Niederlande: Erdbeben M 3,2
Datum: 08.10.22 | Zeit: 02:17:17 UTC | Lokation: 53.39 N ; 6.46 E | Tiefe: 26 km | M 3,2
Die Region um das niederländische Groningen wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,2 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurden 20 km nördlich von Groningen und 14 km nordwestlich von Bedum verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ist es unwahrscheinlich, dass der Erdstoß mit menschlichen Aktivitäten zusammen hing. Beim EMSC liegen 2 Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge beschreibt, dass er vom Erdstoß geweckt wurde. Das Beben ereignete sich um 02:17:17 UTC.
Spürbare Erdbeben im Norden der Niederlande sind vergleichsweise selten und ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal über eins berichtet zu haben. Der Erdstoß könnte sich an einer Störungszone ereignet haben, die mit dem Zentralgraben des Nordseebeckens assoziiert ist.
Die Geburt des Nordseebeckens begann vor gut 60 Millionen Jahren, als tektonische Prozesse erste Gräben und Senken in der kontinentalen Erdkruste entstehen ließen. Erst während der letzten Eiszeit-Periode, die vor 2,6 Millionen Jahren began erweiterten Gletscher die Senken zu einem Becken. Eine ordentliche Tiefe gewann das Becken dann erst nach der letzten Eiszeit, als die Landmassen von der Last des Eises befreit waren und sich die Küsten Skandinaviens und Großbritanniens deutlich hoben. Gleichzeitig füllte das Schmelzwasser der Eisbedeckung das Nordseebecken.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 enthüllte, dass auch heute das Nordseebecken immer tiefer wird. Innerhalb von 1000 Jahren senkt es sich um 42 Zentimeter ab. Diese Absenkung soll zum größten Teil durch das Gewicht der abgelagerten Sedimente zustande kommen, dass den Meeresboden in die Asthenosphäre drückt, genauso, wie das Festland zuvor durch die Eismassen in das plastische Material des tieferen Untergrunds gedrückt wurde. Doch ein Teil der Absenkung wird durch andere Prozesse hervorgerufen. Die Studie von Wissenschaftlern um Jashar Arfai konnte nicht eindeutig klären, welche Prozesse genau sonst noch hinter der Absenkung des Nordseebodens liegen. Zur Diskussion stehen Prozesse, die mit der Ausschwemmung unterirdischer Salzvorkommen im Zusammenhang stehen, oder Vorgänge die ihren Ursprung in der Konvektion des Erdmantels finden. Vielleicht war der aktuelle Erdstoß Zeugnis eben jener Prozesse. Die relativ große Tiefe des Hypozentrums könnte darauf hinweisen.
(Quellen: EMSC, Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-29638-6)