Island: Erdbeben und Status der Bodenhebung

Moderate Seismizität auf Island – Messungen zur Bodenhebung bei Svartsengi zeigen uneinheitliches Bild

Die Erdbebentätigkeit auf Island kann man in den letzten 48 Stunden als moderat bezeichnen: Unter der Insel wurden 88 Beben innerhalb von 2 Tagen detektiert. Auffällig ist, dass es entlang der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden von Island wieder vermehrt zu Erdbeben gekommen ist. Unruhe herrschte auch im Bereich des Vatnajökull, wo es an der Askja bebte, aber auch im Bereich der Vulkane Bárðarbunga und Grímsfjall.

Wie so oft im Winter ist die Übertragung der GNSS-Signale der Askja ausgefallen, und es liegen keine Daten zur Entwicklung der Bodenhebung vor. Lediglich die Station DYNG sendet noch, und hier deutet es eher auf eine einsetzende Subsidenz als auf Hebung hin.

Die Daten zur Bodendeformation auf der Reykjanes-Halbinsel, insbesondere im Svartsengi-Gebiet, sind ein wenig widersprüchlich: Je nach verwendetem Netzwerk zeigen die Daten auf den Seiten der Universität Reykjavik abweichende Werte im Vergleich zu den Seiten des IMO. Das letztere Netzwerk zeigt momentan eine Stagnation der Bodendeformation an, während es im Netzwerk der Universität so aussieht, als würde die Hebung anhalten. Sehr wahrscheinlich ist das auch der Fall. Die Seismizität in der Svartsengi-Region bleibt gering. Erdbeben gab es in den letzten Tagen vor allem bei Krýsuvík, Keilir und Reykjanestá.

Diskussion um ein Erwachen der Vulkane auf Snæfellsnes

Am Grjótarvatn auf der Snæfellsnes-Halbinsel gibt es weiterhin Erdbeben. Das stärkste der letzten Stunden ereignete sich heute Abend und hatte eine Magnitude von 2,4. Eine Bodenhebung wurde hier zwar noch nicht festgestellt, dafür jedoch eine länger anhaltende Tremorepisode, die auf Magmabewegungen im tieferen Untergrund hindeutet. Die Forscher machen sich Sorgen um ein mögliches Erwachen der Vulkane in dieser Region.

Entsprechend besorgt äußerte sich der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson über die Aktivität in der Radiosendung Spursmála, in der er gemeinsam mit dem CEO von Play Airlines auftrat. Kernpunkt der Diskussion war die mögliche Standortwahl für einen neuen Flughafen. Der Vulkanologe schloss nicht aus, dass das Ljósufjöll-Vulkansystem auf Snæfellsnes neues Leben zeigen könnte. Als sicheren Standort für einen neuen Flughafen konnte er die Halbinsel nicht empfehlen. Er erklärte, dass er die Region um Egilsstaðir für die sicherste halte.

Italien: Mittelstarkes Erdbeben in Venetien

Erdbeben Mb 4,5 in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien

Heute Nachmittag manifestierte sich im Norden Italiens ein Erdbeben der Magnitude 4,5. Das Hypozentrum befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 Kilometer von Villa Santina entfernt verortet. Der Ort liegt bei Ampezzo in der Region Friaul-Julisch Venetien und konnte in einem großen Umkreis deutlich wahrgenommen werden.

Der Erdstoß ereignete sich um 14:51 Uhr, zu einer Zeit als viele Menschen in den Straßen Unterwegs waren und zahlreiche Bewohner die Erschütterung meldeten. Bislang liegen jedoch keine Berichte über Schäden an Gebäuden oder Verletzungen vor.

