Japan: Erdbeben Mw 6,2 vor Honshu

Starkes Erdbeben Mw 6,2 vor der Westküste von Honshu – Hypozentrum in geringer Tiefe

Datum 26.11.24 | Zeit: 13:47:03 UTC | Koordinaten: 37.022; 136.342 | Tiefe: 3 km | Mw 6,2

Am Nachmittag des 26. November 2024 ereignete sich um 13:47:03 UTC (22:47 Ortszeit) ein Erdbeben der Magnitude 6,2 vor der Westküste der Noto-Halbinsel auf der japanischen Hauptinsel Honshu. Das Epizentrum wurde 42 km westlich von Hakui verortet. Das Hypozentrum lag in nur 3 km Tiefe und damit sehr flach, was die Intensität der Bodenbewegungen erhöht haben könnte. Die Bewohner der Regionen, insbesondere in Hakui und Kanazawa, haben das Beben deutlich gespürt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus mehr als 250 Kilometern Entfernung vor. Die Bodenerschütterungen waren gut eine Minute lang zu spüren gewesen. Aktuelle Informationen über mögliche Schäden liegen noch nicht vor.

Es gab zahlreiche Nachbeben, überwiegend mit Magnituden im Dreierbereich – das stärkste hatte eine Magnitude von 4,9.

Tektonisches Setting der Noto-Halbinsel

Bereits Anfang Juni gab es hier ein Erdbeben Mw 5,8, das 5 Gebäude einstürzen ließ. Vor der Nordwestküste der Noto-Halbinsel verläuft eine kurze lokale Störungszone, die in der gleichen Richtung streicht wie die große Niigata-Kobe-Tectonic-Zone, deren Hauptarm aber südlich des Epizentrums verläuft. Dennoch wird die lokale Störungszone zu diesem Störungssystem gehören. Die Störung steht mit der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte im Zusammenhang, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft.

Warnungen mit Bezug auf das Erdbeben

Tsunami-Alarm wurde offenbar nicht gegeben, aber die Behörden warnen die Bevölkerung, dass das Beben Erdrutsche und Bodenverflüssigungen auslösen könnte.

Die Beben bei Noto waren aber nicht die einzigen Erschütterungen, die das japanische Archipel in den letzten 24 Stunden trafen. Heute Nacht bebte es vor der Ostküste von Honshu bei Sendai mit einer Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag hier in 23 Kilometern Tiefe.

Am Japangraben östlich von Honshu taucht die Pazifische Platte unter die Ochotskischen-Platte, die Eurasien vorgelagert ist. Dies ist eine der aktivsten Subduktionszonen der Welt, an der sich schon fatale Erdbeben wie jenes von 2011 ereignet haben.

Campi Flegrei mit Schwarmbeben am Montag

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Erschütterung Mb 2,2

Datum 25.11.24 | Zeit: 17:32:40 UTC | Koordinaten: 40.834 ; 14.123 | Tiefe: 2,6 km | Mb 2,2

Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei erneut ein Erdbebenschwarm. Er bestand aus 25 Einzelbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2 und ein Hypozentrum in 2,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag westlich der Solfatara. Magnitude und Tiefe deuten darauf hin, dass es sich um ein Beben an der Basis des Hydrothermalsystems handelte, bei dem es zu Rissbildung infolge von Fluidbewegungen gekommen sein kann. Zwei weitere Beben hatten die Magnitude 1,5. Die restlichen Beben waren schwächer und spielten sich im Hydrothermalsystem ab.

Fumarolentemperatur von Pisciarelli weiter leicht erhöht

Dass die Campi Flegrei weiterhin leichtes Fieber haben, bestätigt der heute veröffentlichte Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum 18. bis 24. November 2024. Dort heißt es, dass die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli weiterhin bei 97 Grad liegt. Gemessen im Gasstrom in 5 m Entfernung zur Fumarole. Kondensat füllt weiterhin das Fangobecken. Signifikante Änderungen in der Geochemie der Gase gab es nicht. Die Hebungsrate des Bodens lag an der Messstation RITE weiterhin bei 1 Zentimeter pro Monat.

