Campi Flegrei: Weiteres Schwarmbeben am 11. Februar

Calderavulkan Campi Flegrei erzeugte weiteren Erdbebenschwarm – 60 Erschütterungen innerhalb von 2 Tagen

In Süditalien kommt die Erde nicht zur Ruhe! Nach den Erschütterungen am Ätna und Vesuv stimmten nun auch die Campi Flegrei (Phlegräische Felder) in den Reigen der unruhigen Vulkane ein und erzeugten am 10. und 11. Februar insgesamt 60 schwache Erdbeben. Heute haben sich bereits 13 weitere Beben dazugesellt. Die Magnituden der meisten Beben lagen im Bereich der Mikroseismizität, es gab jedoch auch einige Erdbeben mit einer Magnitude von über 1,5. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,3 und eine Herdtiefe von 2300 m. Das Epizentrum befand sich auf halber Strecke zwischen Solfatara und Monte Nuovo. In diesem Areal kam es zu einer kleinen Clusterbildung. Viele der weiteren Erdbeben verteilten sich zwischen diesen Epizentren und der Solfatara. Während man davon ausgehen kann, dass die Mikrobeben auf Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem des Vulkans zurückzuführen sind, könnten die stärkeren Beben infolge von Rissbildung durch den Aufstieg dieser Fluide entstanden sein. Langsam aber sicher wird die stabile Deckschicht des Calderadeckels zermürbt – ähnlich wie die Bausubstanz an der Oberfläche.

Bereits in der letzten Woche war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Aus dem aktuellen Wochenbericht des INGV geht hervor, dass in der Zeit vom 3. bis 9. Februar 2025 insgesamt 118 Erdbeben verzeichnet wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,2. Die Bodenhebung blieb an der Messstation RITE bei 10 mm pro Monat. Betrachtet man die zugehörige Grafik, erkennt man eine leichte Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit in den letzten Tagen. Genauere Berechnungen werden zeigen, ob sie tatsächlich zugenommen hat. Die geochemischen Parameter zeigen keine Abweichungen gegenüber den letzten Messungen, und die gesamten Daten bestätigen eine weitere Erwärmung sowie eine zunehmende Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems. Die Fumarolentemperatur von Pisciarelli lag im Durchschnitt bei 97 Grad, gemessen im Gasstrom 5 m entfernt vom Fumarolenmund.

In der Facebook-Gruppe zur roten Gefahrenzone der Campi Flegrei wurden erneut Bilder geteilt, die den immer weiter trockenfallenden kleinen Hafen zeigen – ein deutliches Zeugnis der Bodenhebung, die sich bis an die Küste und den Meeresboden auswirkt.

Die Campi Flegrei sind eine aktive Caldera in der Region Kampanien, westlich von Neapel. Der Name bedeutet „brennende Felder“ und verweist auf die zahlreichen Fumarolen, heißen Quellen und vulkanischen Aktivitäten in der Region. Die Caldera entstand durch mehrere große Eruptionen, von denen die letzte größere vor etwa 39.000 Jahren stattfand und als eine der stärksten bekannten Eruptionen Europas gilt. Seitdem zeigen die Campi Flegrei wiederkehrende Phasen magmatischer Aktivität, darunter Bodenhebungen, Seismizität und Gasaustritte.

Santorin: Erdbeben Mw 5,3 am 10.02.25

Wasserverfärbungen Nea Kameni in der Santorin-Caldera (Archiv). © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben bei Santorin – Stärkste Erschütterung Mw 5,3

Datum 10.02.25 | Zeit: 20:16:28 UTC | Koordinaten: 36.67, 25.7 | Tiefe: 8 km | Mw 5,3

Der Erdbebenschwarm nordwestlich von Santorin geht weiter. Die Aktivität fluktuiert zyklisch und alle 10 bis 12 Stunden kommt es zu einer Verstärkung der Aktivität, bei der nicht nur die Anzahl der Erdbeben zunimmt, sondern auch ihre Stärke. Während einer dieser Hochphasen ereignete sich gestern Abend um 20:16:28 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 5,3. Der Erdbebenherd lag in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag nördlich der kleinen Insel Anydros und gefährlich nahe an der Amorgos-Störung, an der sich 1956 das Starkbeben Mw 7,2 ereignete. In den letzten Tagen verlagerte sich die Erdbebenaktivität weiter nach Nordwesten. Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass sich die meisten Beben nun nordöstlich von Anydros ereignen. Vor ein paar Tagen lag das Eiland noch im Zentrum des Bebenclusters und am Anfang des Schwarms lag der Schwerpunkt des Schwarms südwestlich der Insel. Tatsächlich verläuft die Migration der Beben nicht linear, sondern es gab mehrere Hin-und-her-Bewegungen entlang einer Linie, die an der Ostflanke des Unterwasservulkans beginnt.

