Island: Erdbeben Mb 4,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 4,1 erschüttern den Tafelvulkan Herdubreid

Datum: 22.10.22 | Zeit: 23:11:01 UTC | Lokation: 65.21 ;  -16.36 | Tiefe: 7,8 km | Mb 4,1

Seit Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter Island erhöht. So gibt es mehrere Bebenspots entlang der Hauptstörungszonen, auf denen sich auch die großen Zentralvulkane Islands befinden, unter denen es ebenfalls vermehrt bebt. Daher ist es unklar, inwieweit die Erdbeben tektonisch bedingt sind und welche der Erdbeben möglicherweise mit dem Vulkanismus zusammenhängen.

Gestern Abend manifestierte sich um 23:11:01 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1 beim Herdubreid. Das Hypozentrum lag fast 8 km tief. Das Epizentrum wurde 4,1 km nördlich des Tafelvulkans lokalisiert. Der Erdstoß konnte in der nordisländischen Stadt Akureyri gespürt werden. Zwei weitere Beben hatten Magnituden im 3er-Bereich. Die Beben waren Teil eines Schwarms, der bislang aus 375 Erschütterungen besteht, die in den IMO-Tabellen aufgeführt werden. Auf der Seite von IMO ist von mehr als 600 automatisch erfassten Erdbeben die Rede.

Herdubreid in monogenetisch und entstand unter dem Eis

Herdubreid war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz von Schwarmbeben und man vermutete dass sie durch eine Magmen-Akkumulation verursacht wurden. Der Tafelvulkan entstand während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung, wodurch die abgeflachte Form zustande kam. Der Krater liegt auf einer 200 m hohen Anhöhe im Süden des Plateaus. Forscher vermuten, dass dieser Teil des Vulkans während der letzten Eruptionen über dem Eis lag. Sie gehen auch davon aus, dass der Vulkan in nur einer einzigen Eruptionsphase entstand, er also monogenetisch ist. Somit ist ein neuer Ausbruch des Herdubreids unwahrscheinlich, es könnten aber Eruptionen in seiner Nähe entstehen. Während die bis zu 1000 m hohen Hänge überwiegend aus Palagonit bestehen, ist das Material des oberen Teils des Vulkans basaltischer Herkunft. Bei Palagonit handelt es sich um ein vulkanisches Glas, dass ebenfalls aus basaltischer Lava besteht, sich aber aufgrund der schnelle Abkühlung unter Wasser, bzw. Eis gebildet haben muss.

In der nordischen Mythologie gilt Herdubreid als Sitz des Donnergottes Thor. Der Tafelvulkan gehört zum System des Zentralvulkans Askja, der seit letztem Jahr durch Inflation auffällt und möglicherweise dabei ist, sich auf eine Eruption vorzubereiten.

Weitere Erdbeben gab es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 82 Erschütterungen registriert. Die Bebentätigkeit ist ebenfalls im Süden von Island erhöht.

Erdbeben-News 22.10.22: Kalifornien

Erdbebenserie in Kalifornien

Derzeit gibt es viele schwache Erdbeben in Kalifornien. Sie erstrecken sich zum großen Teil parallel zur San-Andreas-Störung, doch es gibt auch Beben die Abseits der dominierenden Transformstörung liegen. Auffällig ist diesbezüglich ein kleiner Schwarm wenige Kilometer nordöstlich von Geyserville. Dort manifestierten sich in den vergangenen Tagen 16 Erschütterungen mit Magnituden im 2er Bereich und sehr flach liegenden Hypozentren. Wie der Name des Ortes schon vermuten lässt, gibt es in der Region heiße Quellen und Geysire. Das Örtliche Gaskraftwerk nutzt zusätzlich Geothermie. Die flachen Hypozentren lassen einen Zusammenhang der Erdbeben mit dem Hydrothermalsystem von Geyserville vermuten. Die Epizentren wurden 17 km östlich von Cloverdale verortet.

Ganz im Nordwesten des US-Bundesstaates gab es mehrere Erdbeben nahe Eureka. Sie ereigneten sich an der Mendocino-Fracture-Zone, die eine Verlängerung der San-Andreas-Störung darstellt und bei Eureka nach Westen abknickt.