Während des Beobachtungszeitraums traten 23 schwache Erschütterungen auf. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,4. Alles in allem nehmen Druck und Temperatur im Hydrothermalsystem langsam weiter zu und es besteht die Gefahr von phreatischen Explosionen. Diese könnten am ehesten im Bereich von Pisciarell oder in der Solfatara auftreten. Die Warnstufe steht auf „Gelb“ und ein Betreten des Solfatara-Kraters und des am äußeren Rand gelegenen Bereichs um die Pisciarelli-Fumarole ist verboten. Witzigerweise grenzt eine Sportanlage direkt an den Fumarolenbereich, der für Vereinsmitglieder weiter zugänglich bleibt. Ein Zeichen, dass man vor Ort nicht wirklich mit einem phreatischen Ausbruch rechnet. Bei anderen Vulkanen auf Alarmstufe „Gelb“ sind meistens deutlich größere Bereiche gesperrt. Minimum wäre ein 2-Kilometer-Radius um den Krater. Nimmt man an, dass das wahrscheinlichste Eruptionszentrum die Solfatara ist, müsste man tausende Menschen evakuieren. Theoretisch kann aber auch überall in den Campi Flegrei eine Dampferuption erfolgen.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,2 am 23.11.24

Erdbeben der Magnitude 2,2 am Vesuv – Mehrere Nachbeben folgten

Datum 23.11.24 | Zeit: 07:35:34 UTC | Koordinaten: 40.8208 ; 14.4285 | Tiefe: 0,2 km | Mb 2,2

Am Vesuv manifestierte sich heute Morgen um 07:35:34 UTC (08:35:34 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum wurde in 0,2 Kilometer Tiefe lokalisiert, was knapp unter Meeresspiegelniveau liegt. Das Epizentrum befand sich im Bereich des westlichen Kraterrands und wurde vom EMSC 14 Kilometer östlich von Neapel lokalisiert. Die Daten sind relativ frisch und könnten noch korrigiert werden.

Dem Beben folgten bis jetzt 16 Nachbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Es kann gut sein, dass weitere folgen werden. Man könnte natürlich auch von einem Schwarmbeben sprechen. Auffällig ist wieder, dass die Beben über einen größeren Bereich streuen und es sogar Beben gab, die offshore im Golf von Neapel lagen, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Lokalisierung dieser sehr schwachen Beben fehlerhaft ist und sie sich tatsächlich auch im Kraterbereich ereignen. Dieser sackt seit Jahren langsam ab und die Beben wurden bis jetzt als Schrumpfungsbeben interpretiert, weil sich die Schlotfüllung im Zentralbereich des Vulkans durch Abkühlungsprozesse und der Gravitation kontaktieren soll. Eine andere These aus dem Jahr 2005 besagt, dass einige Jahre zuvor der Gasflux höher wurde und der Vesuv so mehr Druck ablässt. Das sollte nach Ansicht einiger Forscher um Franco Blasio auch die Explosionsgefahr minimieren. Der letzte Ausbruch des Vesuvs war übrigens 1944 und bedingte moderate Zerstörungen in Orten nahe des Vulkans.

Wie ich bereits in meinem letzten Bericht zum Vesuv am 11. November schrieb, deuten erste Messungen darauf hin, dass sich die Subsidenz zumindest im Bereich der Vulkanbasis verlangsamt haben könnte bzw. ganz zum Erliegen kam. Daraus kann man im Umkehrschluss zwar noch nicht interpretieren, dass sich Schmelze unter dem Vulkan ansammelt, aber irgendetwas könnte dabei sein, sich zu ändern. Dafür würde auch der Anstieg der Seismizität am Vesuv sprechen, den wir in den letzten Monaten sehen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass sich die anhaltenden Bodenhebungen der Campi Flegrei bis auf den Vesuv auswirken und das Spannungsfeld im Untergrund großräumig ändern. Die Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei war in den vergangenen Tagen unauffällig, obwohl sich der Boden weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 1 Zentimeter pro Monat hebt. By the way, die Entfernung (Luftlinie) zwischen Campi Flegrei und dem Vesuv beträgt ca. 29 Kilometer.