Tektonische Aktivität in der Region

Friaul-Julisch Venetien liegt in einer tektonisch aktiven Zone, da sich hier die Adriatische Platte und die Eurasische Platte treffen. Der Adriatische Sport drückt hier gegen die Alpen und faltet diese auf. Entlang der Ost- und Westküste der Adria verlaufen die kontinentalen Nahtgrenzen, die die Adriatische Platte gegen ihre benachbarten Platten abgrenzt. Im Alpenvorland gibt es mehrere in Ost-West-Richtung streichende Störungszonen. An diesen Störungszonen bauen sich Spannungen in Form von Erdbeben ab, die durch die langsame Verschiebung der Platten entstehen.

Dementsprechend ist die Region  für ihr starkes Erdbebenrisiko bekannt. Eine der verheerendsten Erdbebenkatstrophen in Italien der Neuzeit ereignete sich am 6. Mai 1976 in der Region Friaul, als ein verheerendes Erdbeben der Magnitude 6,5 die Gegend erschütterte, wobei über 900 Menschen starben und Tausende obdachlos wurden.

Auch kleinere Erdbeben wie das heutige sind in der Region keine Seltenheit und erinnern regelmäßig an die geologische Aktivität des Gebiets. Behörden raten der Bevölkerung, sich stets auf potenzielle Nachbeben oder stärkere Ereignisse vorzubereiten.

Seismizität am Ätna und Stromboli

Apropos Erdbeben in Italien: Am Ätna auf Sizilien gibt es wieder eine moderate Erdbebentätigkeit, während der Tremor seit mehreren Tagen im grünen Bereich verläuft. Unter Stromboli ereignete sich ein schwacher Erdstoß im Bereich der Mikroseismizität. Ansonsten sind die beiden Vulkan momentan unauffällig.

El Salvador: Erdbeben Mw 5,8

Starkes Erdbeben erschüttert El Salvador – Entgasungen am Ilopango

Datum 09.01.25 | Zeit: 16:31:44 UTC | Koordinaten: 13.734 ; -89.618 | Tiefe: 95 km | Mw 5,8

In der Küstenregion des lateinamerikanischen Staates El Salvador ereignete sich gestern Nachmittag ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8. Der manifestierte sich um 16:31:44 UTC und hatte ein Epizentrum, das 12 km ostnordöstlich von Sonsonate verortet wurde. Das Hypozentrum wurde in 95 Kilometern Tiefe ausgemacht. Aufgrund der Tiefe wirkte sich das Erdbeben an der Erdoberfläche geringer aus, als es bei einem flach liegenden Erdbebenherd der Fall gewesen wäre. Dennoch schwankten in Orten nahe des Epizentrums die Gebäude und es liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von mehr als 400 Kilometern um das Epizentrum vor.

Beunruhigender ist da die Social-Media-Meldung, dass seit dem Erdbeben vermehrt Gasblasen aus dem See in der Ilopango-Caldera aufgestiegen sollen. Es wurden tatsächlich Bilder von aufsteigenden Gasblasen in einem See gepostet, deren Authentizität ich aber nicht überprüfen kann. Beim Ilopango handelt es sich um einen großen Calderavulkan in der Nähe von San Salvador, der im Verdacht steht, durch eine katastrophale Eruption im 5. Jahrhundert eine frühe Mayakultur ausgelöscht zu haben. Die Caldera misst 11 × 8 Kilometer.

Darüber hinaus gibt es gleich drei Vulkane, die weitaus näher am Epizentrum liegen als der Ilopango: die Rede ist von der Caldera Coatepeque, dem Santa Ana und dem Volcan San Marcelino. Das Epizentrum liegt nur ca. 6 Kilometer südlich des letztgenannten Vulkans und das Beben könnte sich durchaus auf die Aktivität des einen oder anderen Vulkans auswirken, wobei die Aktivität in der Caldera als erloschen gilt.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion am Mittelamerikagraben in Zusammenhang, wo die ozeanische Cocosplatte unter die Platte Nordamerikas abtaucht. Zwar bebte es ein gutes Stück hinter der Subduktionstiefe unter dem Festland, aber die Tiefe des Erdbebenherds deutet darauf hin, dass es sich an der abtauchenden Cocosplatte ereignete, die sich hier bereits in der Asthenosphäre befindet und Schmelze erzeugt, die die Vulkane von El Salvador speist.

