Äthiopien: Dampf und Feuer und Erdbeben beim Fentale

Äthiopischer Vulkan Fentale steht unter Dampf – Erdbeben und Feuer in der Nähe

Wer heute das aktuelle Sentinel-Satellitenbild bei Copernicus abgerufen hat, dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als er die sich ausbreitende Dampfwolke in der Caldera des Fentale gesehen hat. Ein wenig verstörend wirkten vielleicht auch die beiden Rauchwolken, die sich weiter nördlich von den agrarwirtschaftlichen Nutzflächen am Awash ausbreiten, unter denen sich begleitet von Erdbeben der magmatische Gang bildete, der Anfang des Monats für einige Aufregung sorgte. Wer denkt da nicht zuerst an einen Vulkanausbruch? Bereits gestern waren mir auf MIROVA thermische Anomalien südlich des Dofen-Vulkans aufgefallen und ich hielt es für nicht ausgeschlossen, dass es dort zu phreatischen Eruptionen gekommen war. Doch das aktuelle Satellitenbild legt nahe, dass es sich bei den Rauchwolken tatsächlich um Wolken von einem Vegetationsbrand handelt. Im Infrarotspektrum kann man dann sogar die Feuerfronten erkennen. Also kein Vulkanausbruch im Awash-Gebiet.

Doch was am Fentale los ist, bleibt rätselhaft. Spekulationen, die am Wochenende in den sozialen Medien aufgestellt wurden, dass es sich um eine dampfende Wassermasse handelt, erscheinen mir immer unwahrscheinlicher, obgleich nicht völlig ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist es, dass es eine Dampfwolke ist, die durch Kondensation heißer Gase entsteht, die aus neu gebildeten Fumarolen entströmen. Insofern ein Anzeichen dafür, dass der Fentale aufheizt und letztendlich ausbrechen könnte.




Die Erdbebenaktivität hält weiter an, doch es finden nicht mehr so häufig Erdbeben statt wie zum Höhepunkt der Gangbildung. Das GFZ meldete das letzte stärkere Erdbeben gestern Abend um 21:44:50 Uhr UTC. Es hatte eine Magnitude von Mw 5,1 und eine Herdtiefe von 10 Kilometern. Beim EMSC wurde nur eine Magnitude Mb 4,7 angezeigt. Auch wenn die Häufigkeit der Beben nachgelassen hat, muss es nicht heißen, dass der Riftingprozess beendet ist. Es könnten weitere Intrusionen folgen, die dann das Eruptionsrisiko weiter steigen lassen.

Kamaʻehuakanaloa: Schwarmbeben detektiert

Erdbeben der letzten 2 Wochen auf Hawaii. Schwache Erschütterungen kleiner Null fehlen. © HVO

Schwarmbeben am submarinen Vulkan Kamaʻehuakanaloa vor Hawaii festgestellt

Am submarinen Vulkan Kamaʻehuakanaloa, der vor der Südostküste von Big Island Hawaii liegt und früher Lōʻihi Seamount hieß, setzte gestern gegen 2:00 Uhr HST ein Erdbebenschwarm ein. Das Schwarmbeben endete nach sechs Stunden und setzte sich aus 16 sehr schwachen Erschütterungen zusammen. Die Magnituden waren so schwach, dass sie im negativen Bereich angesiedelt waren, dennoch brachte das HVO eine Sondermeldung zu dem Ereignis heraus. Auf der Shakemap des HVO sind sie aber nicht zu sehen. Dort werden mir übrigens auch nur sehr wenige Erschütterungen am Kilauea angezeigt, wahrscheinlich werden die ganz schwachen Mikrobeben nicht mehr visualisiert.
Die Hypozentren der Beben lagen in mehr als 14 Kilometern Tiefe und wurden sehr wahrscheinlich von aufsteigenden Fluiden verursacht. Bei den geringen Magnituden könnte es sich um aufsteigendes Gas gehandelt haben, das Mikrofrakturen beim Aufstieg verursachte. Bislang hat das HVO keine Berichte über spürbare Erschütterungen auf der Insel Hawaii erhalten.

