Vogtland: Erdbeben M 2,2 am 12.04.25

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 20:06:32 UTC | Koordinaten: 50.278 ; 12.423 | Tiefe: 1 km | Mb 2,2

Weiteres Schwarmbeben im Vogtland – Stärkste Erschütterung M 2,2

Das Grenzgebiet des Vogtlands zwischen Deutschland und Tschechien ist erneut Schauplatz eines Erdbebenschwarms, in dessen Rahmen in den letzten Tagen mehrere Erdbeben mit Magnituden über 1 auftraten. Das stärkste Erdbeben ereignete sich am Abend des 12. April um 20:06:32 UTC. Das Hypozentrum wurde in nur 1000 m Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum lag laut EMSC 10 km südlich von Klingenthal, einem Ort auf der deutschen Seite der Grenze, weswegen der Erdstoß Deutschland zugerechnet wird. Tatsächlich befindet sich das Epizentrum jedoch bereits auf tschechischem Boden.

Das Geophysikalische Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften verortete den Erdstoß westlich des Ortes Luby, mitten in einem Erdbebenhaufen, der sich bereits in der letzten Märzwoche gebildet hatte. Dieser Cluster ist Zeugnis eines sehr intensiven Schwarmbebens, das sich aus mehr als 1200 Erdstößen zusammensetzt. Die aktuellen Beben von gestern mitgerechnet kommt man auf 1218 Erschütterungen. Ich würde die aktuellen Beben ebenfalls diesem Schwarm zurechnen, denn der Untergrund hat sich seit dem starken Ereignis nicht wieder beruhigt.

Die Angaben zum oben erwähnten stärksten Erdstoß der Sequenz weichen bei den Tschechen etwas von jenen des EMSC/GFZ ab: Hier wird eine Magnitude von 2,8 angegeben und ein Hypozentrum in knapp 10 km Tiefe.

Der Erdstoß wurde von Anwohnern des Vogtlandes wahrgenommen. So liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge in fast 40 km Entfernung beschreibt seine Wahrnehmung so: „Ein längeres Grollen war zu vernehmen. Keine Erschütterungen gespürt.“ Menschen näher am Epizentrum hörten das Beben nicht nur, sondern spürten auch den Erdstoß. Das beschriebene Grollen kenne ich von meinen bisherigen Erdbebenwahrnehmungen ebenfalls gut: Es ist sehr niederfrequent und trifft meistens vor den Erschütterungen ein, sodass einem einige Sekunden Zeit bleiben, um in Deckung zu gehen – vorausgesetzt, man ordnet das Geräusch einem nahenden Erdbeben zu.




Die Schwarmbeben im Vogtland sind ein seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen, das immer phasenweise auftritt. Forschungen der letzten Jahre legen nahe, dass Fluidaufstieg aus der Tiefe Spannungen im Untergrund erzeugt, die dann lokale Störungszonen aktivieren, welche die Spannungen in Form von Erdbeben abbauen. Das stärkste gemessene Erdbeben ereignete sich Mitte der 1980er-Jahre und hatte eine Magnitude von 4,6.

Papua Neuguinea: starkes Erdbeben Mw 6,1

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 03:47:09 UTC | Koordinaten: -4.691 ; 153.154 | Tiefe: 62 km | Mw 6,1

Starkes Erdbeben erschüttert Neuirland in Papua Neuguinea – submarine Vulkane in der Nähe

Der pazifische Inselstaat Papua-Neuguinea wurde in der vergangenen Nacht erneut von einem starken Erdbeben erschüttert. Diesmal erreichte es eine Magnitude von 6,1 und hatte seinen Hypozentrum in 62 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 106 Kilometer östlich von Kokopo lokalisiert. Das Beben ereignete sich jedoch nicht vor Neubritannien, wo es zuletzt am 4. April ein Erdbeben der Magnitude 6,9 gegeben hatte, sondern vor der Ostspitze der Insel New Ireland.

Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums kam es vermutlich nicht zu größeren Schäden auf New Ireland, dennoch war der Erdstoß in einem weiten Umkreis deutlich spürbar.

Die Tektonik im Bereich von Papua-Neuguinea gehört zu den komplexesten geodynamischen Settings weltweit: Am Rand der Pazifischen Platte treffen hier mehrere Mikroplatten aufeinander, die zwischen den großen Platten von Pazifik und Indo-Australien wie in einem Schraubstock eingespannt sind. New Ireland liegt am Rand der Südlichen Bismarckplatte. Östlich davon verläuft die Pazifische Platte, die sich mit hoher Geschwindigkeit von etwa 10–12 Zentimetern pro Jahr westwärts bewegt. Die beiden Platten gleiten entlang einer Transformstörung aneinander vorbei, ohne dass es zur Subduktion kommt. Das erklärt auch, warum es auf New Ireland deutlich weniger aktive Vulkane gibt als auf anderen Inseln Papua-Neuguineas.

