Erhöhte Kohlendioxidkonzentration aktiviert Notfallprotokoll auf La Palma
Fast drei Jahre sind vergangen, seit der vulkanische Rücken Cumbre Vieja auf der Kanareninsel La Palma ausbrach. Bei diesem Ausbruch entstand ein neuer Schlackenkegel, der später den Namen Tajogaite erhielt. Dieser wuchs auf einer Eruptionsspalte, die sich am Rand der Gemeinde Los Llanos de Aridane öffnete. Aus der Spalte und später aus dem Schlackenkegel strömten Lavamassen, die Schneisen der Zerstörung hinterließen und große Schäden an der Infrastruktur verursachten. Noch heute, drei Jahre nach der Naturkatastrophe, arbeitet man an der Beseitigung der Schäden. Während der Wiederaufbau im Gange ist, lauert eine unsichtbare Gefahr im Untergrund: Vulkan und Lavafeld emittieren weiterhin hohe Mengen vulkanischer Gase, von denen Kohlendioxid die größte Sorge bereitet. Dieses farb- und geruchslose Gas ist schwerer als Sauerstoff und sammelt sich in Senken an, wodurch es den Sauerstoff verdrängt. Für Mensch und Tier ist dies eine äußerst gefährliche Situation, da Erstickungsgefahr besteht. Aus diesem Grund wurden im Aridane-Tal 1.156 Gasmessgeräte in Innenräumen und weitere 194 an öffentlichen Orten installiert, um die Kohlendioxidkonzentration ständig zu überwachen. Ein Notfallprotokoll wurde entwickelt, das Behörden und Einsatzkräfte alarmiert, sobald kritische Grenzwerte überschritten werden. Dieses sogenannte Peinpal-Protokoll wurde nun aktiviert, da die Grenzwerte für Kohlendioxid an mehreren Messpunkten in Puerto Naos überschritten wurden. Evakuierungen waren bisher nicht nötig, jedoch rückte die Feuerwehr aus und informierte die Bewohner über die erhöhten Gaskonzentrationen. Die Einsatzkräfte sorgten für eine gründliche Belüftung der betroffenen Gebäude und warnten davor, Keller zu betreten, in denen sich das Gas besonders stark ansammelt. Sollten die Gaswerte jedoch weiter ansteigen, könnten vorübergehende Evakuierungen erforderlich werden, die in enger Abstimmung mit den Rettungskräften durchgeführt würden.
Wie viel Kohlendioxid hat sich angesammelt?
Genaue Angaben zur Konzentration des Gases wurden nicht veröffentlicht. Im Schatten des Vulkans Tajogaite dürfen Häuser betreten werden, in deren Raumluft weniger als 700 ppm Kohlendioxid gemessen wird. Werden Spitzen von 1.600 ppm Kohlendioxid erreicht, wird evakuiert. Dieser Grenzwert wurde jedoch bisher nicht erreicht. Im vergangenen Monat wurden im Freien hohe Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Laut dem Monatsbulletin des IGN wurden in Puerto Naos und La Bombilla CO2-Konzentrationen von 34.450 ppm und ein Sauerstoffgehalt von 20,0 % festgestellt, während der Normalwert bei 20,9 % liegt. Beide Messungen wurden im Freien durchgeführt. In der Gegend von Puerto Naos betrug der im Freien gemessene maximale CO2-Wert 200.000 ppm, während der Sauerstoffgehalt ein Minimum von 20,0 % erreichte. Es sammelt sich also so viel Kohlendioxid in Bodennähe an, dass fast 1 Prozent des Sauerstoffs aus der Atemluft verdrängt wird.
Droht ein neuer Vulkanausbruch?
In einigen Berichten wird spekuliert, dass der Vulkan wieder erwachen könnte. Generell kann ein Anstieg der Gaskonzentrationen auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten, doch in diesem Fall befindet man sich in einem posteruptiven Stadium, in dem sich die Erde noch nicht vollständig beruhigt hat. Vulkanische Gase entweichen aus dem sich abkühlenden Lavafeld und dringen aus Spalten, die bis in das Fördersystem des Vulkans hinabreichen. Entgasungsaktivität ist in dieser Phase normal. Sie kann variieren, wobei auch das Wetter eine entscheidende Rolle spielt, wie viel Gas sich in Bodennähe ansammelt. Besonders nach starken Regenfällen oder bei Windstille können die Konzentrationen steigen. Hinweise auf einen erneuten Vulkanausbruch auf La Palma sind zumindest kurzfristig nicht zu erkennen.