Tektonik und Erdbeben entlang des Vanuatu-Grabens
Der Vanuatu-Graben gehört zu den seismisch aktivsten Zonen der Erde und ist häufig Schauplatz sehr starker Erdbeben mit Magnituden größer 7, die eine erhebliche Tsunamigefahr für den gesamten Pazifikraum darstellen. Zugleich ist er Teil des Zirkumpazifischen Feuerrings, entlang dessen sich die meisten Vulkane der Erde befinden.
Die Vulkane entlang des Vanuatu-Grabens bilden einen vulkanischen Inselbogen hinter der Subduktionszone. Zu den bekanntesten zählen Ambrym, Ambae (Manaro Voui) und der dauerhaft aktive Yasur.
Geografisch verläuft die Zone des Vanuatu-Grabens grob in NNW-SSE-Richtung und beschreibt im Süden einen Bogen nach Osten. Sie umfasst die meisten Vanuatu-Inseln, die Santa-Cruz-Inseln der südlichen Salomonen und die Loyalty-Inseln. Der Graben selbst ist in zwei Segmente unterteilt: den Nördlichen Vanuatu-Graben und den Südlichen Vanuatu-Graben. Diese beiden Segmente werden durch den d’Entrecasteaux-Rücken getrennt, der zusammen mit zwei parallel verlaufenden Rücken eine Erhebung von 1–2 km über der Tiefseeebene bildet. Entlang der Rücken verlaufen divergente Störungszonen.
Mit dem 320 Kilometer langen und bis zu 7570 Meter tiefen Vanuatu-Graben ist die Vanuatu-Subduktionszone assoziiert, eine der aktivsten Subduktionszonen weltweit. An dieser Subduktionszone treffen die Indoaustralische Platte und die Vanuatu-Mikroplatte aufeinander, die der Pazifikplatte vorgelagert ist. Im Osten grenzt die Vanuatu-Mikroplatte an die Spreizungszone des Fidschibeckens. Die Insel von Vanuatu liegen am Westrand der Mikroplatte und verdanken ihre Existenz der Schmelzbildung infolge der Subduktion.
Die Indoaustralische Platte taucht entlang der Subduktionszone mit einer ungewöhnlich hohen Rate von bis zu 170 mm pro Jahr unter die Vanuatu-Mikroplatte ab. Dies ist insofern bemerkenswert, als normalerweise die schwerere Ozeanplatte unter die leichtere Kontinentalplatte abtaucht. Daraus lässt sich schließen, dass die Indoaustralische Platte eher die Eigenschaften einer Ozeanplatte aufweist. Tatsächlich sind die Landmassen auf ihr vergleichsweise klein, während der ozeanische Anteil dominiert. Die subduzierte Erdkruste tauch bis in den Erdmantel ab, wo sie partiell schmilzt und Magma bildet, das hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen Vanuatus als Lava austritt.
Da die Inselgruppe von Vanuatu zu kolonialen Zeiten als Neue-Hebriden bezeichnet wurde, ist in älterer Literatur oft von der Neue-Hebriden-Subduktionszone etc. die Rede.
Auf Vanuatu ereignen sich sehr häufig starke Erdbeben, wobei die Zahl von Erschütterungen mit Magnituden ab 7 ungewöhnlich groß ist. Seit 1950 gab es mindesten 23 Stück davon. Einige lösten Tsunamis aus. Vergleichsweise oft kommen auch Starkbebenschwärme vor, bei denen es innerhalb weniger Stunden mehrere Beben mit Magnituden im 5er und 6er Bereich gibt.
Die Tabelle unten listet einige exemplarische Beben auf.
Bedeutende Erdbeben in Vanuatu
- Erdbeben von 1868 – Eines der frühesten bekannten starken Erdbeben in der Region, das Schäden verursachte.
- Erdbeben von 1950 – Magnitude 7,8; Herdtiefe lag in 49 Kilometern.
- Erdbeben von 1973 – Magnitude 7,5; verursachte lokale Tsunamis und Zerstörungen auf Espiritu Santo.
- Erdbeben von 1999 – Magnitude 7,5; Schäden in Port Vila, gefolgt von Nachbeben. 5 Todesopfer.
- Erdbeben von 2002 – Magnitude 7,3; verursachte Schäden auf den Shepherd-Inseln und eine Tsunamiwarnung.
- Erdbeben von 2015 – Magnitude 7,0; führte zu Küstenüberflutungen und Erdrutschen auf Tanna.
- Erdbeben von 2017 – Magnitude 6,8; erschütterte die Insel Ambae und verursachte Evakuierungen.
- Erdbeben von 2023 – Magnitude 7,1; löste eine Tsunamiwarnung aus und führte zu leichten Schäden.
- Erdbeben von 2024 – Magnitude 7,4; führte zu größeren Schäden mit Todesopfer in Port-Vila.