Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1

Zwei weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1 erschütterten Santorin

Datum 18.02.25 | Zeit: 06:08:09 UTC | Koordinaten:  36.608 ; 25.618 | Tiefe: 8 km | Mw 5,1

Die Erdbebenkrise bei der griechischen Insel Santorin hält weiter an. Die Anzahl der Erdbeben variierte in den letzten 48 Stunden wenig, doch heute Morgen gab es wieder 2 stärkere Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1. Sie manifestierten sich um 04:46:52 Uhr und um 06:08:09 Uhr UTC. Die Hypozentren beider Beben lagen in 8 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen wieder in dem Offshore-Bereich nordöstlich von Santorin, wobei ein Beben westlich und das andere östlich der kleinen Insel Anydros lag. Generell erkennt man, dass es jeweils in dem Bereich der stärkeren Beben zu einer Clusterbildung kommt, mit einer Tendenz der weiteren Ostwärts-Verlagerung der Epizentren.

Während sich einzelne Forschergruppen in Bezug auf den Ursprung der Beben klar positionieren, mögen sich die federführenden Institutionen nicht festlegen und bleiben nach allen Seiten diplomatisch offen. In einem Bericht vom GFZ-Potsdam heißt es weiterhin, dass es sowohl magmatisch getriggerte Beben als auch rein tektonische Erschütterungen sein könnten. Auch eine Kombination von beiden Ursachen halten sie für möglich.




Einige Forscher formulieren aber auch ziemlich detaillierte Vorstellungen zu dem, was ihrer Meinung nach passiert ist. So habe ich Medienberichte gelesen, nach denen der griechische Forscher Athanasios Ganas (Geodynamischen Instituts Athen) meinte, dass der Magmenaufstieg unter Santorin begonnen hatte, dann Richtung Kolumbos migrierte und von dort weiter in das jetzt seismisch aktive Gebiet strömte. Grund zu der Annahme liefert die Bodenhebung von wenigen Zentimetern, die zwischen Herbst und Beginn der seismischen Krise im Calderabereich von Santorin gemessen wurde. Das ist eines der möglichen Szenarien, aber nicht unbedingt das Wahrscheinlichste.

Nach wie vor lassen sich über den weiteren Verlauf des Erdbebenschwarms keine verlässlichen Prognosen anstellen, höchstens Szenarien des denkbar Möglichen erstellen. Diese Szenarien beginnen dabei, dass nichts weiter passiert und die Erdbeben nach einer Weile aufhören. Es könnte aber auch eine erneute Verstärkung der Beben geben, bis hin zum Auftreten eines starken Erdbebens mit großem Zerstörungspotenzial, in dessen Folge auch ein Tsunami entstehen könnte. Ein Vulkanausbruch ist ebenfalls denkbar, der würde sich aber wahrscheinlich submarin abspielen. Auch in diesem Fall könnte ein Tsunami resultieren.

Campi Flegrei: Aufregung nach Erdbeben

Marcellum von Pozzuoli zeugt von der Bodendeformation der Caldera Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weitere spürbare Erdbeben erschütterten Campi Flegrei – Aufregung während der Nacht

Die letzten 24 Stunden waren im süditalienischen Pozzuoli von Sorgen geprägt, die durch einen starken seismischen Schwarm ausgelöst wurden. Im Laufe der letzten 24 Stunden manifestierten sich weit über 100 Erdbeben, von denen einige in der Caldera Campi Flegrei gespürt werden konnten. Die zwei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 3,9. Während sich der erste dieser Erdstöße um 14:30 Uhr ereignete und ein Epizentrum hatte, das sich offshore im Golf von Pozzuoli befand, lag das zweite Beben mitten im bewohnten Gebiet nordöstlich der Solfatara und in unmittelbarer Nähe zur Pisciarelli-Fumarole. Dieser Erdstoß ereignete sich um 23:19:52 UTC (00:19 Uhr Ortszeit) und riss zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Viele verließen aus Sorge vor einem stärkeren Erdbeben ihre Wohnungen und flüchteten ins Freie, wo sie sich auf Plätzen versammelten und sogar Feuer entfachten, um sich zu wärmen. In den sozialen Medien wurde kritisiert, dass die Behörden untätig blieben und keine Zelte bereitgestellt wurden, obgleich Polizei und Feuerwehr unterwegs waren, um die Menschen zu beruhigen und Infrastruktur auf Schäden zu inspizieren. Doch es wurden wohl keine entdeckt.