Die Transformstörung zweigt südöstlich des Epizentrums vom Neubritannien-Graben ab. Entlang dieses Grabens kommt es jedoch zu aktiver Subduktion, die für die vulkanische Aktivität auf Neubritannien verantwortlich ist.

Vor der Nordostküste von New Ireland bildete sich dagegen eine Vulkankette, die im Zusammenhang mit den Prozessen entlang des Manus–Kilinailau-Grabens steht. Dabei handelt es sich um die Tabar–Lihir–Tanga–Feni-Vulkankette. Hier gibt es auch mehrere submarine Vulkane, die als aktiv eingestuft werden. Entlang des Grabens hatte es früher Subduktion gegeben, doch die heute beobachtete Vulkanaktivität ist auf eine divergente Plattenbewegung zurückzuführen, die sich als Folge früherer konvergenter Prozesse entwickelt hat.

Es ist nicht auszuschließen, dass einer dieser Vulkane auf das Erdbeben weiter südlich reagieren könnte.

USA: Schwarmbeben am Salton Sea

Erdbebenschwarm erschüttert den Salton Sea im Süden Kaliforniens – San-Andres-Fault beteiligt

Im Süden des US-Bundesstaats Kalifornien wurde ein Erdbebenschwarm registriert, der such am Südrand des Red Island Volcano ereignete, der nahe der Red Hill Marina am östlichen Ufer des Salton Sea liegt.

Bislang wurden über 30 Einzelbeben aufgezeichnet. In der Nacht zum Freitag hatte sich die seismische Aktivität weiter verstärkt, wobei das stärkste Beben eine Magnitude von 3,1 erreichte. Die meisten Erschütterungen waren aber deutlich schwächer.

Zeitgleich wurde ein zweiter, weniger aktiver Schwarm nördlich von Indio (am gegenüberliegenden Ende des Salton-Sees) festgestellt, der mindestens ein Dutzend Beben umfasst. Das stärkste dort erreichte eine Magnitude von 3,2.

Der betroffene Bereich um den Red Island Volcano gehört zur vulkanischen Gruppe der Salton Buttes, die aus fünf jungen rhyolitischen Lavadomen bestehen. Diese entstanden vor etwa 2.000 Jahren im Zuge magmatischer Aktivität am nördlichen Ende des East Pacific Rise – einem aktiven Spreizungszentrum. Der Red Island Dome selbst besteht aus vulkanischem Glas, Bims und pyroklastischem Material und liegt eingebettet im Sedimentbereich des Salton-Troughs.

Tektonisch befindet sich die Region in der sogenannten Brawley Seismic Zone, einer aktiven Übergangszone zwischen der Imperial Fault im Süden und der San-Andreas-Verwerfung im Norden. Hier verschieben sich die pazifische und nordamerikanische Platte gegeneinander, was regelmäßig zu Spannungsentladungen in Form von Erdbebenschwärmen führt.

Solche Schwärme sind oft auf Spannungsumlagerungen oder fluidinduzierte Prozesse in der Kruste zurückzuführen, können jedoch auch Hinweise auf tiefere magmatische Aktivität liefern. Die Nähe zum geothermisch aktiven Salton-Sea-Gebiet – einem der heißesten geothermischen Felder Nordamerikas – unterstreicht die komplexe tektono-magmatische Dynamik dieser Region. Obwohl die meisten dieser Erdbeben keine größeren Ereignisse auslösen, werden sie genau überwacht, da das Gebiet das Potenzial für stärkere seismische oder vulkanische Aktivität birgt.

Empfindliches Ökosystem des Salton Sea in Gefahr

Unter dem Salton Sea gibt es nicht nur einen sehr hohen geothermischen Gradienten, der zur Folge hat, dass es zahlreiche Geothermieanlagen in der Region gibt, sondern auch ein riesiges Lithium-Vorkommen. Das brennbare Leichtmetall aus der Elementgruppe der Alkalimetalle ist ein begehrter Rohstoff und wird für die Herstellung moderner Stromspeicher benötigt.

