Deutschland: Erdbeben in Sachsen

Erdbeben M 2,6 am Rand der Sächsischen Schweiz detektiert – Bebenzeugen berichten über Wahrnehmungen

Datum 01.02.25 | Zeit: 08:12:14 UTC | Koordinaten: 51,003 ; 13,914 | Tiefe: 0,1 km | Mb 2,6

Gestern Morgen kam es verschiedenen Medienberichten zufolge im Bundesland Sachsen zu einem Erdbeben der Magnitude 2,6. Das Epizentrum lag im südöstlich von Dresden gelegenen Graupa im Kreis Pirna. Der Erdstoß wird weder in den Erdbebenlisten vom GFZ noch beim EMSC geführt. Meine Internetrecherche zu öffentlich zugänglichen Seismogrammen des Sächsischen Erdbebendienstes verlief zunächst erfolglos, doch dann habe ich wenigstens einen Listeneintrag auf der Website „Seismologie in Mitteldeutschland“ gefunden, die von offizieller Stelle in Thüringen betrieben wird und den Erdstoß bestätigt.

In den Medien werden zudem Bebenzeugen zitiert, die von einem lauten Knall gefolgt von Grollen und leichten Erschütterungen berichten. Tatsächlich lag der Erdbebenherd nur in 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel und somit ungewöhnlich nahe an der Erdoberfläche. Graupa liegt 164 m über dem Meeresspiegel, also hat sich das Beben in keine 300 m Tiefe zugetragen. Der Ort befindet sich im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wie der Name Erzgebirge vermuten lässt, gibt es in der Region zahlreiche alte Bergwerksstollen, die oberflächennah liegen und in denen verschiedenste Metallerze und andere mineralische Rohstoffe gefördert wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass es zu einem Bergsturz in einem dieser alten Stollen gekommen ist.

Ein tektonischer Zusammenhang lässt sich allerdings auch nicht ausschließen, denn in der Region Pirna gibt es mehrere Jahrmillionen alte Störungszonen der sogenannten Elbzone, die eigentlich als inaktiv angesehen wird. Die markantesten sind die Westlausitzer Störung und die Mittelsächsische Störung, die südlich von Pirna liegen, während sich Graupa nördlich davon befindet.

Was als ausgeschlossen gilt, ist ein direkter Zusammenhang mit den Schwarmbeben im weiter südlich liegenden Vogtland. Hier hatte es Anfang Januar eine deutlich erhöhte Seismizität und Schwarmbeben an 3 Lokationen gegeben, die mit dem Cheb-Becken und dem Egergraben in Zusammenhang standen. Die Aktivität dort schwächte sich in den letzten Tagen ab, aber es kommt immer noch sporadisch zu Erschütterungen. Die letzten Beben gab es am 31. Januar und hatten Magnituden kleiner 2. Interessant ist allerdings, das die NW-SE streichenden Störungszonen aus dem Erzgebirge in Böhmen senkrecht auf die Verlängerung des Egergrabens stoßen.

Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.

Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Indonesien: Erdbeben Mw 5,6 trifft Sulawesi

Zahlreiche Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich

Datum 28.01.25 | Zeit: 14:53:34 UTC | Koordinaten: 0.479 ; 121.200 | Tiefe: 91 km | Mw 5,6

Heute scheint irgendwie Erdbebentag zu sein, denn das GFZ registrierte bis jetzt 7 Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich und eine größere Anzahl an Erschütterungen eine Magnitude darunter. Die meisten Beben reihen sich entlang des pazifischen Feuerrings auf, der den Verlauf der Plattengrenze des Pazifiks markiert. Zwei der stärkeren Beben ereigneten sich allerdings im Bereich der Osterinsel, wo es einen Doppelwumms (danke Olaf) mit den Magnituden 5,7 und 5,2 gab. Das stärkste Beben ereignete sich heute allerdings bei den zu Neuseeland gehörenden Kermadec-Inseln und brachte es auf Mw 5,8. Auch hier gab es einen Doppelwumms, denn ein zweites Beben hatte hier eine Magnitude von 5,3. Im Süden der neuseeländischen Nordinsel (ach wie schön) bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Viele der Beben liegen in Regionen mit aktivem Vulkanismus und es könnte immer sein, dass sich Erdbeben der beschriebenen Größenordnung auf die Aktivität des Vulkans auswirken, wobei sicher am Interessantesten ist, wenn Ausbrüche getriggert statt abgewürgt werden.

Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert Nord-Sulawesi – Mehrere Vulkane in der Nähe

Im Bereich des Bebens aus dem Titel zu diesem Artikel liegen auch mehrere aktive Vulkane. Das Beben im Norden der indonesischen Insel Sulawesi ist das jüngste der hier aufgeführten Erschütterungen und wurde anfänglich vom Erdbebendienst Indonesiens mit einer Lokal-Magnitude (Richter-Skala) von 6,1 eingestuft, weshalb ich überhaupt anfing, diesen Artikel zu schreiben. Die Momentmagnituden fallen für gewöhnlich etwas niedriger aus als die Lokalmagnituden, und bis diese Werte zur Verfügung stehen, vergeht immer ein wenig Zeit.

Theoretisch war der Erdstoß stark genug, um Schäden zu verursachen, doch Meldungen hierzu liegen noch nicht vor. Da sich das Hypozentrum in 91 Kilometern Tiefe befand, wirkte sich das Beben auch an der Oberfläche nicht besonders stark aus. Dennoch war es in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und dürfte bei dem einen oder anderen Inselbewohner einen Schreckmoment verursacht haben.

Das tektonische Setting von Sulawesi ist komplex, da es mehrere bedeutende Störungszonen gibt. Eine, an der sich in der Vergangenheit starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen ereignet haben, ist die Palu-Koro-Fault. Hierbei handelt es sich um eine Blattverschiebung, die aber ein Stück westlich des aktuellen Epizentrums verläuft. Wahrscheinlich stand das Erdbeben mit der Subduktionszone nördlich von Sulawesi in Verbindung und ereignete sich an einem Stück subduzierter Erdkruste, das bis in den oberen Erdmantel abgetaucht ist.

Im Norden von Sulawesi, bzw. nördlich der Insel, liegen die Vulkane Karangetang, Lokon, Ruang und Soputan, die aber bis jetzt keine erkennbaren Reaktionen auf den Erdstoß zeigen. Der Soputan war in der letzten Woche allerdings etwas unruhig und generierte eine Reihe vulkanotektonischer Erdbeben.

Santorin: Schwarmbeben nördlich der Insel

Blick von Thira auf Santorin in Richtung Nea Kameni. © Marc Szeglat

Schwarmbeben nördlich von Santorin erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin wurde seit letzter Woche von mehreren Erdbeben getroffen. Das stärkste ereignete sich am 25. Januar und hatte eine Magnitude von 3,6. Der Erdbebenherd lag in 11 Kilometern Tiefe und das Epizentrum manifestierte sich an der Küste von Thirasia. Hierbei handelt es sich um die westliche Insel des Archipels, wo sich der westliche Calderarand über den Meeresspiegel erhebt. Aber auch auf Nea Kameni und Santorin selbst bebte es. Heute kam es dann zu einem kleinen Erdbebenschwarm nördlich von Santorin, der auch das Areal des submarinen Vulkans Kolumbos streifte. Der Schwarm setzt sich aus 19 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich zusammen. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 21 Kilometern. Ob sie tektonischen Ursprungs sind oder durch die Bewegung magmatischer Fluide ausgelöst wurden, ist noch unklar.

In den letzten Wochen konnte man eine leichte Zunahme der Seismizität bei Santorin beobachten. So wie es aussieht, ergibt sich hieraus ein Trend. Obgleich es immer wieder zu Erdbeben kommt, treten Schwärme nicht ganz so häufig auf. Zuletzt ereignete sich auf Santorin im Jahr 2012 eine signifikante Aktivitätssteigerung, während der es zu zahlreichen Schwärmen kam, die mit einer partiellen Hebung des Calderabodens einherging. Damals rechnete man schon fast mit einem Vulkanausbruch, der dann aber doch ausblieb.

