El Nino und die Klimakatastrophen

El Nino hält die Welt in Atem. © NOAA
El Nino hält die Welt in Atem. © NOAA

Nach einem der wärmsten Sommer seitdem Klimadaten aufgezeichnet werden, verabschiedet sich das Jahr 2015 mit einem der wärmsten Winter. Heiligabend blühten bei uns in Oberhausen japanische Kirschen, Lavendel und Geranien und in Moskau purzelte ein Wärmerekord nach dem anderen. Neben den Frühlingsboten im Winter gab es aber auch weitaus unangenehmere Erscheinungen der ungewöhnlichen Witterung: auf der gesamten Welt ereigneten sich zahlreiche klimabedingte Katastrophen: im Norden Englands manifestierten sich ungewöhnlich starke Niederschläge. Flüsse und Bäche verwandelten sich in reißende Ströme, Deiche brachen und in zahlreichen Ortschaften hieß es Land unter. Es wurde die höchste Warnstufe „rot“ ausgerufen, was so viel wie akute Lebensgefahr bedeutet. Im Südwesten der USA verwüstete eine Serie von Tornados mehrere Ortschaften. Mindestens 25 Menschen starben. In Kalifornien wüteten Waldbrände und in Australien Buschfeuer. In Indonesien sind Waldflächen von der Größe Hessens abgebrannt. Der Rauch verursacht Smog in den Metropolen westlich des Inselstaates. In Spanien loderten vieler Orts ebenfalls Flammen. Überflutungen in Südamerika fielen zahlreiche Menschen zu Opfer. Die Wassermassen lösten auch mehrere Erdrutsche aus. In China verschüttete eine Schlammlawine mehrere Häuser und mehr als 90 Menschen wurden nach der Katastrophe vermisst.

El Nino verursacht Naturkatastrophen

Zumindest ein Teil der Naturkatastrophen geht auf das Konto des Wetterphänomens „El Nino“, welches alle paar Jahre auftritt. Immer dann, wenn sich der östliche Teil des äquatornahen Pazifik um mindestens 3 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel erwärmt, tritt dieses Phänomen auf. Die Temperaturverteilung des äquatorialen Pazifiks zur Weihnachtszeit sieht so aus, dass das Wasser vor Indonesien 28 Grad warm ist, vor Peru aber nur 24 Grad. Dieser Temperaturunterschied löst Passatwinde aus und den Auftrieb von kalten Tiefenwasser vor Südamerika. Durch die Erwärmung des Pazifiks vor Südamerika (in der Grafik ist die Warmwasserzone im dunklen Orange dargestellt) werden die Passatwinde abgeschwächt und die Zirkulation des Tiefenwassers gestört. Dieses Jahr liegt sogar die Temperatur des Tiefenwasser um 6 Grad höher als gewöhnlich. Ungewöhnlich ist auch die Verteilung des warmen Wassers, dass sich dieses Jahr mehr im Zentralpazifik sammelt. Zudem ist die Wassertemperatur im gesamten Pazifik deutlich höher als normal und im Südpazifik bildete sich ein gigantischer Warmwasserpool. Wissenschaftler stehen vor einem Rätseln, prognostizieren aber für 2015/2016 einen ungewöhnlich starken „El Nino“.

Die Prognose scheint einzutreffen. Unmittelbare Folge des Klimaphänomens ist, dass sich die Richtung der Luftströmungen umkehrt und somit auch die Verteilung der Niederschläge. So ist es derzeit in Indonesien ungewöhnlich trocken und Südamerika wird von Fluten heimgesucht.

Bisher verhielt es sich in „El Nino“ Jahren meistens so, dass Europa von diesem Klimaphänomen nicht betroffen war, oder dass die Winter kühl und trocken waren. Eine Ausnahme bildete der sehr starke „El Nino“ von 1997/1998. Normalerweise stehen Europa und Deutschland im Winter unter dem Einfluss von nordöstlichen Luftströmungen, die kalte Luft mit sich bringen. Dieses Jahr (und 1997/98) aber herrschen südwestliche Luftströmungen vor, die für den ungewöhnlich warmen Winter verantwortlich sind.

Ob und in wie weit dieser außergewöhnliche „El Nino“ mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel im Zusammenhang steht, wird derzeit von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. El Nino wurde bisher meistens als natürliches Klimaphänomen betrachtet, doch einige Wissenschaftler zweifeln diese Saison daran und vermuten zumindest ein Mitverschulden des Menschen.

Island: Gletscherlauf im Gange

Die Skaftá-Depression. © RAX

Auf Island findet seit 2 Tagen ein Gletscherlauf aus dem Vatnajökull statt. Das Schmelzwasser des subglazialen Thermalgebietes Skaftárkatlar schießt dabei in den gleichnamigen Fluss. Auf dem Eis bildet sich derzeit eine Depression die bereits eine Tiefe von 15 m erreicht hat. Das Schmelzwasser sammelt sich in einem See der unter dem Eis liegt. Ist ein gewisser Schwellenwert überschritten, läuft der See aus und erzeugt einen Gletscherlauf. Das Thermalgebiet liegt nordwestlich des subglazialen Vulkans Grimsvötn.