Die gesteigerte seismische Aktivität des Kamaʻehuakanaloa hatte keine Auswirkungen auf andere Vulkane oder die Infrastruktur der Insel. Die Ursache der Erdbeben ist schwer festzulegen, könnte jedoch mit der Bewegung von Magma unter dem Vulkan zusammenhängen. Frühere Schwärme im Zusammenhang mit möglichen Ausbrüchen des Kamaʻehuakanaloa umfassten Tausende von Erdbeben über Tage bis Wochen. Ein Ausbruch dieses Unterwasservulkans hätte keine direkten Auswirkungen auf die Bewohner der Insel Hawaii.

Die Vulkanologen vom HVO überwachen den Kamaʻehuakanaloa weiterhin genau und werden bei signifikanten Änderungen in der Aktivität die Öffentlichkeit informieren.

Erneute Eruptionspause am Kilauea

Darüber hinaus gibt es auch Neuigkeiten vom Kilauea, der seit dem Morgen des 18. Januars wieder pausiert und keine Lava mehr fördert. Mit dem Ende des eruptiven Pulses stoppte die Deflation und es setzte wieder Inflation ein, was zu einer Anhebung des Bodens im Gipfelbereich des Vulkans führte. Auf der LiveCam erkennt man nachts noch rot illuminierten Dampf aus einem der Förderschlote am Südwestrand des Halema’uma’u-Kraters aufsteigen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich erneut nur um eine Eruptionspause handelt und dass eine neue eruptive Episode beginnt, sobald der Druck im Speicher und Fördersystem wieder groß genug ist. Die Eruption pausiert zum vierten Mal. Der Ausbruch begann am 23. Dezember mit einer Spaltenöffnung und der Förderung von Lavafontänen.

Island: Schwarmbeben bei Eldey am 21.01.25

Schwarmbeben bei Eldey vor der Westspitze von Reykjanes – 22 Erschütterungen

Seit heute Mittag bebt es wieder vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel, wo sich in der Nähe des Vulkanfelsen Eldey bis jetzt 22 Beben zutrugen. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,3 und manifestierte sich in 3900 Metern Tiefe. Das Epizentrum wurde 2,3 km nordöstlich von Eldey lokalisiert. Da es nicht das Initialbeben der Sequenz war, kann man getrost von einem Schwarmbeben sprechen und nicht von Hauptbeben und Nachbeben. An dieser Lokation sahen wir in den letzten Monaten häufiger Schwarmbeben. Ob sie durch die Bodenhebung bei Svartsengi ausgelöst werden, weil sich dort das Spannungsfeld ändert, was tektonische Beben an Störungszonen auslösen könnte, ist ungeklärt. Es können auch tektonische Beben ohne einen Zusammenhang zur Magmenakkumulation sein.

Auch an anderen Lokationen auf Reykjanes bebte es: IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 52 Beben, zusätzlich zu jenen vor der Küste bei Eldey. Die Erschütterungen konzentrierten sich auf 2 Schwarmbeben bei Krysuvik und Bláfjallaskáli. Aber auch an anderen Stellen gab es vereinzelte Beben, darunter am Fagradalsfjall. Bei Svartsengi/Grindavik gab es nur eine Erschütterung.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiter an, die Messdaten zeigen eine Verlangsamung des Magmenaufstiegs, wobei hier auch Messungenauigkeiten auftreten könnten. Solche Ungenauigkeiten kommen durch die Einwirkung äußerer Kräfte auf die Satellitenumlaufbahnen zustande. Hier können geomagnetische Stürme, aber auch gravitative Kräfte am Werk sein. Letztendlich muss sich die Bahn eines Satelliten nur um wenige Millimeter verschieben, um ungenaue Messungen zu erzeugen.

Am Grjotarvatn gab es innerhalb von 2 Tagen 4 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2.