Erdbeben-Aktivität unter Grimsvötn am 21.10.22

Grimsvötn mit erhöhter Erdbebenaktivität

Datum: 20.10.22 | Zeit: 18:34:33 UTC | Lokation: 64.40 N ; -17.29 | Tiefe: 0,8 km | Mb 2,9

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ist die Seismizität weiter erhöht. Die Steigerung der Erdbebentätigkeit begann in der letzten Woche, als es einen kleinen Gletscherlauf gab. Dabei floss Schmelzwasser ab, dass sich aufgrund der erhöhten Geothermie im Bereich von Grimsvötn unter dem Gletscher Vatnajökull gesammelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt lagen die meisten Erdbeben nahe der Oberfläche und könnten mit Eisbruch im Zusammenhang gestanden haben. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, denn die Hypozentren der schwachen Erdstöße haben sich größtenteils in Tiefen jenseits von 5 km verlagert. Daher nehme ich an, dass die Beben im Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Es besteht die (geringe) Möglichkeit, dass die Druckentlastung durch das abgeflossene Schmelzwasser Magmenaufstieg begünstigt. Doch noch sehe ich keinen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Vulkans. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 39 Beben im Bereich des Vatnajökulls. 7 Beben manifestierten sich am Grimsvötn und am assoziierten Thermalgebiet Grimsfjall. Die restlichen Erschütterungen verteilten sich auf den Bardarbunga, der ebenfalls unter dem Gletscher liegt, sowie auf Askja und Herdubreid nördlich des Vatnajökulls. Die beiden Vulkane Askja und Grimsvötn stehen auf Alarmstufe „gelb“ und könnten sich auf Eruptionen vorbereiten.

Über den Grimsvötn-Vulkan

Grimsvötn ist ein subglazialer Vulkan unter dem Vatnajökull, der der größte Gletscher Europas ist. Grimsvötn ist ein Zentralvulkan und bildet zusammen mit dem Bardarbunga ein Vulkansystem zweier benachbarter Zentralvulkane. Zwischen ihnen erstreckt sich der Spaltenvulkan Gjalp. Der Grimsvötn streckt seine Fühler bis weit in den Südwesten Islands aus, denn seine Spalten reichen fast bis zur Katla. So zählt auch die Laki Spalte zum Grimsvötn. Sie sorgte im Jahr 1783 für eine verheerende Eruption. Man geht davon aus, dass sich Grimsvötn direkt über den Island-Mantelplume befindet. Schon erstaunlich, wie auf Island die Vulkane zusammenhängen.

Starkes Erdbeben erschüttert Panama am 20.10.22

Erdbeben Mw 6,8 südlich von Panama

Datum: 20.10.22 | Zeit: 11:57:11 UTC | Lokation: 7.66 N ; 82.37 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Vor der Südküste von Panama manifestierte sich heute Mittag ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 10 km. Der Epizentralpunkt wurde 78 km süd-süd-östlich von Guarumal lokalisiert. Bis zur costa-ricanischen Hauptstadt sind es 315 km. Das Erdbeben ereignete sich um 11:57:11 UCT. Vor Ort war es 06:57:11 Uhr. Es gab mehrere moderate Nachbeben.

Beim EMSC liegen Wahrnehmungsberichte vor. Nach denen war der Erdstoß in 66 km Entfernung (also an der Küste von Panama) deutlich zu spüren gewesen und dauerte ca. 45 Sekunden. Erdbeben dieser Magnitude können schon beachtliche Schäden verursachen und kleine Tsunamis auslösen. Da die Bebenzeugen an der Küste aber nichts über Schäden berichteten, könnten die Menschen der Region Glück gehabt haben. Sobald nähre Informationen vorliegen, erfolgt hier ein Update.

