Campi Flegrei mit Schwarmbeben Mitte August

Weiteres Schwarmbeben rockte süditalienische Caldera Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt konstant hoch

Nachdem es einige Tage lang keine besondere Bebenaktivität von den Phlegräischen Feldern zu melden gab, sieht das heute anders aus, denn gestern ereignete sich ein weiterer Schwarm mit Beben, die sich im Hydrothermalsystem der Caldera manifestierten. Der Schwarm bestand aus mehr als 20 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Einzelbeben brache es auf eine Magnitude von 1,4 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara verortet und lag einige Hundert Meter außerhalb des Kraters. Bereits am 11. und 12. August war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Das heißt allerdings nicht, dass es an anderen Tagen keine Erdbeben gegeben hätte, doch deren Anzahl liegt dann meistens im einstelligen Bereich und entspricht dem, was man in der aktuellen Hebungsphase -die bereits seit 2005 andauert- als normal betrachtet.

Mit der erneuten Zunahme der Schwarmbebenaktivität steigt auch wieder das Risiko für stärkere Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich oder sogar darüber.

Auf Wochensicht gab es in der Caldera zwischen dem 5. und 11. August 70 Erdbeben mit geringer Magnitude. Das Stärkste brachte es gerade einmal auf M 1,5. Die Bodenhebung blieb konstant und lag an der Messstation RITE bei 20 mm im Monat. Seit Anfang des Jahres kamen 135 mm Bodenhebung zusammen. Die geochemischen Parameter zeigten im Beobachtungszeitraum keine größeren Schwankungen. Der allgemeine Trend der Druckbeaufschlagung des Systems setzt sich fort. Einzig die Gastemperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli reduzierte sich um 1 Grad auf durchschnittliche 94 Grad Celsius.

In den Sozialen Medien wurden in den letzten Tagen Fotos vom kleinen Bootshafen in Pozzuoli geteilt, der in Ufernähe mehr und mehr trockenfällt, was der anhaltenden Bodenhebung geschuldet ist. Sie hebt den Boden auch in Küstennähe immer weiter an, so dass er über die Wasserlinie gerät. Tatsächlich erobern immer mehr Grünpflanzen den Randbereich entlang der Kaimauer, der früher unter Wasser lag. Ein Indiz dafür, dass der Boden nicht nur bei Ebbe oberhalb des Meeresspiegels liegt.

USA: Moderates Erdbeben erschütterte Los Angeles

Erdbeben der Magnitude 4,3 erschütterte Los Angeles – Schrecksekunden für Anwohner der Region

Datum 12.08.2024 | Zeit: 19:20:24 UTC | 34.083 ; -118.179 | Tiefe: 11 km | Mb 4,3

Der Großraum Los Angeles (USA) wurde gestern Abend (mittags Ortszeit) von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das EMSC lokalisierte das Epizentrum 7 km nordöstlich des Stadtzentrums von Los Angeles, also etwa in der Gegend von Hollywood und dem Griffith-Observatorium. Es folgten zwei Nachbeben mit Magnituden im Zweierbereich. Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, doch der Erdstoß wurde in einem Umkreis von 150 Kilometern um das Epizentrum deutlich gespürt und schreckte zahlreiche Anwohner auf, die teilweise ihre Häuser verließen, aus Angst, es könnte sich um das Vorbeben eines stärkeren Erdstoßes handeln, der jedoch bisher ausblieb.

Das Erdbeben stand tektonisch gesehen in Verbindung mit der San-Andreas-Verwerfung. Die große Blattverschiebung verläuft einige Kilometer nördlich von Los Angeles und gilt als die Geißel Kaliforniens: Auch wenn Seismologen nicht vorhersagen können, wann sich ein starkes Erdbeben ereignen wird, so sehen sie doch eine 99,7-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 14 Jahren zu einem Erdbeben der Magnitude 6,7 kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Magnitude 7,5 oder mehr wird mit 46 Prozent angegeben. Die Besorgnis der Bevölkerung ist also begründet.

Das Erdbeben störte mehrere TV-Live-Sendungen; so war es unter anderem während einer NBA-Übertragung zu sehen. Auch eine Nachrichtensprecherin geriet durch die Erschütterungen im Studio ins Stocken und kommentierte, dass es wohl ein leichtes Erdbeben gewesen sei.

