Bardarbunga: starke Seismik

In den letzten 24 Stunden ereigneten sich unter dem Zentralvulkan 28 Erdbeben mit Magnituden größer als 3. Das stärkste Beben brachte es auf M 4.9. Die Hypozentren variieren, doch eine große Anzahl an Beben fand in Tiefen von mehr als 5 km statt. Die Subsidenz hat in den letzten Stunden etwas zugenommen, der Graph verläuft aber noch recht flach. Wenn der Lava-Ausstoß an der Holuhraun Spalte konstant geblieben sein sollte, könnte neues Magma in die Magmakammer unter dem Bardarbunga strömen.

Ein weiteres Problem wird zunehmend deutlicher: durch den hohen Ausstoß an Schwefeldioxid wird der Regen immer sauerer! An 18 Stationen wird der pH-Wert des Regenwassers gemessen: der extremste Wert belief sich auf einen pH-Wert von 3,2. Alles unter pH 4 ist extrem sauer. 40% des gesammelten Regenwassers wurden als sauer bezeichnet. Der saure Regen kann den Boden verseuchen und das Gras zum sterben bringen. In der Folge hätten die Schafe im Sommer nicht genug zu fressen. Gleiches Problem löste während der Laki-Eruption eine Hungersnot aus.

Bardarbunga: highway to hell

Plötzlicher Anstieg des Graphen durch Umstellung des GPS-Empfängers. © IMODie seismische Aktivität unter dem Zentralvulkan ist weiterhin hoch. In den letzten 48 Stunden wurden 28 Beben mit Magnituden größer als 3 registriert. Die Subsidenz der Caldera hat meiner Meinung nach weiter abgenommen. Ein plötzlicher Anstieg des Graphen vor 2 Tagen kam dadurch zustande, dass der GPS Sensor umgestellt wurde: Schnee bedeckte das Empfangsgerät und es musste erhöht aufgestellt werden, um nicht im Schnee zu versinken. Seitdem verläuft die Kurve deutlich flacher.

Die effusive Eruption an der Holuhraun-Spalte geht entsprechend weiter. Im langgestreckten Krater auf der Spalte bildete sich ein großer Lavasee, von dem die Lavaströme ausgehen. Aktuelle Aufnahmen zeigen keine Lavafontänen mehr.

Die Lava ist mit 1200 Grad sehr heiß. Wissenschaftler vermuten, dass die Lava direkt vom Mantelplume unter Island gespeist wird. In diesem Fall ist es absolut unkalkulierbar, wie lange die Eruption anhalten wird, da der „highway to hell“ bis in den Erdmantel hinab reicht. Diese Theorie wiederspricht allerdings ein wenig der Tatsache, dass über dem Dyke die Magmakammer des Bardarbunga abläuft. Diese Magmakammer füllte sich über viele Jahre lang. Zumindest bis vor kurzem korrelierte die Absinkrate der Caldera mit der Förderrate an der Spalte.

Ein Problem bleibt die enorm hohe Gas- Belastung auf Island. Je nach Windrichtung weht das Schwefeldioxid in die verschiedenen Siedlungsräume Islands. Die Menschen in den betroffenen Regionen werden oft aufgefordert ihre Häuser nicht zu verlassen. Zum Anfang der Eruption sorgte der größere Druck dazu, dass das Gas in die Höhe getrieben wurde. Nun bewegt es sich mehr in Bodennähe. Sonnenuntergang über Oberhausen. © Marc SzeglatDie Wetterlage im isländischen Winter verhindert zudem oft, dass die Gase weiter aufsteigen können. Bei uns kann man derzeit wunderschöne Dämmerungen erleben. Diese könnten ebenfalls einer erhöhten Gas- bzw. Aerosolkonzentration geschuldet sein.

Kilauea: erstes Haus abgebrannt

Ein schmaler Arm des Lavastroms vor der Ortschaft Pahoa erreichte gestern ein unbewohntes Haus und brannte es nieder. Lava fließt auch entlang der Einfriedung einer Übergabestation. Gestern rechnete man noch damit, dass sich die Lava entlang der Einzäunung bewegen wird. Der Vulkanausbruch hält weiterhin an.

Während sich am PuʻuʻŌʻō-Krater derzeit wenig ändert, wurde am Halemaʻumaʻu-Krater schwache Inflation registriert. Der Spiegel des Lavasees stieg um 3 Meter an.

Vulkane weltweit

Bardarbunga: das Lavafeld an der Holuhraun-Spalte ist nun 70 Quadratkilometer groß. Die Aktivität ist unverändert: über das Wochenende wurden ca. 200 Erdbeben unter dem Zentralvulkan registriert, das Stärkste brachte es auf M 5,2. die Subsidenz hält weiterhin an un beträgt mehr als 44 m.

