Italien: Mehrere schwache bis moderate Erdbeben im Süden


Italien gehört zu den Ländern Europas, die eine besonders hohe Erdbebenaktivität aufweisen. Eine der Ursachen hierfür liegt in der besonderen tektonischen Lage des mediterranen Landes: Italien befindet sich an der Grenze zwischen der Eurasischen und der Afrikanischen Platte. Die Afrikanische Platte bewegt sich nach Norden und stößt dabei gegen die Eurasische Platte, was zu Spannungen führt, die sich in Form von Erdbeben entladen. Im Süden Italiens, insbesondere in der Region Kalabrien und Sizilien, gibt es eine Subduktionszone, in der die Afrikanische Platte unter die Eurasische Platte taucht. Diese Bewegung erzeugt erhebliche seismische Aktivität und ist im Wesentlichen auch für den Vulkanismus der Region verantwortlich. Last but not least erzeugen die Vulkane selbst Erdbeben.

Erdbeben Mb 2,4 in 10 Kilometern Tiefe unter dem Ätna

Ein solches Erdbeben erschütterte am Sonntag die westliche Ätnaflanke. Das Beben hatte eine Magnitude von 2,4 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Ein weiterer Erdstoß in der Region hatte eine Magnitude von 1,5. Ansonsten ist die Erdbebentätigkeit am Ätna ungewöhnlich niedrig. Der Tremor allerdings ist wieder etwas gestiegen, und im Wochenupdate wurde eine Grafik veröffentlicht, die zeigt, dass die Tremorquelle ein schmales Band bildet, das sich vom Südrand der Bocca Nuova bis zum Südostkrater erstreckt und in einer Höhe von ca. 2800 m liegt. Es wird vermutet, dass sich Magma in der Höhe der Basis der Kraterkegel befindet und darauf wartet, bald wieder eruptiert zu werden. Statistisch gesehen müsste der nächste Paroxysmus bald erfolgen. Meldungen über regelmäßige strombolianische Eruptionen, die einen solchen starken Ausbruch oft ankündigen, stehen aber noch aus. Möglicherweise finden sie auch nur im Verborgenen statt, da das Wetter am Vulkan in den letzten Tagen nicht besonders war. Gestern gab es einen Hagelsturm, der in größeren Höhen den Vulkan mit einer weißen Schicht überzog.
Heute gab es noch weiter westlich des Vulkans einen Erdstoß der Magnitude 2,7. Das Erdbebenherd befand sich in 34 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nord-nordöstlich von Troina lokalisiert und lag damit bereits ein Stück von der Basis des Vulkans entfernt.

Erdbeben M 2,9 nördlich von Stromboli

Gestern ereignete sich ein ungewöhnlich starkes Erdbeben (für Stromboli) der Magnitude 2,9. Sein Epizentrum befand sich ca. 10 Kilometer vor der Küste der Vulkaninsel. Das Hypozentrum wurde in 286 km Tiefe festgestellt, somit handelte es sich um ein Mantelbeben. Ob es sich direkt auf den Vulkan auswirken wird, ist fraglich.

Erdbeben Mb 4,2 (3,9) bei Cosenza

Das stärkste Erdbeben im Süden Italiens, das sich in den letzten Tagen in dem Erdbebenland manifestierte, ereignete sich gestern in der Nähe von Cosenza. Laut GFZ Potsdam hatte es eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das EMSC berichtete über ein Beben der Magnitude 3,9 in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 38 km nördlich von Cirò Marina verortet und lag vor der Küste. Dennoch wurde es von zahlreichen Menschen in Süditalien deutlich gespürt. In dieser Region bebt es zuletzt besonders häufig.

