Lewotobi Laki-Laki eruptiert Vulkanasche auf 5600 m Höhe

Hoch aufsteigende Aschewolke und Tremor am Lewotobi Laki-Laki auf Flores detektiert

In Indonesien ist der Lewotobi Laki-Laki explosiv ausgebrochen und förderte eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 5600 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen ist, was gut 4000 m Höhe über dem Krater entspricht. Das geht aus einer VSI-Meldung hervor. Die Asche driftete leicht in Richtung Südosten. Zudem gab es wenige Stunden später eine zweite Explosion, bei der die Vulkanasche bis auf 4600 m Höhe über dem Meeresspiegel aufstieg.

Die erste Eruption ereignete sich heute Morgen bei schönstem Sonnenschein um 11:49 Uhr WITA. Ausbruchszeugen beschrieben die Aschesäule als grau und sehr intensiv, was auf einen hohen Ascheanteil hindeutet. Der Ausbruch wurde auf einem Seismogramm mit einer maximalen Amplitude von 47,36 mm und einer vorübergehenden Dauer von 1 Minute 13 Sekunden aufgezeichnet.

Gestern wurden am Lewotobi Laki-Laki 4 explosive Eruptionen registriert, bei denen die Asche bis zu 1000 m über den Krater aufgestiegen war. Darüber hinaus gab es 44 starke Entgasungen sowie eine leichte Zunahme der vulkanisch bedingten Seismizität: Es wurden 9 vulkanotektonische Beben, 3 Niederfrequenzerschütterungen und 5 Tremorphasen detektiert. Diese Daten deuten darauf hin, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist. Hinweise auf einen Ausbruch mit potenziell katastrophalen Auswirkungen gibt es derzeit nicht. Dennoch können solche Ausbrüche an aktiven Vulkanen spontan auftreten, so dass man Besteigungsverbote und Evakuierungsanordnungen von offiziellen Stellen Folge leisten sollte.

Im Falle des Lewotobi Laki-Laki gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 6 Kilometern um den Gipfel. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.

Der Lewotobi Laki-laki bildet einen 1584 m hohen Gipfel eines komplexen Doppelvulkans auf Flores, dessen Gegenstück der 1703 m hohe Lewotobi Perempuan ist. Laki-Laki und Perempuan heißen Mann und Frau und in diesem Zusammenhang ist es interessant, dass der weibliche Gipfel höher ist als der männliche.

Bezymianny: Anhaltende explosive Tätigkeit

Bezymianny stößt Vulkanasche bis auf 11.000 m Höhe aus – Aschewolke durchbricht Wolkenschicht

Auf Kamtschatka ist der Bezymianny weiterhin hochaktiv und fördert Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 11200 m aufsteigen und mehrere hundert Kilometer weit driften. Aus russischen Medienberichten geht hervor, dass es sogar in der Hauptstadtregion Petropawlowsk zu Ascheniederschlag kam.

Die Aschewolken werden von Satelliten des VAAC-Netzwerkes detektiert. Seit gestern wurden vom VAAC Tokio 15 Warnungen für den Flugverkehr ausgegeben. Ein Indiz dafür, dass der Vulkan hochaktiv ist und in kurzen Intervallen eruptiert. Selten gab es bislang mehr Warnungen als aktuell zum Bezymianny.

Dass die Eruptionen durchaus als kraftvoll zu bezeichnen sind, belegt auch ein Youtube-Video, das zeigt, wie gestern eine Aschewolke vom Bezymianny die geschlossene Wolkendecke über Kamtschatka durchbrach. Es handelt sich dabei um Aufnahmen eines Wettersatelliten. Die Schlagzeile des Videos, dass der Vulkan die Asche quasi durch die Atmosphäre geblasen haben soll, ist natürlich Quatsch. Die Asche erreichte gerade den Unterrand der Stratosphäre.

Auf Sentinel-Aufnahmen erkennt man im Infrarotspektrum darüber hinaus eine ausgeprägte thermische Anomalie, die zeigt, das glühende Schuttlawinen die Basis des Vulkankegels erreichen. Auf dem hier eingebundenen Bild sieht man am oberen Bildrand den dampfenden Klyuchevskoy, der aktuell keine thermische Anomalie aufweist und sich nach seinen kurzweiligen strombolianischen Eruptionen wieder beruhigt hat.