Auf ganz Island wurden 111 Beben festgestellt. Es bebte auch im Bereich des Vatnajökull und an der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden Islands. Trotz der großen Planetenkonstellation heute, bei der 6 der großen Planeten in einer Reihe am Abendhimmel stehen, blieben ungewöhnlich starke Schwarmbeben bislang aus.

Taiwan: Erdbeben Mw 6,0 am 20.01.24

Starkes Erdbeben erschüttert Süden von Taiwan – 15 Personen verletzt

Datum 20.01.25 | Zeit: 16:17:26 UTC | Koordinaten:  23.230 ; 120.570 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Der Süden von Taiwan wurde gestern Nachmittag um 16:17:25 Uhr UTC (12:17:25 Uhr am 21. Januar Ortszeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in gut 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 Kilometer nördlich von Yujing verortet. In dem Ort leben ca. 16.500 Menschen. Die nächstgrößere Stadt ist Tainan mit gut 771.000 Einwohnern. 15 Personen erlitten Verletzungen, da die Erschütterungen Schäden anrichteten. Unter ihnen waren sechs Menschen, darunter ein Kind, die aus einem eingestürzten Gebäude im Stadtbezirk Nanxi in Tainan gerettet wurden. Zudem wurde eine Brücke auf einer Provinzstraße beschädigt und es kam zu kleineren Beschädigungen an mehreren Gebäuden. Todesopfer wurden bislang nicht gemeldet.

Neben den beschriebenen Beschädigungen fielen zahlreiche Gegenstände um, und in Supermärkten stürzten Waren aus den Regalen zu Boden. Dem EMSC liegen auch zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Sie stammten aus einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern Entfernung zum Epizentrum. Einige Bebenzeugen befanden sich sogar auf dem chinesischen Festland.

Taiwan liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone mit intensiver seismischer und vulkanischer Aktivität, die den Pazifik umspannt und für die meisten Erdbeben weltweit verantwortlich ist.

Komplexe Tektonik in Taiwan bedingt hohe Seismizität

Die Tektonik Taiwans ist komplex, da an der Westküste zwei große Störungszonen aufeinandertreffen und eine sogenannte Triplejunction bilden. Bei diesen Störungszonen handelt es sich um die aus östlicher Richtung kommende Ryukyu-Subduktionszone, die auf die nord-südlich verlaufende Manila-Subduktionszone trifft, welche aus dem Okinawa-Graben hervorgeht. Zwar ist es auf den tektonischen Karten so dargestellt, dass es zu keinem direkten Kontakt der beiden senkrecht aufeinander stehenden Störungszonen kommt, doch de facto ziehen durch Taiwan zwei weitere große Störungen, die parallel zur Manila-Subduktionszone verlaufen und sich entlang der Westküste der Insel erstrecken. Dabei handelt es sich um die Störungen von Chukou und Lishan. Das Epizentrum lag im Bereich der erstgenannten Störung.

Dem Hauptbeben folgten bislang 9 Nachbeben. Sie hatten überwiegend Magnituden im Viererbereich. Ein Beben brachte es auf Mb 5,1. zudem gab es ein Vorbeben. Weitere Erschütterungen könnten folgen.

Erst im vergangenen April erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,4 die östliche Bergregion von Hualien. Damals kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, und über 1.000 wurden verletzt. Dieses Beben war das stärkste in Taiwan seit 25 Jahren und wurde von Hunderten Nachbeben begleitet.