Migration der Erdbeben entlang einer Linie

Das EMSC hat eine Animation der Epizentren-Verlagerung im Zeitverlauf gemacht, bei der man die oben beschriebene Migration sehr gut erkennen kann. Die Animation wurde von den Kollegen von „Volcanoes y Ciencia Hoy“ ausfindig gemacht. Schade, dass man versäumte, eine Reliefkarte des Meeresbodens unter die Animation zu legen. Dafür gibt es aber inzwischen eine tektonische Karte des Meeresbodens, auf der die Lage der Erdbeben eingezeichnet wurde. Sie zeigt, dass die Erdbebenmigration zwar parallel zur Hauptstörungsrichtung des Grabens verläuft, aber nur in seinem nordöstlichsten Verlauf mit der Santorin-Anafi-Störung übereinstimmt. Von den Erdbebenmarkierungen verdeckt ist eine kleinere tektonische Bruchlinie, die am Kolumbos beginnt und von der Erdbebenmigration leicht geschnitten wird.

Die Erdbeben könnten nun mit einer tektonisch bedingten Rissöffnung in Zusammenhang stehen oder aber von einem magmatischen Gang verursacht werden, der sich entlang von tektonischen Schwächezonen ausbreitet. Die eingangs erwähnten Verstärkungsintervalle deuten auf Letzteres hin und konnten u.a. bei der Ausbreitung der Intrusionen an den Vulkanen Bardarbunga und Fagradalsfjall, sowie im Vorfeld der La Palma-Eruption beobachtet werden.

Dass das Beben Mw 5,3 gestern Abend so nahe an der Amorgos-Störung lag, ist beunruhigend, denn es besteht die Gefahr, dass auch diese Störung aktiviert werden könnte. Wie erwähnt hat sie ein deutlich größeres Potenzial, starke Beben hervorzubringen, als die Störungen am Boden des Grabens.

Santorin: Noch ein Erdbeben Mw 5,0

Die Klippen von Santorin. © Marc Szeglat

Ein weiteres Beben Mw 5,0 erschütterte Erdbebenregion bei Santorin – Schulen bleiben geschlossen

Datum 09.02.25 | Zeit: 19:05:39 UTC | Koordinaten: 36.660 ; 25.607 | Tiefe: 15 km | Mw 5,0

Ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude Mw 5,0 manifestierte sich gestern Abend um 19:05 UTC im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin. Der Erdbebenherd soll in 41 Kilometern Tiefe gelegen haben. Das Beben war Auftakt zu einer erneuten Steigerung der Seismizität, nachdem es tagsüber nach einer leichten Entspannung der Situation aussah. Wie so oft gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten uneinheitliche Angaben zum Erdstoß. Die hier genannten Daten stammen vom GFZ Potsdam. Beim EMSC hat das Beben eine Magnitude von 5,2, wobei nicht klar ist, welche Magnituden-Skala verwendet wurde. Die Tiefe hier wird mit 15 Kilometern angegeben.

Im Laufe der Nacht ebbte der neuerliche Erdbebenschub wieder etwas ab, doch auch heute Morgen gab es weitere Erdstöße. Die Magnituden bewegten sich vornehmlich im Zweier- und Dreierbereich. Obwohl sich keine wissenschaftlichen Prognosen über den weiteren Verlauf des Erdbebenereignisses anstellen lassen, gewinne ich den Eindruck einer übergeordneten Abschwächung des seismischen Schwarms. Seine Ursache bleibt ungeklärt und die Fachwelt ist in zwei Lager gespalten. Während die meisten griechischen Seismologen eine rein tektonische Ursache hinter den Beben sehen und die Sequenz als mögliches Vorspiel für ein starkes Erdbeben interpretieren, sind es vor allem Geoforscher aus Deutschland, die einen magmatischen Trigger des Schwarmbebens für wahrscheinlich halten. Da es in der Fachwelt ein ungeschriebenes Gesetzt gibt, dass sich in Punkto Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer nur das zuständige Observatorium gegenüber der Öffentlichkeit äußern soll, halten sich andere Forscher meistens mit ihrer Meinungsäußerung zurück.