Die Livecambilder geben in der letzten Zeit dagegen wenig her, was einerseits daran liegt, dass sie nur selten neue Bilder senden, und zum anderen an hartnäckiger Bewölkung.

Die Vulkanologen von KVERT warnen weiterhin vor stärkeren Explosionen, die Vulkanasche bis auf 15 Kilometer Höhe ausstoßen können, und bestätigen ein Anhalten der effusiven Eruption, die den Dom weiter mit Lava versorgt.

Barren Island: Thermische Anomalie detektiert

Thermische Anomalie auf Barren Island legt Vulkanausbruch nahe

Der entlegene Inselvulkan Barren Island emittiert aktuell eine sehr hohe thermische Strahlung mit einer Leistung von 1342 MW. Das geht aus satellitengestützten Messungen hervor, die auf der Website von MIROWA veröffentlicht wurden. Bereits in den letzten Tagen wurden schwächere Anomalien detektiert, so dass es wahrscheinlich ist, dass die Wärmequelle vulkanischen Ursprungs ist und nicht von einem Waldbrand herrührt, was allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann. Die Insel besteht eigentlich nur aus dem Vulkan und ist in entlang der Küste bewaldet.

Bei Barren Island handelt es sich um einen 354 m hohen Stratovulkan im Indischen Ozean mit einer Fläche von 8 Quadratkilometern. Die Insel gehört zum Andamanen-Archipel, das zu Indien gehört. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an die Fossa von Vulcano, die ebenfalls relativ niedrig ist und sich aus einer Caldera erhebt. Auch die bei beiden Vulkanen vorherrschenden Eruptionstypen sind ähnlich, mit dem Unterschied, dass Barren Island deutlich häufiger eruptiert: In den letzten 10 Jahren ereigneten sich 5 Eruptionsphasen auf Barren Island, wobei die stärksten Ausbrüche zwischen Dezember 2022 und August 2023 erfolgten und einen VEI von 2 erreichten. Wenn die aktuelle Wärmestrahlung von einem Vulkanausbruch verursacht wird, ist es naheliegend, dass glühende Lava gefördert wird. Aschewolken werden bis jetzt nicht gemeldet.

Die Insel ist unbewohnt und liegt westlich der Hauptinseln der Andamanen. Daher sind Augenzeugenberichte selten. Zudem steht Barren Island unter striktem Naturschutz und ein Betreten des Eilands ist strikt untersagt. Ausnahmegenehmigungen bekommen für gewöhnlich nur Forscher, die das sensible Ökosystem der Insel untersuchen. Hier leben viele geschützte endemische Arten, darunter Vögel, Fledermäuse und Meereslebewesen. Die Mergui-Inselgruppe, zu der Barren Island gehört, ist von einem intakten Korallenriff umgeben, was wohl auch so bleiben soll. Darüber hinaus studieren Wissenschaftler, wie sich das Leben auf einer jungen Vulkaninsel ohne menschlichen Einfluss entwickelt.

Barren Island ist darüber hinaus der einzige Vulkan Indiens und einer der wenigen aktiven Feuerberge in Südasien bzw. dem Indischen Ozean.

Erta Alé: Lava lockt Touristen an

Brodelnder Lava-Pool am Erta Alé wird zur Touristenattraktion – Fragwürdiges Verhalten gefilmt

Im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé gibt ein teilweise kollabierter Hornito den Blick auf einen Lava-Teich frei, der in seinem Inneren brodelt. Der Lava-Pond oder auch Pool hat einen geschätzten Durchmesser von 5 bis 7 Metern und befindet sich in dem Bereich des früheren Pitkraters, der bei den Ausbrüchen der letzten 2 Jahre verfüllt wurde. Früher brodelte in diesem Krater ein Lavasee, der zu seinen Spitzenzeiten etwa 100 m im Durchmesser maß und an dessen Rand ich mich mit einigen Vereinsmitgliedern aus wissenschaftlichen Gründen im Jahr 2002 abgeseilt hatte. Eine Aktion, die mich um ein Haar das Leben gekostet hätte.