Der Abbau von Lithium geht oft mit schweren Umweltschäden einher, was die aktuelle Trump-Regierung wohl kaum stören dürfte. Zum Leidwesen des besonderen Ökosystems am Salton Sea, an dessen Ufer es auch Naturschutzgebiete gibt.

Lithium ist äußerst reaktiv und bei Kontakt mit Wasser entstehen nicht nur Hitze, sondern auch eine Lauge und Wasserstoff, der sich schnell entzündet und Explosionen verursachen kann. Daher bekommt man brennende Elektroautos praktisch nicht mehr gelöscht und verstärkt bei Wasserzugabe den Brand.

Campi Flegrei: Fähre auf Grund gelaufen

Die Fähren im Hafen von Pozzuoli haben immer weniger Wasser unter dem Kiel. © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben erschüttern Caldera Campi Flegrei – Fähren haben Probleme im Hafen

In Süditalien wird der Großraum Pozzuoli weiter von Erdbeben erschüttert, die im Zusammenhang mit der Bodenhebung des Calderavulkans Campi Flegrei stehen. Das INGV registrierte seit gestern 35 Erschütterungen, die sich auf zwei Schwärme aufteilten. Das stärkste Beben heute hatte eine Magnitude von 2,2 und eine Herdtiefe von 4,2 Kilometern, was verhältnismäßig tief ist. Das Epizentrum lag an einer bekannten Störungszone im Golf von Pozzuoli und vor der Küste von Bacoli. Sowohl das INGV als auch die Stadtverwaltung informierten über das Ereignis.
Neue Informationen liegen auch vom Bürgermeister Pozzuolis vor, der in einem Newsartikel meinte, dass noch nicht alle Gebäudekontrollen nach dem Erdbeben Md 4,6 vom 13. März abgeschlossen seien. Bevor man mit den Kontrollen fortfahren könne, warte man auf vollständig ausgefüllte Formulare.

Zugleich räumte der Bürgermeister ein, dass aufgrund der Bodenhebung von nunmehr gut 144 Zentimetern zunehmend Probleme im Hafenbereich auftauchen. Besonders bei Ebbe haben immer mehr Fähren Probleme im Hafen, weil der Wasserstand zu niedrig ist. Erst am Dienstag lief eine Fähre auf Grund und musste auf die Flut warten, bevor sie wieder frei kam.




Geophysikalische Daten zeigen weitere Druckbeaufschlagung des Vulkansystems

Die geophysikalischen Parameter zeigten sich in der Vorwoche wenig verändert: Es gab 31 Erdbeben und die Bodenhebung lag bei 20 mm im Monat. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag im Durchschnitt bei 96 Grad, wobei es eine hohe Variabilität gab. Es wurde bestätigt, das der langjährige Trend zur Druckbeaufschlagung weiterhin anhält.

Interessant sind auch die Daten des neu erschienenen Bulletins für den Monat März, in dem sich das stärkste je gemessene Erdbeben in den Campi Flegrei ereignete. Hierbei handelte es sich um das oben erwähnte Beben vom 13. März mit einer Magnitude von 4,6. Insgesamt gab es in diesem Monat 659 Erschütterungen. Sicherlich ein sehr hoher Wert, der allerdings hinter dem Höchstwert vom Februar zurückblieb. Damals wurde 1813 festgestellt. Der Kohlendioxid-Ausstoß belief sich in jedem der Monate auf ca. 5000 Tonnen am Tag.

Neben den blanken Zahlen beeindruckten mich auch die grafischen Darstellungen der Werte, die verdeutlichen, dass die Verlaufskurven der meisten Werte eine zunehmende Beschleunigung der Prozesse im Untergrund zeigen. Leider kann die Wissenschaft noch nicht auf entsprechende Referenzwerte vom Aufheizen eines Supervulkans zurückblicken, so dass uns Vergleichsdaten und Erfahrungen fehlen, um wirklich beurteilen zu können, was passieren wird. Meiner Meinung nach wird die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches signifikant größer, je länger die Bodenhebungsphase andauert.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 07.04.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – Stärkste Magnitude M 2,4

Datum: 07.04.2025 | Zeit: 07:43:32 UTC | Koordinaten: 40.8372 ; 14.1398 | Tiefe: 2,6 km | Md 2,4

Nach einigen ruhigeren Tagen in der süditalienischen Caldera kam es heute Morgen um 07:43:32 UTC zu einem Erdbeben der Magnitude 2,4. Die Tiefe des Erdbebenherdes wurde vom INGV mit 2,6 Kilometern angegeben. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara, in der Nähe der Tangentiale (Stadtautobahn) Richtung Neapel. Der Erdstoß war in den oberen und unteren Stadtteilen von Pozzuoli deutlich zu spüren gewesen, obwohl er unter der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsgrenze von 3,0 lag. Wie ich bereits berichtet habe, spürte ich vor 2 Wochen tatsächlich ein Beben M 1,2, als ich mich an der Solfatara aufhielt. Dass so schwache Erdstöße spürbar sind, liegt einerseits an den geringen Herdtiefen und zum anderen an der Beckenstruktur der Caldera, die Erdbebenwellen verstärkt.