Die beiden beschriebenen Beben waren aber nicht die einzigen Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich, denn es gab noch 3 Beben mit M 3,2 und 3,0 mit Epizentren in oder nahe bei der Solfatara.

Das Schwarmbeben hält bereits seit mehreren Tagen an, doch bereits seit Anfang des Monats steigerte sich die Seismizität kontinuierlich. Die Bebentätigkeit fluktuiert und ist nicht die ganze Zeit über gleich stark. In den Stunden mit weniger Erdbeben postulieren die Forscher vom INGV immer wieder das Ende des Schwarms, obwohl es absolut keinen Sinn macht, bei jeder Verstärkung der Tätigkeit ein neues Schwarmbeben zu postulieren.

Die Bebentätigkeit geht zur Stunde weiter und es ist einer der stärksten Schwärme der aktuellen Hebungsphase, die bereits 2005 begann. Die nun seit 20 Jahren anhaltende Phase begann sich ab 2011 signifikant zu beschleunigen und strebt offenbar einem neuen Höhepunkt entgegen, nachdem einige Wissenschaftler noch vor wenigen Wochen meinten, die Aktivität würde sich abschwächen, nur weil wir nach der Hochphase letzten Sommer ein paar ruhigere Wochen erlebten.

Ich gehe davon aus, dass die Erdbeben Ausdruck einer Beschleunigung der Bodenhebung sind. Zuletzt lag der Wert bei 10 mm pro Monat. Im letzten Sommer erreichte er den doppelten Wert, wobei es während vergleichbar starker Schwarmbeben wie jetzt kurzzeitig noch höhere Werte annahm. Die gleichen Leute, die noch vor wenigen Wochen eine generelle Abnahme der Tätigkeit sahen, sprechen immer noch vom Bradyseismos. Nach dieser Theorie soll sich der Boden infolge von Fluidzufluss in das Hydrothermalsystem heben. Doch die Theorie ignoriert die Quelle der Fluide, die nachgewiesenermaßen magmatischen Ursprungs ist. Man muss sich langsam die Frage stellen, ob sich die Hebung im oberflächennahen Hydrothermalsystem abspielt oder ob sie nicht doch zum Teil direkt auf Magma zurückzuführen ist, das sich in größeren Tiefen unterhalb des Hydrothermalsystems akkumuliert. Ich tippe auf Letzteres, denn wenn nur Fluide im Hydrothermalsystem die Bodenhebung verursachen würden, sollte man meinen, dass sich der Boden zwischendurch auch wieder senkt, wenn die Fluide und vor allem das Gas in ruhigeren Phasen mit weniger Aufstieg entweichen.

Santorin: Seismizität und Tourismus

Kreuzfahrtschiffe in der Caldera von Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit auf Santorin rückläufig, dennoch einzelne Erdbeben im Viererbereich

Auf Santorin hat sich der Erdbebenschwarm weiter abgeschwächt und die Anzahl täglicher Erdbeben ist überschaubar geworden. Es sieht so aus, als hätte sich die magmatische Intrusion abgeschwächt, doch es gibt immer noch einen Magmazustrom, der Spannungen erzeugt und die Erdbeben in den Störungszonen anregt, wobei durchaus noch Erdbeben mit mittelstarken Magnituden im Viererbereich entstehen. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich gestern Abend und hatte eine Magnitude von 4,5. Heute Morgen bebte es mit M 4,0. Insgesamt wurden seit gestern 40 Erschütterungen mit Magnituden ab 2 registriert. Würden wir mit dieser Erdbebenstatistik am Anfang des Schwarms stehen, dann würde man aufgeregt von einem starken Erdbebenschwarm sprechen, so sieht es halt nach einer anhaltenden Abschwächung aus. Dennoch kann es jederzeit zu stärkeren Erdbeben kommen. Es ist auch möglich, dass sich der Erdbebenschwarm verstärkt oder nach einiger Zeit der Ruhe ein neues Schwarmbeben beginnt.