Deutschland: Weitere Beben bei Klingenthal

Schwache Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet bei Klingenthal

Datum 19.01.25 | Zeit: 9:51:34 UTC | Koordinaten: 50.374 ; 12.490 | Tiefe: 3,4 km | Mb 1,8

Im Erdbebengebiet bei Klingenthal, an der Grenze zwischen Deutschland und der Tschechei, gab es gestern wieder einige schwache Erdbeben, von denen das Stärkste eine Magnitude von 1,8 aufwies und ein Hypozentrum in 3 Kilometern Tiefe hatte. Das Epizentrum wurde 14 km südöstlich von Falkenstein verortet. Diese Werte stammen vom EMSC, das die schwächeren Beben der Serie nicht erfasste. Die anderen 8 Erschütterungen werden aber auf der Erdbebenseite der Tschechischen Akademie der Wissenschaften angezeigt. Dort ist zu erkennen, dass sich in den letzten Tagen zwei eng beieinander liegende Erdbeben-Cluster gebildet haben, die zwischen den Städten Klingenthal auf der deutschen Seite und Bublava auf der tschechischen Seite liegen. Die Erdbebenserie begann am 2. Januar und setzte sich mit unterschiedlicher Intensität bis gestern fort, wobei damit zu rechnen ist, dass es weitere Beben geben wird.

In den sozialen Medien und auch in einigen Zeitungsartikeln wird darüber diskutiert, ob es sich um ein Schwarmbeben handelt, oder ob es ein Hauptbeben gab und man die folgenden Erschütterungen als eine Nachbebensequenz ansehen muss. Tatsächlich ereignete sich das stärkste Beben der Sequenz am Anfang der Serie und lieferte sozusagen den Startschuss hierzu. Nur, sollte die Verortung stimmen, dann lag es gut 5 Kilometer südwestlich des Erdbebenclusters zwischen den beiden Orten. In diesem Fall liegt die Vermutung nahe, dass der stärkere Erdstoß ein Schwarmbeben triggerte, das sich aber an einem anderen Teil der Störungszone abspielt. Somit wären es keine Nachbeben.

Auch beim weiter südlich gelegenen Franzenbad gab es zum Jahresanfang eine Erdbebenserie, die sich aber nicht weiter fortzusetzen scheint. Die Beben hier lagen in Tiefen um 10 Kilometer. Ich gehe davon aus, dass sie an beiden Lokationen tektonischer Natur waren. Es ist aber nicht auszuschließen, dass ein Magmenkörper im tieferen Untergrund Spannungen verursacht, die letztendlich zu den Erdbeben führen. An beiden Lokationen muss man generell immer mit weiteren Schwarmbeben rechnen.

Weiterführender Link: Magmatismus im Cheb Becken

Island: Erdbeben M 3,2 beim Keilir

Der Keilir liegt auf der Reykjanes-Halbinsel. © Marc Szeglat

Schwarmbeben beim Keilir auf Reykjanes – Stärkste Erschütterung M 3,2

Datum 19.01.25 | Zeit: 13:45:09 UTC | Koordinaten: 63.938 ; -22.095 | Tiefe: 3,8 km | Mb 3,2

Gestern Nachmittag ereignete sich auf Island um 13:45 Uhr UTC ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Das Epizentrum wurde 3,8 Kilometer östlich des vulkanisch geprägten Berges Keilir detektiert, der im Norden zwischen den Systemen von Fagradalsfjall und Krysuvik liegt, aber noch zu letzterem zählt. Wir erinnern uns, dass in dem Areal der magmatische Gang endete, der vor der ersten Eruption am Fagradalsfjall intrudierte und damals die neue Eruptionsphase auf der Reykjaneshalbinsel einläutete.

Keilir liegt zwischen den Orten Hafnarfjörður und Keflavík und unweit der Hauptstadt Reykjavik. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name übrigens Kegel, was ziemlich gut passt. Der Grund, warum ich den Keilir als „vulkanisch geprägten Berg“ bezeichne, liegt an der Abwesenheit eines erkennbaren Kraters. Dennoch ist er vulkanischen Ursprungs: Er entstand durch mehrere Ausbrüche an der gleichen Stelle unter der Gletscherbedeckung der Eiszeit und setzt sich aus Palagonit zusammen.

Der Erdbebenschwarm setzte sich aus einem Dutzend Beben zusammen und auch wenn der Keilir als Orientierungspunkt der Verortung herangezogen wurde, manifestierte sich der Erdbebenschwarm doch an einem anderen Vulkanberg ähnlicher Entstehung: dem Trölladyngja, der definitiv zum Krysuvik-System gehört.