Tektonische Situation vor Panama

Als Land Mittelamerikas ist die Pazifikküste des kleinen Staates Teil des Zirkumpazifischen Feuergürtels. Obwohl die Vulkane Panamas bei uns wenig bekannt sind, so gibt es mindestens ein Vulkan, der in den letzten 10.000 Jahren aktiv gewesen war. Dabei handelt es sich um den Baru, dessen letzte Eruption im 16. Jahrhundert stattfand. 3 weitere Feuerberge gelten als inaktiv, bzw. erloschen. Neuere Studien gehen davon aus, dass es vor gut 20 Millionen Jahren mehrere aktive Vulkane in Panama gab, die dabei halfen die Landbrücke zwischen Nordamerika und Südamerika zu bauen. Bislang ging man von rein tektonischen Prozessen aus, die sich hierfür verantwortlich zeigten. Womit wir beim Thema wären: Vor der Südküste Panamas stoßen die Coos und Nazca-Platten zusammen und bilden eine dextrale Transformstörung die fast senkrecht auf einer Subduktionszone steht, die parallel zur Küste verläuft. Beide Platten tauchen entlang dieser Subduktionszone unter die Karibische Platte, auf der sich Panama befindet. Die aktuellen Erdbeben ereigneten sich am Schnittpunkt aller 3 Platten. Dieses tektonische Setting lässt sich am Relief des Ozeanbodens erahnen, welches in der Shakemap sichtbar ist.

Erdbeben in Thailand verursacht leichte Schäden

Thailand: Erdbeben M 4,2

Datum: 19.10.22 | Zeit: 21:36:32 UTC | Lokation:  18.84 N ; 99.16 E | Tiefe: 2 km | Mb 4,2

Im Norden von Thailand gab es gestern Abend ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 19 km östlich von Chiang Mai ausgemacht. Trotz der vergleichsweise geringen Magnitude wurden an Häusern Schäden in Form von Rissen entdeckt. Dass es zu Schäden kam, dürfte seine Ursache in der geringen Tiefe des Erdbebenherds haben. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor.

Laut Aussage der lokalen Erdbebenwarte manifestierte sich das Erdbeben an der Mae-Tha-Verwerfung, die sich horizontal nach rechts verschoben habe.

Außerdem wurde in den Provinz Long ein kleines Schwarmbeben registriert. Es bestand aus 8 Erschütterungen. Das stärkste Beben hier hatte eine Magnitude von 3,9.

Erdbebentätigkeit auf Island bleibt hoch

Viele Erdbeben unter Island

Island liegt auf der Spreizungszone des Mittelatlantischen Rückens und zählt daher zu den Bebenspots der Erde. Hinzu kommt ein ausgeprägter Vulkanismus, der seine Ursache nicht nur in der Divergenz der Erdkrustenplatten findet, sondern zusätzlich von einem Hotspot (Mantelplume) gespeist wird. Daher sind die Erdbeben auf Island teils tektonischen Ursprungs, zum Teil aber auch vulkanisch-bedingt. Zwar unterscheiden sich vulkanotektonische Erdbeben in ihrer Frequenz von tektonischen Erschütterungen, dennoch ist es auch für den Seismologen nicht einfach diese immer zu unterscheiden. So ist die Ursache für die zahlreichen Erdbeben unter Island nicht immer klar.

Aktuell registrierte IMO 262 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden, die sich überwiegend entlang bekannter Störungszonen manifestierten, die im Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken stehen, der durch Island verläuft. Besonders prominent ist ein Schwarmbeben bei Grimsey vor der Küste von Nordisland. Bei der involvierten Störungszone handelt es sich um die Tjörnes-Fracture-Zone. Weitere Erschütterungen ereigneten sich auf der Reykjanes-Halbinsel und im Süden von Island. Die Beben dort liegen entlang der South-Iceland-Seismic-Zone (SISZ). Sie ist das südliche Pendant zur Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ). Bei beiden Störungszonen handelt es sich um Transformstörungen, an denen der Mittelatlantische Rücken um gut 100 km nach Osten versetzt wird. Während es sich bei der SISZ um eine sinistrale (linkshändige) Blattverschiebung handelt, versetzt die TFZ nach rechts (dextral). Es wird angenommen, dass der Mantelplume unter Island durch seine Aufwölbung für den Versatz des Mittelatlantischen Rückens mitverantwortlich ist. Entlang des Mantelplume steigt Schmelze aus dem Erdmantel auf. Sein Zentrum wird unter dem Grimsvötn-Bardarbunga-System des Vatnajökulls vermutet. So ereignete sich 2014 am Bardarbunga die mächtigste Eruption auf Island seit Jahrhunderten. In den letzten Tagen gibt es unter dem Grimsvötn vermehrt Erdbeben, von denen auch die benachbarte Askja heimgesucht wird.