Bedeutung des Schwarmbebens für den Tourismus auf Santorin

Nun, da man weiß, dass tatsächlich so viel Schmelze im tieferen Untergrund steckt, wird man auf Santorin besonders wachsam belieben müssen und die Insel mit anderen Augen betrachten. Es macht einen Unterschied, ob man intellektuell weiß, dass der Vulkan irgendwann mal wieder ausbrechen könnte, oder ob man bestätigt hat, dass es in ein paar Kilometern Tiefe einen aktiven Magmenkörper gibt, von dem aus Magma in wenigen Tagen bis zur Erdoberfläche durchstoßen könnte.

Die Kommunalverwaltung und die Chefs der Tourismusbranche werden sich künftig wohl neue Konzepte überlegen müssen, wie man die Sicherheit garantieren will. Jetzt, im Winter, befanden sich vergleichsweise wenige Menschen auf Santorin und es gab schon einiges an Verunsicherung und Chaos auf der Insel. Was macht man, wenn im Sommer 3-mal so viele Menschen auf der Insel sind und auch die anderen Inseln der Ägäis gut besucht sind? Woher sollen die ganzen Fähren kommen, um Anwohner und Touristen im Notfall zu evakuieren? Was, wenn es bereits Ascheeruptionen gibt und Flugzeuge Santorin und die Nachbarinseln nicht mehr anfliegen können?

Kein Wunder, dass Hoteliers und Manager der Tourismusbranche versuchten, die Wissenschaftler zu beeinflussen und die Theorie unterstützten, dass die Erdbeben rein tektonischer Natur seien. Hier könnte man nach Beendigung des Schwarmbebens sagen, dass die Spannungen im Untergrund abgebaut seien und die Gefahr eines starken Erdbebens vorbei sei. Mit einem aktiven Magmenkörper im Untergrund bleibt die Gefahr eines Vulkanausbruchs über Jahre bestehen und steigt mit jeder Intrusion an. Wenn man hier das Sicherheitsbedürfnis unserer modernen Gesellschaft nicht klammheimlich zu Grabe trägt, dann dürfte bzw. müsste das das Ende des Massentourismus auf Santorin gewesen sein. Aber ich bin mir sicher, dass spätestens zum Sommer 2026 alles vergessen sein wird, sofern es vorher nicht zu weiteren Schwarmbeben kommt. Nimmt man andere Vulkanregionen zum Beispiel, dann ist aber damit zu rechnen, dass sich die Aufheizungsphase über mehrere Jahre hinzieht, bis es dann zum Ausbruch kommt. Das aktuelle Schwarmbeben manifestierte sich zwar offshore, ein Stück von der Küste Santorins entfernt, doch ich halte es für möglich, dass sich unter dem gesamten Areal in Tiefen von mehr als 10 Kilometern ein großer Magmenkörper befindet, der sich bis unter Santorin erstreckt.

Update: Kurz nach Veröffentlichung des Artikels gab es ein Beben Mw 5,0 in nur 7 Kilometern Tiefe.

Campi Flegrei: Schwarmbeben weiter stark

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weiter hohe Erdbebentätigkeit in der Campi Flegrei – 100 Beben seit Mitternacht

Datum 16.02.25 | Zeit: 14:30:02 UTC | Koordinaten: 40.8097 ; 14.1057 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,9

Update: Weitere Verstärkung der seismischen Aktivität mit einem Erdbeben Mb 3,9 im Golf von Pozzuoli. Das Hypozentrum lag in 2500 m Tiefe. Der Erdstoß konnte in der ganzen Caldera gespürt werden. Es folgten zahlreiche schwächere Erdbeben, darunter 2 mit Magnituden im Zweierbereich.