Nicht zuletzt aus diesem Grund betrachte ich die aktuellen Entwicklungen am Erta Alé mit ein wenig Skepsis, denn neue Videoaufnahmen vom Reiseführer Seifegebreil Shifferaw belegen das unvorsichtige Verhalten von Touristengruppen, die sich bis auf den Rand der Hornitos wagen, um für ein Foto zu posieren. Dabei tragen die meisten T-Shirts, Shorts und leichte Wanderschuhe, was zeigt, dass sich diese Menschen komplett unvorbereitet und ahnungslos auf ein Abenteuer einlassen, von dessen Gefahrenpotenzial sie offenbar null Ahnung haben. Wer sich auf eine Vulkanexpedition in Äthiopien begibt, sollte sich wenigstens rudimentär über die Gefahren des Vulkanismus informieren und sein Hirn nicht beim Führer abgeben. Ich persönlich finde es schön, dass der Besuch des Kraters noch möglich ist und von den Behörden noch nicht verboten wurde, aber selbst in Äthiopien ist mit einem Aufstiegsverbot zu rechnen, wenn es erst einmal zu schweren Unfällen und Klagen gekommen ist.

Die glutflüssige Lava ist gut 1000 Grad heiß und kann infolge von Lavaspattering mehrere Zehnermeter weit spritzen. Lappilligroße Tropfen können schwerste Verbrennungen verursachen und sich bis auf die Knochen durchbrennen. Der Boden am Rand des Hornitos dürfte so heiß sein, dass er den Kleber von Schuhsohlen und evtl. auch Kunstfasereinsätzen schmilzt, darum sollte man an einem Vulkan immer lange Kleidung aus flammenhemmendem Material (Wolle, Baumwolle, Nomex) und Vollleder-Wanderschuhe oder Arbeitsstiefel tragen. Ein Helm, Gasmaske und Schutzbrille sind ebenfalls obligatorisch, wenn man so nahe an einem aktiven Hornito steht. Außerdem sollten sich unter Aufsicht immer nur 3 bis 4 Leute gleichzeitig in der Nähe des Hornitos aufhalten, wenn Laien denn überhaupt unbedingt so nahe dran gehen müssen. Aber auch die beste Kleidung schützt nicht bei größeren unerwarteten Ereignissen, die an einem aktiven Vulkan immer auftreten können.

Mexiko: Neue Heiße Quellen schüren Sorgen vor Vulkanausbruch

Neue heiße Quellen in Michoacán (Mexiko) entdeckt – Sorge vor Vulkanausbruch beim Paricutín wächst

In der Gemeinde Uruapan im mexikanischen Bundesstaat Michoacán hat ein plötzlicher Austritt von Dampf und heißem Wasser in einem Garten des ländlichen Siedlungsraums El Zapien für Aufsehen gesorgt. Anwohner befürchten, dass es sich um frühe Anzeichen eines neuen Vulkanausbruchs handeln könnte – und das nur wenige Kilometer vom bekannten Paricutín entfernt, der erst 1943 entstand.

In sozialen Medien geteilte Videos zeigen, wie aus einem mit einer Laubharke freigelegten Loch Dampf austritt, der mit zunehmender Tiefe von brodelndem Wasser begleitet wird. Die Behörden sowie Wissenschaftler der Universität von Michoacán und der UNAM leiteten Untersuchungen ein. Der Zivilschutz warnte die Bevölkerung und bat darum, das Gebiet bis auf Weiteres zu meiden.

Die Region ist geologisch hochaktiv. Zwischen den Vulkanen Tancítaro und Paricutín wurden in den letzten mehrere seismische Schwärme registriert, die von aufsteigendem Magma verursacht worden sein könnten. Der Forscher Denis Legrand warnt, dass Magma bei geringer Tiefe rasch aufsteigen könnte, was eine ständige Überwachung erforderlich macht.

Das Phänomen wurde in einem Gebiet entdeckt, in dem ein junges Vulkanfeld liegt. Hier entstand 1943 der jüngste Vulkan Mexikos:  der Schlackenkegel des  Paricutín war ein selten dokumentierter monogenetischer Ausbruch.

Erste von Forschern durchgeführte Messungen ergaben im Bereich der heißen Quelle eine Oberflächentemperatur von 50 °C, während in 40 Zentimetern Tiefe lediglich 22 bis 24 °C gemessen wurden. Diese Werte deuten eher auf eine lokale Störung als auf tiefgreifende vulkanische Aktivität hin. Daher ziehen die Forscher auch andere Ursachen in Betracht: ein Leck in einer unterirdischen Leitung oder brennbare Materialien im Boden.