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 08.01.25 | Zeit: 03:33:53 UTC | Koordinaten: 64.677 ; -17.471 | Tiefe: 0,1 km | Mb 5,1

Unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga manifestierte sich heute Nacht um 3:33 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde im Norden der großen Caldera festgestellt. IMO berichtet von leichten Nachbeben, die allerdings nicht auf der Shakemap zu sehen sind. Vielmehr markiert der Erdstoß das (vorläufige) Ende eines Schwarms, der sich aus über 30 Beben zusammensetzt.

Das letzte mittelstarke Erdbeben gab es am Bardarbunga am 8. Dezember 2024. Es hatte eine Magnitude von 5,1 und setzte somit das 32-Fache an Energie frei, wie das aktuelle Erdbeben. Die Amplitude des Signals auf dem Seismogramm war 10 Mal so groß.

Die GNNS-Messungen an den Messstationen um Bardarbunga und Grimsfjall zeigen eine Bodenhebung von 5–7 Zentimetern seit Oktober 2024 an. Allerdings haben sich diese Messungen nicht als sonderlich zuverlässig erwiesen und könnten Störeinflüssen unterliegen.

Der Calderavulkan liegt unter dem größten Gletscher Europas  und befindet sich nach der großen Eruption 2014 in einem Wiederaufladungsprozess. Wobei es bis jetzt nicht vorhersagbar ist, wann der Bardarbunga wieder zu einer Eruption bereit sein wird. Es könnten Jahre, aber auch Jahrzehnte vergehen. Manchmal entwickelt sich an einem Vulkan aber auch alles viel schneller (oder langsamer) als angenommen.

Natürlich gibt es auch in anderen Regionen Islands Erdbeben. Unter der gesamten Insel ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 122 Erschütterungen. Ein Bebenspot liegt dabei weiterhin im Bereich des Grjotarvatn, wo sich in dem bekannten Zeitraum 27 Beben zutrugen. Das stärkste brachte es heute Morgen auf Mb 2,9. Hier gibt es einen deutlichen Trend einer zunehmenden Seismizität, die sehr wahrscheinlich mit einer Magmenakkumulation in größerer Tiefe zusammenhängt.

Im Bereich der benachbarten Reykjaneshalbinsel waren es 39 Beben innerhalb von 2 Tagen. Die meisten Erschütterungen kumulierten sich wieder im Krysuvik-System und am Fagradalsfjall. An der GNNS-Messstation KRIV (Krysuvik) drehte der bis dato Subsidenz anzeigende Trend auf einen leichten Uplift. Wenigstens wenn man den Messungen der Uni Reykjavik Glauben schenkt, denn auf der Seite von IMO wird weiterhin eine Bodensenkung angezeigt. An den wenigen Messstationen am Fagradalsfjall ist kein deutlicher Trend erkennbar und es gibt trotz der Erdbeben wohl keine signifikante Bodendeformation.

Tibet: Sehr starkes Erdbeben Mw 7,0

Starkes Erdbeben beim Mount Everest in Tibet richtet Schäden an und fordert Menschenleben

Datum 07.01.25 | Zeit: 01:05:17 UTC | Koordinaten: 28.677 ; 87.393 | Tiefe: 10 km | Mw 7,0

Heute Nacht um 01:05:17 UTC (06:35:17 Lokalzeit) wurde Tibet von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,0 erschüttert. Das Beben richtete Zerstörungen an und kostete nach ersten Berichten mindestens 53 Menschen das Leben. Zahlreiche Personen wurden verletzt. Chinesische Medien berichten von mehr als 1000 eingestürzten Häusern.