Originalmeldung: Die ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei hält weiterhin an und hat meiner Meinung nach besorgniserregende Höhen angenommen. Alleine heute haben sich bis um 14 Uhr MEZ gut 100 Erschütterungen ereignet. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und lagen in den oberen Gesteinsschichten, in denen sich das Hydrothermalsystem befindet. Einige Erdbeben hatten aber eine etwas höhere Magnitude und lagen auch in Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometer. Diese Beben sind aller Wahrscheinlichkeit nach vulkanotektonischen Ursprungs und auf Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg zurückzuführen, während die flach liegenden Mikrobeben durch Fluidbewegungen verursacht werden, ähnlich wie Dampf aus einem Kochtopf den Deckel zum Klappern bringen kann.

Die genaue Ursache für die Beben wird kontrovers diskutiert, genauso, wie es bis vor 2 Tagen bei Santorin der Fall gewesen war. Während die eine Expertengruppe meint, dass die Erdbeben nicht durch aufsteigendes Magma verursacht werden und ausschließlich durch Fluide (Gas, wässrige Lösungen) ausgelöst werden, gibt es einige wenige Forscher, die meinen, dass hier Magma seine Finger im Spiel hat. Zwar werden die Erdbeben, die wir nun seit Jahren im Bereich der Caldera beobachten, nicht direkt durch Magma kurz unter der Oberfläche ausgelöst, aber durch eine Magmaansammlung in 4 Kilometern Tiefe.

Ich vertrete die These, dass kurz nachdem in 4 Kilometern Tiefe eine Magmablase angekommen ist, von diesem Magmakörper aufsteigende Fluide die oberflächennahen Erdbeben auslösen. Ich nenne die aufsteigenden Magmenkörper bewusst Magmablasen, weil sich vor dem Aufstieg erst eine gewisse Menge Magma ansammeln muss, die groß genug ist, um aufgrund ihres Dichteunterschieds genug Auftrieb zu haben, um den Druck des umgebenen Gesteins zu überwinden.

Die Aufstiegswege zwischen dem tiefgelegenen Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe und der Magmaansammlung darüber werden frei sein, weshalb es in größerer Tiefe keine oder nur sehr wenige Erdbeben gibt. Wenn die Fluide direkt aus einem Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe aufsteigen, ist letztendlich trotzdem ein Zustrom an Magma in eben dieses Reservoire die Quelle der bebenauslösenden Fluidschübe.

Man kann das Blatt wenden und drehen, wie man will: Letztendlich steigt Magma in Intervallen auf, dessen Entgasung für den Druckanstieg im Hydrothermalsystem verantwortlich ist, welches die flachen Erdbeben auslöst. Alle anderen Modelle sind unnötig kompliziert und wahrscheinlich realitätsfern. Meine Erfahrung in der Vulkanbeobachtung zeigt mir, dass Magmaaufstieg aus der Tiefe nicht immer mit seismischen Methoden zu erfassen ist oder dass es besondere Methoden erfordert, schwache Erschütterungen in der Tiefe zu detektieren. In einem Umfeld mit ständigen oberflächennahen Bodenbewegungen und anderen Unruhen (Brandung, Verkehr) ist das kaum möglich.

Im konkreten Fall heißt das, dass mit jeder periodisch stattfindenden Verstärkung der oberflächennahen Aktivität entweder in 7 Kilometern Tiefe oder in 4 Kilometern Tiefe neues Magma ankommt. Wenn der Prozess lange genug andauert, steigt das Eruptionsrisiko immer weiter. Und je länger der Ausbruch auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, ob sich der oberste Magmakörper in 4 oder 7 Kilometern Tiefe befindet, denn in beiden Fällen kann das Magma in kurzer Zeit final aufsteigen. Wenn es aus 7 Kilometern Tiefe kommt, gewinnt man nur ein paar Stunden oder Tage mehr Vorwarnzeit.

Santorin: Magmatischer Einfluss bestätigt

Lavablick von Nea Kameni Richtung Thira auf Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebenaktivität bei Santorin schwächt sich ab – Forscher bestätigen magmatischen Einfluss auf die Bebentätigkeit

In den letzten zwei Tagen kam es im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin zu einer weiteren Abschwächung des Schwarmbebens. Es werden zwar immer noch viele Erdbeben registriert, doch sowohl Anzahl als auch Stärke der Erschütterungen haben nachgelassen.