Los Angeles ist Austragungsort der Olympischen Spiele 2028, die autofrei stattfinden sollen. Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man dies in dieser Metropolregion managen will. Noch interessanter dürften Notfallpläne zur Evakuierung und Versorgung von Olympiateilnehmern, Zuschauern und der Bevölkerung sein, sollte sich das erwartete starke Erdbeben ausgerechnet zu dieser Zeit ereignen. Viele der achtspurig ausgebauten Autobahnen verlaufen im Stadtgebiet über brückenartige Galerien und stellen im Falle eines starken Bebens eine der Schwachstellen dar. Im Großraum Los Angeles leben fast 18 Millionen Menschen.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 10.08.24

Erneutes Schwarmbeben in den Campi Flegrei – Bodenhebung konstant

In den letzten Tagen war es relativ still um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei, da die Erdbebenaktivität zwar erhöht war, jedoch keine besonders starken Erdbeben oder Schwärme auftraten. Dennoch gab und gibt es für die Bevölkerung der Region um Pozzuoli keinen Grund zum Aufatmen, denn die Prozesse, die hinter der erhöhten Aktivität stecken, gehen unvermindert weiter und lösten gestern Abend doch einen weiteren Erdbebenschwarm aus.

Der Erdbebenschwarm erreichte seinen Höhepunkt um 19:13 UTC, als es das stärkste Erdbeben der Serie gab. Es hatte eine Magnitude von 1,5 und ein Hypozentrum in 1,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag im Süden des Solfatara-Kraters. Südlich davon und im Allgemeinen um die Solfatara manifestierten sich auch viele der 27 anderen Erdbeben, die seit gestern registriert wurden. Sie hatten allesamt Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Trotzdem veröffentlichte die Kommune Pozzuoli ein Statement zum Geschehen und wies die Bevölkerung darauf hin, wo eventuell Schäden gemeldet werden können. Vielleicht rechnete man mit stärkeren Ereignissen.

Dass solche stärkeren Erdbeben in den Campi Flegrei jederzeit auftreten können, haben die letzten Monate bewiesen, in denen es mehrere Erschütterungen im Viererbereich gab, die leichte Schäden an der Infrastruktur auslösten.

Das INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 29.07. bis 04.08.2024 bestätigte, dass es in dieser Woche 40 schwache Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,2. Das Interessanteste ist jedoch, dass die Bodenhebung weiterhin bei 2 Zentimetern pro Monat liegt und somit auf einem konstant hohen Niveau bleibt. Es steigen also ununterbrochen magmatische Fluide aus größerer Tiefe auf, heben den Boden an und sorgen für einen Spannungsaufbau, der sich mittelfristig in weiteren Erdbebenserien abbauen wird. Man muss sich auf moderate bis starke Erdbeben einstellen, denn es sind auch durchaus Beben möglich, die oberhalb des Viererbereichs angesiedelt sind.

Im Juli gab es insgesamt 668 Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,0. Seit November 2005 summierte sich die Bodenhebung auf 131 Zentimeter. Der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß lag im Juni und Juli bei 5000 Tonnen pro Tag, was ein bemerkenswerter Wert ist. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei unveränderten 95 Grad. Die Werte zeigen, dass die Situation angespannt bleibt. Bisher lässt sich nicht abschätzen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Japan: Erdbeben Mw 7,1 auf Kyushu

Starkes Erdbeben erschüttert japanische Südinsel Kyushu – aktive Vulkane und Atomkraftwerke in der Nähe

Datum 08.08.2024 | Zeit: 07:42:55 UTC | 31.837 ; 131.449 | Tiefe: 20 km | Mw 7,1

Heute Morgen wurde der südöstliche Küstenbereich der japanischen Insel Kyushu von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Laut Angaben des EMSC lag das Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe, das Epizentrum befand sich 9 km süd-südöstlich von Miyazaki.

Meldungen über größere Schäden oder Todesopfer liegen bisher nicht vor. Dies könnte auf die erdbebensichere Bauweise moderner Gebäude in Japan und die vergleichsweise große Tiefe des Erdbebenherdes zurückzuführen sein. In weniger gut entwickelten Ländern entlang des Pazifischen Feuergürtels hätte die Magnitude jedoch wahrscheinlich zu erheblichen Schäden geführt. Das Erdbeben war in einem weiten Umkreis spürbar, und selbst das europäische EMSC erhielt Wahrnehmungsmeldungen aus Japan.