Das Hypozentrum des Erdbebens lag in 10 Kilometern Tiefe unter dem Epizentrum, das 99 Kilometer nordnordöstlich von Lobuche (Nepal) verortet wurde. Neben dieser eher abstrakten Verortung der Erdbebendienste lässt sich der Ort des Erdstoßes genauer beschreiben: Das Erdbeben ereignete sich nördlich des Mount Everest im Kreis Tingri. Die tibetische Hauptstadt Lhasa liegt rund 400 Kilometer entfernt; selbst dort wackelten die Gebäude. Wahrnehmungsmeldungen gingen sogar aus dem etwa 1.000 Kilometer entfernten Neu-Delhi in Indien ein.

Es gab mehrere mittelstarke Nachbeben mit Magnituden im Viererbereich.

In der Erdbebenregion herrschen derzeit Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Der chinesische Wetterdienst erwartet für den Abend Temperaturen von bis zu minus 18 Grad Celsius, was die Rettungsarbeiten erheblich erschwert. Es wird vermutet, dass das Erdbeben Lawinen und Erdrutsche ausgelöst haben könnte. Da im Winter am Everest normalerweise nur wenige Kletterer unterwegs sind, dürften von dort keine größeren Negativmeldungen zu erwarten sein.

Tektonische Situation in der Erdbebenregion in Tibet

Die Erdbebenregion liegt im übergeordneten Kontext des Himalaya-Gebirges. Dieses entstand durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte, ein tektonischer Prozess, der vor etwa 50 Millionen Jahren begann und bis heute andauert. Die Indische Platte bewegt sich weiterhin mit einer Geschwindigkeit von etwa 5 Zentimetern pro Jahr nach Norden und übt dabei starken Druck auf die Eurasische Platte aus. Diese kontinuierliche Kompression führt zu geologischen Prozessen wie der Aufschiebung und Auffaltung von Gesteinsschichten sowie zur Bildung von Störungszonen.

Eine der wichtigsten Störungen im südlichen Himalaya ist der Himalayan Frontal Thrust (HFT), eine bedeutende tektonische Grenze. Allerdings verläuft diese Störung südlich des Mount Everest und damit nicht in der unmittelbaren Nähe des aktuellen Erdbebens. Nördlich des Everest erstreckt sich das Südtibetische Abschersystem, ein komplexes Netzwerk aus Störungen, die die tektonischen Spannungen innerhalb der Region aufnehmen. Wahrscheinlich hat sich das aktuelle Erdbeben an einer dieser Störungen ereignet.

Deutschland: Schwarmbeben bei Klingenthal

Intensives Schwarmbeben trifft deutsch-tschechische Grenzregion im Vogtland

Schwarmbeben kommen in Deutschland ehr selten vor, doch gestern begann ein intensives Schwarmbeben nordöstlich von Klingenthal im Vogtland das weiter anhält und aus mehr als 120 Einzelbeben besteht. Bereits am 2. Januar gab es hier einen kleineren Schwarm aus ca. 20 Beben. Laut dem Geophysikalischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, hatte das stärkste Beben am Donnerstag eine Magnitude von 2,75 und ein Hypozentrum in knapp 10 Kilometern Tiefe. Der stärkste Erdstoß heute schaffte es auf Mb 2,58 in ähnlicher Tiefe. Das waren auch die einzigen Beben mit Magnituden im Zweierbereich. Die Mehrheit der anderen Erschütterungen hatte Magnituden unter 1.

Dem EMSC liegen drei kommentierte Wahrnehmungsmeldungen zum ersten stärkeren Erdstoß am 2. Januar vor. Ein Bebenzeuge schrieb: „Ich hörte einen dumpfen Knall, und anschließend für ca. 10 Sekunden ein Grollen. Auf dem Schrank haben Gegenstände gewackelt.“ Er befand sich in 26 Kilometern Entfernung zum Epizentrum. in einem Kommentar von jemanden in nur 3 Kilometern Entfernung zum Epizentrum heißt es: „Aus dem Tiefschlaf gerissen. Starker Schlag mit Klirren im DG und deutlichem Abrollen. Geschätzt M 3.0“. Tatsächlich wurde vom EMSC eine Magnitude von 2,4 ermittelt und einen Erdbebenherd in 11. Kilometern Tiefe. Diesen Angaben zufolge lag das Beben unter der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0. Das Epizentrum wurde übrigens 14 km südöstlich von Falkenstein lokalisiert und lag einige Kilometer südlich des Hauptclusters des Schwarmbebens.