Kanarische Inseln: 91 Erdbeben in 7 Tagen

Zahlreiche Erdbeben erschütterten in der letzten Woche die Kanarischen Inseln – Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse

Heute detektierte das seismische Netzwerk vor der Westküste der Kanareninsel El Hierro ein Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Hypozentrum befand sich in 30 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag südwestlich von Frontera. Auf Teneriffa gab es nach den beiden Schwarmbeben letzten Freitag nur noch vereinzelte Erschütterungen. Anders sah es in dem submarinen Gebiet des Vulkans Enmedio aus, der zwischen Teneriffa und La Palma liegt. Dort betete es in den letzten 3 Tagen 11 Mal. Die Erdbebenaktivität zeigt, dass sich magmatische Fluide in den Vulkansysteme der Inseln bewegen, die von der gemeinsamen Quelle des Kanarischen Hotspots gespeist werden. Eine akute Ausbruchsgefahr besteht nicht.

Insgesamt wurden auf den Kanarischen Inseln innerhalb von 7 Tagen 91 Erdbeben detektiert. Das stärkste Ereignis erreichte eine Magnitude von 2,4 und ereignete sich am Freitag, dem 15. November 2024, auf La Palma. Die im Archipel freigesetzte seismische Energie betrug insgesamt 0,05 Gigajoule. Das geht aus dem neuen Wochenbericht von INVOLCAN hervor, der in Zusammenarbeit mit dem IGN für den Beobachtungszeitraum vom 15. bis zum 22. November erstellt wurde. Der Bericht gibt nicht nur einen Überblick über die Seismizität, sondern auch über die Vulkanaktivität auf den Kanarischen Inseln.

Die Erdbeben wurden vor allem auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma aufgezeichnet. Auf La Palma bleibt die Aktivität deutlich niedriger als während des Ausbruchs im Jahr 2021. Zudem wurde entlang aktiver tektonischer Verwerfungen, insbesondere zwischen Teneriffa und Gran Canaria, moderate seismische Aktivität beobachtet.

Aktuell stehen die Vulkanampeln für Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria auf „Grün“, sodass Bewohner und Besucher dieser Inseln ihrem Alltag uneingeschränkt nachgehen können. Auf der Insel La Palma hingegen bleibt die Vulkanampel auf „Gelb“, da sich die geophysikalischen und geochemischen Parameter auch mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs von 2021 noch nicht vollständig normalisiert haben. Anwohner und Besucher sollten daher weiterhin den Anweisungen der Katastrophenschutzbehörden Beachtung schenken.

In Bezug auf die Bodenverformung wurden in der letzten Woche keine signifikanten Veränderungen festgestellt. Was die Gasemissionen betrifft, so werden weiterhin anomale Kohlendioxid-Emissionen gemessen, insbesondere in den Gebieten La Bombilla und Puerto Naos. Die höchsten diffusen Emissionswerte vulkanischer Gase wurden auf Teneriffa registriert. Dies ist Teil eines seit 2016 dokumentierten Druckaufbaus im vulkanisch-hydrothermischen System der Insel, ein mittelfristig normales Phänomen in aktiven Vulkansystemen. (Quelle INVOLCAN)

Island: Mehrere Erdbeben bei Sundhunkur

Weitere Zunahme der Seismizität bei Sundhunkur – Bodenhebung bei Svartsengi stagniert

Die geophysikalischen Messdaten, die uns aus dem Svartsengigebiet erreichen, scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein, denn es wird ein leichter Anstieg der Seismizität, bei nachlassender Bodenhebung festgestellt. Wie das zusammenpassen kann, versuche ich hier zu entschlüsseln.

Seit gestern manifestierten sich bei der Sundhnukur-Eruptionsspalte 8 schwache Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die Beben deuten an, dass sich der Druck im Speicher- und Fördersystem des Magmas langsam weiter erhöht. Dabei stagniert die Bodenhebung an der Svartsengi-Messstation SENG seit einigen Tagen, anstatt weiter anzusteigen, wie man es bei einer Zunahme des Drucks erwarten würde.

