Zusammenfassung: Nabro, Puyehue, und diverse Erdbeben

In den letzten Stunden und Tagen ist im geologischen Sinne viel passiert. Hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:

Nabro: der Vulkanausbruch in Eritrea scheint noch nicht vorbei zu sein. Die explosive Aktivität ist rückläufig, dafür zeigen Satellitenaufnahmen einen Lavastrom, der am 19. Juni bereits 15 km lang war. Er besteht vermutlich aus Basalt. Inzwischen sind auch die ersten Bilder im eritreischen Fernsehen aufgetaucht. Auf diesen sieht man die Front des großen Lavastroms, der die spärliche Vegetation verbrennt.

Puyehue: der chilenische Vulkan, der seit in den letzten 2 Wochen immer wieder zu Flugverboten in Argentinien, Neuseeland und Australien führte, ist in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden. Auf der LiveCam kann man dennoch eine Aschewolke erkennen, der mehrere hundert Meter hoch aufsteigt, bevor starker Wind sie niederdrückt. Vereinzelt kam es wieder zu Sperrungen des Luftraumes. Es geht die Spekulation um, dass sich die Aktivität wieder verstärken könnte.

Japan: dort hat sich heute erneut ein Erdbeben der Stärke 6.7 ereignet. Betroffen war die Provinz Iwate im Norden des Archipels. Das Hypozentrum lag vor der Küste in ca. 20 km Tiefe. Zunächst wurde eine Tsunamiwarnung ausgegeben, die dann aber wieder zurück genommen wurde.

Nach dem katastrophalen Beben vom 11. März hat es zahlreiche Nachbeben gegeben. Seismologen gehen davon aus, dass Japan auch in nächster Zukunft von weiteren Erdbeben erschüttert wird. Seit Jahren wartet man auf das sogenannte Tokai-Erdbeben. Unklar ist momentan, ob sich die Spannungen entlang der Störungszone am Ozeanboden vor Tokio mit dem Beben vom 11. März abgebaut haben, oder ob dieses Ereignis weiter nördlich der gefürchteten Störungszone als unabhängiges Event anzusehen ist.

Türkei: hier gab es im Osten des Landes ein moderates Erdbeben der Stärke 5.4. Betroffen waren die Provinzen Elazig, Diyarbakir und Tunceli. Über Schäden, oder Opfer ist bisehr nichts bekannt.

Christchurch: mehr als 5000 Häuser der neuseeländischen Stadt wurden durch die Beben der letzten Monate so stark beschädigt, dass sie unbewohnbar sind. Ganze Viertel werden abgerissen und nicht wieder aufgebaut, da der Untergrund zu unsicher sein soll. Die Regierung will den Hausbesitzern die Grundstücke abkaufen.

In neuseeländischen Zeitungen ist heute ein Artikel von offizieller Seite veröffentlicht worden, in dem ein klares Dementi gegen die Gerüchte eines bevorstehenden Vulkanausbruches ausgesprochen wurde. Die heißen Quellen, die nach der Erdbebenserie entstanden sind, seien nicht vulkanischen Ursprungs, sondern hydrothermale Tiefenwässer, die durch die natürliche Erdwärme in großen Tiefen aufgeheizt worden sein sollen.

Ätna: Entgasung am südöstlichen Pitkrater

Boris Behncke berichtet von einer Zunahme der Aktivität am Ätna. In den vergangenen Tagen kam es zu Asche-Exhalationen aus der Bocca Nuova. Bei der Asche handelt es sich allerdings nicht um frisch gefördertes Material, sondern um alte Lava die aus dem Schlot geblasen wurde. Auf der Ätna-LiveCam war heute nacht ein roter Lichtschein über dem Krater zu sehen.

Im Nordostkrater finden tief sitzende Explosionen statt. Aus dem neuen Krater an der Flanke des SE-Krater-Kegels hat verstärkte Entgasung eingesetzt. Teilweise ist in den Gaswolken etwas Asche enthalten.  Diese Ereignisse können als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass sich der Ätna auf einen weiteren Paroxysmus vorbereitet. Wann genau der neue Vulkanausbruch stattfinden wird, lässt sich nur schlecht prognostizieren. Ich rechne damit innerhalb der nächsten Tage.

Seismik: Katla,Taupo und Taal

Unter dem subglazialen Vulkan Katla auf Island ereigneten sich in den letzten 24 Stunden 11 Erdbeben. Diese konzentrierten sich in der Caldera und am Westrand des Gletschers Myrdalsjökull.