In der Region ist man Erdbeben gewohnt: der letzte größere Schwarm über den ich schrieb manifestierte sich im April 2024. Damals vermutete ich ehr tektonische Ursachen hinter den Erdbeben, und wenige die Bewegung magmatischer Fluide, die man aber dennoch nicht als Verursacher ausschließen kann. In der Region liegt die Mariánské-Lázně-Störung, entlang derer es Erdbewegungen geben könnte.

Schwaches Erdbeben auch am Niederrhein

Gestern Nacht wackelten die Schränke und Betten nicht nur im Osten der Republik, sondern auch ganz tief im Westen, genauer, in der deutsch-belgisch-niederländischen Grenzregion bei Aachen. Das Beben hatte eine Magnitude von 2,4 und einen Erdbebenherd in 3 Kilometern Tiefe. Hier dürfte es der geringen Tiefe des Hypozentrums geschuldet gewesen sein, dass man das Beben spüren konnte.

Äthiopien: Starkes Erdbeben Mw 5,8 bei Awash

Awash-Region in Äthiopien von stärkstem Beben der Serie getroffen – Menschen auf der Flucht

Datum 04.01.25 | Zeit: 00:52:21 UTC | Koordinaten:  9.508 ; 40.181 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Die äthiopische Awash-Region wurde heute Nacht um 00:52:21 UTC (03:52:21 Uhr Lokalzeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Es war nicht nur das bislang stärkste Beben der Serie, die im Oktober begann, sondern auch der stärkste Erdstoß, der das Afar-Dreieck seit 64 Jahren erschütterte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 57 km süd-südöstlich von Abomsa verortet. In dem Ort leben gut 15.200 Menschen. Gespürt wurden die Erschütterungen aber von deutlich mehr Menschen, denn sie waren bis in die 160 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegende Millionenmetropole Addis Abeba und sogar darüber hinaus zu spüren gewesen. Wahrnehmungsmeldungen aus der äthiopischen Hauptstadt beschreiben, dass die Erschütterungen zwischen 5 und 10 Sekunden gedauert hätten und Mobiliar zu wackeln begann. Menschen schreckten aus dem Schlaf auf. Es wurde einheitlich stärker wahrgenommen als die anderen Beben in den letzten Wochen. Tatsächlich konnte man das Beben noch in einer Entfernung von 650 Kilometern wahrnehmen. Das legt die Vermutung nahe, dass es in den Dörfern näher am Epizentrum weitere Schäden gegeben hat.

Obwohl es noch keine geordnete Evakuierung aus dem Erdbebengebiet im Ostafrikanischen Grabenbruch gibt, hat bereits eine Fluchtbewegung eingesetzt. Eines der am schlimmsten betroffenen Dörfer bei Kesem wurde wohl schon größtenteils verlassen. Hier kollabierten mehrere Häuser/Hütten ganz und zahlreiche Gebäude wurden beschädigt.

Das Erdbeben Mw 5,8 war nicht der einzige starke Erdstoß gestern. Insgesamt ereigneten sich 13 Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,3 und 5,8. Ein Beben lag ebenfalls im Fünferbereich und brachte es auf Mw 5,5.

Die beiden starken Erschütterungen lagen im nördlichen Bereich der Strecke mit den starken Bodendeformationen: Während das schwächere Beben etwas weiter südöstlich vom Dofen-Vulkan lag, befand sich das stärkere direkt südlich des Vulkans und damit wahrscheinlich nahe des Gebiets, in dem es gestern zu der phreatischen Eruption kam. Es war der zweite phreatische Ausbruch seit Oktober, wobei sich die erste Eruption näher am Vulkan Fentale im Süden der Erdbebenregion ereignete. Während es dort bereits einige heiße Quellen gab, ereignete sich die Eruption gestern allem Anschein nach in einem Gebiet ohne vorherige postvulkanische Erscheinungen. Im Laufe des Tages tauchte in den sozialen Medien ein weiteres Video des Ereignisses auf, das etwas später als das gestern geteilte Video aufgenommen wurde. Es zeigt, dass sich an der Stelle der phreatischen Eruption quasi ein Schlammvulkan gebildet hat.