Auf den ersten Blick scheint die Frage nach dem Auslöser der Erdbebenserie rein wissenschaftlicher Natur zu sein, doch bei genauerer Betrachtung macht es insbesondere für den Katastrophenschutz schon einen Unterschied, ob man mit einem starken Erdbeben oder mit einem (submarinen) Vulkanausbruch rechnen muss oder vielleicht sogar mit einer Kombination aus beiden, gepaart mit einem Tsunami. Doch je extremer die möglichen Folgen der Vorgänge werden, desto unwahrscheinlicher werden sie. Es bleibt natürlich die Frage, auf welche Eventualitäten man sich vorbereiten soll. Auf Santorin reagiert man u.a. mit dem Aufbau von Zeltunterkünften und Schulschließungen.

Die Kontroverse verdeutlicht einmal mehr, wie wenig die Prozesse im Detail verstanden sind, die letztendlich zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führen. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte sind insbesondere Erdbeben nicht vorhersagbar und Vulkanausbrüche lassen sich bestenfalls nur wenige Tage oder Stunden im Voraus prognostizieren. Mathematische Modelle, die uns eine konkrete Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Starkbebens bei Santorin geben könnten, gibt es nicht. Wir wissen de facto nicht, ob die Wahrscheinlichkeit für ein starkes Beben nun bei 0,1% oder 100% liegt. Genauso wenig weiß man, mit welcher Magnitude man rechnen muss.

Gibt es einen Zusammenhang von Erdbebenschwärmen in verschiedenen Vulkangebieten?

Unklar bleibt auch, ob es global betrachtet tatsächlich zu Zyklen erhöhter vulkanischer und seismischer Aktivität kommt oder ob vermeintliche Häufungen von Ereignissen reiner Zufall sind. In diesen Tagen werde ich oft angeschrieben, ob es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Griechenland (Santorin), Italien (Campi Flegrei) und Äthiopien (Awash) gibt. Rein wissenschaftlich betrachtet lassen sich keine direkten Zusammenhänge erklären. Indirekt sind die Erdbebensequenzen in diesen drei tektonisch aktiven Vulkanregionen über plattentektonische Prozesse gekoppelt.
Es gibt Thesen, nach denen Gezeitenkräfte, Sonnenaktivität und kosmische Hintergrundstrahlung die genannten irdischen Phänomene beeinflussen könnten. Diese Thesen sind bislang wissenschaftlich nicht schlüssig bewiesen und werden von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, da ihre Wirkungen (sofern überhaupt vorhanden) minimal wären. Letztendlich ist es dann eine Glaubensfrage, ob man sich solche außerirdischen Einflüsse auf irdische Gegebenheiten vorstellen möchte oder nicht. Den Weltuntergang werden sie wohl nicht auslösen.

Weiterführender Link: Erdbebenzyklen

Vesuv: Erdbeben erschüttern Gipfelregion

Zwei Erdbeben im Zweierbereich erschüttern Vesuv

Nachdem wir in den letzten Tagen eine erhöhte Seismizität in mehreren süditalienischen Vulkanregionen erlebten, darf natürlich der Vesuv nicht fehlen, denn der zog heute nach und erzeugte zwei Erdbeben mit den Magnituden 2,5 und 2,3. Die Hypozentren beider Beben lagen nahe des Meeresspiegels in nur 700 und 200 m Tiefe. Das Epizentrum des stärkeren Bebens wurde östlich des Kraterbereichs verortet, während die schwächere Erschütterung unter dem südlichen Kraterrand lag. Bereits am Freitag hat es ein Beben Mb 2,0 gegeben. Darüber hinaus wurden auch einige Mikrobeben aufgezeichnet. In diesem Jahr konnten bislang 56 Beben registriert werden.