Ob es sich bei dem Phänomen um geothermische Aktivität, vulkanische Prozesse oder etwas völlig anderes handelt, sollen die kommenden Untersuchungen klären. Die Region bleibt unter intensiver Beobachtung.

Ich persönlich halte einen magmatischen Ursprung der hydrothermalen Aktivität für wahrscheinlich. Wobei magmatisch heißt, dass der erhöhte Wärmefluss im Untergrund von einem Magmenkörper ausgeht, der in der Erdkruste steckt. Ob er weiter aufsteigt und einen Vulkanausbruch verursachen wird, ist indes ungewiss. Die meisten magmatischen Intrusionen erreichen nicht die Erdoberfläche. Zuletzt gab es im Michoacán-Vulkanfeld eine Serie stärkerer Schwarmbeben in den Jahren 2020/21. Damals vermutete man die Intrusion eines Magmenkörpers als Ursache.

Bezymianny mit starker Explosion

Starke Explosion am Bezymianny gefährdet Flugverkehr – Vulkanasche in 11 Kilometern Höhe

Der russische Vulkan Bezymianny liegt auf der Halbinsel Kamtschatka und hat in den vergangenen zwei Wochen seine Aktivität kontinuierlich gesteigert. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam es zu einer Serie von Eruptionen, bei denen starke Explosionen Vulkanasche bis in eine Höhe von 11.200 Metern förderten. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokio hervor. Die Aschewolke erreichte eine Flughöhe, in der sie eine ernsthafte Gefahr für den Luftverkehr darstellt. Daher wurde der Alarmstatus auf „Rot“ erhöht.

Die Vulkanologen von KVERT bestätigten das Geschehen und teilten mit, dass die Eruption am 23. April um 23:10 UTC begann und am 24. April gegen 03:00 UTC endete. Die Aschewolke breitete sich zunächst 232 Kilometer weit in südwestlicher Richtung aus und folgte in etwa dem Küstenverlauf Kamtschatkas. In den Dörfern Atlasovo, Lazo und Milkovo wurde Ascheregen beobachtet. Bis zum Morgen hatte die Vulkanasche eine Strecke von 320 Kilometern zurückgelegt. Derzeit werden keine weiteren Explosionen registriert, jedoch ist davon auszugehen, dass der effusive Anteil der Eruption anhält und der Dom weiterhin mit frischer Lava versorgt wird. Weitere Ereignisse sind daher wahrscheinlich. Da der Ausbruch nicht visuell beobachtet wurde, bleibt unklar, ob pyroklastische Ströme abgingen – ein Verhalten, das für den Bezymianny allerdings typisch wäre.

Der Bezymianny gehört zur zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas und befindet sich in direkter Nachbarschaft zu drei weiteren Feuerbergen: Ushkovsky, Kamen und Klyuchevskoy. Nur Letzterer war in den vergangenen Jahrzehnten aktiv und zeigte auch in der vergangenen Woche strombolianische Eruptionen. In relativer Nähe zum Bezymianny liegen zudem die Vulkane Tolbatschik und Shiveluch. Während Shiveluch derzeit an zwei Lavadomen wächst, ist der Tolbatschik aktuell ruhig – sein letzter Ausbruch ereignete sich im Jahr 2014. Tolbatschik hat eine gewisse Bekanntheit erlangt, da in seiner Lava Gold gefunden wurde.

Poás: Eruption fördert Asche auf 3600 m Höhe

Vulkanasche am Poás erreicht 3600 m Höhe – Intensivierung der Eruption

In Costa Rica drehte der Poás entgegen vorheriger Annahme auf und erzeugte eine Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3600 m förderte. Das geht aus einer VONA-Warnung des VAAC Washington hervor. Der Wind wehte die Asche in Richtung Westen, wo es zu Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet kam. 

Laut einer Notiz von OVISCOR UNA stieg die Vulkanasche 3500 m über Kraterhöhe auf, was in deutlichem Widerspruch zu der vom VAAC gemeldeten Höhe steht, denn wenn man die gut 2600 Höhenmeter des Vulkans addiert, müsste die Aschewolke eine Höhe von 6100 m über dem Meeresspiegel erreicht haben. Für den Flugverkehr eine nicht zu unterschätzende Diskrepanz, denn schließlich gehen die VONA-Warnungen an die Flugsicherungsbehörden heraus, die sie an die Piloten weiterleiten.

