Wie von mir bereits im Frühsommer prognostiziert, steigen die Infektionen mit dem Corona-Virus SARS CoV-2 auch in Deutschland wieder. Grund hierfür sind Temperaturen unter 15-Grad und die Abnahme der Sonnenscheindauer. Wir verbringen mehr Zeit in geschlossenen Räumen und das menschliche Immunsystem scheint in der dunklen Jahreszeit deutlich schwächer zu sein als im Sommer. In den letzten Tagen stiegen die täglichen Neuinfektionen von 2500 auf über 4000 an und liegen aktuell (laut JHU) bei 7113 Neuinfektionen. Parallel dazu nehmen die schweren Verläufe zu, allerdings noch nicht in dem Maß wie die Fallzahlen. Dabei gilt es zu beachten, dass die Entwicklung der schweren Fälle mindesten 2 Wochen hinter den Zahlen der Neuinfektionen herhinkt. Was wir aktuell an schweren Verläufen erleben spiegelt das Infektionsgeschehen von vor 2-3 Wochen wieder. Das gilt im besonderen Maße für die Todesfälle. Diese nahmen in den letzten Tagen leicht zu. Gestern wurden 34 Todesfälle gemeldet, die im Zusammenhang mit einer COVID-19 Erkrankung standen. Vor 3-4 Wochen gab es pro Tag ca. 1500 Neuinfektionen. Man kann davon ausgehen, dass die Todeszahlen in den nächsten Wochen steigen werden. Über die zu erwartenden Wachstumsraten kann man sich gut an Frankreich orientieren. Dort wurden gestern etwa 21.100 Neuinfektionen und 76 Todesopfer gemeldet. Zu beachten gilt: positiv getestete Personen (Neuinfektionen) sind nicht gleichbedeutend mit erkrankten Menschen!
Die Regierenden verschärfen praktisch täglich die Schutzmaßnahmen und in den sogenannten Corona-Hotspots müssen nun auch Alltagsmasken im Freien getragen werden. Das Reisen innerhalb Deutschlands wurde stark eingeschränkt, indem es für Menschen aus Corona-Hotspots Beherberungsverbote erlassen wurden. Die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Reglungen haben Bürger soweit verunsichert, dass die Reiseaktivitäten stark zurückgegangen sind. Sicherlich war das Zweck der Aktion, doch die Folgen für das Gastgewerbe sind fatal. Hinzu kommt eine schwindende Akzeptanz gegenüber den Corona-Maßnahmen, besonders im jüngeren Teil der Bevölkerung, der selbst ein geringes Risiko trägt an COVID-19 schwer zu erkranken. Es rächt sich, dass die Maßnahmen während des Sommers nicht ganz aufgehoben wurden.
Meiner Meinung nach können die bisher getroffenen Maßnahmen den Verlauf der Pandemie kurzfristig bremsen, mittelfristig gesehen wird es allerdings nicht gelingen den natürlichen Lauf der Dinge zu verhindern. Selbst ein Lockdown wird im Winter die Fallzahlen nur temporär beeinflussen: sobald er aufgehoben wird, werden auch die Infektionszahlen weder steigen und nach wenigen Wochen steht man wieder dort, wo man vor einem Lockdown stand. Ausrotten lässt sich das Virus praktisch nicht mehr!
Wir stehen am Anfang der 2. Welle, die jahreszeitlich bedingt ist. Genauso, wie im Sommer die Fallzahlen auf natürliche Weise zurückgingen, werden sie nun wieder zunehmen. Von einer Herdenimmunität sind wir Jahre entfernt. Die WHO hält diese auch für „unethisch“! Mich persönlich irritiert diese Einstellung, zeigt sie doch, wie weit wir uns von unseren Ursprüngen entfernt haben. Reflektiert man die Einstellung der WHO, die sicherlich von Vielen geteilt wird, dann erscheint mir ein zweiter Lockdown unvermeidlich, selbst wenn das Coronavirus nicht der „Killer“ ist, für den man es noch am Anfang der Pandemie halten konnte. Zum Vergleich: das Coronavirus von 2002 (SARS CoV-1, nur damals ohne Ziffer) hatte eine Mortalität von 9,6%. MERS brachte es sogar auf über 34%. Inzwischen belegen die Statistiken, dass die Mortalität von SARS CoV-2 in etwa mit der Sterblichkeit einer starken Grippepandemie zu vergleichen ist. Der Bonner Virologe Streeck bezifferte sie jüngst mit höchstens 0,37%. Er warnt zwar davor, das Virus auf die leichte Schulter zunehmen, mahnt aber auch vor übertriebener Angst und meint, dass Corona nicht unser Untergang sein wird. Eine Überzeugung die ich Teile, mit der Ergänzung, dass die Reaktionen auf das Virus unseren Wohlstand mehr gefährden als das Virus selbst.
In der Konsequenz meiner Überlegungen, sollte man sich langsam wieder auf weiter verschärfte Maßnahmen -bis hin zum möglichen Lockdown- vorbereiten, selbst wenn die Politiker bestrebt sind einen weiteren zu vermeiden.
Weiterführender Link: Corona-Newsberichte im Blog