Die Santorin-Caldera gehört zusammen mit den Campi Flegrei und dem Vesuv zu den gefährlichsten Vulkanen Europas. Sie zeigte sich für die wohl verheerendste Eruption im Europa der Bronzezeit und Antike verantwortlich. Als Minoische Eruption, die sich ca. vor 3600 Jahren ereignete, ging sie in die Geschichtsbücher ein. Der durch diese Eruption ausgelöste Tsunami könnte den Untergang der Minoischen Kultur eingeläutet haben und wirkte sich auch auf die Ägypter aus. Bei dem Ausbruch entstand eine Caldera, in der folgende normale Eruptionen den Inselvulkan Nea Kameni bildeten. Dieser war zuletzt im Jahr 1950 aktiv. Eine stärkere Eruptionsperiode ereignete sich zwischen 1939 und 1941. Der Vulkan ist also alles andere als erloschen und könnte mittelfristig betrachtet wieder ausbrechen. Für den Tourismus wäre bereits ein normalgroßer Ausbruch katastrophal, sieht man mal von Vulkantouristen ab, die gezielt Eruptionen beobachten wollen.

Beim Kolumbos handelt es sich übrigens um einen hydrothermal aktiven submarinen Vulkan, der ca. 7 Kilometer nordöstlich von Santorin liegt. Sein Calderarand reicht bis in eine Wassertiefe von 18 m auf. Der Calderaboden befindet sich allerdings in mehr als 500 m Tiefe.

Island: Steigerung der Seismizität bei Sundhnukur

Leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit im potenziellen Eruptionsgebiet auf Island

Seit gestern nehmen die schwachen Erdbeben im Svartsengigebiet und insbesondere im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe leicht, aber merklich zu. Es haben sich 6 schwache Erdbeben mit Magnituden kleiner als 1 manifestiert. Generell geht die Bodenhebung wie gewohnt weiter, doch an einigen Messstationen wird eine Subsidenz angezeigt, die an der Messstation SKSH besonders deutlich hervortritt.  Aber auch an anderen Stationen westlich von Svartsengi tritt diese Subsidenz auf. Wie gehabt stellt sich die Frage, ob die vermeintliche Subsidenz von Messungenauigkeiten hervorgerufen wird oder ob es sich um eine echte Subsidenz handelt, so wie wir sie unmittelbar vor dem Beginn neuer Eruptionen häufiger sehen konnten. Vom Zeitpunkt her würde es passen, zumindest, wenn man die Werte von vor der letzten Eruption 1:1 überträgt. Die Vulkanologen von IMO halten die Prognose aufrecht, dass Ende Januar/ Anfang Februar wieder so viel Magma ins flach liegende Speichersystem nachströmte, wie bei der letzten Eruption ausgestoßen wurde. Nach dieser These könnte man also ab jetzt jederzeit mit einem neuen Eruptionsbeginn rechnen. Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt wieder die oben erwähnte Kraterreihe.

Die Seismizität im Svartsengigebiet zeigt zwar leicht zunehmende Tendenzen, ist aber noch ein gutes Stück von Schwarmbebentätigkeit entfernt. Auch in anderen Regionen von Reykjanes bebte es vermehrt. Auffällig ist ein Anziehen der Seismizität bei Fagradalsfjall und Krysuvik, wo sich innerhalb von einem Tag insgesamt 25 Beben manifestierten. Ähnliches Verhalten sahen wir ebenfalls einige Tage bis Wochen vor den letzten Eruptionen bei Sundhnukur.

Im Bereich vom Grjotarvatn gab es 4 weitere Erschütterungen und selbst unter dem Hofsjökull bebte es. Eine Häufung von Erdbeben zeigte sich auch nördlich des Myvatn, zwischen den Lavafeldern von Krafla und Þeistareykir. Hier mündet das Tjörnes-Risssystem und wahrscheinlich sind es tektonisch bedingte Beben.