Portugal: Erdbeben Mb 5,4 am 26.08.24

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,4 vor der Westküste Portugals war in Lissabon zu Spüren gewesen

Datum 26.08.2024 | Zeit: 04:11:39 UTC |  38.061 ; -9.398| Tiefe: 16 km | Mb 5,4

Heute Morgen ereignete sich um 04:11:39 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,4 vor der Westküste Portugals. Das Hypozentrum wurde in 16 Kilometern Tiefe festgestellt. Das Epizentrum befand sich 50 km süd-südwestlich von Sesimbra und etwa 90 Kilometer von der Landeshauptstadt Lissabon entfernt. Dort gerieten die Häuser ins Wanken, und es gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein, wobei die weitesten aus Marokko, in einer Entfernung von über 850 Kilometern, stammten. Dennoch wurden bisher keine größeren Schäden gemeldet. Das Beben war jedoch stark genug, um leichte Gebäudeschäden wie Risse in den Fassaden zu verursachen.

Zunächst wurde die Magnitude sogar mit Mb 5,9 eingestuft, später jedoch reduziert. Das GFZ Potsdam ermittelte eine Momentmagnitude Mw von 5,0. Es wird vor Nachbeben gewarnt.

Der Erdstoß heute war das stärkste Erdbeben in der Region seit 2009. Damals gab es ein Beben der Magnitude Mb 5,0.

Premierminister Paulo Range erklärte gegenüber der Presse, dass das Beben eine gute Gelegenheit darstellte, um die Reaktionsfähigkeit des Katastrophenschutzes zu testen.

Tektonisch betrachtet hing das Erdbeben mit der Kollision der europäischen und afrikanischen Platte zusammen. Im Golf von Cádiz kommt es dabei zur Subduktion. Die Störungen in diesem Gebiet sind Teil des größeren Azoren-Gibraltar-Verwerfungssystems, das sich von den Azoren bis zur Straße von Gibraltar erstreckt. Dieses System spielt eine Schlüsselrolle in der tektonischen Entwicklung der Region und ist eng mit der Subduktion und den damit verbundenen geologischen Prozessen verbunden. Das Beben ereignete sich an einer der Störungszonen, die mit diesem Gebiet assoziiert sind. Im Jahr 1755 ereignete sich in der Region ein sehr starkes Seebeben, in dessen Folge große Teile von Lissabon zerstört wurden. Natürlich gibt es jetzt die Befürchtung, dass das Beben nur das Vorspiel eines katastrophalen Erdbebens gewesen sein könnte.

Australien: Erdbeben richtete Schäden an

Moderates Erdbeben der Magnitude 4,8 richtete leichte Schäden im Osten Australiens an

Datum 24.08.2024 | Zeit: 06:31:39 UTC |  -32.379 ; 150.785 | Tiefe: 5 km | Mb 4,8

Im australischen Bundesstaat New South Wales ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 4,8. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in einer Tiefe von 17 Kilometern festgestellt. Das Epizentrum lag 16 km süd-südwestlich von Muswellbrook in der Region Hunter Valley. Geoscience Australia gab die Tiefe des Erdbebenherds mit 5 Kilometern an. Die Magnitude wurde zunächst mit Mb 5,0 angegeben, dann aber auf Mb 4,7 herabgestuft. Es folgten mehrere schwächere Nachbeben.

Australische Medien berichten, dass der Erdstoß nicht nur in einem großen Umkreis gespürt wurde, sondern auch einige Schäden an der Infrastruktur verursachte. Bilder zeigen herabgefallene Ziegelsteine, die in einer Gasse landeten, sowie Regale in Geschäften, deren Waren in die Gänge stürzten. Zudem wurden Risse in Gebäuden gemeldet. Mehrere Schulen wurden evakuiert, und Zeugen berichteten, dass sie glaubten, die Decken der Gebäude würden einstürzen. Eine große Katastrophe blieb jedoch aus, und es gibt keine Berichte über Tote oder Verletzte.