Das Geschehen kann nun quasi live verfolgt werden: das IMO veröffentlicht eine realtime Grafik, die die Subsidenz genau anzeigt. Diese wird von GPS Stationen auf dem Gletscher gemessen.

Sonnenfinsternis

Update: Geonaut Martin Rietze hatte Glück und konnte die Sonnenfinsternis von Spitzbergen aus beobachten. Obwohl die Wetterprognosen ungünstig waren, war der Wettergott gnädig und bescherte den Beobachtern einen Wolkenfreien Himmel. Mit von der Partie war ein Fernsehteam von Galileo. Die Reportage läuft heute Abend auf Pro7.

Heute mal eine Meldung aus der Rubrik „Naturphänomene“. Heute Vormittag schiebt sich der Mond vor die Sonne und verfinstert diese teilweise. In arktischen Regionen ist die Sonnenfinsternis total. Die Geonauten Thorsten und Martin sind derweil in der Kernschattenzone unterwegs und versuchen ihr Glück auf den Farörer Inseln, bzw. Spitzbergen. Die Wetterprognosen sind nicht gut, trotzdem scheint es nicht komplett bewölkt zu sein und die Sonne lugt zeitweise zwischen den Wolken hervor.

Ganz so weit weg vom Thema Vulkanausbrüche ist die Sonnenfinsternis nicht: auf der Sonne gibt es gewaltige Materieausbrüche (Protuberanzen) die man nur sieht, wenn die Sonne total verdunkelt ist. Diese Protuberanzen sind so gewaltig, dass sich die Erde hinter ihnen verstecken könnte.

So fantastisch das Phänomen auch ist, droht für unser Stromnetz eine Gefahr. Da mittlerweile viel Solarstrom ins Netz eingespeist wird, kann es durch die Verfinsterung erst zu einem Leistungsabfall kommen und anschließend zu einer Leistungsspitze. Diese könnte zu Überspannungen im Stromnetz führen.

Das Video ist ein Zusammenschnitt der Sonnenfinsternisse von 2003 und 1999 (Totalität) die ich von Deutschland aus beobachten konnte. Während der Totalität konnte ich damals die Korona sehen und einige Protuberanzen.

Wichtig: niemals direkt in die Sonne gucken, es drohen irreparable Netzhautschäden. Die Sonnenfinsternis nur mit speziellen Filterbrillen beobachten. Für Teleskope und Kameras gibt es Filterfolien.

Sonnensturm verfehlte knapp die Erde

Im Juli 2012 eruptierte die Sonne und ein Sonnensturm entstand (vulkane.net berichtete). Er verfehlte die Erde nur knapp. Die ausgestoßenen Partikel kreuzten die Erdbahn an einer Stelle, an der sich unser Planet eine Woche früher befand. Dafür traf der Sturm den Forschungssatelliten „Stereo-A“ dessen Daten nun ausgewertet und publiziert wurden. Demnach war der Sonnensturm weitaus stärker als bisher angenommen: über eine Billionen Tonnen ionisiertes Plasma wurden von der Sonne ausgestoßen. Hätte das Plasma die Erde getroffen, wäre ein großer Schaden entstanden, der vor allem Satelliten, Kraftwerke, Stromnetze, Navigations- und Computeranlagen zerstört hätte. Die Schäden wären heute noch bemerkbar.
Der letzte Sonnensturm dieser Größe traf die Erde vor gut 150 Jahren und wird als Carrington-Ereignis bezeichnet. Die Forscher fanden nun heraus, dass es weitaus häufiger starke Sonneneruptionen gibt als bisher angenommen. Die Trefferwahrscheinlichkeit steht bei 1:8, dass uns innerhalb der nächsten 10 Jahre so ein starker Sonnensturm trifft.

Askja: großer Erdrutsch

In der Askja-Caldera ereignete sich gestern ein großer Erdrutsch. Ein Teil der Süd- Flanke der Caldera rutschte in den Askja-See (Öskjuvatn-Lake) und verursachte eine hohe Flutwelle. Wasser schwappte bis in den Viti-Krater. Der Zugang zur Caldera wurde gesperrt. Das Ereignis löste laut Jon Friman harmonischen Tremor aus, der ca. 20 Minuten anhielt. Da der Erdrutsch nachts stattfand gab es wohl keine Opfer.

Theoretisch könnte durch die Druckentlastung des abgerutschten Materials ein Vulkanausbruch ausgelöst werden. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Schwarmbeben in der Region, die auf aufsteigendes Magma hindeuteten. Doch für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gibt es derzeit keine Anzeichen.

Der Erdrutsch wurde wahrscheinlich durch warmes Wetter ausgelöst. Das Eis im Boden und auf den Caldera-Wänden ist geschmolzen und destabilisierte den Hang. Solche Ereignisse werden in Permafrost- und Gletscherregionen weltweit befürchtet: Grund dafür ist die globale Erwärmung.