Bodenverformung der Vulkane

Von Mai bis Anfang Oktober gab es am Grimsvötn eine Bodenhebung von 8 cm. Im Monatsverlauf reduzierte sie sich um 3 cm. An der Askja wurden an einigen Messstationen seit August letzten Jahres bis zu 40 cm Bodenhebung festgestellt. Leider ist die Kommunikation zu den Anlagen Anfang des Monats ausgefallen. Unter der Katla (Myrdalsjökull) gibt es auch noch Seismizität. Nur an der Messstation AUST ist eine nennenswerte Bodenhebung von 6 cm festzustellen. Allerdings gilt hier die Einschränkung, dass die Bodenhebung gerade die Absenkung kompensiert, die dort im April gemessen wurde, so dass Netto nichts übrig bleibt. Die Situation unter Katla würde ich als unklar einstufen, während die Anzeichen weiterhin dafür sprechen, dass Grimsvötn und Askja für eine Eruption bereit sein könnten.

Erdbeben-News 19.10.22: Ascension Insel

Erdbeben Mw 5.6 in der Region der Ascension Insel

Datum: 19.10.22 | Zeit: 15:03:03 UTC | Lokation: 7.77 S ; 13.64 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Heute Nachmittag wurde die Region der Ascension Insel von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Das Beben manifestierte sich am Mittelatlantischen Rücken, genauer, zwischen Südamerika und Afrika. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben. Das Epizentrum wurde 1502 km südlich von Harper (Liberia) verortet. Der Erdstoß stand im Zusammenhang mit der Divergenz entlang des Mittelatlantischen Rückens, der hier die Naht zwischen Afrika und Südamerika markiert.


China: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 19.10.22 | Zeit: 04:35:36 UTC | Lokation:  37.76 N ; 92.40 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,4

Südöstlich der chinesischen Wüste Taklamakan manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Es hatte einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe und ein Epizentrum, das 333 km südlich von Dunhuang lokalisiert wurde. Die Taklamakan bildete sich in einem Becken eines riesigen Schmelzwassersees aus der letzten Eiszeit. Auch heute noch werden unter den Sanddünen große Wasservorkommen vermutet.


Island: Schwarmbeben an der TFZ

Datum: 19.10.22 | Zeit: 10:26:04 UTC | Lokation: 66.67 ; -17.98 | Tiefe: 14 km | Mb 3,8

Vor der isländischen Nordküste hat sich der Erdbebenschwarm bei Grimsey an der Tjörnes-Fracture-Zone wieder deutlich verstärkt. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 164 Erschütterungen. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,6.

Auch in anderen Regionen von Island werden viele Beben registriert. Unter den Bebenspots befinden sich Grimsvötn und Askja.

Erdbeben-News am 18.10.22: Chile

Erdbeben Mw 5,2 in Chile

Datum: 17.10.22 | Zeit: 13:38:24 UTC | Lokation: 18.42 S ; 69.38 W | Tiefe: 147 km | Mw 5,2

Die chilenische Region Tarapaca wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Es hatte ein Hypozentrum in 147 km Tiefe und ein Epizentrum, das 103 km östlich von Tacna (Peru) verortet wurde. Interessanterweise wurde auch eine Entfernung von 250 km nach La Paz in Bolivien angegeben. Entfernungsangaben zu einem Ort in Chile fehlen.


Erdbeben Mb 5,0 in der indonesischen Bandasee

Datum: 18.10.22 | Zeit: 11:46:04 UTC | Lokation:  4.36 S ; 125.35 E | Tiefe: 461 km | Mb 5,0

In der indonesischen Bandasee ist seismisch betrachtet einiges los. Das stärkste Erdbeben dort brachte es heute auf eine Magnitude von 5,0. Das Hypozentrum lag in 461 km und damit schon richtig im oberen Erdmantel. Genaugenommen handelte es sich also um ein Mantelbeben. Das Epizentrum wurde 295 km östlich von Katobu festgestellt.


Erdbeben Mb 4,6 am Reykjanes-Ridge

Datum: 18.10.22 | Zeit: 09:03:47 UTC | Lokation: 53.96 N ; 35.30 W | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Am Südende des Reykjanes-Ridges ereignete sich ein Erdbeben Mb 4,6. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Der Epizentralpunkt wurde 1361 km südlich von Reykjavík ausgemacht. In dieser Region gab es im letzten Monat ein starkes Schwarmbeben.