Bereits Ende Mai gab es Schwarmbeben unter dem neuseeländischen Supervulkan Taupo. Die Caldera ist mit einem See gefüllt und weist diesbezüglich Ähnlichkeit mit dem Taal auf den Philippinen auf. Dieser Vulkan hatte in den letzten Wochen häufig für Schlagzeilen gesorgt, da dort vermehrt Beben registriert wurden. Zudem stiegen Wassertemperatur und Kohlendioxid-Austoss an. Am Taal sind die Werte momentan allerdings rückläufig und es werden nur noch vereinzelte Beben registriert.

Schwarmbeben können Anzeichen bevorstehender Vulkanausbrüche sein, damit diese so interpretiert werden können, bedarf es allerdings ein gehäufte Vorkommen dieser Bebenart.

Puyehue-Cordón Caulle: Aktivität rückläufig

Der Vulkanausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue geht zurück. Am Wochenende stieg die Aschewolke nur noch ca. 1,2 km hoch auf. Von dem Ausbruch besonders stark betroffen ist Argentinien. Dort wurde in 3 Provinzen der Notstand ausgerufen. Der Flugverkehr kam tagelang zum erliegen. Einschränkungen im Flugverkehr gab es aufgrund der Aschewolke auch in Neuseeland, Australien und zuletzt in Südamerika. Die Asche ist nun einmal um die ganze Welt gedriftet und wieder in Chile angekommen.

Die erhöhte Sensibilität der Luftfahrbehörden in Bezug auf Vulkanasche und Flugverbote finde ich schon erstaunlich. Die explosiven Vulkanausbrüche waren alle nur von moderater Stärke und nicht annähernd so stark, wie die Eruptionen von Mount St. Helens im Jahr 1980, oder dem Pinatubo im Jahr 1991. Dieser Ausbruch auf den Philippinen hatte einen VEI 6 und war schätzungsweise ca. 20 Mal so stark wie die Ausbrüche der letzten Wochen. Bei diesem Ausbruch wurden 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Die Vulkanasche stieg 40 km hoch auf und verteilte sich global. Im Folgejahr fielen die globalen Durchschnittstemperaturen um 0,5 Grad.

Der stärkste Vulkanausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde fand 1815 in Indonesien statt. Auf der Insel Sumbawa brach der Vulkan Tambora in einer VEI 7 Eruption aus. Dabei wurden 160 Kubikkilometer Tephra gefördert. Ein Jahr später sanken die globalen Durchschnittstemperaturen um 3 Grad Celsius. Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsschreibung ein.

Was passiert wohl, wenn sich so ein starker Vulkanausbruch heute ereignet? Wenn die modernen Düsenjets so empfindlich auf Vulkanasche reagieren, wie es nun den Anschein hat, würde der globale Flugverkehr auf Wochen zum erliegen kommen. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären katastrophal. Niemand kann sagen, wann es wieder zu einer Eruption mit einem VEI  6, oder VEI  7 kommen wird, gewiss ist nur, dass so ein Vulkanausbruch irgendwann in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird und es die Menschen unvorbereitet eiskalt erwischen wird.

Seismik auf Island: Katla

Droht auf Island der nächste Vulkanausbruch? Heute Nacht erschütterten 12 Erdbeben den subglazialen Vulkan Katla im Süden von Island. Die Epizentren der Beben lagen zum größten Teil in der Caldera, einige Erschütterungen wurden auch am Westrand des Vulkans registriert. 2 Beben hatten eine Magnitude größer als 3. Das war die stärkste Erdbebenserie unter der Katla seit dem Ausbruch des Nachbarvulkans Eyjafjallajökull im März letzten Jahres. In der Vergangenheit triggerten Vulkanausbrüche dieses Vulkans Folgeeruptionen der Katla. Diese fanden bis zu 18 Monaten nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökulls statt.
Die Erdbebenserie jetzt ist noch kein eindeutiges Indiz für einen bevorstehenden Ausbruch, allerdings ein erster Hinweis, dass sich tatsächlich Magma im Untergrund des Vulkans bewegen könnte. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch der Katla überfällig.