Der Erdstoß war auch in Australiens Hauptstadt Sydney zu spüren, wo insbesondere die oberen Stockwerke von Hochhäusern schwankten. Geoscience Australia verzeichnete mehr als 3000 Wahrnehmungsmeldungen. Ein Zeuge schrieb auf X: „Gab es gerade ein Erdbeben in Sydney, oder hat mein Gebäude nur zum Spaß gewackelt?!“

Muswellbrook ist eine Bergbaustadt, die für ihre Kohleminen bekannt ist. Bis zum Jahr 2022 wurde dort Steinkohle im Tagebau abgebaut. Die Bergbaugebiete erstrecken sich von Newcastle im Süden bis nach Muswellbrook im Norden und umfassen einen erheblichen Teil der Region des Hunter Valley-Beckens. Dabei handelt es sich um ein tektonisch entstandenes Becken, in dem entsprechende Störungszonen existieren. Eine der markantesten ist die Hunter-Mooki-Thrust-Störung, die für das Beben verantwortlich sein könnte. Laut Geoscience Australia hat es in der Region in den letzten 20 Jahren etwa 150 Erdbeben gegeben, doch die allermeisten waren schwächer als der aktuelle Erdstoß. Australien ist ein alter und tektonisch stabiler Kontinent der vergleichsweise selten von stärkeren Erdbeben erschüttert wird.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,7 nahe der Südostküste von Hawaii

Ein vergleichsweises starkes Erdbeben erschüttert die Südostküste am Kilauea

Datum 22.08.2024 | Zeit: 10:52:44 UTC | 19.343 ; -155.131 | Tiefe: 7 km | Mb 4,7

Heute Morgen um 10:52:44 Uhr UTC (nachts um 00:52:44 HST) erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 4,7 die südöstliche Flanke des Vulkans Kilauea auf Big Island, Hawaii. Das Epizentrum lag knapp oberhalb der Küstenebene und nicht weit vom Puʻu ʻŌʻō-Krater entfernt. Es wurde 24 km südlich von Mountain View verortet. Das Hypozentrum wurde in 7 Kilometern Tiefe lokalisiert. Diese Angaben stammen vom USGS. Das GFZ Potsdam listet den Erdstoß mit einer Magnitude von 5,1 und einer fixierten Tiefenangabe von 10 Kilometern, während er laut EMSC zunächst in nur 1 Kilometer Tiefe verortet wurde, was inzwischen auf 12 km korrigiert wurde.

Das Erdbeben war praktisch auf der gesamten Insel spürbar, und es liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus einem Areal mit 100 Kilometern Durchmesser vor. Berichte über größere Schäden gibt es bislang nicht.

Meine Interpretation ist, dass es sich um ein tektonisches Beben handelte, das sich an einer Störung des Ostrifts ereignete. Möglicherweise kam es durch eine Intrusion im Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm von gestern zu einer Spannungserhöhung, die letztendlich das Beben auslöste. Es ist aber auch bekannt, dass sich die Südostflanke des Vulkans bewegt und langsam in Richtung Ozean gleitet, was ebenfalls eine Ursache des Bebens sein könnte. Diese Möglichkeit wird von den Seismologen des HVO favorisiert.

Der erwähnte Schwarm von Erdbeben war bis gestern Vormittag aktiv und brachte insgesamt etwa 420 Erschütterungen hervor. Heute wurden etwa 170 Beben detektiert. Einige davon ereigneten sich auch bei Pahala und manifestierten sich in Tiefen von etwa 30 Kilometern. Erst gestern schrieb ich, dass die Aktivität hier deutlich zurückgegangen ist. Offenbar nahm dies die Vulkangöttin Pele zum Anlass, erneut Magma aus der Tiefe aufsteigen zu lassen. Diese Schmelze sammelt sich in einem Reservoir, das letztendlich sowohl Mauna Loa als auch Kilauea speist.