Auf ganz Island waren es innerhalb von 48 Stunden 164 Erschütterungen, die vom seismischen Netzwerk detektiert wurden.

Campi Flegrei: Bedenklicher Gebäudezustand

Weitere Erdbeben unter der Campi Flegrei – Bedenklicher Gebäudezustand in Pozzuoli

Seit dem 24. Januar manifestierten sich unter dem süditalienischen Calderavulkan 23 Erdbeben. Das stärkste ereignete sich am Abend des 24. Januar und hatte eine Magnitude von 2,2. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich nahe der Küste zwischen Solfatara und Monte Nuovo sowie südlich des Monte Gauro. Das Beben war Teil eines kleinen Schwarms, der sich in diesem Areal konzentrierte. Darüber hinaus gab es jedoch auch schwache Erschütterungen, die weiter verstreut auftraten.

Diese Erdbeben stellen ein sich aufsummierendes Problem für die teilweise marode Bausubstanz von Pozzuoli und umliegenden Gemeinden dar. Die häufigen Erschütterungen setzen den Gebäuden erheblich zu und schwächen sie zunehmend. Dabei sind es nicht nur die Vibrationen, die Schäden verursachen, sondern auch die Bodenhebung, welche eine horizontale Bodenverschiebung bewirkt. Dadurch wird das Mauerwerk der Gebäude einer Zerreißprobe ausgesetzt, die es langfristig nicht bestehen kann.

Vulkanologe a.D. Giuseppe Luongo wies in einem Interview mit Pozzuoli News 24 auf die Problematik der zunehmenden Gebäudeschwächung hin. Er betonte, dass die Entwicklung besonders besorgniserregend sei und forderte, widerstandsfähigere Häuser zu bauen. Der Vulkanologe vertritt außerdem die Meinung, dass das Bradyseismus-Phänomen langsam nachlasse und man eine Verlangsamung des Prozesses beobachten könne. Meiner Meinung nach hat sich zwar die Aktivität gegenüber dem letzten Sommer abgeschwächt, doch sollte man bedenken, dass die damalige Phase besonders intensiv war und vermutlich durch eine neue Magmaintrusion in 5 Kilometern Tiefe hervorgerufen wurde. Solche Intrusionen treten normalerweise in Schüben auf und verlaufen nicht kontinuierlich. Die derzeitige Aktivität entspricht dem langjährigen Niveau seit 2018 und ist nicht als Anzeichen eines allgemeinen Aktivitätsrückgang zu sehen. Der nächste Schub aufsteigenden Magmas könnte die Bodenhebung wieder beschleunigen.

Giuseppe Luongo erklärte dazu: „Die Schubquelle ist noch vorhanden, setzt jedoch weniger Energie frei. Aufsteigende Flüssigkeiten oder Gase breiten sich seitlich aus. Es könnte sich auch um Magma handeln, das nicht aufsteigen kann (Anmerkung: weil es durch die stabile Deckschicht daran gehindert wird) und seitlich Druck aufbaut. Diese Phase ist kritisch, könnte aber positiv verlaufen, wenn das Phänomen weiter abnimmt und schließlich endet.“

Kontinuierliche Schmelzbildung unter der Campi Flegrei vermutet

Sollte es sich tatsächlich um Magma handeln, das sich in 5 Kilometern Tiefe akkumuliert, wird der Prozess meiner Meinung nach jedoch nicht einfach enden. Die Schmelze entsteht hier durch partielles Schmelzen von Gesteinen in der Asthenosphäre. Dieser Prozess läuft langsam aber kontinuierlich ab und hält lange an. Zunächst sammelt sich Schmelze in einem tief gelegenen Magmenkörper im Bereich der unteren Erdkruste. Von hier aus steigen kleinere Magmenkörper wie Blasen auf – immer dann, wenn sich ein ausreichend großer Schmelzkörper gebildet hat, der aufgrund seiner geringeren Dichte den isostatischen Druck überwinden kann. Die Magmablase steigt bis in den flacher gelegenen Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe auf. Dort besteht ein Gleichgewichtszustand zwischen dem Umgebungsdruck und dem Auftrieb des Magmas aufgrund des Dichteunterschieds zum umgebenden Gestein. Hier sammelt sich so viel Magma, bis der Gasdruck des Magmenkörpers so hoch ist, dass das Magma die Deckschicht durchbrechen kann. Letztendlich kommt es zu einem Vulkanausbruch. Wann dies der Fall sein wird, vermag derzeit niemand zu sagen.