An einigen Messstationen im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune bis hin zum Thorbjörn, Grindavik und Eldvörp im Südwesten zeigt sich sogar eine deutliche Subsidenz. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um messtechnische Eigenheiten, scheint hier die Bodenhebung sogar in eine Absenkung übergegangen zu sein. Doch wohin verschwindet das Magma? Vielleicht ist es doch schon in Richtung Sundhnukur unterwegs und zieht sich dort im tieferen Untergrund zusammen. Da es im Bereich der Sundhnukur-Spalte keine funktionierenden Messstationen mehr gibt, lässt sich keine fundierte Aussage über die Bodendeformation am wahrscheinlichsten Ort eines weiteren Ausbruchs treffen.

Das sagt IMO zur aktuellen Situation

In einem soeben veröffentlichten IMO-Update ist zu lesen, dass es noch zu früh ist, einen Rückgang der Bodenhebung zu postulieren, da ähnliche Absenkungen des Bodenniveaus auch an Messstationen außerhalb des Svartsengigebietes auftreten. Als mögliche Gründe werden Messungenauigkeiten infolge von leichten Schwankungen in den Umlaufbahnen der Satelliten angegeben. Diese sollen aufgrund des Weltraumwetters zustande kommen, wobei ich immer noch gravitative Kräfte für die wahrscheinlichste Erklärung halte.

In dem Bericht wird auch erklärt, dass es aufgrund des Islandwetters in den letzten beiden Wochen passiert sein könnte, dass nicht alle schwachen Erdbeben festgestellt wurden.

Die Forscher rechnen nicht mehr mit einem Ausbruch im November und lassen ihre Risikobewertung für das betroffene Gebiet gegenüber der letzten Woche unverändert.

Vulkaneifel: Schwache Erdbeben nahe Laacher-See-Vulkan

Drei schwache Erdbeben nahe des Laacher-See-Vulkans seit dem 15. November

Datum 18.11.24 | Zeit: 10:05:46 UTC | Koordinaten: 50.366 ; 7.367 | Tiefe: 10 km | Mb 0,6

Der November ist aus seismischer Sicht ein bewegender Monat für die Eifel, denn es ereigneten sich ungewöhnlich viele schwache Erschütterungen: Die Shakemap des EMSC zeigt 15 Beben an. Betrachtet man noch den südlich gelegenen Hunsrück, dann kommt man auf mehr als 20 Erschütterungen. Diese Erdbeben standen mit Störungszonen in Verbindung. Seit dem 15. November gab es 3 Erschütterungen südöstlich des Laacher-See-Vulkans. Das jüngste Beben gab es gestern. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und Hypozentren, deren Tiefen auf 10 Kilometer fixiert wurden. Das bedeutet, dass man die Tiefen nicht exakt feststellen konnte, man aber davon ausgeht, dass es sich um flach liegende Erdbeben handelte. Zoomt man in die Karte hinein, erkennt man, dass die Beben in einem Areal südöstlich von Kruft stattfanden, in dem Lava und Bims im Tagebau abgebaut werden. Die Markierungen der Beben lagen zwar außerhalb der Bergbaugebiete, doch es ist nicht auszuschließen, dass sie durch Arbeiten dort ausgelöst wurden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass es einen Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide gibt im Untergrund gibt.

Erdbeben und der Eifel-Mantelplume

In den letzten Jahren stellte man fest, dass die Seismizität in der Region höher ist, als man zuvor annahm, und baute das seismische Netzwerk deutlich aus. Es wurden auch mehrere Schwarmbeben in großen Tiefen von mehr als 40 Kilometern entdeckt, von denen man annimmt, dass sie durch Magmenbewegungen an der Grenze zur Asthenosphäre hervorgerufen werden. Es könnte also sein, dass Magma aus dem Erdmantel aufsteigt und in ein flacher gelegenes Reservoir im Bereich des Vulkans aufsteigt. Die Erschütterungen sind allerdings sehr schwach, und wenn es sich um aufsteigende Schmelze als Auslöser der Beben handeln sollte, dann sind es wohl eher geringe Mengen, die da unterwegs sind. Dennoch stellte man auch fest, dass der Eifelplume (Magmenschlauch), der aus großer Tiefe im Erdmantel bis in die Asthenosphäre reicht, deutlich größer ist als früher angenommen wurde: Er soll gut 100 Kilometer breit sein und seine Ränder reichen bis über das Areal der Eifel hinaus. Vielleicht werden sogar die Erdbeben im Hunsrück durch steigenden Druck im Mantelplume ausgelöst, indem die entstehenden Spannungen Störungszonen entlang des Rheingrabens aktivieren.