Die Wissenschaftler vom INGV bringen die Seismizität nicht etwa mit Magmenaufstieg in Verbindung, sondern mit Schrumpfungsprozessen im Schlotbereich des Vulkans. Diese Schrumpfungsprozesse beschleunigten sich den Erdbebenstatistiken zufolge im Jahr 1999, als es zu einer deutlichen Zunahme der Seismizität kam. Seitdem liegt die Erdbebentätigkeit deutlich über dem Niveau des zuvor beobachteten Trends. Warum ausgerechnet seit 1999 die Schrumpfungsprozesse zugenommen haben, wo sich die letzte Eruption bereits 1944 ereignete und das Magma bereits reichlich Zeit zum Abkühlen hatte, blieb rätselhaft.

Im jüngst veröffentlichten Bulletin für den Januar schreiben die Vulkanologen, dass die mehrjährigen Trends des Aktivitätsrückgangs der geophysikalischen Parameter (mit Ausnahme der Seismik) weiter anhalten. Anzeichen für eine Trendwende infolge von Magmaaufstieg gibt es nicht. Schaut man sich die Diagramme aber genauer an, dann erkennt man seit 2022 eine leichte Zunahme der Fumarolen-Temperaturen von 45 auf gut 50 Grad. Außerdem stoppte die bis zum letzten Jahr anhaltende Bodensenkung einer klinometrischen Messstation im Ort Torr del Greco. Es gibt also doch leichte Abweichungen der bisherigen Trends.

In Sichtweite zum Vesuv liegt der Calderavulkan Campi Flegrei, der seine langjährigen Trends ebenfalls beibehält. Hier steigt die magmatisch bedingte Unruhe im Untergrund allerdings weiter an. Auch in den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben und Bodenhebungen.

Karibik: Starkes Erdbeben Mw 7,6

Starkes Erdbeben in der Karibik zwischen Honduras und Jamaika – Tsunamialarm ausgerufen

Datum 08.02.25 | Zeit: 23:23:16 UTC | Koordinaten: 17.689 ; -82.438 | Tiefe: 20 km | Mw 7,6

Seit Tagen wartet man auf Santorin auf ein Starkbeben, doch es ereignete sich gestern Nacht in der Karibik: Zwischen den Staaten Honduras und Jamaika bebte die Erde mit einer Magnitude von 7,6. Obwohl das Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe lag, wurde Tsunamialarm ausgelöst, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde. Die dem Epizentrum nächstgelegene menschliche Besiedlung befand sich in George Town auf den Kaimaninseln. Die Stadt liegt 210 Kilometer nordnordöstlich des Epizentrums.

Der Erdstoß war zwar in der ganzen Karibik sowie in weiten Teilen Mittelamerikas und des nördlichen Südamerikas deutlich zu spüren, doch katastrophale Schäden blieben aus. Dies dürfte zum einen der großen Entfernung zum Siedlungsraum und zum anderen der Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein.

Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Bebenzeugen, die sich in einer Entfernung von 210 bis 670 Kilometern vom Epizentrum befanden, beschreiben ihre Wahrnehmungen ähnlich: als leichte Vibrationen und mäßig starkes Schütteln.




Tektonisches Setting im Erdbebengebiet der Karibik

Tektonisch betrachtet manifestierte sich das Erdbeben an der Walton Fault, die einen Teil der südlichen Begrenzung des Kaimangrabens darstellt und als Transformstörung angelegt ist. Insofern ähnelt die Walton-Störung der bekannteren San-Andreas-Verwerfung an der US-Westküste.

Die nördliche Begrenzung des Kaimangrabens bildet die Oriente-Störung, an der sich in den letzten Jahren mehrere starke Erdbeben ereigneten. Die beiden großen Störungen, die über lange Strecken parallel verlaufen, vereinigen sich wenige Kilometer östlich des Epizentrums zu einer gemeinsamen Störung.

Die Störungen des divergenten Kaimangrabens markieren die kontinentale Naht zwischen Nordamerika und der Karibik. Die beiden Erdkrustenplatten gleiten entlang der Transformstörung aneinander vorbei. Zugleich kommt es im Kaimangraben an einem mittelozeanischen Rücken zu einer Krustenausdünnung, in deren Folge sich die Platten voneinander entfernen – ähnlich wie es am Mittelatlantischen Rücken bei Island der Fall ist. Der Kaimangraben ist bis zu 7.686 Meter tief.

Übrigens gab es mehrere Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 4,8.