Weitere Schwarmbeben auf der Reykjanes-Halbinsel ereigneten sich an den Lokationen Raufarhólshellir, Skeggi á Hengli und Reykjanestá. Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 70 Erschütterungen detektiert. Bei Svartsengi gab es nur ein einziges Mikrobeben.

Die Bodenhebung bei Svartsengi entschleunigte sich in den letzten 2 Tagen, wenigstens wenn man dem Verlauf des Grafen zu den GNNS-Messungen Glauben schenkt. Es könnte aber auch sein, dass es abermals zu schwachen Abweichungen in den Satellitenlaufbahnen gekommen ist, die die Messwerte verfälschen. Oft sind es gravitative Einflüsse der Gezeitenkräfte, die solche Abweichungen hervorrufen. Vielleicht zeigt sich hier die Planetenkonstellation von Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun für verantwortlich, die in 2 Tagen stattfinden wird. Manch einer fürchtet bei solchen Konstellationen den Weltuntergang in Form von verheerenden Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Mal gucken, ob wir in 3 Tagen noch hier sein werden. Falls es zum Weltuntergang kommt, berichte ich natürlich darüber.

Campi Flegrei von Erdbeben M 3,0 erschüttert

Fangopool im Solfatara-Krater der Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude 3,0 erschütterte Campi Flegrei – Erschütterungen im gesamten Gebiet spürbar gewesen

Datum 17.01.25 | Zeit: 16:53:50 UTC | Koordinaten: 31.860 ; 131.519 | Tiefe: 1,9 km | Mb 3,0

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag erneut von einem weithin spürbaren Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Magnitude von 3,0 und ereignete sich um 16:53:50 Uhr UTC bei den Koordinaten 40,8290; 14,1328. Das Epizentrum manifestierte sich knapp 100 Meter westlich des Solfatara-Kraters, in einem bebauten Gebiet entlang der Via Solfatara. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,9 Kilometern lokalisiert. Dieser stärkste Erdstoß des Jahres war im gesamten Gebiet der Campi Flegrei deutlich spürbar und sorgte bei den Anwohnern für Aufregung.

Interessanterweise handelte es sich um ein Dreifachbeben: Mit wenigen Sekunden Abstand ereigneten sich zwei weitere Erschütterungen im gleichen Areal. Diese erreichten Magnituden von 1,6 und 1,7 und wurden Berichten zufolge ebenfalls von einigen Bewohnern wahrgenommen. Das schwächste der drei Beben war der erste Stoß der Serie. Insgesamt wurden seit gestern 16 Beben in der Region registriert, sodass man hier von einem kleinen Schwarmbeben sprechen kann. Die Mehrheit dieser Beben trat in geringen Tiefen im Areal der Solfatara auf.

Die aktuelle Erdbebentätigkeit steht im Einklang mit der generellen Entwicklung der Campi Flegrei. Im Januar wurden bislang 134 Erschütterungen detektiert, was die Aktivität im Vergleich zum Vormonat als stabil erscheinen lässt. Die anhaltende seismische Aktivität spiegelt sich auch in der weiteren Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems wider. Hierbei spielen sowohl geophysikalische als auch geochemische Parameter eine Rolle. So schwankte die Temperatur der austretenden Gase an der Pisciarelli-Hauptfumarole, bedingt durch Niederschläge, zwischen 94 und 97 Grad Celsius. Lag die meiste Zeit aber am oberen Ende des Schwankungsbereichs. Zudem wurden große Mengen Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Im Dezember erreichte der CO₂-Ausstoß etwa 3.000 Tonnen pro Tag, was dem Ausstoß eines aktiven Vulkans entspricht.

Anhand der Ausgestoßenen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid-Menge gehen die INGV-Forscher davon aus, dass die Fluide im Hydrothermalsystem 250 Grad heiß sind. Zum Anfang des Jahrtausends soll die Temperatur bei 215 Grad gelegen haben. Seitdem stieg die Temperatur des Hydrothermalsystems um 35 Grad.