Kilauea: Schwarmbeben erschüttert Ostrift

Starkes Schwarmbeben am Kilauea – Magmatische Intrusion oder Vulkanausbruch möglich

Der Kīlauea auf Hawaii ist seismisch hoch aktiv und wird derzeit von einem Schwarmbeben erschüttert, das am Montagabend (Hawaiizeit) begann und sich am Dienstagabend langsam abschwächt. In Hawaii ist es jetzt 20 Uhr, und bis zu diesem Zeitpunkt haben sich etwa 370 Erschütterungen ereignet. Am Vortag waren es 200 Beben. Die meisten Erdbeben traten entlang einer Sektion des oberen Ostrifts auf, von Puhimau-Krater bis Maunaulu. Dieses Gebiet liegt südöstlich von Halema‘uma‘u und nordwestlich des bekannten Puʻuʻōʻō-Kraters. Die Erdbebenzone reicht bis auf etwa 1 Kilometer an den Puʻuʻōʻō heran. Dieser Krater war während der Leilani-Eruption 2018 die Quelle der Lavaströme, die bis in den Ozean flossen. Nach dem Ende dieser Eruption kam auch die Aktivität am Puʻuʻōʻō zum Erliegen. Die Hypozentren der Beben sind flach und liegen in Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern. Mehrere dieser Beben erreichten Magnituden im Bereich von M3,0. Diese Erschütterungen wurden von den Anwohnern der Region gespürt.

Laut dem HVO blieben die Deformationsraten am Dienstag gering. Es wurde eine leichte Deflation im Gipfelbereich festgestellt, die sich im Laufe des Mittwochs verstärkte. Vermutlich intrudierte Magma vom flach gelegenen Magmenkörper unter dem Halema‘uma‘u-Krater in den oberen Teil des Ostrifts. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Aktivität eines Tages in den Puʻuʻōʻō-Krater zurückkehren wird. Es könnte jedoch auch ein neues Eruptionszentrum entlang der Ostriftzone entstehen.

Auch am Kīlauea-Gipfel wurden einige Erdbeben registriert, hauptsächlich südlich von Halema‘uma‘u und in der Nähe des Keanakākoʻi-Kraters, ebenfalls in Tiefen von 1–3 Kilometern. Diese Erdbeben hatten Magnituden von weniger als M2,0. Die GPS-Instrumente rund um den Gipfel zeigen einen übergeordneten allmählichen Inflationstrend.

Das HVO sieht derzeit keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Unruhen könnten jedoch auf einen weiteren Magmapuls in der Ostriftzone hindeuten, ähnlich dem Ereignis im Juli 2024.

Die Erdbebentätigkeit entlang des Südwestrifts und insbesondere bei Pāhala an der Küste ist gering. Bis vor einigen Monaten gab es dort zahlreiche Erdbeben in Tiefen von mehr als 30 Kilometern, die auf Magmaaufstieg aus einem tiefen Reservoir hindeuteten. Ob dieser Aufstieg beendet ist oder nun ein offener Kanal existiert, durch den die Schmelze aufsteigen kann, ohne viele Erschütterungen zu erzeugen, ist ungewiss.

Campi Flegrei: Starker Erdbebenschwarm am 18.08.24

Der Solfatara-Krater. Foto: Marc Szeglat

Süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde von starkem Erdbebenschwarm erschüttert  -Mehr als 160 Beben innerhalb von 24 Stunden

Die Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) in Süditalien kommen immer noch nicht zur Ruhe und wurden erneut von einem starken Erdbebenschwarm erschüttert, der gestern Mittag begann und bis heute Morgen andauerte. Insgesamt wurden mehr als 160 Beben detektiert. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und einen Erdbebenherd in nur 300 m Tiefe. Das Epizentrum wurde im Bereich der Küstenstraße Via Napoli lokalisiert und lag wenige Hundert Meter südlich des Solfatara-Kraters, ganz in der Nähe der Luftwaffenakademie, wo sich während der Bronzezeit ein Lavadom manifestierte. Vier weitere Erschütterungen in dem Areal brachten es auf Magnituden im Zweierbereich. Viele der schwächeren Erschütterungen verteilten sich zudem in und um die Solfatara.

