargestellt. Einige der Beben liegen unter der Südspitze der Nachbarinsel Lipari. Von der Karte verschwunden sind die Beben westlich des Südspitze Liparis. Mich würde interessieren, ob hier Bodenhebung infolge Inflation festgestellt wird. Seit Beginn der Krise auf Vulcano, wurden nicht so viele Erdbeben registriert, wie in diesem Monat. Interessant ist auch, dass es in den letzten Monaten zahlreiche Erdbeben östliche der Liparischen Inseln gab. Sie manifestierten sich unter dem Tyrrhenischen Meer, in einer Tiefe von mehr als 100 km. In diesem Bereich der Asthenosphäre findet partielles Schmelzen statt, wodurch Magmen entstehen. Das sind normale Prozesse für eine seismisch- und vulkanisch aktive Region. Sie repräsentieren die Aktivität des Untergrunds, die früher- oder später sehr wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch auf Vulcano führen wird. Doch bis jetzt kann niemand sagen, wann es soweit sein wird. Ein Vulkanausbruch könnte sich binnen Monaten ereignen, oder auch erst in Jahren. Zwischendurch könnte es auch wieder zu einer Ruhephase kommen.