Die Bodenhebung, gemessen an der RITE-Station, beträgt aktuell etwa 10 mm pro Monat. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 hob sich der Boden der Campi Flegrei um beeindruckende 1.370 mm; allein 2024 waren es 265 mm. Die anhaltende Hebung deutet auf eine mögliche Magmenintrusion in 4 bis 5 Kilometern Tiefe hin, die sich während der beschleunigten Hebungsphase im letzten Sommer verstärkt haben könnte.

Japan: Hohes Risiko für Megathrust-Erdbeben

Hohes Erdbebenrisiko in Japan – Zunehmende Bedrohung durch potenzielles Starkbeben im Nankai-Graben

Heute vor 30 Jahren bebte in Japan die Erde, was eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Landes auslöste. Das Beben der Magnitude 6,8 dauerte nur 20 Sekunden, zerstörte aber große Teile der Stadt Kobe und legte mehr als 100.000 Gebäude in Schutt und Asche. 6.434 Menschen fanden den Tod, etwa 43.000 Personen wurden verletzt und 300.000 Menschen obdachlos. Heute gedenkt Japan dieser Katastrophen, die aber nicht die schlimmste des Inselstaates war. Das Beben ereignete sich an der Nojima-Verwerfung, die Teil des komplexen tektonischen Systems der Niigata-Kobe-Tectonic-Zone ist. Diese Störungszone verläuft überwiegend im Nordwesten der Insel Honshu und ist mit der Median Tectonic Line assoziiert. Es wurde durch eine plötzliche Verschiebung entlang einer aktiven Blattverschiebung verursacht, bei der im Wesentlichen die Eurasische Platte und die Philippinische Platte miteinander interagierten.

Nun enthüllten japanische Seismologen, dass an einer anderen Störungszone weiteres Unheil droht: Das Risiko eines katastrophalen Mega-Bebens am Nankai-Graben, einem Subduktionsgraben vor der Pazifik-Küste Japans, soll sich signifikant erhöht haben. Neue Analysen warnen vor potenziellen Schäden in ungeahntem Ausmaß, die dicht besiedelte Gebiete bedrohen könnten. So ein Starkbeben könnte eine Magnitude im Achter- oder sogar im Neunerbereich haben und en par mit den stärksten Erschütterungen der Welt liegen.

Der Nankai-Graben liegt im Pazifik entlang der südlichen Küste Japans und markiert die Kollisionszone zwischen der Philippinischen Platte und der Eurasischen Platte. Diese Subduktionszone ist seit Jahrhunderten bekannt für wiederkehrende Mega-Beben.


Alle 100 bis 200 Jahre ereignet sich ein Mega-Beben am Nankai-Graben. Das letzte extrem starke Beben mit der Magnitude 8,4 manifestierte sich 1946. Das Risiko, dass sich innerhalb von 30 Jahren ein erneutes Starkbeben ereignet, liegt laut den Experten aktuell bei 82 Prozent. Jedes Jahr steigt das Risiko um 1 Prozent.

Die Folgen eines Starkbebens am Nakai-Graben wären verheerende Tsunamis, so wie sie in Japan zuletzt im Jahr 2011 auftraten. Wellen von mehreren Zehnermetern Höhe könnten Teile der japanischen Westküste und insbesondere die Inseln wie Shikoku und Kyushu überrollen. Man rechnet im schlimmsten Fall mit Hunderttausenden Toten, insbesondere in dicht besiedelten Küstenregionen. Durch die Zerstörung von Infrastruktur, Industrieanlagen und Wohngebieten könnten Schäden entstehen, die sich auf mehrere Hundert Milliarden US-Dollar belaufen.

