Das Rheinische Schiefergebirge ist eine der dominantesten geologischen Strukturen in der Mitte Deutschlands und sogar Zentraleuropas. Als Mittelgebirge erstreckt es sich zwischen den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland. Über die Landesgrenzen hinaus kann man die Gesteine des Gebirges bis in die Ardennen verfolgen und findet sie in Belgien, Luxemburg und Frankreich. Der Fluss Rhein teilt das Gebirge in links- und rechtsrheinische Einheiten.
Das Rheinische Schiefergebirge entstand während der variszischen Orogenese, in einer Periode zwischen 299 bis 419 Millionen Jahren vor heute. Damit ist das Rheinische Schiefergebirge mehr als doppelt so alt wie die Alpen. Die meisten Gesteine bildeten sich während der Erdzeitalter Devon und Karbon als marine Sedimente. Bei dem Meer handelte es sich um ein relativ flaches Meer am Kontinentalrand von Laurasia, dass nach Süden hin tiefer wurde. Im Bereich der heutigen Mosel wurde das Meer von steilen Bergen begrenzt. Als im Unterkarbon die Gebirgsbildung einsetzte, wurden die flach abgelagerten Sedimente verfaltet und gekippt. Einige Gesteinspakete tauchten dabei in tiefere Erdschichten ab, gelangten bei steigenden Temperaturen unter hohem Druck und metamorphosierten.
Seinen Namen erhielt das Rheinische Schiefergebirge von dem dominierenden Gestein Tonschiefer. Genaugenommen handelt es sich bei der Masse der Gesteine um geschieferte sandige Tonsteine, Sandsteine Grauwacken und Taunusquarzite. Es gibt aber auch Provinzen mit Vulkaniten (Eifel) und Kalkgesteinen. Letztere finden sich ebenfalls in Teilen der Eifel, den Ardennen und im Bergischen- und Sauerland. In den Kalkgesteinen bildeten sich zahlreiche Tropfsteinhöhlen, von denen einige als Schauhöhlen begehbar gemacht wurden und somit der Öffentlichkeit offen stehen.
Die Dechenhöhle bei Iserlohn
Die Dechenhöhle ist eine der bekanntesten Schauhöhlen des Rheinischen Schiefergebirges und liegt bei Iserlohn. Sie hat eine Länge von 902 Metern, von denen etwas weniger als die Hälfte als Schauhöhle ausgebaut wurde. Sie bildete sich in einer Massenkalksenke, in der auch weitere bekannte Karsthöhlen wie die Balverhöhle liegen.
Die Dechenhöhle wurde am 10. Juni 1868 entdeckt, als Bahnarbeiter einen Hammer bargen, der in einer Felsspalte verschwunden war. Benannt wurde die Höhle nach Oberberghauptmann Heinrich von Dechen.
Die Höhle ist für ihre vielen verschiedenen Arten von Sintererscheinungen bekannt. Tropfsteine wie die säulenförmigen Stalagmiten und Stalaktiten begegnen dem Höhlengänger auf Schritt und Tritt. Darüber hinaus finden sich Sinterfahnen, Makaronis und Höhlenperlen.
Der Kalksinter wächst sehr langsam. Es gild die Faustregel, dass sich aus den Wassertropfen innerhalb von 100 Jahren gut 1 Kubikzentimeter Kalk ablagert. Dabei kommt es regional zu sehr unterschiedlichen Wachstumsraten, je nachdem, wie viel Kalk im Wasser gelöst ist.
In den abgelagerten Sedimenten entdeckten Archäologen und Paläontologen die sterblichen Reste verschiedener Tiere der Eiszeit. Unter ihnen befanden sich die Knochen eines Höhlenbären. Besonders bemerkenswert ist der Schädelfund eines Wald-Nashorns, dass während einer Warmzeit in der Höhle Unterschlupf suchte. Das Waldnashorn starb bereits vor 80.000 Jahren aus.
Abenteuer Knitterhöhle
Die Dechenhöhle entstand durch Kalklösung und Abtransport des Materials in einem unterirdisch strömenden Bach. Zunächst drang Regenwasser in Klüfte ein, die sich im Laufe der Äonen vergrößerten. In einen so entstandenen Tunnel begann ein Bach zu fließen, der immer mehr Material fortspülte. Der Bach ist mittlerweile aus der Dechenhöhle verschwunden, befindet sich allerdings ein Stockwerk tiefer. Dort entsteht die Knitterhöhle. Sie ist nur Eingeweihten bekannt und über ein Privatgrundstück erreichbar. Hier kann man abtauchen in die ansonsten unsichtbare Welt einer embryonalen Höhle. Vor einigen Jahren unternahm ich dort mehrere Höhlenbegehungen, was ein ziemlich schlammiges Erlebnis war. Das Wasser des Bachs war arschkalt. Auf dem Bauch liegend quetschte ich mich unter einem Felsvorsprung durch, die Nase noch gerade über Wasser haltend. Auf der anderen Seite des Mauselochs vertiefte sich der Bach und ich watete durch brusttiefes Wasser. Nach ein paar Dutzend Metern war allerdings Schluss: gurgelnd verschwand der Bach in einen Siphon. Wer sich auf vergleichbare Abenteuer einlässt, sollte den Wetterbericht im Auge behalten. Starke Regenfälle können den Wasserpegel unterirdischer Gewässer sehr schnell ansteigen lassen, so dass man in der Höhle gefangen ist und schlimmstenfalls ertrinkt.