Die Eruptionswolke war von dunkler Färbung, was für einen hohen Aschegehalt der Eruptionswolke spricht. Es war die wohl stärkste Explosion der aktuellen Eruptionsserie. Die Eruption manifestierte sich um 05:29 Uhr Lokalzeit. Ihre Hauptphase dauerte gut 5 Minuten. Um 07:36 begann eine weitere Eruption, die gut eine halbe Stunde lang anhielt, aber nicht ganz so explosiv war wie der vorangegangene Ausbruch. Hier stieg die Asche gut 1000 m über Kraterhöhe auf. Mir dünkt, dass das VAAC nur diese Aschewolke erfasste und die vorherige ignorierte. Eine andere Möglichkeit besteht natürlich darin, dass die Höhenangaben von OVISCORI-UNA nicht exakt sind.

Zwischen den Eruptionen stieß der Poás kontinuierlich Dampf aus und es gab eine Reihe kleinerer Explosionen, die Eruptionswolken einige Zehnermeter hoch auswarfen. Ihre Anzahl scheint mir aber gegenüber den Vortagen geringer geworden zu sein. Dafür aber dann der Trend zu stärkeren Eruptionen.

Die Vorgänge lassen sich gut auf dem neuen Livestream von Red Sismológica Nacional beobachten, wo man für gut 12 Stunden auch eine Aufzeichnung des Geschehens abrufen kann. In dem Stream sieht man, dass es nachts eine beständige Rotglut im Schlotbereich gibt. Dieser wird von den OVISCORI-UNA-Vulkanologen als Schwefelbrand beschrieben. Schwefel brennt normalerweise mit blauer Farbe und die Flammen sind vergleichsweise lichtschwach. Möglich, dass die Kamera nachts im Infrarotbereich filmt, weshalb der Brand als überstrahlter weißer Fleck erscheint.

Island: Erhöhte Seismizität beim Grjótárvatn

Erhöhte Aktivität im Vulkansystem Ljósufjöll nahe des Grjótárvatn– Experte befürchtet einen sich zusammenbrauenden Vulkanausbruch

Der Grjótárvatn liegt an der Basis der isländischen Snæfellsnes-Halbinsel, am Rand des eher wenig bekannten Vulkansystems Ljósufjöll. Seit Mitte letzten Jahres rückt diese abgelegene Region zunehmend in den Fokus der Wissenschaftler. Grund dafür sind wiederkehrende Schwarmbeben, die man auch als einen langanhaltenden Erdbebenschwarm mit geringer bis mäßiger Intensität einstufen könnte. Allein in den letzten 48 Stunden wurden 21 Erschütterungen registriert, die vom Isländische Wetteramt etwa 25 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurden.

Die Beben konzentrieren sich unter einem Lavafeld zwischen den Seen Grjótárvatn und Langavatn – einem Gebiet, das dem Ljósufjöll-System zugerechnet wird. Das stärkste Beben der letzten Stunden erreichte eine Magnitude von 2,4 und lag in nur 1,1 Kilometern Tiefe. Das stärkste registrierte Beben seit Beginn der seismischen Aktivität im Jahr 2021 hatte eine Magnitude von 3,7 und ereignete sich am 15. April 2025. Schon im Herbst 2024 kam es hier zu einer Tremorphase – seither sind Geowissenschaftler zunehmend besorgt, dass es in der Region zu einer Eruption kommen könnte.

Zu ihnen zählt auch der emeritierte Geophysik-Professor Páll Einarsson von der Universität Island, den ich 2004 bei meiner bislang längsten Islandreise auf Snæfellsnes kennengelernt und später an der Uni interviewt hatte. In einem Bericht für das Wetteramt bezeichnet er die Situation als potenziell ernst. Die meisten Beben finden laut Einarsson in Tiefen von 15 bis 20 Kilometern statt, was für magmatische Aktivität spricht. Diese Tiefeneinschätzung kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Es gibt zwar so tiefe Beben, aber die meisten liegen deutlich flacher. Ein 2024 in Hítardalur installiertes GPS-Messgerät zeigt zudem erste Oberflächenverformungen.

Einarsson zieht Parallelen zur Eruption auf der Insel Heimaey 1973 – damals betrug die Warnzeit nur rund 30 Stunden. Auch im Fall eines Ausbruchs im Ljósufjöll-System könnte es eng werden.