 

Schwarmbeben löste keine Panik aus und die Menschen blieben ruhig

Obwohl der Schwarm bei Anwohnern, die das Geschehen online regelmäßig verfolgen, Sorgen auslöste, blieben Panikreaktionen und ein großes mediales Echo bislang aus. Die Erdbeben lagen alle unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0 und es liegen keine entsprechenden Meldungen vor, obgleich das stärkste Erdbeben aufgrund seines flach liegenden Hypozentrums als leichter Stoß hätte gespürt werden können. Doch so ein Stoß reicht dann halt doch nicht mehr aus, um große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nichtsdestotrotz gab das INGV Napoli mehrere Warnmeldungen heraus und wies auf eine Telefonnummer hin, unter der Bürger Schäden melden können.

Die Erdbeben spielten sich in Tiefen ab, die darauf hindeuten, dass sie im Zusammenhang mit Vorgängen im Hydrothermal der Caldera stehen. Sehr wahrscheinlich bauten sich Spannungen im Gestein ab, die durch Druckbeaufschlagung durch magmatische Fluidansammlungen im Hydrothermalsystem zustande kamen. Sie könnten auch direkt durch Fluidbewegungen entstanden sein. Auf jeden Fall sind das Indizien dafür, dass weiterhin eine größere Menge magmatischer Fluide aus größerer Tiefe aufsteigt und dass die Hitze eines Magmenkörpers in Tiefen von mehr als 4 Kilometern das Hydrothermalsystem weiter aufheizt. Nach wie vor sind wissenschaftliche Prognosen darüber, ob die Tätigkeit letztendlich in einer Eruption gipfeln wird, unmöglich. In meinen Augen besteht weiterhin die Gefahr, dass es auch kurzfristig zu phreatischen Eruptionen im Bereich Solfatara/Pisciarelli kommen könnte.

Kamtschatka: Sehr starkes Erdbeben Mw 7,0

Sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,0 erschütterte Küstenregion im Osten Kamtschatkas – Tsunamialarm ausgelöst

Datum 18.08.2024 | Zeit: 19:10:29 UTC | 52.965 ; 159.976 | Tiefe: 5,3 km | Mw 7,0

Gestern war ein ereignisreicher Tag für die russische Halbinsel Kamtschatka, die im fernen Osten Sibiriens liegt und mit dem Zirkumpazifischen Feuergürtel assoziiert wird. Zunächst brach der Vulkan Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus. Kurz darauf folgte ein schweres Erdbeben der Magnitude 7,0. Laut Angaben des EMSC ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 51 Kilometern (Hypozentrum) und hatte sein Epizentrum 91 km östlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky. Es lag offshore vor der Ostküste der Halbinsel, was zur Auslösung eines Tsunamialarms führte. Allerdings blieben größere Wellen aus, da das Hypozentrum zu tief lag. Andere Erdbebendienste verorteten das Erdbeben in einer Tiefe von 34 Kilometern, was ebenfalls zu tief ist, um Tsunamis zu erzeugen. Tsunamis entstehen normalerweise nur bei flach liegenden Erdbebenherden in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern oder weniger, da für die Entstehung großer Tsunamis ein vertikaler Versatz entlang einer großen Störung notwendig ist, der bis zum Meeresboden reicht und dort Wellen auslöst.