Ganz spurlos ist das Ereignis dennoch nicht an den Menschen der Region vorbeigegangen: Das Erdbeben führte zu drei Verletzten und einem Erdrutsch in der Präfektur Kagoshima. Außerdem wurde Tsunamialarm ausgelöst und die Küstenregionen wurden evakuiert. Große Wellen blieben jedoch aus; dennoch wurden bis zu 50 Zentimeter hohe Wellen im Hafen von Miyazaki registriert.

Am Flughafen von Miyazaki zerbrachen Fensterscheiben. Ein Flughafenangestellter äußerte sich gegenüber der Japan Times, dass der Erdstoß ziemlich stark gewesen sei und etwa 30 Sekunden gedauert habe. Der Flugbetrieb wurde vorübergehend eingestellt und Flüge wurden gestrichen.

Auch der Zugverkehr war betroffen. Neben regionalen Verbindungen wurden zwei Schnellzüge auf den Linien Kyushu Shinkansen und Minami Kyushu Shinkansen gestoppt. Mehrere Atomkraftwerke wurden inspiziert.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Philippinenplatte am Ryukyugraben in Verbindung, der östlich von Kyushu verläuft und sich bis nach Okinawa erstreckt. Diese Subduktion ist auch für die Vulkane in der Region verantwortlich. Am nächsten zum Epizentrum liegt der Vulkan Kirishima, gefolgt von Sakurajima und den Vulkaninseln des Ryukyu-Archipels, von denen nur der Suwanose-jima derzeit aktiv ist. Es ist durchaus möglich, dass einige Vulkane auf das Erdbeben reagieren werden.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Kreta

Mehrere moderate bis starke Erdbeben südlich griechischer Urlaubsinsel Kreta

Datum 07.08.2024 | Zeit: 08:23:54 UTC |  34.909 ; 24.910 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Vor der Südküste der griechischen Urlaubsinsel Kreta ereigneten sich heute Morgen drei Erdbeben, die man als moderat bis stark einstufen kann. Laut GZF-Potsdam hatten sie die Magnituden Mw 5,0 (19 km Tiefe), Mw 4,6 (19 km Tiefe) und Mb 4,4 (10 km Tiefe) und waren weithin spürbar. Andere Erdbebendienste ermittelten leicht abweichende Magnituden, die meistens schwächer ausfielen. So brachte es der stärkste Erdstoß beim EMSC auf eine Magnitude von 4,8 in 15 Kilometern Tiefe.

Die Epizentren der Beben reihten sich von Süd nach Nord wie Perlen auf einer Schnur auf. Das stärkste Erdbeben lag unmittelbar vor der Küste und wurde 16 km südsüdöstlich von Moíres verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion lag 51 Kilometer entfernt.

Die Erdbeben konnten in einem Umkreis von gut 100 Kilometern deutlich gespürt werden und dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Einige Bebenzeugen teilten mit, dass sie das Haus verließen. Laut Medienberichten sind Anwohner und Urlauber aber mit dem Schrecken davon gekommen: Opfer oder größere Schäden gab es nicht. Trotzdem können leichte Schäden wie Risse in Häusern und Straßen entstanden sein.

In diesem Jahr gab es vor Kreta bereits mehr als 1000 Erschütterungen. Darunter befanden sich 12 Beben mit Magnituden ab 4.

Die Beben vor Kreta stehen mit der Plattenkollision von Eurasien und Afrika zusammen und ereignen sich an der bedeutenden Subduktionszone des Hellensichen Grabens. Infolge der Subduktion bildet sich vor Kreta ein Akkretionskeil, in dem u.a. Gesteine zu finden sind, die typischerweise im Erdmantel gebildet werden oder metamorph entstehen können. Hierzu zählt Serpentinit, der auch als Schmiegelstein bekannt ist, da sich seine Oberfläche sehr glatt anfühlt. Solche Gesteine findet man in Aufschlüssen an der Südküste Kretas, ganz in der Nähe der aktuellen Epizentren. Die Gegend ist auch für ihre einmaligen tektonischen Falten bekannt, die hier aufgeschlossen sind. Sie finden sich z.B. an der Küste bei Agios Pavlos.

Island: Erdbeben im Süden nehmen zu

Zahlreiche Erdbeben erschüttern mehrere Lokationen im Süden von Island – Auch Katla betroffen

Im Süden von Island ereigneten sich an unterschiedlichen Orten zahlreiche Erdbeben. Allen voran sind wieder die Störungssysteme auf der Reykjanes-Halbinsel betroffen gewesen, es bebte aber auch im Bereich von Selfoss und bei den Gletschervulkanen Eyjafjallajökull und Katla. Unter ganz Island wurden 178 Erdbeben detektiert.