Astronomie: potenziell gefährlicher Asteroid entdeckt

Zwei Astronomen des SONEAR-Observatoriums entdeckten am 23 Mai einen Asteroiden, der eine potenzielle Gefahr für die Erde darstellt. Der Asteroid 2014 KP4 ist größer als 100 m und verläuft in einer Umlaufbahn, die ihn näher als 0.05 AE (mittlerer Abstand Erde-Sonne) an die Erde heran bringen kann. Wann seine nächste Annäherung sein wird, ist noch nicht bekannt.

Sizilien: Tornado an der A 19

Sizilien steht bei uns hauptsächlich wegen den Vulkanen Ätna und Stromboli in den Schlagzeilen, doch gestern ereignete sich ein anderes Naturphänomen: im Zentrum der größten Insel des Mittelmeeres wütete ein Tornado. Betroffen war die ländliche Region Enna. In der Nähe der Autobahn A19 zwischen Catania und Palermo manifestierte sich eine große Windhose. Sie zog über unbewohnte Agrafläche hinweg und richtete keine großen Schäden an. Eine Bilderstrecke des Naturphänomens gibt es auf MeteoWeb.

Weltall: Asteroid und Sternschnuppen

Letzte Nacht passierte der Asteroid 2013 PS13 die Erde. Sein Weg führte den Asteroiden innerhalb der Mondumlaufbahn an uns vorbei. Dabei näherte er sich uns auf 203.700 Kilometern; eine geringe Entfernung für einen Asteroiden. Dieser ist mit einer Größe zwischen 5 und 19 Metern allerdings kein „globaler Killer“. Selbst wenn er in die Atmosphäre eingedrungen wäre, wäre er vermutlich zerbrochen und zum größten Teil verglüht. Damit wäre ihm ein ähnliches Schicksal widerfahren wie dem Asteroiden, aus dem die Tscheljabinsk-Meteoroiden hervorgingen, die im letzten Winter in Russland eingeschlagen sind und einigen Sachschaden anrichteten. Dieser Asteroid war 18 m groß.

Ein weiteres astronomisches Naturschauspiel steht uns in den kommenden Nächten bevor: der jährlich wiederkehrende Sternschnuppen-Strom der Persieden strebt am 12. August seinem Maximum entgegen. Der Radiant des Meterostroms kommt aus dem Sternbild Perseus, dass westlich von Kassiopeia, dem großen „Himmels W“ liegt.

Sonne: Polsprung des Magnetfeldes

Magnetfel der Sonne. © NASAWissenschaftler der NASA gaben jüngst bekannt, dass sie innerhalb der nächsten 4-5 Monate mit einem Polsprung des Magnetfeldes der Sonne rechnen. Bei einem Polsprung wechselt die Polarität des Magnetfeldes. Magnetischer Nordpol wird zum magnetischen Südpol und umgekehrt. Auf der Sonne geschieht das im Abstand von ca. 22 Jahren. Dieser magnetische Sonnenzyklus wird Hale-Zyklus genannt. Er setzt sich aus zwei 11 jährigen Zyklen zusammen, welche die Anzahl der Sonnenflecken beschreiben. Diese korrespondieren mit der Aktivität des Magnetfeldes und Anzahl und Stärke der Sonnenstürme. Eigentlich wurde ein Aktivitäts-Maximum bereits für Mai 2013 erwartet, allerdings fiel diese sehr schwach aus. Die Prognosen rechnen nun mit einem Maximum zum Jahresende, welches dann mit dem Polsprung zusammen fällt.

Sollte sich die Polarität des Magnetfeldes der Sonne in den nächsten Monaten ändern, wird dieses zunächst sehr schwach und löst sich auf, bevor es sich mit umgekehrter Polarität neu bildet. In dieser Übergangszeit kann es zu starken Sonnenstürmen kommen, die auch unsere Erde treffen könnten. Die Sonnenstürme können das Klima der Erde beeinflussen, und stellen eine ernste Gefahr für Raumfahrer und Satelliten dar. Es könnte zu Ausfällen der irdischen Kommunikation kommen. Selbst ein monatelanger Ausfall der Stromnetze ist keine reine Fiktion.

Abseits der Katastrophen-Szenarien wächst zum Jahresende die Chance auf das fantastische Naturschauspiel der Polarlichter. Polarlichter entstehen, wenn der Sonnenwind auf das Erdmagnetfeld trifft. Zusammen mit Komet Ison dürfte sich für Himmelsbeobachter eine Reise Richtung Norden lohnen, sofern der Komet nicht zerbricht, wie es jüngst von einem koreanischen Astronom prognostiziert wurde.

Das Erdmagnetfeld ändert im Schnitt alle 250.000 Jahre seine Polarität, wobei der letzte Polsprung ca. 780.000 Jahre her ist. Für den Fall eine Polsprunges auf der Erde existieren auch einige Schreckensszenarien: es könnte zum Ausfall des Stromnetzes kommen und zur Zerstörung sämtlicher elektrischer Geräte und Batterien, die sich in Betrieb befinden.

Siehe auch folgende Artikel:

Koronales Loch

Komet Ison