Kilauea: der Lavastrom vom 27 Juni ist weiterhin aktiv, allerdings bewegt sich seine Front nahe den ersten Gebäuden von Pahoa nicht mehr. Aktive Arme bildeten sich in der Nähe des Friefhofes und überquerten die Apaʻa Street. Am Gipfel wurde leichte Inflation gemessen. Die Eruption ist soweit stabil.

Zhupanovsky: in den letzten 2 Tagen zeigte sich der Vulkan auf Kamtschatka von seiner besonders aktiven Seite und erzeugte 11 explosive Eruptionen, deren Aschewolken vom VAAC Tokyo registriert wurden.

Vulkane weltweit

Bardarbunga-update 20.00 Uhr: IMO dementiert, dass die Aktivität an der Spalte nachlässt. Es würde nur die GPS-Station im Zentrum der Bardarbunga-Caldera langsamer absacken. An den anderen Stationen kann man diesen Trend nicht beobachten. Möglicher Weise sackt der Rand nun schneller ab, als das Zentrum der Caldera.

Originalmeldung: heute Morgen ereignete sich ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,4. Das Hypozentrum lag in 5,8 km Tiefe. Entgegen dem sonstigen Trend zeigt der Graph der Subsidenz kein verstärktes Absinken, dass mit dem Beben assoziiert war. Im Gegenteil wurde ein positiver Trend registriert. Tendenziell lässt die Subsidenz etwas nach. Vermutlich tritt weniger Lava an der Holuhraun-Spalte aus.

Mayon: unter dem philippinischen Vulkan steigt weiter Magma auf und sorgt für leichte, aber stetige Inflation. Es finden gelegentliche Erdbeben statt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist erhöht und vom Lavadom geht eine Dampfwolke aus. Der Alarmstatus bleibt auf „3“.

Popocatepetl: im Krater des mexikanischen Vulkans wächst ein Lavadom. Nachts ist auf der Webcam Rotglut zu sehen. Gestern ereigneten sich 17 leichte Dampfausstöße. Gelegentlich finden Steinschläge statt.

Kilauea: Lavastrom stagniert

Der Lavastrom, der letzte Woche die ersten Häuser der Siedlung Pahoa bedrohte steht weiterhin still. Lediglich an einigen Stellen weiter bergauf durchbricht frische Lava die erkaltete Kruste des Lavastroms. Der Lavaausstoß am Spaltensystem auf der Flanke des Puʻu ʻŌʻō‘-Kraters ist gering. Dafür bildete sich im Krater ein Lava-Pool.

Bardarbunga: Depressionen tiefer

In den letzten 2 Tagen hat die Seismik unter dem Zentralvulkan und entlang des magmatischen Ganges etwas nachgelassen. In den letzten 48 Stunden wurden 19 Erdbeben mit M größer 3 registriert. Die Subsidenz (Absinken) der Caldera ist konstant und beträgt nun 44 m.
Ein Überwachungsflug zeigte, dass die Schmelzwasser-Depressionen in der Caldera in den letzten 11 Tagen um 8 m tiefer geworden sind.
Die Wissenschaftler kämpfen im Hochland nun gegen den isländischen Winter an: die Fahrbedingungen sind hart geworden und erschweren die Vulkanbeobachtungen.

Vulkane weltweit

Piton de la Fournaise: seit einigen Tagen registriert man auf La Reunion erhöhte Seismik unter dem Vulkan. Nun wurde die Warnstufe auf „1“ (von „3“) erhöht. Der Zugang zur Caldera wurde eingeschränkt. Ein baldiger Vulkanausbruch ist möglich.

Sakura-jima: der Vulkan auf der japanischen Insel Kyushu ist in den letzten Tagen wieder deutlich munterer geworden. In den letzten 48 Stunden brach der Feuerberg 13 Mal aus. Dieses Jahr produzierte er bisher 551 Eruptionen, die vom VAAC Tokyo registriert wurden. Dass ist deutlich weniger, als in den vergangenen  Jahren.

Bardarbunga: neue Gefahr durch Schmelzwasser

Die Seismik am isländischen Vulkan bleibt hoch, ebenso der Magma-Ausstoß an der Holuhraun-Spalte. Gleich geblieben ist auch die Schmelzrate des Gletschereises über dem Zentralvulkan: sie liegt bei 2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Dass sind pro Monat ca. 5,2 Milliarden Liter Wasser. Sehr wahrscheinlich sammelt es sich in der Vertiefung der Caldera zu einem subglazialen See. Das Schmelzwasser stellt eine zusätzliche Gefahr dar. Es kann durch Spalten bis zur Magmakammer vordringen und dort Wasserdampfexplosionen verursachen. Zudem wächst die Gefahr eines Gletscherlaufes. Dazu müsste sich das Wasser aber erst einmal einen Weg durch den Calderarand bahnen.