Island mit Schwarmbeben am 17.10.22

Neues Schwarmbeben am Reykjanes-Ridge

Datum: 16.10.22 | Zeit: 22:11:56 UTC | Lokation: 63.60 ; -23.61 | Tiefe: 13.8 km | Mb 4,4

Gestern Abend begann ein neuer Erdbebenschwarm vor der Südwestküste der Reykjanes-Halbinsel. Die Beben begannen um 20:32 Uhr und dauerten bis heute Morgen an. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO in der Region 201 Erschütterungen. 20 Erdbeben hatten Magnituden ab 3. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,4 und hatte einen Erdbebenherd in 15,5 km Tiefe. Die Beben sind wahrscheinlich tektonischer Art, könnten aber indirekt von aufsteigendem Magma getriggert worden sein. Mit ähnlichen Schwarmbeben vor der Küste begannen in den letzten Jahren häufig Inflationsphasen, die sich dann in nordwestlicher Richtung verlagerten. Isländische Vulkanologen sind sich einig, dass unter Reykjanes eine neue magmatische Aktivitätsphase begonnen hat. So werden wir in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich weitere Eruptionen auf der Halbinsel sehen. Aber Vulkanausbrüche können sich auf Island auch woanders ereignen. Aktuell gibt es 2 Beispiele gesteigerter Unruhe, die im Zusammenhang mit den Gletschervulkanen Katla und Grimsvötn stehen.

Gletscherläufe an Grimsvötn und Katla verursachen Erdbeben

Bei den Phänomenen handelt es sich um Gletscherläufe, die durch die Geothermie unter den Eisbedeckungen der Vulkane zustande kommen. Bei einem Gletscherlauf fließt Schmelzwasser ab, dass sich unter dem Eis ansammelt. Da sich die Eisdecke um mehrere 10er Meter senkt, entstehen durch Eisbruch oberflächennahe Erdbeben. Der Gletscherlauf unter dem Grimsvötn (Vatnajökull) erreichte gestern Mittag seinen Höhepunkt und die Pegel am Fluss Gígjukvíslar fallen wieder. Zum Höhepunkt des Gletscherlaufs wurde ein Wasserfluss von 500 Kubikmeter pro Sekunde erreicht. Es handelte sich um einen kleinen Gletscherlauf, der keinen Schaden anrichtete und auch das Flussbett nicht verließ. Brücken und Straßen wurden nicht überflutet. Die Gletscherläufe am Grimsvötn stehen im Verdacht, dass sie Ausbrüche des Vulkans triggern können, wenn es durch das abfließende Wasser zur Druckentlastung kommt. Besonders starke Gletscherläufe entstehen hingegen, wenn das Schmelzwasser aus den beiden subglazialen Seen nicht vor einer Eruption abläuft, sondern während oder nach einem Vulkanausbruch, weil sich dann besonders viel Schmelzwasser ansammeln kann.

Ein ähnlicher Vorgang könnte sich nun unter dem Gletscher Myrdalsjökull anbahnen. Dort gab es gestern eine Bebensequenz unter der eisbedeckten Katla-Caldera. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 3,8 (vnet berichtete). Gestern Abend veröffentlichte der isländische Zivilschutz dann eine Meldung, dass die Beben im Zusammenhang mit einem beginnenden Gletscherlauf gestanden haben könnten. Grund für die Annahme liefern die Epizentren der Beben, die sich in der Nähe subglazialer Geothermalgebiete ereigneten, in denen sich auch gerne Schmelzwasser sammelt. Zudem lagen die Erschütterungen sehr flach und könnten mit Eisbruch im Zusammenhang stehen. Die Wissenschaftler beobachten den Gletschervulkan genaustens und messen Pegel und Leitfähigkeit des Flusses Múlakvísl. Vorsorglich wurde bereits der Zugang zu Gletscherhöhlen gesperrt. In einem Interview betont IMO-Wissenschaftlerin Kristín Jónsdóttir, dass man nicht genau wisse, ob sich nicht sogar ein Vulkanausbruch ankündigen könnte.

Für Aufregung in den Sozialen Medien führten auch LiveCam Beobachtungen vom Myrdalsjökull: es war eine dunkle Wolke zu sehen gewesen, die scheinbar vom Nordwestrand der Caldera aufstieg. Sie war über Stunden ortsstabil und wies im Zeitraffer Ähnlichkeiten mit einer Eruptionswolke auf. Doch offenbar handelte es sich um ein meteorologisches Phänomen.