Das Beben kam aber nicht alleine, sondern in Begleitung von 18 weiteren Erschütterungen geringerer Magnituden. Sie verteilten sich auf das Areal in und um die Solfatara und reichten bis zum Astoni-Krater im Norden der Caldera.

Das INGV und die Commune Puzzuoli reagierten schnell und brachten Sondermeldungen heraus. Der Bürgermeister von Pozzuoli wies auf die Notfallrufnummern hin, unter denen sich besorgte Bürger melden können und wo auch Schäden aufgenommen werden.

Die Erdbeben sind Ausdruck des Bradyseismos genannten Phänomens, in dessen Folge sich der Boden im zentralen Calderabereich hebt. Die Hebung begann 2005 und beträgt inzwischen gut 144 Zentimeter. Die Hebegeschwindigkeit betrug zuletzt 20 mm im Monat und reduzierte sich von ihrer Maximalgeschwindigkeit letzten Monat, als sie infolge eines sehr starken Erdbebenschwarms auf 30 mm hochgeschnellt war.

Motor des Phänomens sind magmatische Fluide und auch Magma selbst, das sich auf mehreren Ebenen des Untergrunds der Caldera ansammelt. Es ist durchaus möglich, dass am Ende des Hebungsprozesses ein Vulkanausbruch stehen wird. Ein weiteres Szenario ist ein Abklingen der Hebung und eine anschließende Senkungsphase.

Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 6,9

Datum: 04.04.2025 | Zeit: 20:04:40 UTC | Koordinaten: -6.188 ; 151.637 | Tiefe: 15 km | Mw 6,9

Starkes Erdbeben erschüttert Osten von Papua Neuguinea – Vulkane in der Nähe

Der Inselstaat Papua-Neuguinea wurde gestern Abend um 20:04:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,9 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 15 Kilometern Tiefe, das Epizentrum wurde 180 km ostsüdöstlich von Kimbe verortet. Damit lag es offshore. Auf der Shakemap ist ein schönes Ensemble von Nachbeben zu erkennen.

Kimbe ist eine Hafenstadt auf der Insel Neubritannien, der größten Insel des Bismarck-Archipels, östlich der Hauptinsel von Papua-Neuguinea. Die Region liegt am pazifischen Feuerring, der die Plattengrenze des Pazifiks markiert. Entlang der pazifischen Störungszonen findet in der Regel Subduktion statt, so dass Magma entsteht, das dann die Vulkane hinter der Subduktionszone wachsen lässt. Im Falle von Neubritannien wird die Solomonsee-Platte entlang eines Tiefseegrabens unter die Bismarck-Platte subduziert. Die Neubritannien-Subduktionszone ist ein Beispiel für den Beginn einer Subduktion durch Polaritätsumkehr, bei der in einer Backarc-Region eine neue Subduktionszone mit der entgegengesetzten Subduktionsrichtung zu der zuvor zwischen zwei großen Platten wirksamen Zone entsteht. Das Erdbeben manifestierte sich an genau jener Subduktionszone. Ungewöhnlich ist nur, dass es sich vor dem Tiefseegraben ereignete und nicht dahinter.

In der Region gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der dem Epizentrum am nächsten liegenden Vulkane ist der Ulawun. Er befindet sich an der Nordküste von Neubritannien und eruptierte im November 2023 groß. Aber auch danach erzeugte er mehrere kleinere Eruptionen. Bekannt ist auch die Rabaul-Caldera im Nordosten von Neu-Britannien. Hier war in den letzten Jahren besonders der Tavuvur aktiv. Vor der Nordwestküste von Neu-Britannien liegen die Inselvulkane Manam und Kadovar. Jeder der Vulkane liegt im Wirkungskreis des Bebens und könnte in seiner Aktivität von dem Beben beeinflusst werden.