Die seismische Aktivität bedeutet nun nicht, dass der Laacher-See-Vulkan oder ein anderer Feuerberg der Vulkaneifel in den nächsten Jahren ausbrechen wird, zeigt aber, dass die Vulkane langfristig betrachtet wieder aktiv werden könnten und alles andere als erloschen sind. Doch Immobilienbesitzer brauchen sich keine Sorgen zu machen: Ein Vulkanausbruch in der Eifel ist zu unseren Lebzeiten eher unwahrscheinlich.

Campi Flegrei: Mehr als 50 Erdbeben innerhalb von 24 Stunden

Starkes Schwarmbeben erschütterte Campi Flegrei – Mehr als 50 Beben

Gestern Morgen begann in den Campi Flegrei ein starkes Schwarmbeben, das bis heute Morgen anhielt und aus gut 50 Erschütterungen geringer Magnituden bestand. Von der Anzahl der Beben her war es der stärkste Erdbebenschwarm seit Wochen.

Die Hypozentren der Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität lagen in geringen Tiefen zwischen 3800 und 500 Metern Tiefe. Damit spielten sie sich überwiegend im Bereich des Hydrothermalsystems ab und wurden wahrscheinlich durch die Injektion von heißen Fluiden ausgelöst. Die wenigen Beben in Tiefen jenseits von 2800 m könnten mit der Bildung kleiner Risse einhergegangen sein.

Obwohl die Erdbeben alle Magnituden hatten, die weit unterhalb der normalen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0 lagen, gibt es in den sozialen Medien Berichte von Anwohnern des Stadtteils Pisciarelli in Pozzuoli, die mindestens 3 Erschütterungen wahrgenommen haben wollen. Außerdem soll das Zischen der Fumarole zu hören gewesen sein. Diese liegt am Nordostrand des Solfatarakraters, genauer, an der Basis der Außenflanke. Die Pisciarelli-Fumarole ist die stärkste geothermische Manifestation der Campi Flegrei und speit unter hohem Druck Dampf aus, der eine Temperatur von 96 Grad hat. Außerdem kondensieren Flüssigkeiten, sodass sich ein blubbernder Fangopool bildete.

Im letzten Wochenbericht zum Zustand des Vulkans hieß es zudem, dass sich der Boden weiterhin mit einer Rate von ca. 1 cm pro Monat hebt und die Messdaten darauf hinweisen, dass die Druckbeaufschlagung des Systems weitergeht. Prognosen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, lassen sich aber weiterhin nicht anstellen.

Apropos Erdbeben in Italien: Pozzuoli ist nicht der einzige Ort im Süden des Landes, an dem es in den letzten Tagen zu Erdbeben kam. So ereignete sich vor 2 Tagen ein Erdbeben Mb 4,2 vor der Küste des Tyrrhenischen Meeres, mit einem Epizentrum, das 126 km südöstlich von Salerno verortet wurde. Es lag somit in relativer Nähe zum submarinen Vulkan Mascali. Zudem gab es zwei Erschütterungen im Meer zwischen Milazzo und Vulcano. Selbst am Vesuv, der in Sichtweite der Phlegräischen Felder liegt, kam es wieder zu einigen schwachen Erdbeben unter dem Kraterbereich.

Japan: Starkes Erdbeben Mw 6,1 am 17.11.24

Starkes Erdbeben Mw 6,1 im Osten des Ryukyu-Archipels südlich von Kagoshima

Vor der Küste Japans manifestierte sich um 12:16:29.9 UTC (21:16:29 Uhr Ortszeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 165 km südöstlich von Koseda verortet, während das bekanntere Kagoshima auf Kyushu fast 300 Kilometer nordwestlich des Epizentrums liegt. Trotz der geringen Tiefe des Erdbebenherds wurde kein Tsunamialarm gegeben.

Der Erdstoß ereignete sich an der Subduktionszone des Ryukyu-Grabens, wo die Philippinische Platte unter die Eurasische Platte subduziert wird. Durch die Subduktion entstehen Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen. Zudem ist sie Ursache für den regen Vulkanismus in der Region und die Entstehung des Inselbogens des Ryukyu-Archipels.