Ich habe Euch bereits weitere Informationen zu Erdbeben und Vulkanismus in Äthiopien zusammengeschrieben, aber sie werden erst veröffentlicht, wenn ich Ende nächster Woche in Guatemala unterwegs sein werde. Vorausgesetzt, ich switche nicht noch auf Äthiopien um. Aber normalerweise müsste der Ausbruch dort erst losgehen, wenn ich in Guatemala angekommen bin. Vorausgesetzt natürlich, es kommt überhaupt zu einer Eruption, denn offizielle Stellen sprechen noch von rein tektonischen Prozessen als treibende Kraft hinter den Erdbeben.

Update 11:00 Uhr: Die Magnitude des Bebens wurde beim GFZ auf Mw 5,7 korrigiert.

Island: Erdbeben und Eisdämme

Seismizität auf Island bleibt hoch – keine Daten zur Bodenhebung

Auch im neuen Jahr bleibt die Erdbebentätigkeit auf Island generell erhöht und es gehen Spekulationen umher, dass neben den Vulkansystemen auf Reykjanes weitere Vulkanregionen aktiv werden könnten, die man bis vor wenigen Monaten weniger auf dem Radar hatte. Dazu zählen die Gletschervulkansysteme Hofs- und Langjökull und das Ljósufjöll-System beim Grjotarvatn in der Snæfellsnes Volcanic Zone. Hier gibt es aktuell auch wieder Erdstöße. In den vergangenen 48 Stunden wurden hier 21 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,1. Das Epizentrum wurde 28 km nördlich von Borgarnes detektiert.

Natürlich gibt es auch weiterhin Erschütterungen an den Systemen auf Reykjanes. Während es direkt bei Svartsengi seismisch relativ ruhig ist, konzentrieren sich die Beben auf die Gebiete von Fagradaslfjall und Krysuvik. Erschütterungen wurden auch bei Bláfjallaskáli und vor der Küste nahe Eldey registriert.

Zur Bodenhebung lassen sich momentan mangels neuer Messwerte keine Aussagen treffen. Die letzten Messpunkte auf den GPS-Grafiken stammen vom 30. September. Der letzte Stand war, dass es an den meisten Messstationen eine Subsidenz gab, gefolgt von einer kurzen Seitwärtsbewegung. Genau das Bild, das sich einige Tage vor Beginn der letzten Eruption zeigte. Seit Silvester wurden die Grafiken nicht mehr aktualisiert. Eine meiner Lieblingsseiten der Uni Reykjavik ist gar nicht mehr erreichbar. Ob es im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel IT-Probleme oder Umstellungen gibt, oder warum sonst die Daten nicht mehr aktualisiert werden, wurde nicht kommuniziert. Aufgrund des Datenmangels lassen sich Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens von meiner Seite her momentan nicht erstellen.

Das IMO ist momentan auch noch aus einem anderen Grund beschäftigt, denn der Winter hat auf Island Einzug gehalten. Frostige Temperaturen sorgten vermehrt für Eisbildungen auf verschiedenen Flüssen. Es ist aber nicht kalt genug, dass sich auf fließenden Gewässern eine geschlossene Eisdecke bildet, sondern nur Eisschollen, die mit der Strömung treiben. An Hindernissen wie Brückenpfeilern staut sich das Eis nun auf und bildet Dämme, was einerseits den Druck auf Wasserbauwerke erhöht und auch die Flusspegel ansteigen lässt, wodurch es zu Überflutungen kommen könnte.