Der Erdstoß in der Nähe der Großstadt Petropavlovsk blieb nicht ohne Folgen, aber insgesamt kam die Region glimpflich davon. Es wurden nur leichte Gebäudeschäden gemeldet. An gut einem Dutzend Häusern entstanden Risse, und Fliesen sowie Fassadenteile lösten sich und stürzten auf die Straßen. Es gab keine menschlichen Opfer. Man hatte Glück, dass das Beben nicht flacher lag, denn erdbebensicher gebaut sind dort wohl die wenigsten Gebäude. Das Gegenteil ist eher der Fall. Bei meinem Besuch vor etwa 12 Jahren hatte ich nicht den Eindruck, dass die meisten größeren Gebäude in einem guten Zustand waren.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifikplatte unter die eurasische Kontinentalplatte in Verbindung, auch wenn zwischen Kamtschatka und Eurasien noch die kleinere Ochotsk-Platte liegt. Die Subduktionszone wird durch den Kurilen-Kamtschatka-Graben markiert, der vor der Ostküste der Halbinsel verläuft und an seiner tiefsten Stelle 10.542 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.

Vulkanausbruch am Shiveluch ereignete sich vor dem Erdbeben auf Kamtschatka

Die Subduktion ist auch für die Schmelzbildung und somit für den Vulkanismus auf Kamtschatka verantwortlich. Gestern brach tatsächlich auch der Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus, und viele Medien vermuteten einen direkten Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanausbruch. Die Eruption schleuderte Vulkanasche bis in eine Höhe von fast 9000 Metern und erzeugte vulkanische Gewitter in der Eruptionswolke. Wahrscheinlich kam es infolge von Explosionen zum Domkollaps. Erste VONA-Warnungen gab das VAAC Tokio um 12:37 UTC heraus, während sich das Erdbeben erst um 19:10:29 UTC ereignete. Die Eruption begann also mehr als sechs Stunden vor dem Erdbeben. Es kann daher ausgeschlossen werden, dass das starke Erdbeben die Eruption ausgelöst hat. Bereits in der Nacht zum Samstag ereignete sich gegen 2:00 Uhr UTC ein Erdbeben der Magnitude 5,2 westlich von Petropavlovsk. Da sich dieser Erdstoß jedoch in einer Tiefe von 162 Kilometern ereignete, ist ein Zusammenhang ebenfalls unwahrscheinlich.

Taiwan: Starkes Erdbeben Mw 6,1

Taiwan erneut von schweren Erdbeben getroffen – keine unmittelbaren Schadensmeldungen

Datum 15.08.2024 | Zeit: 23:35:53 UTC | 23.747 ; 121.772 | Tiefe: 14 km | Mw 6,1

Taiwan, ein Inselstaat vor der Küste Chinas, wurde gestern Abend um 23:35:53 UTC (Lokalzeit 07:35:53 Uhr am Freitagmorgen) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 14 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 31 km südöstlich von Hualien City an der Ostküste verortet.

Die Daten anderer Erdbebendienste wichen leicht von denen der Europäer ab. So hatte das Beben nach USGS-Angaben eine Magnitude von 6,3 und einen Erdbebenherd in 11 Kilometern Tiefe.

Wenige Stunden zuvor hatte es in der gleichen Region ein Beben der Magnitude 5,3 gegeben. Zwei weitere Vorbeben lagen im Viererbereich.

Obwohl sich das Beben offshore ereignete, gab es keinen Tsunami-Alarm. Berichte über größere Schäden oder Opfer liegen ebenfalls nicht vor, obgleich der Erdstoß in einem großen Umkreis gespürt werden konnte. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die meisten stammen aus der Hauptstadt Taipeh an der Nordküste, wo das Erdbeben Gebäude schwanken ließ. Von solchen Schwankungen sind besonders Hochhäuser betroffen, in deren oberen Stockwerken sich Bewegungen am deutlichsten wahrnehmen lassen.

Vorsichtshalber wurde die Geschwindigkeit der U-Bahnen reduziert, doch der Verkehr wurde nicht vollständig eingestellt. Im Gegensatz zu Deutschland funktionierte der Smartphone-Warndienst des Katastrophenschutzes, und die Menschen erhielten Warnungen. Panik brach nicht aus, aber besonders in Bergregionen unterbrachen Autofahrer ihre Fahrt aus Sorge, es könnten Erdrutsche abgehen. Die Erdrutschgefahr ist aufgrund tagelang anhaltender Regenfälle in Taiwan bereits erhöht.