Santorin: Weiteres Erdbeben Mw 5,0

Blick über die Caldera von Santorin. © Marc Szeglat

Erneutes Erdbeben Mw 5,0 im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin

Datum 08.02.25 | Zeit: 09:00:42 UTC | Koordinaten:   36.545 ; 25.597 | Tiefe: 8 km | Mw 5,0
Im nordöstlich von Santorin gelegenen Erdbebengebiet kommt die Erde bzw. der Meeresboden nicht zur Ruhe, denn er wird immer noch von zahlreichen Erdbeben erschüttert. Nachdem es nachts ruhiger geworden war und die Aktivität einen rückläufigen Trend aufwies, kam es morgens dann wieder zu einem stärkeren Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Laut dem EMSC manifestierte sich der Erdstoß um 09:00:42 UTC bei den Koordinaten Geo-URI 36.545 ; 25.597. Damit lag das Beben ein wenig südlich des Hauptclusters und näher an dem submarinen Vulkan Kolumbos, den ich auf der Shakemap oben mit einem weiß gestrichelten Ellipsoid gekennzeichnet habe. Die eigentliche Kolumbo-Caldera kann man am südwestlichen Ende der Markierung erkennen. Das Ellipsoid schließt die gesamte Vulkankette ein, die in Richtung Nordosten verläuft und einige Bebenmarkierungen mit einschließt, die sich direkt unter der Vulkankette ereigneten.

Inzwischen gibt es von den verschiedenen geophysikalischen Instituten und organisationellen Webseiten Statements zu den Vorgängen im Erdbebengebiet und immer mehr Forscher und Beobachter vertreten die These, dass sich die Mehrzahl der Beben zwar an einer tektonischen Störungszone ereignet, aber dass der Aufstieg bzw. die Migration magmatischer Fluide die treibende Kraft hinter den Erdbeben ist. Sollte sich diese Hypothese bewahrheiten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Starkbeben mit einer Magnitude größer als 7 ereignen wird, geringer, als wenn es sich um ein rein tektonisches Bebenereignis handeln würde. Doch wenn sich die These überhaupt wissenschaftlich beweisen lassen sollte, dann erst, wenn man eindeutig eine Hebung des Meeresbodens nachweisen kann. Solange kann es natürlich nicht schaden, dass sich der Katastrophenschutz vor Ort auf ein Worst-Case-Szenario vorbereitet. Selbst im Falle eines bestätigten magmatischen Einflusses auf das Bebengeschehen lassen sich Starkbeben nicht ausschließen. Letztendlich besteht sogar ein gewisses Tsunamirisiko.

So ein Tsunami könnte durch eine plötzlich eintretende Fraktur des Meeresbodens verursacht werden, bei der es einen vertikalen Versatz um mehrere Meter gibt. Im Fall eine submarinen Vulkanausbruches könnte es zu einen Hangrutsch kommen. Die Erdbebenregion liegt in einer Host-und Grabenstruktur, die offenbar auch die Spreizungszone eines Rifts enthält. Tatsächlich eine sehr komplexe vulkanotektonische Situation, die viele Szenarien einschließt.

Europa: Erhöhte Seismizität am 07.02.25

Erhöhte Erdbebentätigkeit in mehreren Regionen Europas – Neue Beben bei Awash

Wie ich schon im vorherigen Artikel erwähnte, bebt es heute nicht nur im Bereich von Santorin, sondern auch in vielen anderen Regionen der Erde einschließlich Europa. Nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand dürfte es aber keine direkte Kopplung der Vorgänge geben. Dennoch finde ich es auffällig, dass es zu einer recht massiven Häufung von Erdbeben kommt. Auffällig ist eine erhöhte Seismizität im Mittelmeerraum, die man mit der Plattenkollision zwischen Europa und Afrika in Verbindung bringen kann. So kam es im Ionischen Meer östlich von Sizilien zu einem Beben Mb 4,5. Schwächere Beben ereigneten sich an der Küste von Kalabrien, im Tyrrhenischen Meer und westlich von Malta. Auch in Spanien und Frankreich gab es heute über die Länder verteilt mehrere Erdbeben.




In der Nordsee, abseits der eigentlichen plattentektonischen Kollisionszone, manifestierte sich zwischen den Niederlanden und Großbritannien ein Erdstoß M 2,9. In Deutschland gab es u.a. ein Mikrobeben beim Laacher-See-Vulkan.