Das stärkste Erdbeben der letzten 48 Stunden manifestierte sich am 13. Februar und hatte eine Magnitude von 4,7. In dem Zeitraum wurden neun Beben im Viererbereich festgestellt. Heute gab es bislang drei Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,0. Die Hypozentren lagen in 14 und 12 Kilometern Tiefe.

Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden, denn die Aktivität bewegt sich noch auf hohem Niveau und könnte sich wieder verstärken. Zudem besteht weiterhin die Gefahr eines starken Erdbebens.

Interessanterweise hat sich gestern in der äthiopischen Awash-Region das stärkste Beben Mw 6,0 der Serie ereignet, obgleich die Aktivität seit Wochen rückläufig war. Da dort, wie auch bei Santorin, die Ursachen für die Beben ähnlich sind, könnte Vergleichbares auch bei Santorin passieren. Womit wir zum interessantesten Teil des heutigen Posts kommen.




Magmaintrusion verursacht Erdbeben

Nach Wochen der Unsicherheiten, Spekulationen und Kontroversen zum Ursprung der Beben bei Santorin bestätigte heute ein internationales Forscherteam, dass der Motor hinter der seismischen Aktivität nordöstlich von Santorin eine große Magmenintrusion ist.

Die griechische Seismologie-Professorin Evi Nomikou präsentierte auf ihrem FB-Profil ein Modell des Untergrunds, das in den letzten Tagen auf neuen Forschungsergebnissen basierend erstellt wurde. Demnach aktiviert ein größerer Magmenkörper, der unter die Horst- und Grabenstruktur des Meeresbodens intrudiert, zahlreiche kleinere Störungen zwischen den großen Störungszonen, die die tektonische Struktur an ihren Rändern dominieren. Dabei soll es bereits zu oberflächennahen Gangbildungen gekommen sein, die die kleineren Störungen mit Magma auffüllten und sie quasi kitteten.

Tatsächlich bestätigte die Seismologin, die am Institut für Geologie und Geoumwelt der Universität Athen forscht, dass es in den letzten Tagen bereits zu vulkanischen Tremorphasen kam, die bis zu 2 Stunden dauerten. Tremor wird durch oberflächennahen Magmabewegungen ausgelöst und gilt als Anzeichen eines bevorstehenden (oder bereits stattfindenden) Vulkanausbruchs.

Ich möchte darauf Hinweisen, dass es auch Tremorarten nicht vulkanischen Ursprungs gibt. So können Fluidbewegungen genauso Tremor verursachen, wie lang anhaltende tektonische Bewegungen an Störungszonen. Diese sind oft mit einem langsamen Abgleiten von Bergflanken verbunden, was zu Hangrutschungen führen kann. In diesem Fall würde ein Tsunami drohen.

Zur Zeit kreuzt das Forschungsschiff AEGAEO über dem Erdbebengebiet und sammelt neue Daten, die hoffentlich zu weiteren Erkenntnissen führen werden.

Was heißt das für Santorin?

Sollte es zu einem Vulkanausbruch im Erdbebengebiet kommen, wird er sich wahrscheinlich submarin abspielen. Meine langjährige Erfahrung in Punkto Vulkan- und Erdbebenbeobachtung sagt mir aber auch, dass Magma nicht immer an dem nahegelegensten Ort austreten muss. Der größte Teil der Magmaansammlung befindet sich in 5–10 Kilometern Tiefe und könnte vor bzw. während des finalen Aufstiegs seitlich migrieren und diagonal aufsteigen. Theoretisch wäre es möglich, dass es zu einer Eruption bei den Vulkanen Kolumbus oder Santorin kommt. Jedenfalls haben wir eine Bestätigung, dass die Region magmatisch weiterhin aktiv ist und sich ein Vulkanausbruch aufbauen könnte.