Unter Reykjanes bebte die Erde innerhalb von 2 Tagen 134 Mal. Das ist zwar ein Stück von dem entfernt, was wir während Schwarmbeben beobachten konnten, die vor allem in der Anfangsphase der magmatischen Aktivität unter der Halbinsel auftraten, liegt aber deutlich über langjährige Durchschnittswerte. Der Schwerpunkt der Bebenaktivität liegt im Bereich des Magmatischen Gangs, der sich am 10. November 2023 im Svartsengi-Gebiet bildete und eine Rifting-Episode auslöste. Die Erdbeben erstrecken sich bis in den Norden von Grindavik. Erdebbencluster bildeten sich aber auch unter Fagradalsfjall, Krysuvik und Reykjanestá. Im Hengill-System gab es einen Erdstoß mit M 2,4, der ein Epizentrum südwestlich vom Thingvallavatn hatte.

Im Süden von Island konzentrierten sich die Erdstöße im Bereich von Selfoss, wo die South-Iceland-Seismic-Zone verläuft. Hier könnten durchaus starke Erdbeben auftreten. Weiter östlich liegen die Gletschervulkane Eyjafjallajökull und Katla, unter denen seit Montag 19 Erschütterungen festgestellt wurden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1. Während es keine Indizien dafür gibt, dass unter Eyjafjalakökull mittelfristig ein Vulkanausbruch stattfinden könnte, sieht es mit der Katla anders aus. Hier rechnen einige isländische Vulkanologen mit einem Ausbruch innerhalb von 2 Jahren. Allerdings kommen solche Spekulationen bereits seit 15 Jahren immer wieder auf.

Realistisch hingegen sind die Einschätzungen, dass es in den nächsten Tagen/Wochen zu einem erneuten Ausbruch entlang der Sundhnukur-Spalte bei Svartsengi kommen wird. Die Erdbeben hier sind Ausdruck der anhaltenden Bodenhebung infolge einer Magmenansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe, deren Zentrum sich im Bereich Blaue Lagune/Geothermalkraftwerk Svartsengi befindet und sich mehrere Kilometer weit ausdehnt. So hebt sich auch der Boden im Bereich der vulkanischen Erhebung Thorbjörn, der zu Anfang der Geschehnisse im Jahr 2020 im Zentrum der Bodenhebung lag.

Update 17:00 Uhr: Erdbebenaktivität bei Svartsengi hat sich im Tagesverlauf intensiviert. Vulkanausbruch köntne nur noch Stunden entfernt sein.

USA: Erdbeben M 5,2 erschüttert den Süden von Kalifornien

Starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 nahe Bakersfield in Kalifornien – Beckeneffekt verstärkte Erschütterungen

Datum 07.08.2024 | Zeit: 04:09:55. UTC |  35.114 ; -119.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Im Süden Kaliforniens manifestierte sich an der berüchtigten San Andreas-Fault ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 Kilometer südwestlich der Kleinstadt Arvin lokalisiert. Das größere Bakersfield lag 29 Kilometer nördlich des Epizentrums. Diese Daten stammen vom USGS. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,4.

Es gab und gibt zahlreiche Nachbeben, das stärkste brachte es auf Mb 4,8 und ereignete sich in einem Zeitabstand von weniger als einer Minute zum Hauptbeben. Berichte über größere Schäden oder Verletzte liegen nicht vor.

Das Erdbeben ereignete sich um 21:09 Uhr Lokalzeit. Bei uns in Europa war es 04:09 UTC. Es wurde in einem großen Umkreis von mehr als 300 Kilometern gespürt und versetzte die Anwohner Südkaliforniens in Schrecken. Auch in der Innenstadt von Los Angeles, die gut 140 Kilometer vom Erdbebenzentrum entfernt liegt, wackelten die Häuser. Einige Bebenzeugen berichten von einem lang anhaltenden Erdstoß, den man bis zu 45 Sekunden lang spüren konnte. In einem Zeitungsinterview erklärte der Leiter des Southern California Seismic Network am Caltech, Geophysikprofessor Allen Husker, dass es keine Überraschung sei, dass so viele Menschen im Großraum L.A. die Erschütterungen des Erdbebens spürten. Demnach sollen die Erdbebenwellen durch die besondere Geometrie des Los Angeles Basins verstärkt worden sein. Bei diesem Becken handelt es sich um eine gut 10 Kilometer tiefe Depression im Grundgestein, die mit lockeren Sedimenten aufgefüllt ist. Die Erdbebenwellen werden von den Seitenwänden des Beckens reflektiert, weshalb man ein Erdbeben lange spüren kann. Dieser Effekt macht Erdbeben, die sich näher an Los Angeles ereignen, noch gefährlicher, als sie es ohnehin sind. Außerdem kommt hinzu, dass das Nachbeben Mb 4,8 ebenfalls im Großraum L.A. zu spüren war und dass sich die Erdbebenwellen beider Erdstöße überlagerten.