Schaut man an den Westrand Europas, stellt man ein Beben M 4,5 am Mittelatlantischen Rücken fest und natürlich gab es Erdbeben auf Island. Das stärkste ereignete sich am Bardarbunga und hatte eine Magnitude 2,9. Dieses Beben fällt allerdings in die Kategorie für Island normal.

Besorgniserregend sind diese Beben nun nicht, doch vielleicht gibt es äußere Einflüsse wie besondere gravitative Kräfte aufgrund ungewöhnlicher Planetenkonstellationen. Oder die Beben entstehen dadurch, dass die Kollisionszone zwischen Afrika und Europa besonders aktiv ist und zu hohem Spannungsaufbau führt. Doch das ist spekulativ.

Auf Santorin verstärkte sich die Anzahl an Beben wieder. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,8. Beben im Fünferbereich blieben weiterhin aus.

Interessanterweise manifestierten sich auch wieder 2 Beben bei Awash in Äthiopien. Gut möglich, dass sich die Aktivität hier auch wieder verstärkt und man auf eine weitere Rifting-Episode zusteuert.

Update: Tatsächliche ereignete sich heute Mittag noch ein Erdbeben M 5,1 westlich vom Stromboli. Es wurden unterschiedliche Herdtiefen kommuniziert. sie reichten zwischen 10 km und 63 km. Außerdem kam es zu einem kleinen Schwarm südlich von Filicudi. Wahrlich erhöhte Seismizität. Morgen früh gibt es ein ausführlicheres Update hierzu.

Fidschi: Erdbeben Mw 6,0 am 07.02.23

Starkes Erdbeben Mw 6,0 bei Fidschi – erhöhte Erdbebenaktivität bis nach Neuseeland

Datum 07.02.25 | Zeit: 0:26:58 UTC | Koordinaten:  -23.924 ; -176.086 | Tiefe: 36 km | Mw 6,0

Heute ist aus seismischer Sicht einiges los auf der Welt und aufgrund der besseren Übersichtlichkeit teile ich das Geschehen in 2 Berichte auf. Das stärkste Beben gab es heute bei Fidschi: Es hatte eine Magnitude von 6,0 und eine Herdtiefe von 36 Kilometern. Witzigerweise wird dieses Beben beim EMSC in der Überschrift dem Fidschi-Archipel zugeordnet, doch als Referenz zur Verortung muss das Tonga-Archipel herhalten. Demnach lag das Epizentrum 320 km südlich von Tatakamotonga. Genau genommen manifestierte es sich südlich der beiden Inselgruppen am Tonga-Graben. Hier gab es noch ein weiteres Beben Mb 4,5 in einiger Entfernung zum ersten Beben, weshalb es sich nicht um ein Nachbeben handelte.

Beim Tonga-Graben handelt es sich um einen Tiefseegraben und er gehört zu den tiefsten Stellen der Erde. Hier senkt sich der Meeresboden bis auf eine Tiefe von 10800 Metern ab. Er erstreckt sich entlang der Kante der Tonga-Platte, die der pazifischen Platte vorgelagert ist. Der Tongagraben ist eine Subduktionszone, entlang der sich die Pazifische Platte unter die Indisch-Australische Platte schiebt. Dieser plattentektonische Prozess verursacht zahlreiche Erdbeben.

Weiter südlich geht der Tongagraben in den Kermadec-Graben über, der wiederum durch Neuseeland zieht. Wenige Kilometer westlich des Kermadec-Grabens verläuft die Backarc-Spreizungszone des Havre Trough, die im Norden Neuseelands in den North Island Dextral Fault Belt übergeht, der wiederum mit der Taupo-Volcanic-Zone assoziiert ist. Der Grund, warum ich hier darauf eingehe, ist, dass es in diesem neuseeländischen Störungssystem 5 Beben mit Magnituden zwischen 3,0 und 4,5 gab. Eines der Beben lag am Rand des Calderavulkans Taupo.

Verlässt man diesen Bereich des Pazifischen Feuerrings und blickt auf der globalen Shakemap nach Westen, dann sieht man, dass es hier auch überdurchschnittlich oft bebt. Vor allem die Beben mit den Magnituden 5,1 und 5,0 bei Papua-Neuguinea sind bemerkenswert, genauso wie das Beben Mw 5,8 südlich von Sumatra.