Doch was sagen Studien aus, die auf Statistiken beruhen? Die Erde ist ein dynamischer Planet, und so paradox es klingen mag, tragen Erdbeben und Vulkanausbrüche genauso wie Stürme zur Stabilität des Gesamtsystems bei. In den Regionen nahe der Plattengrenzen kann sich jederzeit ein Starkbeben ereignen, die sich bis jetzt im Endeffekt nicht prognostizieren lassen. Für die betroffenen Regionen ist es dennoch von Vorteil, einen ungefähren Zeitrahmen abstecken zu können, wann sich eine Katastrophe ereignen könnte, damit entsprechende Schutzmaßnahmen im Gebäudesektor umgesetzt werden.

Island: Neues Schwarmbeben am Grjótárvatn

Am Grjótárvatn auf Island kam es zu einem weiteren Schwarmbeben – Stärkstes Beben M 3,2

Heute Morgen manifestierte sich in der Nähe des Sees Grjótárvatn ein neues Schwarmbeben. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 26 Beben im Gebiet der Vulkanzone der Snæfellsnes-Halbinsel im Westen von Island. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,2 und einen Erdbebenherd in 15 Kilometern Tiefe. Die Tiefe ist typisch für ein Erdbeben, das durch Magma ausgelöst wurde, das versucht, in die Erdkruste einzudringen. Das Epizentrum wurde 27,6 km nördlich von Borgarnes verortet.

Die Seismizität in der Gegend des Grjótárvatn begann bereits im Jahr 2021 zu steigen, etwa zeitgleich mit dem Beginn der Eruptionen am Fagradalsfjall, doch in den letzten Monaten nahm die Seismizität signifikant zu. Zunächst war man sich unsicher, ob die Beben rein tektonischer Natur sind oder ob sie mit Magmenaufstieg im Zusammenhang stehen. Daher wurden im Herbst letzten Jahres zusätzliche Messgeräte installiert, mit denen man auch Beben im Bereich der Mikroseismizität empfangen kann. Tatsächlich wurde Anfang Januar eine länger anhaltende Tremorphase detektiert. Seitdem besteht Gewissheit, dass die Beben im Osten der Snæfellsnes-Volcanic-Zone magmatischen Ursprung sind. Die Schmelze sammelt sich offenbar in einem tief liegenden Reservoir in der oberen Asthenosphäre, im Grenzbereich zur Erdkruste, eine Bodenhebung wurde noch nicht detektiert. Von daher rechne ich nicht mit einem baldigen Ausbruch, sondern ehr mit einer mehrjährigen Akkumulationsphase in der Tiefe, bis das Magma dann in flacher liegenden Regionen der Erdkruste aufsteigt. Von da an ist es dann wahrscheinlich eine Frage von Monaten, bis es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Generell hat es den Anschein, dass die vulkanische Aktivität auf Island in den letzten Jahren zunimmt. Teilweise liegen die Nerven bei den Verantwortlichen blank, was sich u.a. darin widerspiegelt, dass man infolge des Erdbebenschwarms, der sich Anfang der Woche am Bardarbunga ereignete, den Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Gelb“ erhöhte. Nimmt man das Verhalten des Vulkans vor dem Ausbruch 2014 als Maßstab, dann sollten sich vor einer größeren Eruption weitaus stärkere Phasen von Schwarmbeben ereignen, als es am Dienstag der Fall war. Auch an dieser Lokation rechne ich nicht so schnell mit einem Ausbruch.

Anders sieht es im Svatsengi-Gebiet auf der Reykjaneshalbinsel aus. Hier nähert sich die Bodenhebung mit gleichmäßigen Schritten dem Punkt, ab dem das Eruptionsrisiko schnell anwächst. Wie IMO mitteilte, beträgt die Zuflussrate des Magmas in das flach liegende Speichersystem unter Svartsengi konstant 3 Kubikmeter pro Sekunde. Die Vulkanologen rechnen ab Ende Januar mit einer neuen Eruption. Ich sehe ein gesteigertes Risiko ab Mitte Februar, wobei es nicht auszuschließen ist, dass eine neue Eruption bereits in den nächsten Tagen startet.