Äthiopien: Erdbeben MW 6,0 bei Awash

Starkes Erdbeben Mw 6,0 erschüttert Riftvalley bei Awash in Äthiopien

Datum 14.02.25 | Zeit: 20:28:24 UTC | Koordinaten: 8.924 ; 39.934 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Gestern bebte der Untergrund bei Awash in Äthiopien mit einer Magnitude von 6,0. Das Beben wurde von Seismologen überprüft und bestätigt, allerdings konnte die Herdtiefe nicht genau bestimmt werden. Daher wurde sie standardmäßig auf 10 Kilometer festgelegt. Das Epizentrum wurde vom EMSC nur 3 km nord-nordöstlich von Metahāra lokalisiert. Damit lag es im äußersten Südwesten des Erdbebengebiets bei Awash, genauer gesagt nur etwa 7 Kilometer südöstlich des Vulkans Fentale, wo das Ostafrikanische Riftvalley in das Afar-Dreieck übergeht.

Eigentlich hatte die Erdbebenserie, die besonders in der ersten Januarhälfte für Schlagzeilen sorgte und der von der Intensität her mit der Aktivität bei Santorin vergleichbar war, bereits deutlich nachgelassen. In den letzten Wochen kam es nur noch zu sporadischen Erdbeben im Magnitudenbereich von 4. Das letzte manifestierte sich am 12. Februar noch etwas weiter südlich des aktuellen Bebens und hatte eine Magnitude von 4,4.

Der Erdstoß von gestern war das stärkste Beben der Serie. Bisher hielt diesen Titel ein Erdbeben der Magnitude 5,8, das sich am 4. Januar ereignete. Dieses galt bereits als das stärkste Erdbeben der letzten 64 Jahre im Afar-Dreieck.

Obwohl der Magnitudenunterschied zwischen den beiden Erdbeben nur 0,2 Einheiten beträgt, setzte das aktuelle Beben Mw 6,0 etwa doppelt so viel Energie frei wie das Beben vom 4. Januar. Dieser Zusammenhang wird durch die Gutenberg-Richter-Relation beschrieben.

Das Erdbeben vom 4. Januar verursachte bereits Schäden in der Region und führte zur Flucht zahlreicher Bewohner der betroffenen Region. Da das aktuelle Beben noch mehr Energie freisetzte, könnten die Schäden erheblich größer sein. Zudem lag das Epizentrum deutlich näher an größeren Siedlungen als das Januar-Beben. Besonders Metahāra, das nur 3 Kilometer entfernt liegt, dürfte stark betroffen sein. Auch die größere Stadt Awash ist mit rund 25 Kilometern Entfernung nicht weit vom Epizentrum entfernt. Weitere Informationen folgen.

Santorin: Vulkanologe vermutet Vulkanausbruch

Nachlassen der seismischen Aktivität bei Santorin – Vulkanologe vermutet Vulkanausbruch

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin hat seit gestern deutlich an Intensität verloren: Heute wurde noch kein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 4,0 registriert. Das letzte mittelstarke Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 23:02:37 UTC. Es hatte eine Magnitude von 4,3 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Seitdem gab es mehrere schwache Beben, die vor allem im Bereich der Mikroseismizität liegen. Vermutlich traten diese Erschütterungen die ganze Zeit über auf, waren aber aufgrund der stärkeren, in schneller Abfolge auftretenden Beben auf den Seismogrammen nicht auszumachen. Einen Grund zur Entwarnung gibt es aber noch nicht, es könnte ein neuer Erdbebenpuls folgen.

Während die meisten griechischen Seismologen weiterhin von einem rein tektonischen Ursprung der Beben ausgehen, beginnt diese Einschätzung zu bröckeln. Bereits vorgestern trat der Seismologe Akis Tselentis aus dem Sicherheitsrat für Erdbebengefahren zurück. Er begründete seinen Rücktritt mit der Annahme, dass wirtschaftliche Interessengruppen die Gefahreneinschätzung seiner Kollegen beeinflusst hätten. Nun äußerte sich auch der INVOLCAN-Vulkanologe Luca D’Auria gegenüber dem spanischen Onlinemagazin 20Minutos zur Lage auf Santorin.