Im Einflussbereich des Bebens befinden sich mehrere aktive Vulkane, darunter die Kikai-Caldera mit dem Inselvulkan Satsuma Iōjima, der sich am Rand der Caldera gebildet hat.

Die Kikai-Caldera ist eine riesige, etwa 19 x 20 km große unterseeische Vulkanstruktur, die vor etwa 7.300 Jahren während des sogenannten Akahoya-Ausbruchs entstand. Dieser Ausbruch war einer der gewaltigsten der letzten 10.000 Jahre und hatte globale Auswirkungen. Die Caldera ist nach wie vor aktiv, und es gibt Hinweise auf thermische und seismische Aktivität in der Region.

Ein weiterer Inselvulkan ist der Suwanose-jima, der derzeit in Eruption begriffen ist und Vulkanasche bis auf 2.100 m Höhe ausstößt. Der bekannteste Vulkan der Region ist jedoch der Sakurajima. Er liegt bei Kagoshima und ist für seine oft mehrere Tage andauernden Eruptionsphasen bekannt. Aktuell emittiert der Sakurajima eine Wasserdampfwolke, die sich sporadisch mit etwas Vulkanasche mischt.

Ein Vnet-Leser, Uwe W., befindet sich derzeit am Sakurajima und hat die Situation vor Ort geschildert. Er berichtete, dass er das Erdbeben deutlich in seinem Hotel spüren konnte, obwohl es sich über 300 Kilometer entfernt ereignete.

Island: Erdbeben Mb 3,5 unter Bardarbunga

Subglazialer Vulkan Baradarbunga wurde von Erdbeben Mb 3,5 erschüttert

Nachdem ich gestern Morgen die Meldung über ein Erdbeben der Magnitude 3,8 östlich der Askja korrigieren musste, da es sich um eine Fehlmeldung des automatischen Systems handelte, ereignete sich am späten Nachmittag tatsächlich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 in Island. Dieses trat im Bereich der subglazialen Caldera Bardarbunga auf, mit einem Hypozentrum in 2,6 Kilometern Tiefe. Laut Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) gab es zuvor bereits mehrere Beben im Bereich der Magnitude 2. Anzeichen für eine Eruption unter dem Vatnajökull wurden jedoch nicht festgestellt.

Die Bárðarbunga-Caldera war nicht der einzige vulkanische Einbruchskessel mit seismischer Aktivität: Unter der Katla, die vom Mýrdalsjökull-Gletscher bedeckt ist, wurden bereits am Freitag ebenfalls einige Erdbeben registriert.




Aktuell nimmt die Seismizität unter Reykjanes wieder leicht zu. Innerhalb von 48 Stunden wurden 41 Erdbeben registriert, vor allem in der Krýsuvík-Region und am Fagradalsfjall. Vereinzelte Beben treten auch wieder entlang der Sundhnúkur-Spalte auf. Dort stockt die Bodenhebung aktuell und zeigt sogar eine leicht rückläufige Tendenz. Ob dies auf Messungenauigkeiten zurückzuführen ist oder darauf, dass der Magmenaufstieg tatsächlich ins Stocken geraten ist, werden die Messungen der nächsten Tage zeigen. Vor den letzten Eruptionen war häufig zu beobachten, dass die Hebegeschwindigkeit abnahm, da der Gegendruck in flacher liegenden Magmenkörpern wuchs und weniger Magma aus der Tiefe aufsteigen konnte.

Die Bodenhebung nähert sich erneut einem Niveau, ab dem die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs steigt. Obwohl das IMO zuletzt mitteilte, dass man in diesem Monat nicht mehr mit einer Eruption rechnet, gibt es weiterhin Bedenken. Der nächste Ausbruch, der möglicherweise im Dezember oder Januar bevorsteht, könnte bis zu 30 % stärker ausfallen als der vorherige. Dies liegt daran, dass die Menge an Magma im System stetig zunimmt und der Schwellenwert der Magmenakkumulation vor einem Ausbruch stetig höher ist als bei den vorhergehenden Eruptionen.