Nicht überfällig, aber fällig, ist der Ausbruch der Hekla. Dieser Vulkan befindet sich praktisch in Sichtweite der Katla und liegt ca. 50 km nordwestlich des subglazialen Vulkans. Zwischen den beiden Vulkanen gibt es aber keine direkte Beziehung. Geoforscher der Universität Reykjavik beobachten eine wachsende Ausbeulung an der Hekla, die bereits eine Länge von 20 km erreicht. Die Beule gewann in den letzten Jahren jährlich 5 mm Höhe dazu. Sie ist ein untrügerisches Anzeichen dafür, dass sich große Magmamengen unter der Hekla ansammeln und dass der Druck unter dem Vulkan steigt. Es ist keine Frage ob der Vulkan ausbricht, sondern nur noch wann!
Die letzten Eruptionen der Hekla ereigneten sich in den Jahren 1970, 1980, 1991 und 2000. Die letzten beiden Ausbrüche waren vergleichsweise schwach. Vor diesen Ausbrüchen erhöhte sich die Hangneigung nicht annähernd so weit, wie es nun der Fall ist. Dementsprechend wird der nächste Ausbruch der Hekla sehr wahrscheinlich stärker ausfallen.

Puyehue-Cordón Caulle: Vulkanausbruch verursacht Notstand in Patagonien

Der Vulkanausbruch am chilenischen Vulkan Puyehue-Cordón Caulle veranlasste nun die argentinische Regierung in einigen Orten in Patagonien den Notstand auszurufen. Dort liegt die Tephra (Vulkanasche) aus dem Vulkan bis zu 30 cm hoch. Die Winterferien wurden z.T. vorgezogen, da die Schulen seit Beginn des Ausbruches geschlossen blieben.

Besonders im Touristenort Villa La Angostura zeigt man sich betroffen. Dort fürchtet man einen Ausfall der Skisaison. Wirtschaftlich stark in Mitleidenschaft gezogen sind auch die Landwirte. Neben dem Fischsterben in Lachsfarmen trifft es jetzt auch zunehmend die Schafzüchter, deren Tiere nichts mehr zu Futtern finden.

Aktuelle Berichte über den Status des Vulkans gibt es von Seiten der chilenischen Vulkanologen z.Z. nicht.

Vulkanausbruch in Eritrea: erneute Seismik am Nabro

Der Vulkanausbruch am eritreischen Vulkan Nabro geht weiter. Heute wurden wieder Erdbeben unter dem Vulkan registriert. Die Angaben über die Stärke der Erdstöße schwankt. Das „Observatoire Géophysique Arta“ in Djibouti gab Magnituden um 4,5 an, das USGS verzeichnete Erschütterungen mit einer Magnitude < 3.

Das Nasa Earthobservatory veröffentlichte Satelittenfotos der Eruption. Darauf ist zu erkennen, dass die Eruptionswolke überwiegend aus Wasserdampf besteht, in dem viel Schwefeldioxid enthalten sein soll. Die Eruptionswolke ist deutlich kleiner als zu Beginn des Ausbruches. Am Sonntag erreichte sie eine Höhe von 11 km.

Mehrere kleine Siedlungen in Vulkannähe wurden scheinbar evakuiert. Statements, oder Informationen der eritreischen Regierung liegen nicht vor. Vor Reisen in das isolierte Bürgerkriegsland wird generell gewarnt. Besonders betroffen von dieser Reisewarnung ist die Grenzregion zu Äthiopien in der der Nabro liegt.

In den vergangenen Tagen strichen zahlreiche Fluggesellschaften Flüge über Ostafrika.

Puyehue-Cordón Caulle: Vulkanausbruch fluktuiert

Der Vulkanausbruch in Chile geht weiter. Gestern fluktuierte die Aktivität stark. Im Allgemeinen bewegte sich die Aschewolke unter 5 km Höhe und die Tremoramplitude war niedrig. Mittags kam es dann plötzlich zu einer starken Zunahmen der Tremoramplitude und die Aschewolke stieg bis zu 9 km hoch auf.
Es wird vor pyroklastischen Strömen und Lahare entlang von Flußtälern gewarnt. Schlechtes Wetter verhinderte die visuelle Observierung des Ausbruches und so ist es spekulativ, ob diese Events z.Z. tatsächlich stattfinden, die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber groß.

Ätna: kleine Ascheeruption aus der Bocca Nuova!

Wie das INGV-Catania berichtet, gabe es heute Morgen einie Serie kleiner Ascheeruptionen aus der Bocca Nuova, einem der Ätna-Hauptkrater. Die Asche stieg ca. 250 m über den Kraterrand auf. Es war das erste Lebenszeichen der Bocca seit 6 Monaten.