In den letzten 2 Wochen kam es zu ungewöhnlich vielen Erdbeben mit Magnituden ab 6. Die meisten dieser Beben ereigneten sich an den Pazifischen Subduktionszonen. Aber auch der Mittelatlantische Rücken ist seismisch ungewöhnlich aktiv. Heute gab es dort noch ein Beben Mw 5,5. Es handelt sich um ein Nachbeben am Reykjanes-Ridge von dem starken Beben Mw 6,9 vom 3. April.

Island: Grabenbruch und Erdbeben

InSAR-Aufnahme weist Grabenbruch bei Litla-Skógfell nach

Gestern bin ich bereits kurz auf die Bildung eines neuen Grabenbruchs eingegangen, ohne das bereits das zugehörige InSAR-Bild vorlag. Jetzt noch einmal ein detaillierterer Artikel dazu. Außerdem gab es mittelstarke Erdbeben im Krýsuvík-System.

Die seismische Aktivität entlang des neu gebildeten Gangs auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat weiter nachgelassen und wahrscheinlich fließt nur noch wenig oder gar kein Magma mehr in den magmatischen Gang, dessen Länge mit gut 20 Kilometern angegeben wird. Damit ist er der längste Gang, der sich seit Beginn der Aktivität im Svartsengi-Gebiet gebildet hat, und ist sogar länger als jener vom 10. November 2023, mit dessen Platznahme die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in Island aufmerksam wurde. Damals bildete sich nicht nur ein magmatischer Gang, sondern auch ein großer Grabenbruch, der im Süden bis nach Grindavik hineinreichte. Bei einem Grabenbruch senkt sich das Land zwischen zwei Seiten einer Störung ab, die sich horizontal voneinander entfernen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Rifting. Im Fall von Reykjanes geht man davon aus, dass in einer Störung oder Schwächezone Magma eindrang, welches sie verbreiterte, indem es die beiden Schultern der Störung auseinanderschob. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass tektonische Prozesse die Riftschultern auseinandertreiben und Magma die so entstandene Lücke füllt.

Bei der jüngsten Gangbildung am 1. und 2. April bildete sich wieder ein Grabenbruch, der aber kleiner ist, als es im November 2023 der Fall war. IMO-Forscher entdeckten ihn auf neusten InSAR-Aufnahmen. Er liegt nordöstlich von Litla-Skógfell. Außerdem gab es auch Verwerfungsbewegungen in Grindavik und bei Reykjanestá. Diese Verwerfungsbewegungen gingen dort mit einem Erdbeben der Magnitude 5,3 einher. Die Zonen mit den Verwerfungen bzw. Riftbildungen sind im InSAR-Bild als kurze weiße Linien dargestellt. Die lange und leicht abknickende Linie markiert den Verlauf des neuen magmatischen Gangs.

Deformationsmessungen zeigen, dass der nördlichste Teil des Deichs knapp 4 km nördlich von Keilir liegt. Satellitenbilder und Modellierungen deuten darauf hin, dass die Magmaintrusion etwa 5 km nordöstlich von Stóra-Skógfell der Oberfläche am nächsten kam, wo ihr oberster Abschnitt in einer Tiefe von etwa 1,5 km liegt.

Erdbeben im Krýsuvík-System

Gestern Abend kam es zu einer verstärkten Erdbebenaktivität im Krýsuvík-System, das sich östlich vom Svartsengi-Fagradalsfjall-System anschließt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,4 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Es wurden 3 weitere Beben mit Magnituden über 3 festgestellt sowie eine größere Anzahl schwächerer Beben. Wahrscheinlich standen die Erdbeben hier mit der Gangintrusion im benachbarten System im Zusammenhang, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich im tieferen Untergrund bei Krýsuvík Magma ansammelt.

Island: Bildung eines Grabenbruchs

Datum: 03.04.2025 | Zeit: 14:09:32 UTC | Koordinaten: 52.594 ; -32.097 | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Grabenbruchbildung bei Litla Skógfell – starkes Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Am Reykjanes-Ridge ereignete sich heute Nachmittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,9. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 1411 km südlich von Reykjavík verortet. Der Erdstoß war für ein Beben an einer divergenten Plattengrenze nicht nur ungewöhnlich stark, sondern verfügte auch über einen vergleichsweise tief sitzenden Erdbebenherd. Außer, dass sich die Verlängerung des Reykjanes-Ridge durch Island zieht, hat der Erdstoß nicht direkt etwas mit der Insel im Nordatlantik zu tun, es sei denn, man postuliert einen übergeordneten Zusammenhang starker tektonischer Aktivität entlang des Mittelatlantischen Rückens und den Ereignissen, die wir in den letzten 2 Tagen auf Island gesehen haben. Wissenschaftlich bewiesen ist sowas nicht, darum kein Postulat.