Äthiopien: Massive Bodenhebung detektiert

Erdbeben und Bodenhebung in äthiopischer Awash Region bereitet Sorgen – Gebäudeschäden und Fluchtbewegungen

Datum 02.01.25 | Zeit: 07:41:31 UTC | Koordinaten:  9.325 ; 40.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

In Äthiopien halten die Erdbeben in der Awash-Region weiter an. Heute Morgen wurde ein Erdstoß der Stärke Mw 5,1 registriert, dessen Epizentrum 39 km nord-nordwestlich von Āwash lokalisiert wurde. Die Herdtiefe wurde erneut auf 10 Kilometer fixiert, was auf eine ungenaue Bestimmung hinweist. Es wird jedoch angenommen, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben handelt.

Dieses Beben ist Teil einer ganzen Reihe von Erdstößen, die in relativ kurzen Abständen auftreten. Zwischen den mittelstarken Erschütterungen liegen oft nur wenige Stunden. Die marode Bausubstanz in der Region wird durch die kontinuierlichen Erschütterungen zunehmend geschwächt, und Berichten zufolge sind mittlerweile 30 Gebäude unbewohnbar geworden. Medienberichten zufolge fliehen tausende Menschen aus der Region, doch eine geordnete Evakuierung der betroffenen Gebiete gibt es bisher nicht. Ebenso fehlt es an strukturiertem Eingreifen der Behörden oder einer professionellen Dokumentation des Geschehens. Bei der Region handelt es sich um ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Bei Kessem gibt es eine Zuckerfabrik und ein Staudamm. Ob dieser bereits geschwächt ist wurde nicht kommuniziert.

InSAR-Aufnahmen bestätigen starke Bodendeformationen

In den sozialen Medien kursieren Bilder von Rissen in Straßen und im umliegenden Boden, teils mit einem vertikalen Versatz von mehreren Zentimetern. Es wird vermutet, dass die Erdbeben mit einer Bodenhebung infolge einer magmatischen Intrusion zusammenhängen könnten. Diese Hypothese wird durch ein Interferogramm auf Basis von InSAR-Daten untermauert, das von einer spezialisierten Einrichtung erstellt und von Rechercheur Mike Schüler entdeckt wurde. Das Interferogramm zeigt über eine gut 50 Kilometer lange Strecke eine Zone mit Bodendeformationen, die parallel zum Verlauf des Ostafrikanischen Grabenbruchs verläuft. Sie beginnt am Basaka-See, streift den Vulkan Fentale und endet kurz vor dem Schildvulkan Dofen.

Die konzentrischen Farbringe im Interferogramm weisen auf eine Bodendeformation von 28 mm pro Farbdurchgang hin. Insgesamt sind mehr als 30 Zentimeter Deformation zustande gekommen. Entscheidend ist, ob die Farbringe von Blau über Gelb nach Rot verlaufen oder umgekehrt, da dies Auskunft darüber gibt, ob es sich um eine Bodenhebung oder ein Absinken handelt. Die bisherigen Indizien deuten auf eine Bodenhebung hin. Das komplexe Muster der Bodendeformation, das teilweise einem Schmetterlingsmuster ähnelt, könnte durch die Intrusion eines magmatischen Gangs verursacht worden sein. An einigen Stellen wurden isolierte Ringmuster beobachtet, die auf räumlich begrenzte Bodenhebungen durch die Bildung eines Magmenkörpers hinweisen. Obwohl nicht jede magmatische Intrusion in einer Eruption endet, könnte ein erhöhtes Risiko für einen Vulkanausbruch bestehen.

In den äthiopischen Medien wird bislang jedoch nicht von einem potenziell bevorstehenden Vulkanausbruch gesprochen. Stattdessen wird die Aktivität als tektonischer Natur beschrieben, die mit divergenten Bewegungen entlang des Rift-Valleys in Zusammenhang steht. Doch dann würde man aufgrund der Dehnung der Erdkruste eher auf eine Setzung des Bodens als auf eine Anhebung stoßen.