Santorin: Schwarmbeben legt Bausünden offen

Dicht drängen sich die Häuser entlang der Steilküste von Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm geht etwas abgeschwächt weiter – Katastrophenszenario enthüllt Bausünden

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin ist noch voll im Gange, allerdings sind Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich seit gestern Abend nicht mehr aufgetreten. Das letzte dieser Beben hatte eine Magnitude von 5,1 und manifestierte sich um19:38 UTC in nur 4 Kilometern Tiefe. Das stärkste Beben heute brachte es auf Mw 4,6. Es ereignete sich in den frühen Morgenstunden. Seitdem hat die Energie der Beben etwas nachgelassen. Dennoch kann man noch nicht von einer Entspannung der Situation sprechen. Massive, magmatisch bedingte Schwarmbeben kommen in Schüben und dauern lange an, können aber auch schnell nachlassen, wenn der Magmennachschub ins Stocken kommt.

Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass die Beben durch eine Intrusion magmatischer Fluide ausgelöst werden, die eine Störungszone aktivieren. Damit widerspreche ich der Einschätzung der meisten griechischen Seismologen, die von rein tektonischen Beben ausgehen. Tektonisch bedingte Schwarmbeben dauern für gewöhnlich nicht so lange, es sei denn, es ging ein Starkbeben voran, doch dann spricht man nicht von einem Schwarmbeben, sondern von Nachbeben. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Starkbeben halte ich zwar nicht für ausgeschlossen (das ist es im Wirkungsbereich des Hellenischen Bogens nie), aber auch nicht für dramatisch höher als sonst, denn wenn sich Starkbeben durch Vorbeben ankündigen, dann nicht durch so einen extensiven Schwarm wie diesen. Rein tektonisch bedingte Schwarmbeben geht irgendwann die Energie aus bzw. haben die Spannungen im Gestein abgebaut. Im vorliegenden Fall wurde bereits so viel Energie freigesetzt, dass es einem starken Beben entspricht. Für solch eine Bebenserie braucht es eine beständige Energiequelle, die immer neue Spannungen aufbaut, und diese Energiequelle heißt Magma! Aber auch im Falle magmatisch bedingter Schwarmbeben können starke Beben mit Magnituden im Sechserbereich auftreten und dann ist es besser, nicht in deren Nähe zu sein.

Besonders starke, magmatisch bedingte Schwarmbeben können Wochen dauern und gipfeln dann oft (aber nicht immer) in einer Eruption. Jüngste Beispiele hierfür sind die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull, Bardarbunga und die Spaltenvulkane auf Reykjanes. Aber auch vor der submarinen Mayotte-Eruption gab es langanhaltende Schwarmbeben, wie wir sie jetzt sehen. Das sind Vulkane, die überwiegend basaltische Schmelze eruptieren. Hier könnte aber eine weniger fließfähige Schmelze involviert sein, was einen Ausbruch infolge einer Intrusion weniger wahrscheinlich macht. Doch sollte das Magma die Oberfläche erreichen, steht ein explosives Ereignis an. Der letzte starke Erdbebenschwarm ohne magmatische Eruption ereignete sich übrigens im Januar im äthiopischen Riftvalley.




Steinschläge gefährden Gebäude auf Santorin

Die Erdbeben lösten auf Santorin vermehrt Steinschläge aus, und auf einmal wird es dem dümmsten Bauherren klar, dass so manches Gebäude und sogar ganze Ansiedlungen am Fuß von Klippen besser nicht gebaut worden wären! Im Prinzip gilt das nicht nur für die Gebäude am Fuß der Klippen, sondern auch für die oben auf den Klippen. Und das sind auf Santorin verdammt viele! Der gesamte Calderarand, der die pittoreske Steilküste von Thira bildet, ist bei einem Starkbeben potenziell partiell abrutschgefährdet. Und spätestens bei einem starken Ausbruch liegt man im Trajektor großer Lavabomben und ist dem Ascheregen vollends ausgesetzt. Geht man rein vom Sicherheitsaspekt aus, dessen Messlatte ja zumindest in Bezug auf Vulkanbesteigungen immer höher gesteckt wird, dürften solche Vulkaninsel aber auch Gegenden wie die Campi Flegrei überhaupt nicht besiedelt sein. Die größten Katastrophen ereignen sich meisten übrigens, wenn niemand damit rechnet.