Ob es tatsächlich zu einem Ausbruch kommt, ist unklar. Die geologischen Daten reichen bislang nicht aus, um eine verlässliche Prognose zu treffen. Sicher ist nur: Die Aktivität nimmt zu – und die Fachwelt beobachtet die Entwicklung mit wachsender Aufmerksamkeit.

Das Vulkansystem Ljósufjöll gilt als geologisch kaum erforscht. Die letzte bekannte Eruption manifestierte sich im Jahr 1148 – wenige Jahrzehnte bevor auch die Vulkansysteme der Reykjanes-Halbinsel wieder aktiv wurden. Mit den aktuellen Ereignissen rückt die Region jedoch wieder stärker in den Fokus und man muss sich fragen, ob es hier einen übergreifenden Aktivitätszyklus gibt, der die Vulkansysteme auf beiden Halbinseln beeinflusst.

Auch auf Reykjanes bleibt es spannend

Auch auf der weiter südlich gelegenen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage dynamisch. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson erklärte kürzlich im Interview mit Channel 2, dass er in diesem Jahr nicht mehr mit einer Eruption bei Sundhnúkur rechne, da sich die Bodenhebung verlangsamt habe und die Intervalle zwischen den Ausbrüchen länger geworden seien.

Doch aktuelle Messungen vom heutigen Tag zeigen, dass sich die Hebung doch nicht so stark verlangsamt hat wie zunächst vermutet. Meiner Meinung nach haben die Ereignisse Anfang April die Karten neu gemischt – es wäre fahrlässig, frühere Muster einfach fortzuschreiben. Eine neue Studie hat zudem den Untergrund unter Reykjanes bis in 40 Kilometer Tiefe durchleuchtet: Die Ergebnisse zeigen, dass sich unter vielen Teilen der Halbinsel Magma ansammelt, das früher oder später seinen Weg nach oben finden wird.

Später ist dabei das entscheidende Stichwort – mehr dazu demnächst!

Ätna: Eruptive Episode Nr. 10

Ätna erzeugte die 10 strombolianische Episode in Folge – Lavastrom floss in Richtung Osten

Auf der italienischen Insel Sizilien erzeugte der Ätna die 10. eruptive (strombolianische) Episode seit März. Die Eruption deutete sich bereits gegen 13:00 UTC an, als der Tremor zu steigen begann. Gegen 17:20 Uhr erreichte er hohe Werte und schaffte damit den Übergang vom gelben in den roten Bereich. Gut eine halbe Stunde später setzten intensive strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten ein. Während der eruptiven Hochphase gingen die Explosionen aus dem am meisten aktiven Schlot in eine kleine Lavafontäne über. Sie speiste einen Lavastrom, der über die Ostflanke des Kegels floss. Prognosemodelle zur Ausbreitung einer potenziellen Aschewolke zeigten, dass diese in Richtung Osten driften würde, doch es wurden keine signifikanten Aschemengen eruptiert.

Wie das INGV in einem Bulletin mitteilte, wurde die Tremorquelle wieder in 2900 m Höhe unter dem Südostkrater ausgemacht, während eine signifikante Bodendeformation ausblieb. Die Tremoramplitude war etwas größer als bei der vorherigen Episode vor gut 4 Tagen. Der Ausbruch endete kurz nach 03:00 UTC.

Natürlich waren wieder zahlreiche italienische Vulkanbeobachter vor Ort und schossen faszinierende Fotos. Hier kann ich nur wenige einbinden, aber in unserer Facebookgruppe „volcanoes and volcanism“ könnt ihr zahlreiche Fotos betrachten.

Die Tätigkeit erinnert mich in ihrer Regelmäßigkeit stark an Paroxysmen, nur dass sie nicht die Stärke dieser Eruptionen erreicht. Anders sieht es am Kilauea auf Hawaii aus, wo gestern bereits die 18. eruptive Episode des Ausbruches begann, der seit dem 23. Dezember anhält. Beide Vulkane zeigen in ihrem Verhalten Parallelen. Bereits vor einigen Jahren wurde am Ätna vorgeschlagen, die Paroxysmen-Serien ebenfalls als einen lang anhaltenden, episodisch ablaufenden Vulkanausbruch anzusehen. Weder am Ätna noch auf Hawaii lässt sich voraussagen, wie lange diese Ausbrüche anhalten werden. Die Episode am Kilauea ist inzwischen auch vorbei. Zwei Vulkane, die im Gleichtakt schlagen.