Das Erdbeben ereignete sich in einem weiten Farmland abseits von Gebäuden, weshalb wohl keine größeren Schäden entstanden. Es löste aber Steinschläge aus, und Medien berichten darüber, dass auf der Interstate 5 ein Felsbrocken von der Größe eines SUVs landete. Die Autobahn musste gesperrt werden. Vor zwei Wochen fuhr ich tatsächlich auf dieser Strecke und machte mir ein Bild von der San-Andreas-Verwerfung, die in dieser Region zutage tritt und sich für das Erdbeben verantwortlich zeigt. Ihr Verlauf wird von mehreren Bergrücken markiert, entlang derer man typische Strukturen entdecken kann, die auf die große Störungszone hindeuten. Aus der Luft kann man auch die Störung selbst erkennen, die durch die Carrizo Plains zieht. Hierbei handelt es sich um weitläufiges Grasland, das sich einst durch das gesamte Central Valley in Kalifornien zog. Heute ist das Gebiet um Bakersfield eines der größten agrarwirtschaftlich genutzten Ländereien der USA: Neben Zitrusfrüchten baut man Mandeln, Pistazien und Baumwolle an und betreibt intensive Milchwirtschaft. In Bakersfield, wo ich übernachtete, leben viele Migranten aus Mittelamerika, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten.

Philippinen: Starkes Erdbeben Mw 6,9 am 2. August

Erdbebenserie mit zwei Erschütterungen im Sechserbereich erschüttern Philippinen – Menschen fliehen auf Straßen

Datum 02.08.2024 | Zeit: 22:23:03 UTC |  8.229 ; 126.603 | Tiefe: 30 km | Mw 6,9

Gestern Abend begann um 22:23:02 UTC eine starke Erdbebenserie vor der Ostküste der philippinischen Insel Mindanao. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 6,9 und hatte ein Hypozentrum in 30 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 30 km nordöstlich von Lingig verortet, einem Ort, in dem 6.400 Menschen leben. Es folgte eine Serie starker Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich, die anhielten, bis es um 04:20:26 UTC zu einem weiteren starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,3 kam. Dieses Beben lag mit einer Tiefe von 10 Kilometern relativ oberflächennah. Die Daten stammen vom GFZ Potsdam. Andere Erdbebendienste veröffentlichten leicht abweichende Werte.

Obwohl die Beben stark genug waren, um theoretisch große Schäden zu verursachen, gibt es bisher keine Meldungen über Schäden oder Opfer. Laut PHIVOLCS und dem US-amerikanischen Tsunami-Warnsystem wurde kein Tsunami-Alarm ausgelöst.

Die Erdstöße wurden in einem großen Umkreis von der Bevölkerung gespürt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von etwa 500 Kilometern um die Epizentren vor. Viele Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen und flohen in Panik auf die Straßen, wo sie die Nacht im Freien verbrachten, aus Angst vor weiteren starken Beben.

In lokalen Medien wird der Katastrophenschutzbeauftragte Ian Onsing aus der Gemeinde Lingig zitiert, der berichtete, dass das Hauptbeben ziemlich stark war und etwa 10 bis 15 Sekunden dauerte. Bodenbewegungen konnten deutlich gespürt werden. Ein weiterer Katastrophenschutzbeauftragter aus der Gemeinde Hinatuan bemerkte Bodenbewegungen, die bis zu 30 Sekunden anhielten. Einheitlich wird von vielen Nachbeben berichtet.