Die Wissenschaftler arbeiten aber unter Hochdruck daran, die Vorgänge auf Island zu untersuchen, und nehmen sich aktuell neue InSAR-Satellitenbilder vor. In einem RUV-Artikel berichtet IMO-Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson davon, dass sich bei Litla Skógfell der Boden stark verformt hat. Diese Verformung wird durch die Bildung eines Grabenbruchs hervorgerufen, was darauf hindeutet, dass das Magma in dieser Region etwas flacher liegt. Diese Entwicklung findet jedoch deutlich südlicher als die Hauptbebenaktivität statt und in einem Gebiet, das weiter von der Hauptstraße Reykjanesbraut entfernt ist als die bisher registrierten Erdbeben. (Update: Das InSAR-Bild liegt mir jetzt vor ich werde morgen mehr dazu schreiben. Jetzt nur eine kleine vorab Veröffentlichung)

Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass Lava in diesem Bereich an die Oberfläche gelangt, gilt ein solcher Ausbruch als äußerst unwahrscheinlich. Die Aufnahmen belegen jedoch eine beträchtliche Bodenverformung, die eindeutig auf die Entstehung des Grabenbruchs hinweist. Ähnliches geschah bei der ersten starken Intrusion mit Gangbildung im November 2023, in deren Folge in Grindavik große Schäden entstanden. Das aktuelle Ereignis gleicht damit der Initialphase der Eruptionsphase und ich denke, es ist durchaus möglich, dass wir am Anfang eines weiteren Eruptionszyklus stehen. Dafür spricht auch, dass die Bodenabsenkung bereits wieder in eine Bodenhebung gewechselt hat. Somit scheint die Gangbildung abgeschlossen zu sein. Die ersten Messdaten deuten darauf hin, dass die Hebung deutlich schneller ist als in den Wochen vor der Eruption. Es bleibt spannend auf Island!

Indonesien: Erdbeben Mw 6,0 bei den Molukken

Datum: 02.04.2025 | Zeit: 21:03:41 UTC | Koordinaten: 2.09 ; 126.73 | Tiefe: 50 km | Mw 6,0

Starkes Erdbeben erschüttert nördliche Molukkensee – Dukono eruptiert stärker

Der Norden der indonesischen Molukkensee wurde gestern Abend um 21:03 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Epizentrum lag 147 km westlich von Tobelo auf Halmahera. Dort liegt auch der Vulkan Dukono, der in den letzten Tagen besonders aktiv ist und Eruptionen erzeugt, deren Aschewolken laut VSI bis zu 1500 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Laut den Beobachtungen des VAAC Darwin stieg die Vulkanasche vom Dukono bis in 3000 m Höhe auf und damit nochmal 400 m höher, als es die VSI-Beobachter festgestellt haben.

Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Eruptionen und dem starken Erdbeben gibt, ist wissenschaftlich nicht bewiesen, doch ich habe in den 25 Jahren meiner Berichterstattung auf Vnet bereits öfters festgestellt, dass es offenbar einen Zusammenhang zu geben scheint, denn der Vulkan steigert seine Aktivität öfters, wenn es zu Erdbeben kommt, wobei die Aktivitätssteigerung auch bereits vor den Erdbeben eintreten kann.

Die Molukkenseeplatte wird im Westen vom Halmahera-Graben und im Osten vom Sanghie-Graben begrenzt. An beiden Gräben kommt es zur Subduktion. Von daher ist die Molukkenplatte eines jener seltenen Beispiele, an denen beide Plattengrenzen als Subduktionszone angelegt sind, ohne dass es eine Divergenzzone gibt.

Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich aber nicht an einer der Subduktionszonen, sondern in der Plattenmitte, wo man normalerweise die besagte Divergenzzone vermuten würde, die für die Molukkenseeplatte bislang aber nicht nachgewiesen wurde.

Der Dukono ist nicht der einzige Vulkan im Wirkungskreis des Erdbebens. Auf Halmahera gibt es noch den Ibu, der aber seine normale Aktivität fortsetzt. Auf der benachbarten Insel Sulawesi gibt es z. B. den Vulkan Lokon und im Norden des Sanghie-Archipels liegt der Karangetang. Beide Vulkane eruptieren aktuell nicht und zeigen nur eine durchschnittliche Seismizität.

Update: Die Magnitude wurde auf 5,9 korrigiert.