Weitere Erdbeben am Torfajökull auf Island
Im Nordosten der isländischen Caldera Torfajökull hat es weitere schwache Erdbeben gegeben. Die IMO registrierte dort in den letzten 48 Stunden vier weitere Erschütterungen, die in Verbindung mit einem kleinen Schwarmbeben stehen, das seit Sonntag aktiv ist. Die Bebenserie schätze ich als nicht besorgniserregend ein und sehe darin noch kein Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption. Dennoch veranlasste es den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson zu einem Statement, das in der Zeitung Morgenblatt veröffentlicht wurde. Er spekuliert, dass ein Ausbruch der Torfajökull-Caldera eine ernste Angelegenheit wäre und kommt zu dem Schluss, dass so eine Eruption niemand haben will. Besser wären die vergleichsweise harmlosen Eruptionen am Fagradalsfjall. Die letzte Eruption des Torfajökull ereignete sich im Jahr 1477 und generierte die Lavafelder Laugahraun und Námshraun. Im Jahr 871 entstand das Lavafeld Hrafntinnuhraun, wo auch das teils vergletscherte Thermalfeld von Hraftinusker liegt, das mich bei meinem Besuch vor gut 20 Jahren beeindruckte und in seinen Bann zog. Dieser Vulkanausbruch hatte auch eine starke explosive Komponente, die mit der Askja-Eruption von 1875 konkurrieren könnte. Dabei handelte es sich um den drittstärksten Ausbruch in der Geschichte Islands. Es entstanden hoch aufsteigende Aschewolken und die Asche regnete über große Gebiete ab. Heute würden sich solche Eruptionen negativ auf den Flugverkehr auswirken und hätten sicherlich keine guten Auswirkungen auf den Tourismus, von dem die Isländer immer mehr abhängen, und dessen Infrastruktur in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden soll. Hierbei zielt man weniger auf die campenden Rucksacktouristen, die noch vor 20 Jahren das touristische Bild auf Island prägten, sondern eher auf wohlhabende Wellness-Touristen. Ein Trend, der weltweit zu beobachten ist, auch wenn der Fokus z.B. in Kenia und Tansania nicht auf Wellness liegt, sondern auf bequemen Luxussafaris.
Erdbeben am Schildvulkan Skjaldbreiður
Bereits seit letzter Woche gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm am Schildvulkan Skjaldbreiður, der südlich des Gletschers Langjökull liegt. Im bekannten Beobachtungszeitraum registrierte die IMO 46 Beben in der Region. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Ob es hier bereits eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation gibt, wurde nicht kommuniziert.
Bodenhebung der Askja hält an
Dafür gibt es aber weiterhin eine signifikante Bodenhebung in der Askja-Caldera, die bereits weiter oben erwähnt wurde. Die Messstation OLAC ist weiter offline, dafür beträgt die Bodenhebung an der Station KASC mittlerweile 42 cm. Es werden vereinzelte Erdbeben festgestellt. Ich bin mir sicher, dass man sich auf Island auch keinen explosiven Ausbruch der Askja herbeisehnt. Diesen halte ich für wahrscheinlicher, als ein Ausbruch am Torfajökull.
Fagradalsfjall mit wenigen Erdbeben
Und was macht der Vulkan? Die Erdbebentätigkeit ist vergleichsweise gering, auch wenn es heute eine längere anhaltende Tremorphase gab. Der Krater schloss sich weiter, und dementsprechend gibt es höhere Auswürfe glühender Schlacken. Die Frage ist natürlich, wie sich die Eruption weiter entwickeln wird. Die Daten sprechen für einen langsamen Aktivitätsrückgang, doch die Erfahrung zeigt, dass Prognosen schwierig zu stellen sind. Es könnte auch sein, dass die Tätigkeit noch einige Zeit weitergeht oder dass sich an anderer Stelle ein neues Eruptionszentrum bildet. Die GPS-Stationen registrieren Deflation, dennoch befindet sich wohl noch einiges an Schmelze im Magmenreservoir. In der nächsten Woche soll ein neues Interferogramm erstellt werden.