Die Behörden warnten vor möglichen Nachbeben, die in den kommenden Tagen eine Magnitude von 5,5 erreichen könnten. Seit dem schweren Beben am Freitagmorgen wurden in der Nähe von Hualien bereits etwa ein Dutzend kleinere Erschütterungen registriert.

Taiwan liegt am Zirkumpazifischen Feuergürtel, entlang dem es besonders viele Vulkanausbrüche und Erdbeben gibt. Die tektonische Situation des Inselstaates ist komplex, doch im Wesentlichen wird vor der Ostküste Taiwans die Philippinenplatte unter jene Eurasiens subduziert, was Spannungen verursacht, die sich in Erdbeben entladen. Auf der Höhe von Hualien City mündet zudem der Ryukyu-Graben in das Störungssystem ein, was diese Region für Erdbeben besonders anfällig macht.

Island: Polizeichef sorgt sich um Norden von Grindavik

Erdbebenaktivität hält an und schürt Sorgen um den Norden von Grindavik – Apell des Polizeichefs

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist auch heute deutlich erhöht: Innerhalb von 48 Stunden wurden von IMO 157 Erschütterungen detektiert. Die meisten Beben konzentrieren sich auf das Svartsengigebiet und hier auf einen Bereich nördlich von Grindavik und südlich von Thorbjörn. Aber auch westlich des Orts bebt es. Die Bodenhebung scheint heute nachgelassen zu haben, was allerdings auch wieder eine der berühmten Messungenauigkeiten sein kann. Erst wenn mehrere Tage lang vergleichbare Werte ermittelt werden, kann man davon ausgehen, dass es ein neuer Trend ist. Sollte sich dieser Bestätigen, kommen zwei Szenarien in Betracht: Entweder lässt der Magmenstrom aus der Tiefe nach, weil das tiefe Reservoir erschöpft ist, oder weil der Gegendruck im oberen System zu groß wird. Letztere Möglichkeit würde auf eine baldige Eruption hindeuten.

In den Medien sind heute zwei Personen prominent gewesen, die beide die gleiche Besorgnis geäußert haben. Bei der einen Person handelt es sich um IMO-Bodendeformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson, der bestätigte, dass sich die Seismizität auf hohem Niveau befindet. Er zeigte über die Nähe der Epizentren zum Norden von Grindavik besorgt und befürchtet, dass es hier zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Bei der anderen Person handelt es sich um den regionalen Polizeichef Úlfar Lúðvíksson, der meinte, es wäre unverantwortlich, in Grindavik zu übernachten, und rät allen Bewohnern der Stadt, diese spätestens am Abend zu verlassen. Bevor nicht eine erneute Notlage ausgerufen wird, hat der Polizeichef nicht die Befugnis, die Stadt zu räumen, was er allerdings am liebsten machen würde. Insbesondere hält er es für unvertretbar, wenn sich Kinder in der Stadt aufhalten und Leute im Norden von Grindavik übernachten. Die meisten Anwohner hätten sich inzwischen zwar ein anderes Nachtquartier gesucht, dennoch hätten letzte Nacht mehr als 30 Personen auf 20 Häusern verteilt in Grindavik genächtigt. Vier dieser Häuser lagen in einem besonders gefährdeten Gebiet im Norden, dort, wo sich am ehesten eine Spalte öffnen könnte.

Bereits gestern äußerte sich Benedikt in einem MBL-Artikel über die anhaltende Bodenhebung an der Askja. Zwar wäre diese dieses Jahr nicht so hoch wie in den beiden Vorjahren, aber sie würde konstant anhalten und das Ausbruchsrisiko stiege auch hier.