Der Vulkanexperte beobachtet die Situation von Teneriffa aus und meint die Beben sind vulkanischen Ursprungs. Er schließt nicht aus, dass es zu einer Unterwassereruption kommen könnte – möglicherweise sei sie sogar bereits im Gange. Da das Mittelmeer im Bereich der Epizentren über 1.000 Meter tief ist, wären an der Wasseroberfläche nicht zwangsläufig sichtbare Anzeichen erkennbar. D’Auria zieht Parallelen zum submarinen Ausbruch von El Hierro im Jahr 2011. Dort war das Wasser nur wenige Hundert Meter tief, sodass deutliche Veränderungen an der Oberfläche sichtbar wurden, darunter ein Fischsterben. Zur Erinnerung: Dem Ausbruch gingen über Monate hinweg ähnliche Schwarmbeben voraus wie aktuell bei Santorin. Die Beben traten schubweise auf, begannen vor der Nordküste von El Hierro und wanderten langsam nach Süden, wo es schließlich zu einer Eruption vor der Südküste kam.

In seinem Interview mit 20Minutos verwies D’Auria auf erste Hinweise für eine mögliche Unterwassereruption vor Santorin, darunter Wassertrübungen und eine Temperaturanomalie. Diese Angaben sind jedoch bisher nicht aus anderen Quellen bestätigt.

Update: Kaum habe ich diese Zeilen veröffentlicht, da gab es dann gleich zwei Beben mit den Magnituden 4,6 und 4,5 (siehe Seismogramm). Tremor ist nicht zu erkennen, daher gehe ich nicht davon aus, das tatsächlich schon eine Eruption im Gange ist.

Campi Flegrei: 60 Beben in 24 Stunden

Calderavulkan Campi Flegrei bebt weiter – ca. 60 Beben in 24 Stunden

Seit meinem letzten Post zu den Campi Flegrei in Süditalien sind gerade einmal 24 Stunden vergangen, während denen das gestern gemeldete Schwarmbeben weiterging. Seitdem sind gut 60 Beben hinzugekommen. Insgesamt haben sich in den letzten 3 Tagen also ca. 120 Erschütterungen ereignet. Zwischendurch gab es mal eine etwas ruhigere Phase und das INGV postulierte einen neuen Erdbebenschwarm, wobei man die Aktivität aber auch getrost zusammenfassen kann. Einige Autoren sind auch der Meinung, dass die Unterteilung in einzelne Schwärme sinnlos ist, da die Erdbebenaktivität auch in ruhigeren Zeiten nie ganz aufhört. Man kann eigentlich von einem großen Schwarmbeben reden, das die gesamte Zeit über anhält, oder neu zu zählen anfangen, wenn es mal an einem Tag zu keiner Erschütterung kommen sollte.




Wie auch immer, das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,5 mit einem Hypozentrum in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum lagin unmittelbarer Nähe zum Thermalgebiet von Pisciarelli. Das zweitstärkste Beben kam auf M 2,4 in 2800 m Tiefe und lag nordwestlich der Solfatara. Der überwiegende Teil der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielte sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Auffällig ist, dass einige der schwächeren Beben über ein großes Gebiet verstreut liegen, das bis hinter Ischia reicht. Aber vielleicht ist hier auch nur die automatische Verortung inkorrekt.

Begann das Jahr noch mit einer vergleichsweise niedrigen seismischen Aktivität, sehen wir in den letzten Wochen wieder eine signifikante Steigerung, die all jene Fachmänner Lügen straft, die die ruhigere Phase als Anzeichen eines Abklingens der Aktivitätsphase ansahen. Bereits damals schrieb ich, dass sich die Aktivität in der ruhigeren Phase eigentlich noch genau auf dem Niveau befand, das dem langjährigen Mittel entsprach. Grund zur Entwarnung gibt es also nicht. Ich vermute, die Aktivitätssteigerung geht einher mit der Ankunft einer weiteren Magmablase in 4–5 Kilometern Tiefe, und es würde mich nicht wundern, wenn wir bald eine erneute Beschleunigung der Bodenhebung sehen würden.