Philippinen: Zwei starke Erdbeben erschüttern Inselwelt

Die Philippinen wurden von zwei Beben Mw 5,7 und 5,4 erschüttert – Leichte Schäden an Infrastruktur

Datum 22.01.25 | Zeit: 23:39:46 UTC | Koordinaten:   10.131 ; 125.180 | Tiefe: 9 km | Mw 5,7

Die Philippineninseln Leyte und Mindanao wurden heute Nacht von einem Doppelwumms in Form von zwei mittelstarken bis starken Erdbeben der Magnituden 5,7 und 5,4 getroffen. Das Hypozentrum des stärkeren Bebens wurde in 9 Kilometern Tiefe ausgemacht, das des schwächeren in 10 Kilometern. Die Epizentren befanden sich 7 km östlich von Liloan auf Leyte und 9 km westlich von Siocon im Westen von Mindanao. Bei beiden Orten handelt es sich um Küstenorte, doch während sich das Beben M 5,7 unter Land manifestierte, lag das Epizentrum des Bebens M 5,4 vor der Küste.

Das Beben bei Liolan verursachte leichte Schäden an der Infrastruktur, wie Risse in Mauern und in Straßen. Beide Beben waren weithin zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus Gebieten in mehr als 100 Kilometer Entfernung zu den Epizentren vor. Zeitlich vergingen gut 4 Stunden zwischen den Beben. Beim GFZ wurden sie übrigens beide mit der Magnitude 5,7 eingeordnet.

Die Philippinen liegen auf dem Zirkumpazifischen Feuergürtel, entlang dessen sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen. So liegt der aktive Vulkan Kanlaon nur 230 Kilometer vom Epizentrum bei Liolan entfernt. Bis zum ebenfalls als aktiv eingestuften Taal auf Luzon sind es gut 660 Kilometer. Damit liegen beide Vulkane im Wirkungskreis des Bebens. Weder Kanlaon noch Taal reagierten mit einer stärkeren Eruption, obgleich es gestern am Taal vor den beiden Erdbeben eine phreatische Eruption gab.

Tektonische Situation der Philippinen

Tektonisch betrachtet stehen die beiden Erschütterungen mit der Kollision der Philippinischen Platte mit der Sundaplatte in Verbindung. Diese Plattenkollision führt entlang des Philippinengrabens zur Subduktion der Philippinenplatte unter die Sundaplatte, was nicht nur Magma erzeugt, sondern auch Erdbeben. Die beiden Erdbeben standen nur indirekt mit dem Philippinengrabens in Verbindung, denn sie manifestierten sich an Störungen der Philippine Fault Zone. Hierbei handelt es sich um eine 1.200 km lange linksseitige Blattverschiebung, die sich von Nordwest nach Südost durch den philippinischen Archipel erstreckt. Sie liegt hinter der konvergenten Grenze des Philippinengrabens und spiegelt die seitliche Bewegung der subduzierenden Philippinischen Seeplatte wider. Die PFZ reicht vom Golf von Davao im Süden über die Inseln Leyte und Masbate bis in die Region Ilocos im Nordwesten von Luzon. Ihre Enden sind durch verzweigte Verwerfungen geprägt, die auf laterale Ausbreitung hinweisen.

Auf der Shakemap oben erkennt man, dass die Seismizität der gesamten Region hoch ist. Am oberen Bildrand sieht man Erdbeben in Taiwan, am unteren Erschütterungen in Indonesien.