Deutschland: Nordlichter bis in den Süden

Nordlichter über Deutschland infolge des stärksten Geomagnetischen Sturms seit 2003

Wer gestern Abend in den Himmel über Deutschland und weiten Teilen Europas blickte, hatte gute Chancen, das Himmelsspektakel der Nordlichter zu sehen, für das der stärkste geomagnetische Sturm seit 2003 verantwortlich war. Besonders im Norden und Süden der Republik war die Sichtbarkeit der bunt leuchtenden Photonenbänder am besten. In den Alpen und entlang der Küsten sorgten relativ klare Luft und wenig Lichtverschmutzung für gute Sichtbedingungen, weshalb die meisten Bilder des Phänomens, die in den Sozialen Medien geteilt wurden, aus diesen Gegenden stammen. Es gab jedoch auch faszinierende Aufnahmen aus den Mittelgebirgen und dem Rand der Ballungsräume. Wer die Show gestern verpasste, bekommt vielleicht heute Abend eine erneute Chance auf eine Wiederholung des Geschehens. Denn wie gestern berichtet wurde, gab es in den vergangenen Tagen 5 starke Sonneneruptionen, die in Richtung Erde gerichtet waren. Vorhergesagt wurde ein geomagnetischer Sturm der Klasse G4, doch unser Magnetfeld reagierte stärker als erwartet auf den Teilchenbeschuss der Sonne und erzeugte einen Sturm der stärksten Kategorie G5.

Zu größeren Störungen in Bereich der Telekommunikation, GPS-Navigation oder sonstiger empfindlicher Infrastruktur kam es offenbar nicht. Es gibt aber Berichte über Starlink-Ausfälle.

Tatsächlich ereignete sich heute Nacht ein weiterer Sonnensturm, der noch stärker gewesen sein soll als der vorangegangene. Wie die amerikanische Behörde NOAA berichtet, kam es zu einem Flare der Klasse X 5,4, der wieder von dem Sonnenfleckcluster 3664 eruptiert wurde. Die Wissenschaftler kommentierten, dass so starke Sonnenstürme selten sind und gehen davon aus, dass der geomagnetische Sturm aktiv bleibt.




Sonnenstürme werden nach der Stärke des Flusses an Röntgenstrahlung in den Kategorien A, B, C, M und X eingeteilt. Jede Kategorie wird dann noch einmal von 1 bis 9 gegliedert, wobei die X-Klasse offen ist. Es wird nach X9 also weiter gezählt. Der stärkste nachgewiesene Flare brachte es im Jahr 2003 auf X28. Noch stärker dürfte das Carrington-Ereignis von 1859 gewesen sein: Damals schmorten Telegrafenleitungen durch. Statistisch betrachtet erwartet man einen so starken Flare nur alle 500 Jahre. Es war also ein Jahrtausendereignis. Heute hätte ein Flare von der Stärke des Carrington-Ereignisses dramatische Folgen auf unsere technisierte Infrastruktur. Und klar ist auch: Früher oder später wird sich so ein extrem starker Sonnensturm wiederholen, genauso wie eine Supervulkaneruption. Die Existenz unserer Hochzivilisation ist also aller Wahrscheinlichkeit nach endlich.

Übrigens basiert die Einordnung der Stärke der Flares auf einem dekadischen Logarithmus, ähnlich wie bei den Erdbebenskalen. Ein Klassenunterschied (etwa von A auf B) entspricht dabei einer Verzehnfachung der freigesetzten Strahlung. Die Erhöhung um eine Stufe, etwa von X1 auf X2, kommt einer Verdopplung der Strahlung gleich.