Tektonisches Umfeld der Philippinen

Das Erdbeben stand in Verbindung mit der Subduktion am Philippinengraben. Dabei handelt es sich um eine 1.325 km lange Tiefseerinne, die bis zu 10.540 m tief ist und den Verlauf der kontinentalen Naht zwischen der ozeanischen Philippinenplatte und Eurasien markiert. Die schwerere ozeanische Krustenplatte gerät unter die leichtere Kontinentalplatte und taucht bis in den Erdmantel ab. Dabei schmilzt das ozeanische Krustenmaterial teilweise und bildet Magma, das hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen der Philippinen eruptiert wird. Da der Philippinengraben bis zur indonesischen Insel Halmahera reicht, ist er auch für Vulkanausbrüche in dieser Region verantwortlich. Die Erdbeben entstehen, wenn es zu Verhakungen und Spannungen durch die Plattenbewegungen kommt. Gelegentlich können die Erdbeben auch Vulkanausbrüche triggern.

Die Philippinen werden überdurchschnittlich oft von Erdbeben und Vulkanausbrüchen, aber auch von anderen Naturkatastrophen wie Stürmen, Überflutungen und Erdrutschen heimgesucht. Auch der anthropogene Klimawandel wirkt sich im Bereich der Inseln stärker aus als anderswo. Der Meeresspiegelanstieg schafft ebenfalls zahlreiche Probleme.

Italien: Erdbeben ML 5,0 bei Cosenza

Erdbeben ML 5,0 erschüttert Region von Cosenza – Menschen flüchten auf die Straßen

Datum 01.08.2024 | Zeit: 19:43:20 UTC | 39.482 ; 16.784 | Tiefe: 21 km | ML 5,1

Am Donnerstag, dem 1. August 2024, ereignete sich in der süditalienischen Region Cosenza in Kalabrien ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Beben manifestierte sich um 21:43:20 Uhr Lokalzeit. Das Epizentrum wurde vom EMSC 13 km südlich von Mirto in der Region Cosenza verortet. Laut Angaben vom INGV lag es im Ort Pietrapaola, 50 Kilometer östlich von Cosenza. Das ebenfalls bekannte Crotone befindet sich 53 Kilometer südöstlich. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 21 Kilometern, was die Auswirkungen an der Erdoberfläche etwas abschwächte.

Das war das stärkste Beben in Kalabrien in den letzten zwölf Jahren, doch größere Schäden gab es nicht und es kamen auch keine Personen zu Schaden. Dennoch konnte man den Erdstoß praktisch in ganz Süditalien spüren und viele Menschen flüchteten sich auf die Straßen und trauten sich auch nicht mehr in ihre Häuser zurück.

Nach dem Hauptbeben registrierte das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie zwei Nachbeben der Stärke 2,3 und 3,1 in Pietrapaola und Bocchigliero.

Viele Bewohner verbrachten die Nacht im Freien, in ihren Autos oder in schnell aufgestellten Zelten. Der Katastrophenschutz und die Feuerwehr überwachen das Gebiet, und Inspektionen wurden durchgeführt, um mögliche Schäden zu identifizieren. Fabio Ciciliano, der Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz, berief um 23 Uhr einen Krisenstab ein, um die Lage zu beurteilen und die Koordination der Maßnahmen mit den örtlichen Behörden sicherzustellen. Domenico Costarella, Direktor des Katastrophenschutzes Kalabriens, bestätigte, dass die Situation derzeit unter Kontrolle ist und keine Notrufe eingegangen sind.

Die Bürgermeisterin von Pietrapaola, Manuela Labonia, berichtete von einer ruhigen Lage, obwohl die Bürger weiterhin vorsichtig sind. Die Feuerwehrteams aus Crotone und Cosenza wurden in das betroffene Gebiet entsandt, um zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten. Roberto Occhiuto, Präsident der Region Kalabrien, betonte die schnelle Reaktion der regionalen Behörden und die Zusammenarbeit mit dem Nationalen Katastrophenschutzdienst, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Situation zu überwachen.

In der Region gab es seit dem Jahr 1184 sechs starke Erdbeben mit Magnituden über 6, die hohe Opferzahlen verursachten. Dementsprechend unruhig ist man dort, wenn die Erde bebt.

Großtektonisch betrachtet hängen die Erdbeben bei Cosenza/Crotone mit der Kollision des Adriatischen Sporns mit Eurasien zusammen. Beim Adriatischen Sport handelt es sich um einen Teil der Adriaplatte, die Afrika vorgelagert ist und im Bereich der Adria bis zu den Alpen vordringt. Am Ostrand der Platte bildet sich der Apennin und es gibt zahlreiche Störungszonen. An einer dieser Störungszonen manifestierte sich der Erdstoß.