Santorin: Seismologe verlässt Sicherheitsrat

Vulkankrater auf Nea Kameni in der Santorin-Caldera. © Marc Szeglat

Erdbeben auf Santorin gehen weiter – Renommierter Seismologieprofessor verlässt Sicherheitsrat

Das Schwarmbeben vor Santorin setzt sich fort. Wie in den vergangenen Tagen wechseln sich ruhigere Phasen mit stärkeren Episoden ab. Während einer dieser intensiveren Phasen wurden mehrere Erdbeben im Vierer- und Fünfer-Bereich registriert. Das stärkste Beben erreichte in der vergangenen Nacht eine Magnitude von 5,1. Laut dem GFZ Potsdam ereignete es sich um 01:14:54 UTC in einer Tiefe von nur 6 Kilometern.

Ein Blick auf die Erdbebenlisten des GFZ zeigt, dass sich mittelstarke Erdbeben zunehmend in Richtung Oberfläche verlagern und mittlerweile bis in eine Tiefe von nur 4 Kilometern reichen. Die meisten Beben mit Magnituden im Viererbereich treten in 5 bis 7 Kilometern Tiefe auf – eine Tiefe, in dem sich häufig Magma ansammelt. Dennoch glauben viele griechische Seismologen weiterhin nicht an einen magmatischen Ursprung der Bebenserie.

Einer, der eine andere Meinung vertritt und mir damit indirekt den Rücken stärkt, ist der Seismologieprofessor Akis Tselentis. Er trat gestern aus Protest gegen die mutmaßliche Einflussnahme verschiedener Interessengruppen auf die Wissenschaftler aus dem Nationalen Seismologischen Sicherheitsrat aus.

Auf seiner Facebook-Seite schreibt Akis, dass eine umfassende Analyse der seismologischen Daten eine Wechselwirkung zwischen aufsteigendem Magma und tektonischen Verwerfungen zeigt. Die freigesetzte seismische Energie entspricht in Summe einem Erdbeben der Magnitude ML 6 (Richterskala). Entgegen politischer oder wirtschaftlicher Behauptungen bedeutet dies keineswegs eine Abschwächung der Aktivität. Nicht eine einzelne Verwerfung baut Spannungen ab, sondern ein gesamtes seismisches Volumen mit vielen kleineren Verwerfungen. Die Vielzahl an Erdbeben ist auf den zunehmenden Druck aufsteigenden Magmas zurückzuführen.

Wie ich hält Akis es für möglich, dass das Magma eine der größeren Störungszonen in der Region aktiviert, wodurch stärkere Erdbeben entstehen könnten.

Sollte sich der Schwarm und damit der Magmenaufstieg in den nächsten Tagen nicht signifikant abschwächen, halte ich einen – vermutlich submarinen – Vulkanausbruch für immer wahrscheinlicher. Tatsächlich wissen wir spätestens seit Island, das Magma aber auch schräg aufsteigen kann und so könnte es seinen Weg nach Santorin finden. Eine wissenschaftliche Bestätigung in Form einer unterseeischen Bodenhebung und evtl. Gasemissionen steht aber weiterhin aus. Bis diese vorliegt oder eben nicht nachgewiesen werden kann, ist das lediglich eine Hypothese. Grund zur Panik besteht nicht.

Die jüngste Sitzung des Sicherheitsrats ergab, dass der Katastrophenalarm auf Santorin vorerst bestehen bleibt und sogar auf  die Nachbarinsel Amorgos ausgedehnt wird. Schulen bleiben geschlossen, es gilt ein Versammlungsverbot für größere Gruppen, und Wege entlang von Klippen sollten aufgrund anhaltender Steinschlaggefahr gemieden werden. Zudem sind gefährliche Güter in Gebäuden zu sichern.

Für den Tourismus auf Santorin ist die Situation natürlich ein Gau, vor allem, weil man nicht weiß wie lange sie bestehen bleiben wird. Erste Kreuzfahrtschiffe haben ihren Besuch auf Santorin bereits abgesagt.